Italien: I cantautori

  • Italien: I cantautori

    Ein Cantautore (Kunstwort aus cantante=Sänger und autore=Autor) entspricht ganz grob dem deutschen Liedermacher. Die Cantautori bilden das Rückgrat des italienischen Gesangs, wobei die Grenzen zur Volksmusik einerseits und zum Schlager andererseits fließend sind.

    Italien ist - im Gegensatz zu Frankreich - und noch mehr als Deutschland - regional orientiert, so auch in der Musik. Bei mir macht sich das dadurch bemerkbar, dass ich von fast jedem Urlaub regionale Musik mitbringe und mittlerweile eine gewisse Sammlung von Musik zwischen Mailand und Palermo habe...


    Thomas Deck

  • Milano

    Beginnen wir also mit Mailand. Dort war ich 2 Wochen und wurde doppelt "umsorgt": Ich wohnte bei einer Privatperson, die ich fast jeden Tag traf und mit der ich auch einen Ausflug machte, und in der Sprachschule, bei der ich ein paar Einzelstunden nahm, wurde ich von der Chefin (Ur-Mailänderin) persönlich betreut.

    Der wichtigste Musiker Mailands ist Giorgio Gaber (1939-2003). Seine Karriere ist zweigeteilt: Zuerst war er Schlagersänger, dann wurde er so eine Art politischer Liedermacher. In dieser Zeit (70er Jahre) präsentierte er bei seinen Auftritten eine Mischung aus gesprochenem Text und Liedern. Ich bin froh, dass ich von beiden Phasen je eine Aufnahme habe. Die Schlager (60er Jahre) sind in der Tat eher leicht, aber sie erinnern überraschenderweise an die deutsche 60er-Jahre-Stimmung. Für mich ein Hinweis, dass wir kulturell in manchen Dingen den Italienern näher stehen als allen anderen. Dann habe ich noch Anche per oggi non si vola von 1974, ein typisches Werk von dieser Zeit mit witzigen, politischen Texten.

    Ebenfalls großes Ansehen hat Enzo Jannacci, von ihm habe ich die Aufnahme Milano 3.6.2005. Er singt überwiegend im Mailänder Dialekt, oft mit politischem Inhalt.

    Nanni Svampa liefert mit seiner Aufnahme Ma mi einen repräsentativen Querschnitt durch Mailands Musik von 1939 bis in die 70er Jahre, wobei er auch Stücke von Enzo Jannacci interpretiert.

    Adriano Celentano kennt wohl jeder. Früher hielt ich ihn für einen reinen Schlagersänger, aber er ist viel mehr.

    Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch Angelo Branduardi, da er in der Nähe von Mailand geboren ist und im wesentlichen von Mailand und Genua geprägt ist. Allerdings lässt sich seine Musik keiner bestimmten Region zuordnen.

    Die wichtigsten Lieder aus Mailand:

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    ']O mia bèlla Madunina" (Giovanni D’Anzi, das Mailänder Nationallied)
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    ']La Balilla" (Giorgio Gaber)
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    ']Porta Romana" (Giorgio Gaber)
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    ']Io non mi sento italiano" (Giorgio Gaber)
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    ']Ma mi" (Enzo Jannacci)
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    ']El purtava i scarp del tennis" (Enzo Jannacci)
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    ']Il ragazzo della via Gluck" (Adriano Celentano)


    Thomas Deck

  • Lieber Thomas!

    Danke für diesen Thread! In den dritten Programmen des deutschen Fernsehens gab es vor Jahren eine mehrteilige Serie über die cantautori, die ich aufgenommen habe, aber im Videodschungel nicht mehr so leicht wiederfinden kann.
    "Il ragazzo della via Gluck" ist eines meiner italienischen Lieblingslieder (da verbinde ich Erinnerungen an meine Maturareise), neben einigen von Paolo Conte (der übrigens "Azzurro" für Celentano geschrieben hat. Bei uns ist Celentano oft nur als der Sommer-Sonne-Liedchen-Sänger bekannt, was er aber in Italien für eine musikalische und auch gesellschaftspolitische Stellung hat , wissen viele hier nicht.

