Sollten Laien schwerer, als sie können?

  • Aber: Ist es nicht ein Zug unserer Zeit, sich nur noch an "falschen Tönen" aufzuhängen, ein Wesensmerkmal unserer Technokratie, die alles äußerlich zählen, sammeln, bemessen möchte

    Ich bin der letzte, der sich über Patzer aufregt; ein Musikinstrument zu spielen ist nunmal keine einfache Sache.


    Es geht mir vielmehr darum, dass dieses Orchester, dass dieses Stück überhaupt nicht draufhatte (und dabei geht es nicht um ein paar versemmelte Töne, sondern darum, dass da gar nichts funktioniert), es dennoch aufführt. Der künstlerische Anspruch war hier offenbar zweitrangig, vielleicht ging es gar nicht darum, die HUG-Ouvertüre zu Gehör zu bringen, sondern dem Publikum zu zeigen, wie die Gruppe auf ihren Instrumenten spielt.

  • Ich bin der letzte, der sich über Patzer aufregt; ein Musikinstrument zu spielen ist nunmal keine einfache Sache.


    Es geht mir vielmehr darum, dass dieses Orchester, dass dieses Stück überhaupt nicht draufhatte (und dabei geht es nicht um ein paar versemmelte Töne, sondern darum, dass da gar nichts funktioniert), es dennoch aufführt. Der künstlerische Anspruch war hier offenbar zweitrangig, vielleicht ging es gar nicht darum, die HUG-Ouvertüre zu Gehör zu bringen, sondern dem Publikum zu zeigen, wie die Gruppe auf ihren Instrumenten spielt.


    Ach Merkatz, das ist doch ein vollkommen subjektives Geschmacksurteil plus hinterher ein paar geratene Gründe. Du machst immer so Fässer auf über Dinge, bei denen sich schnell zeigt, dass man über sie kaum diskutieren kann. Vielleicht haben 70% der Hörer das Konzert genossen. Vielleicht wäre ich am Donnerstag nicht ins Gewandhaus-Konzert gegangen, wenn mich jemand vor diesem (professionellen) Debakel gewarnt hätte. Who cares?

  • Du machst immer so Fässer auf über Dinge, bei denen sich schnell zeigt, dass man über sie kaum diskutieren kann.

    Nein. Ich habe den Link gepostet und gesagt dass ich das witzig finde. Daraus ergab sich eine Diskussion, die ohne Rücksprache mit mir ausgekoppelt wurde. Von mir wurde das Fass nicht aufgemacht.


    Vielleicht haben 70% der Hörer das Konzert genossen.

    Dabei ist die Frage: haben sie die MUSIK (ich nenne das mal so) genossen, oder dass da Bekannte/Freunde/Familienmitglieder vorne sitzen und ihre Instrumente spielen?

  • Wo ist das Problem? Und wenn die Darbietung qualitativ einfach nur sch***** war, dann guckt sie euch halt nicht an. Es ist doch deren Sache, ob sie sich blamieren möchten oder nicht. Beschweren könnte sich höchstens das Publikum, das bezahlt hat (falls das so ist), und außerdem soll es ja eine Wohltätigkeitsveranstaltung gewesen sein. Letzteres mag auch der Grund für die Veröffentlichung gewesen sein, aber das ist vollkommen spekulativ. Man weiss auch nicht, ob alle Teilnehmende mit der Veröffentlichung einverstanden waren. Der Verantwortliche (der Dirigent?) hat da natürlich auch eine gewisse Schutzverantwortung. --- Aber nochmal: das soll doch alles nicht unser Problem sein!


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Vielleicht wäre ich am Donnerstag nicht ins Gewandhaus-Konzert gegangen, wenn mich jemand vor diesem (professionellen) Debakel gewarnt hätte.


    Das Debakel erstaunt mich allerdings tatsächlich. Denn erstens ist Ashkenazy ja wohl als Rachmaninoff-Fachmann zu bezeichnen, und zweitens ist das Gewandhausorchester ja auch längst dem Laienorchesterstatus entwachsen.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Aber nochmal: das soll doch alles nicht unser Problem sein!

    Ein "Problem" ist es ja auch nicht, im Gegenteil.


    Es wurde einfach über ein öffentlich zugängliches Youtube Video geredet. Wieso man damit ein Problem hat, weiß ich nicht.

  • Nein. Ich habe den Link gepostet und gesagt dass ich das witzig finde. Daraus ergab sich eine Diskussion, die ohne Rücksprache mit mir ausgekoppelt wurde. Von mir wurde das Fass nicht aufgemacht.


    Du weißt schon sehr gut, aus was hier Fässer aufgemacht werden, also tu nicht so.
    Und ausgekoppelt wurde erst, als die Diskussion bereits im Gange war.

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Das Debakel erstaunt mich allerdings tatsächlich. Denn erstens ist Ashkenazy ja wohl als Rachmaninoff-Fachmann zu bezeichnen, und zweitens ist das Gewandhausorchester ja auch längst dem Laienorchesterstatus entwachsen.


