EINE GEBALLTE LADUNG „BAYERISCHE“ KLAVIERKUNSTLIEDER
Ein weiterer persönlicher Konzerteindruck
Im Rahmen der Festwoche „75 Jahre Tonkünstler München e.V.“ wurde am Samstagnachmittag des 25.9.2021 im trotz Maskenpflicht gut besuchten Rubinsteinsaal des Steinway-Hauses in der Münchner Landsberger Straße ein Lieder-Strauss geboten, der in eineinhalb Stunden in vier Liedblöcken eindrucksvoll die kompositorische Vielfalt im zeitgenössischen bayerischen Klavierkunstliedschaffen vorzustellen vermochte. Der Schreiber dieser Zeilen lernte dabei allerlei Komponistinnen und Komponisten kennen, mit deren Kompositionen sich zu befassen durchaus lohnen könnte. Namentlich bekannt waren ihm vor dieser Veranstaltung nur Moritz Eggert, Enjott Schneider, Johannes X. Schachtner, Rudi Spring und Graham Waterhouse.
Rudi Spring begrüßt das Publikum in Vertretung des abwesenden Johannes X. Schachtner, der für die Programmzusammenstellung verantwortlich gezeichnet hat und ersucht, die vielfach anwesenden Komponistinnen und Komponisten erst jeweils am Ende der vier Liedblöcke zu akklamieren.
21 Klavierkunstlieder in eineinhalb Stunden – tonal oder freitonal, versunken oder virtuos, Stimmungsbilder oder Deklamationen, Blitzlichter oder kleine Opern, nach den Liedtiteln Verdeutlichtes oder gegenüber den Titeln Überraschendes, die verschiedenen literarischen Vorlagen – es geht Schlag auf Schlag, wie so oft bei Veranstaltungen dieser Art, von einer Welt in die nächste, jeweils geballt in wenigen Minuten.
Ausdrucksstark und textdeutlich, sorgfältig nuanciert singt die Sopranistin Anna-Lena Elbert im ersten und vierten Block, sie zusammen mit dem Klaviergestalter Rudi Spring, genauso wie Ansgar Theis (Bariton) und Lauriane Follonier im zweiten Block und Barbara Hesse-Bachmeier (Mezzosopran) mit Mirjam von Kirschten im dritten Block anders ausdrucksintensiv zu überzeugen vermögen. Die unterschiedlichen Stimmfarben prägen die Liedcharaktere und sorgen für noch mehr Differenzierung im Ablauf.
Im verbalen Schnelldurchlauf mit allen Komponistennamen, verbale Blitzlichter nur: Roland Leistner-Mayer, Markus Schmitt (der SAID vertonte), Dmitrij Romanov (Hesse!), Robert Delanoff, Narine Khachatryan, Moritz Eggert (kabarettistisch zu Twitter), Richard Heller (Brecht!), Dorothea Hofmann (Shakespeares „The Tempest“!), Hans Huyssen, Enjott Schneider (Trakl!), Alexander Strauch (Morgenstern, incl. Glockenmotiv aus Wagners „Parsifal“), Maximilian Beckenschäfer (ein Beispiel für die „erfüllte Erwartungshaltung“ mit der von Schirnding-Vertonung „Schwerelos“), Henrik Ajax (genauso mit der Jakob Leiner-Vertonung „Rhythmusstörung“), Dorothee Eberhardt (ein exaltierter Auftritt eines mexikanischen Fürsten aus dem 15. Jahrhundert), Bernhard Weidner, Minas Borboudakis (ein tonales, schwerblütiges Moll-Lied mit dem alles offen lassenden Titel „II“, Text Jannis Ritsos), Kay Westermann (wieder ein mehr kabarettistischer Beitrag, Text vom Komponistenkollegen Gerd Baumann), Katharina Schmauder (Eichendorff!), Johannes X. Schachtner („Schwindel“, Text Alessandra Molinas, dt. Georg Pichler), Rudi Spring (Rückert!) und Graham Waterhouse (Lewis Carroll!). Das Programmheft zur Festwoche hilft, später mehr ins Detail gehen zu können.
Man hat einmal mehr nach so einer geballten Ladung an Klavierkunstliedern große Lust, sich mit all den Komponistinnen und Komponisten näher zu befassen, hier eine nahezu unüberschaubare Vielfalt – wenn es die Zeit zulässt.