    Liebe Grüße, ciao
    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Liebe Renate,

    vielen Dank für die Ergänzung. Paolo Conte wird natürlich im Abschnitt Genua gewürdigt.

    Dennoch wollte ich erwähnen:
    Meine Ausführungen erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich war zwar in der Regel 2 Wochen in der jeweiligen Stadt, aber die Beschäftigung mit der regionalen Musik lief teilweise nur am Rande. Ergänzungen zu meinen Ausführungen sind daher stets willkommen. Zu Mailand müsste man z.B. noch Ornella Vanoni aufzählen, aber von ihr habe ich keine Aufnahme...


    Thomas Deck

  • cantautori: Ornella Vanoni

    http://www.lavocedelledonne.it/admin/image300x300/150.jpg

    Vanoni gilt als eine sehr sensible Sängerin, und sie kam auch unter Strehler: ihr Biographie kann man mit google übersetzen (aus dem Italienischen), was einigermaßen verständlich ist, und immerhin die ganze wiki Seite wiedergibt.

    Auf youtube sind einige hübsche Einspielungen mit ihr: etwa
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    "Che tempo fa", einer ihrer bekanntesten Songs. Leider versteht man den Text nicht, aber sie singt wunderschön, meist etwas melancholisch und immer mit dieser leicht nasalen Stimme.

    LG Robert

  • Azzurro, Volare ...

    Azzurro, ein herrliches Lied, insbesondere mit dem coolen Adriano Celentano.

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    Selbst mit den Toten Hosen ist es schön und auch mit Paolo Conte selbst (der ürbigens aus dem schönen piemontesischen Asti stammt). Ich könnte sofort Urlaub machen.

    Schöne Erinnerungen verbinde ich auch mit Volare (gesungen von Dean Martin).

    So, Schluss jetzt! Muss weiter arbeiten...

    maticus :wink:

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • i cantautori italiani: Domenico Modugno

    http://www.upopvocal.com/img/s-volare.jpg

    Ich denke der bekannteste Liedermacher und Allrounder, oder wie es im Netz auch heißt, der "Vater der cantautori", ist sicher Domenico Modugno, der uns heute wohl zwar noch geläufig sein wird, aber der sicher nicht mehr "in" ist. Er klingt uns vielleicht "HEUTE" zu sehr nach Unterhaltung, zu Unrecht wohl, der Zeitgeist war wohl damals so.
    Modugno Domenico (*9. Januar 1928, 6. August 1994) aus Apulien, der wohl eine Weltkarriere gemacht hat.
    Seine einzigartige Stimme, zwichen verraucht und erotisch, ist mit "Nel blu dipinto di blu" (=Volare) wohl in die Annalen der internationalen Hitparaden eingegangen: Link:
    http://video.google.de/videosearch?hl=de&q=modugno%20domenico%20Volare&um=1&ie=UTF-8&sa=N&tab=wv#

    LG
    Robert

  • cantautori italiani: Angelo Branduardi

    Ich denke, außer dem, was hier über diesen Poet und Minnesänger unter den cantautori schon gesagt wurde, reicht es beinahe seine webseite (glücklicherweise auch in deutscher Sprache) anzuführen:
    http://www.angelobranduardi.it/ger/artista.htm
    http://images.musicclub.it/foto/an/big/AN…RDI.tif.big.jpg

    und noch einen Songlink:
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    Robert

  • Buena sera

    Vasco Rossi (* 7. Februar 1952 in Zocca) lernte ich 1987 kennen. Mit "Vita Spericolata" fing es an. Mit diesem Hit stellt er die Lebensbegründungshymne aller heranwachsenden italienischen Teenies vor.
    Er ist der unumstrittene italienische Held gleich mehrer Generationen und besitzt Kultstatus. Vasco Rossi hat bis jetzt 21 Alben in 30 Jahren herausgebracht. Seine Musik reicht von Pop, Rock, Chanson und Balladen.

    ciao
    romano

    Dieser Thread muß weitergeführt werden!!!