    Jou, ich bin auch von beiden großer Fan. Die Generalprobe lief auch wunderbar, aber im Konzert wollte es dann nicht mehr. Ashkenazy dirigiert einfach nicht (mehr?) so sicher. Die Musiker haben das natürlich auch relativ gut aufgefangen, aber es war trotzdem heftig.

  • Nochmal: ich habe im "Eben gelacht" - Thread einen Link eines Laienorchesters gepostet und gesagt, dass ich das alles zusammen witzig fand; die Einblendung mit dem Namen des Orchesters, die Aussagen auf deren Homepage etc.


    Meine Intention war, dass man es sich anschaut und gegebenenfalls auch darüber lacht, oder eben nicht.


    Ich habe El Duderino nur darauf hingewiesen, dass dieser Thread nicht von mir stammt. Ich persönlich habe gegen die Auskopplung nichts.

  • Es besteht auch immer noch die Möglichkeit, dass das Orchester eigentlich schon in der Lage war dieses Stück zu spielen, doch bei der Aufführung bedingt durch Nervosität und Lampenfieber einfach die Kontrolle verloren hat. Sowas habe ich früher im Posaunenchor auch schon miterlebt, man hat geübt und geübt, alles lief und dann gings bei der Aufführung doch den Bach hinunter. Hier die gesamte Schuld dem Dirigenten in die Schuhe zu schieben finde ich nicht richtig.

  • youtube

    Juristisch mag ja das Einstellen eines Videos auf youtube eine "Veröffentlichung" sein. M.E. ist das dennoch eine Sache für sich. Man kann keinerlei Anspruch voraussetzen. Es ist, was es ist - und wenn da Musiker ihre Instrumente aus- und einpacken und das als Aufführung von Bruckners Fünfter deklarieren. In einem Laienkonzert mit freiem Eintritt, aber öffentlicher Ankündigung ist das schon anders, man muß sich ja immerhin zur Veranstaltung hinbewegen.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Hatten wir das schon?


    "https://www.youtube.com/watch?v=5-VZy17gmmo"


    Toll sind auch die Kommentare: "Hallo? Kinderorchester? kann nicht jeder so ein André Rieux sein wir ihr ;)". Da musste ich fast noch mehr lachen als beim Hören der Aufnahme.


    Tharon.

  • O Gott, das ist ja fürchterlich - wobei, das klingt für mich fast schon absichtlich!


    Aber wer kommt auf die Idee, ein KINDERorchester ausgerechnet Strauss spielen zu lassen? :D


    Aber lassen wir den Kindern doch ihr Erfolgserlebnis, für die war dieser Auftritt total wichtig und so weiter.

  • In den Kommentaren ist auch von einem Fake die Rede - ich glaube auch nicht, dass ein Dirigent DA weiterdirigiert hätte. Ich hätte da sofort abgebrochen.

  • Ashkenazy dirigiert einfach nicht (mehr?) so sicher.

    Ich schätze Ashkenazy über die Maßen, auch als Dirigent gelingen Ihm immer wieder großartige Interpretationen.
    Aber er ist nie ein richtig guter Dirigent geworden schlagtechnisch, Du kannst das "mehr? " daher weglassen.

  • Hatten wir das schon?


    "https://www.youtube.com/watch?v=5-VZy17gmmo"


    Toll sind auch die Kommentare: "Hallo? Kinderorchester? kann nicht jeder so ein André Rieux sein wir ihr ;)". Da musste ich fast noch mehr lachen als beim Hören der Aufnahme.

    Leute, das ist die Portsmouth Sinfonia.............


    Das war ein Orchester von Profis, welche sich Anfang der 70er Jahre unter der Leitung von Gavin Bryar einen Spaß daraus machten , Konzerte zu geben mit vertauschten Instrumenten.


    Also der Hornist spielte dann z.b Trompete usw.......


    "http://en.wikipedia.org/wiki/Portsmouth_Sinfonia"


    Die sind nach wie vor irgendwie Kult, es gibt einige Aufnahmen auf youtube.


    "https://www.youtube.com/results?search_query=portsmouth+sinfonia"


    Man sollte weiterhin nicht immer alles glauben, was im Internet geschrieben wird.

  • Die sind nach wie vor irgendwie Kult


    Und werden immer dirigiert von demjenigen, der am besten im Frack aussieht, egal, wie mies er ist. :D

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Zitat

    Leute, das ist die Portsmouth Sinfonia.............


    Das war ein Orchester von Profis, welche sich Anfang der 70er Jahre unter der Leitung von Gavin Bryar einen Spaß daraus machten , Konzerte zu geben mit vertauschten Instrumenten.


    Einfach genial !!!! So in etwa hat es bei uns im Musik-Korps auch geklungen, wenn wir Abends im Probesaal nach dem gleichen Motto die Instrumente getauscht hatten. Als wir dann unsere Hymne zu sehr "verjazzt" hatten, gab es mächtig Zoff. Zum Glück hatte unser damaliger Chef dafür zu viel Humor und niemand wurde bestraft.