  • il cantautore: Adriano Celentano, Rebell und Entertainer

    http://www.radio.rai.it/radioscrigno/i…o-celentano.jpg
    (* 6. Januar 1938 in der Via Gluck 14 in Mailand, Italien) ist ein italienischer cantautore, Schauspieler und Fernsehmoderator. ...
    Seine Eltern stammen aus der Provinz Foggia in der süditalienischen Region Apulien. Bereits nach der 5. Klasse verließ er die Schule und machte eine Lehre als Uhrmacher. Nach Auftritten als Komiker und Imitator in Mailänder Kabarettclubs begann er 1957 seine Sängerkarriere auf einem Festival in Mailand. Seine Schauspielerkarriere gestaltete er durch slapstickhafteFiguren, zuweilen mit politischem Unterton gewürzt. Zu seinen größten Erfolgen gehören die Filme . „Der gezähmte Widerspenstige“ und „Gib dem Affen Zucker“ sowie der weltbekannte Hit "Azzurro". Ende der 1980ger Jahre sorgt er als Fernsehmoderator beim Staatssender RAI mit seinen politischen Polemiken und seiner hohen Gage für Schlagzeilen.
    Am 20. Oktober 2005 bekam Celentano erneut eine eigene 4-teilige Show im staatlichen Fernsehen RAI namens „RockPolitik“, in der er der italienischen Regierung unter Berlusconi vorgeworfen hat, massiv die Pressefreiheit zu verletzen. Die Sendung war erneut ein großer Erfolg. Sie wurde von durchschnittlich 15 Millionen Zuschauern gesehen.

    Songlink:

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    Robert

  • i cantuatori: Vasco Rossi

    Buena sera

    Vasco Rossi (* 7. Februar 1952 in Zocca) lernte ich 1987 kennen. Mit "Vita Spericolata" fing es an. Mit diesem Hit stellt er die Lebensbegründungshymne aller heranwachsenden italienischen Teenies vor.
    Er ist der unumstrittene italienische Held gleich mehrer Generationen und besitzt Kultstatus. Vasco Rossi hat bis jetzt 21 Alben in 30 Jahren herausgebracht. Seine Musik reicht von Pop, Rock, Chanson und Balladen.

    ciao
    romano

    Hallo Romano, ich habe den Blasco zwar nicht vergessen, aber in der Eile des Gefechst glatt übersehen, und eine Würdigung gebührt ihm sicher, da er immerhin zu den erfolgreichsten cantautori der Gegenwart gehört, und wohl mehr als "in" ist.
    [Blockierte Grafik: https://shop.dg-literatur.de/cover/P4029758889305_1.jpg
    Vorgestellt hast du ihn schon, also vielleicht noch ein Link, eines songs: "Vita spericolata", wie schon von Romano gesagt ein Kulthit, "Leben ohne Gedanken", und man sieht aus dem Inhalt des movie, was damit gemeint ist, also gelinde gesagt, mehr als "Antiautoritäres":
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    Grüße Robert

  • Buongiorno und danke für diesen schönen Thread!

    Als Tochter eines italienischen Vaters bin ich mit vielen dieser hier schon genannten Liedermacher und Hits gross geworden und insbesondere Adriano Celentano war bei uns zu Hause Kult. Was evtl daran liegt, dass seine Familie aus derselben Gegend stammt wie die meines Vaters.

    Aber nciht nur "Azzurro" sondern auch "Una festa sui prati" wurde bei unseren jährlichen Sommerferienreisen im Auto gesungen, um uns auf Sonne, Meer und Urlaub einzustimmen.

    "Volare", ebenfalls von einem Puglieser, war(und ist) so etwas wie die Nationalhymne. :angel:


    Angelo Branduardi habe ich als junges Mädchen so vereehrt, dass ich mir vom hart verdienten Ferien-Job-Lohn gleich eine CD gekauft und in Endlos-Schleife gehört habe.


    Mit Paolo Conte, Lucio Dalla, Gianna Nannini(eine tolle Künstlerin!) und auch natürlich Eros Ramazzotti wurde jeder Italienbesucher automatisch aus dem Radio beschallt-ich habe das genauso wie in Frankreich immer als grossen Genuss und Gewinn empfunden, im Land muttersprachlche Hits im Radio zu hôren, die nciht gleich im Verruf von Kitsch und Oberflächlichkeit standen und permanent englisch übertönt werden mussten.


    Ich môchte noch einen meiner Stars nennen, der hier bisher nicht erwähnt wurde:

    Antonello Venditti , ein echter Romano, der sich in seinen Liedern viel mit seiner Stadt auseinandergesetzt hat und wie Lucio Dalla aus der Studentenbewegung der späten 60iger Jahre stammt. http://de.wikipedia.org/w/index.php?ti…=20080618181714

    Sein Lied "Giulia"(von der Schallplatte "Sotto il segno dei pesci") wird mir ewig in Erinnerung bleiben. "Giulia gli occhiali sul naso... parla di uomini e donne come solo lei sa"

    "Giulia mit ihrer Brille auf der Nase.. sprciht von Männern und Frauen wie nur sie es kann"

    Wohl der traumatisierende Blaustrumpf Horror fûr jeden süditaliensichen Eros- mit oder ohne Ramazzotti...... :angel:

    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Lombardia: Ron (Rosalino Cellamare)

    Ein extra Beitrag für Ron (Rosalino Cellamare) ist eigentlich nicht angemessen, wenn die anderen Cantautori nicht in denselben "Genuss" kommen, aber hier bricht halt der Systematiker in mir durch: Die italienischen Interpreten auf meinen CDs habe ich in einer Excel-Tabelle von Nord nach Süd geordnet, und diese Tabelle muss ich "abarbeiten". Mailand hatten wir schon, Angelo Branduardi, der sich keiner Region direkt zuordnen lässt, wurde erwähnt. Bei Ron (geboren 1953 in Dorno/Pavia) habe ich nur "Lombardia" stehen, eigentlich kann man ihn auch nicht einer bestimmten Region zuordnen.

    Wie kam ich zu Ron? Vor Jahren fragte ich in einem Plattenladen in Venedig, wie man sich den italienischen Cantautori nähern könnte, da bekam ich diesen Tipp:

    Die Aufnahme ist in Italien ziemlich populär: Ein Live-Konzert von Francesco De Gregori, Fiorella Mannoia, Pino Daniele und Ron, die seinerzeit (2002) zu viert mit großem Erfolg durch Italien getourt sind. Die Anschaffung der CD hat sich absolut gelohnt, und die anderen drei kommen natürlich bei ihrer jeweiligen Region dran (Rom bzw. Neapel).

    Von Ron gibt es einerseits einige recht bekannte Lieder, z.B.:
    Una città per cantare
    Vorrei incontrarti fra cent’anni
    Non abbiam bisogno di parole
    Joe temerario
    (sind alle auf der o.g. CD)

    Andererseits hat er auch viele Lieder für andere geschrieben, z.B.:
    Piazza Grande (zusammen mit Lucio Dalla)
    Attenti al lupo (für Lucio Dalla)

    Außerdem ist er mit vielen bekannten italienischen Sängerinnen und Sängern im Duett aufgetreten (Carmen Consoli, Claudio Baglioni, Gianni Morandi, Ivana Spagna, Jovanotti, Lucio Dalla, um nur einige zu nennen, und natürlich mit den oben erwähnten Francesco De Gregori, Fiorella Mannoia und Pino Daniele).


    Thomas Deck

  • Genova

    Wer Genua besucht, muss vorher zwingend die drei folgenden Lieder auswendig lernen:

    Ma se ghe penso
    Genova per noi
    Crêuza de mä

    Den Grund versuche ich im folgenden zu erklären.

    Von Genua aus startete in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts eine Art Erneuerungsbewegung der italienischen Liedermacher, genannt Scuola genovese dei cantautori ("Genuesische Schule der Liedermacher"), welche in den folgenden Jahren landesweiten Einfluss bekam. Wikipedia nennt dazu die Namen Fabrizio De André, Umberto Bindi, Gino Paoli, Bruno Lauzi e Luigi Tenco, von denen Fabrizio De André sicher der wichtigste ist.

    Selbstverständlich gab es auch vorher schon eine Tradition des genuesischen Gesangs, die in Wikipedia unter dem Titel Canzone genovese kurz angerissen wird. Das sind Lieder im genuesischen Dialekt, die allerdings bis auf wenige Ausnahme nicht so bekannt sind wie die Lieder aus Neapel. Der wichtigste Vertreter dürfte Mario Cappello (1895- 1954) gewesen sein. Daneben werden noch Piero Parodi (*1935) und Agostino Dodero (*1935) genannt. Die bekanntesten Lieder sind:

    Ma se ghe penso (1925, Mario Cappello)
    Cansun da Cheullia (Mario Cappello)
    Tranvaietti da Doia (Mario Cappello)
    Piccon, dagghe cianin
    Ave Maria zeneize (Agostino Dodero)
    A seissento (1967, Piero Parodi)

    An dieser Stelle sei auch der Trallalero erwähnt, ein typisch genuesischer A-cappella-Gesang, für unsere Ohren recht gewöhnungsbedürftig und wegen des Dialektes leider auch nicht verständlich. Ein Beispiel findet sich hier.


    Einer der einflussreichsten Cantautori von ganz Italien ist sicher Fabrizio De André (1940-1999), dessen Texte angeblich sogar in der Schule behandelt werden. Bekannte Lieder von ihm:
    La canzone di Marinella
    Via del Campo
    Crêuza de mä
    Fiume Sand Creek
    Bocca di rosa

    Bekannte Lieder von Gino Paoli (*1934) sind Il cielo in una stanza oder Una lunga storia d’amore.

    Von Bruno Lauzi (1937-2006) gefällt mir am besten Genova e la luna. Ein anderes bekanntes Lied von ihm ist Onda su onda (geschrieben von Paolo Conte).

    Luigi Tenco (1938-1967) beging Selbstmord während des berühmten Festivals von Sanremo, weil er sich mit seinem Lied Ciao amore, ciao vom Publikum nicht verstanden fühlte. Im zu Ehren wird seit 1974 der Premio Tenco für die besten Liedermacher (weltweit!) vergeben. Bekannte Lieder von ihm:
    Vedrai vedrai
    Mi sono innamorato di te
    Ciao amore, ciao


    Paolo Conte kennen wahrscheinlich viele, sein Wirkungskreis geht weit über Genua hinaus. Er schrieb auch viele Lieder für andere (z.B. Azzurro für Adriano Celentano), machte sich aber unsterblich für Genua mit seinem Lied Genova per noi, das in der Folge nicht nur von ihm, sondern auch von vielen anderen mit Genua verbundenen Sängern aufgeführt wurde. Weitere bekannte Lieder von ihm:
    Via con me
    Gelato al limon
    Bartali


    Von der jüngeren (und noch aktiven) Generation wären zu nennen:

    Cristiano De André (*1962, Sohn von Fabrizio De André)

    Max Manfredi (*1956)
    Ihn traf ich Genua in dem Plattengeschäft in der berühmten Via del Campo, seine CD Live in blu von 2004 gefällt mir sehr gut.

    Federico Sirianni (*1968)
    Ihn erlebte ich live bei einem Konzert und lernte dabei einen der Musiker von Max Manfredi kennen. Anschließend kaufte ich seine CD Dal basso dei cieli, was ich bis heute nicht bereue.


    Die oben erwähnten Pflicht-Lieder findet ihr auf Youtube, einige CD-Tipps bringe ich im nächsten Beitrag.


    Thomas Deck

  • Genova: CD-Tipps

    Hier nun also eine kleine Auswahl von wichtigen CDs aus Genua:

    Eine repräsentativer Querschnitt durch das Werk von Fabrizio De André:

    Seine bedeutendste Einzel-CD:


    Paolo Conte:


    Bruno Lauzi:


    Max Manfredi:


    Thomas Deck

  • Fabrizio De André - Bob Dylan - Leonard Cohen - Georges Brassens

    Bei den CD-Tipps zu Genua hatte ich diese hier nicht erwähnt:

    Das ist keine "Best of", sondern seine Platte von 1974. Fabrizio äußerte sich dazu wie folgt: "Ero in piena crisi personale e piuttosto che non scrivere più nulla, mi sono messo a tradurre brani di Cohen, Brassens e Dylan. Chissà perché, mentre i nostri migliori poeti hanno ricevuto consensi nel tradurre i loro colleghi stranieri, per i cantautori invece questo tentativo, peraltro umile, di divulgazione di culture straniere diventa immediatamente sinonimo di inaridimento della vena poetica."

    Grob übersetzt: "Ich befand mich in einer persönlichen Krise, und anstatt gar nichts zu schreiben, übersetzte ich Stücke von Cohen, Brassens und Dylan." Und er wunderte sich, warum sich die besten italienischen Dichter einig wären, ihre ausländischen Kollegen zu übersetzen, während dies bei den Liedermachern als Zeichen des Versiegens ihrer dichterischen Kraft ausgelegt würde.

    Diese CD enthält folgende Übersetzungen:

    Via della povertà (Original: Desolation Row, Bob Dylan)
    Suzanne (Original: Suzanne, Leonard Cohen)
    Giovanna d’Arco (Original: Joan of Arc, Leonard Cohen)
    Le passanti (Original: Les passantes, Georges Brassens)
    Morire per delle idee (Original: Mourir pour des idées, Georges Brassens)
    Delitto di paese (Original: L'assassinat, Georges Brassens)

    Die Musik zu Canzone dell’amore perduto ist von Georg Philipp Telemann (Konzert D-Dur für Trompete, Streicher und Continuo: Adagio). Das Stück hatte in Italien großen Erfolg und wurde später von mehreren anderen Sängern (u.a. Franco Battiato, Gino Paoli, Claudio Baglioni) interpretiert.


    Thomas Deck

  • Das ist zwar hier ein Thread aus dem fernen 2009, aber vielleicht kann man da noch etwas zufügen?

    Habe im Posting #17 den Hinweis auf den Genueser Männergesang " Trallalero Genovese " gelesen, der sich aus Matrosenliedern entwickelt hat - notgedrungen a capella, denn auf den Segelschiffen früher hatte man meistens keine Musikkapelle....

    Zitat

    Posting #17: " An dieser Stelle sei auch der Trallalero erwähnt, ein typisch genuesischer A-cappella-Gesang, für unsere Ohren recht gewöhnungsbedürftig und wegen des Dialektes leider auch nicht verständlich."


    Ich liebe diese Lieder, und wenn es gute Chöre sind, die singen, dann klingen die Lieder eigentlich gar nicht so schräg und gewöhnungsbedürftig...


    Hier zwei meiner Lieblingsstücke:

    " O ma canta la vecchia Sturla " :

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    " In scio-o ma de Bocadase " :

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    Ein Blümchen an einem wilden Wegrain, die Schale einer kleinen Muschel am Strand, die Feder eines Vogels -
    all das verkündet dir, daß der Schöpfer ein Künstler ist. (Tertullian)

    ...und immer wieder schaffen es die Menschen auch, Künstler zu sein.
    Nicht zuletzt mit so mancher Musik. Die muß gar nicht immer "große Kunst" sein, um das Herz zu berühren...


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