    Als "Schmankerl gibt es von mir noch den wunderbaren Walzer "An der schönen Blauen Donau" von mir. Selten wurde die Donau so "mitreißend" gespielt wie hier......Ein Traum!!! Da wäre ich zu gerne dabei gewesen.....Köstlich!!!


    Danke für die Vorstellung dieses sagenhaft "einmaligen" Orchesters Michael!!! Die stechen sogar noch unsere Guggenmusik einen Ort weiter aus....


    Bis denne,
    Maurice


    Leute, das ist die Portsmouth Sinfonia.............


    :L:

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)


  • Jetzt wollte ich mir das Video endlich mal in Ruhe anschauen, da ist es schon wieder weg. Nun gut, dan kann ich unbeleckt von der Erfahrung einer offenbar schlechten Aufführung meine Gedanken äußern, die nun notwendigerweise ein wenig allgemeiner geraten.


    Die erste Frage, die sich stellt, ist doch wohl diese: Warum veröffentlicht jemand ein gefilmtes Amateurkonzert bei youtube? Auf der einen Seite hat ja youtube den Ruf, dass es dort ausgesprochen professionelle Mitschnitte gibt, professionell, was die Aufführung eines Musikstückes angeht, professionell, was die Darbietung betrifft. Immerhin hat eine junge Künstlerin ihre Karriere mit Erfolg über ihre youtube-Präsenz gemacht. Aber neben den vielen professionellen Musikvideos gibt es doch auch eine nicht geringe Anzahl von mehr oder weniger privaten Mitschnitten. Die Zielgruppe dieser Videos ist wohl eher im privaten Raum zu suchen, angesprochen werden Verwandte und Bekannte, denen der betreffende Link per E-Mail mitgeteilt wurde.


    Oft vergessen Internet-User, dass es eine solche private Sphäre im Internet nicht gibt. Was ich in der Masse der Videos bei youtube verborgen meine, kann durch die Suchfunktion zufällig - oder aber gezielt - sich auch anderen mitteilen. Wenn dann so ein privater Link in einem Forum veröffentlicht wird, dann können zahllose Benutzer das Video sehen, sich darüber äußern, lustig machen oder was immer. Wenn dann - wie hier - die datei gelöscht wird, ist evt. schon großer Schaden angerichtet, jeder kann sich die Datei herunter geladen haben, sie an einem anderen Ort, evt. verändert publizieren. Die Warnrufe vor einem sorglosen Umgang mit dem www treffen immer noch zu häufig auf taube Ohren.


    Was youtube betrifft, betrifft natürlich auch facebook und Co - und die Millionen Webseiten mit Fotos und Dateien. Hin und wieder google ich mit meinem Namen und bin erstaunt, wo ich mich überall wiederfinde.


    Es kann also sein, dass nur eine qualifizierte Öffentlichkeit gesucht war, diese aber erheblich erweitert wurde, weil der Link z.B. hier erschien. Der Grund, warum man eine (sagen wir) mittelmäßige Musikaufführung ins Netz stellt, mag in der Gruppe der Interpreten liegen, denen man so ein Souvenir erstellen wollte, preiswert statt eines professionellen Mitschnitts auf DVD, den man hätte verteilen können. Es kann das Publikum sein, den man ein Erinnerungsstück gönnen wollte, vielleicht wollte man sich auch noch nicht anwesenden Bekannten mitteilen.


    Es kann auch ganz bewusst der Abschluss einer längeren Arbeit mit dem Ensemble gewesen sein, den man dokumentieren wollte - dies aber am falschen Platz.


    Vielleicht kann mir da jemand Genaueres mitteilen, der das Video gesehen hat.


    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Vielleicht kann mir da jemand Genaueres mitteilen, der das Video gesehen hat.

    Ich habe kurz in das Video reingesehen und auch einen Blick auf die Website des Orchesters geworfen. In beiden Fällen fand ich nichts, was aus dem Rahmen des für Laien-Orchester Üblichen herausfiele, aber an Details kann ich mich nicht mehr erinnern. Wie ich weiter oben angedeutet habe, interessieren mich unabhängig vom konkreten Fall ein paar allgemeinere Fragen: Muss die Arbeit eines musikalischen Laien-Ensembles eine öffentliche Aufführung zum Ziel haben, oder kann sie vielleicht ohne den damit verbundenen Druck unter Umständen sogar mehr persönlichen Gewinn bringen? Inwieweit beeinflusst ein solches Ziel den eigenen Qualitätsanspruch und damit die Arbeit des Ensembles? Ist dieser Anspruch bei einer Veröffentlichung im Netz oder auf Datenträgern höher? Wo ist die Grenze technischer Unvollkommenheit, unterhalb derer so etwas wie die Vermittlung einer musikalischen Botschaft gar nicht mehr möglich ist? Wie ist erklärbar, dass eine solche Grenze offenbar für das persönliche musikalische Erlebnis der Ausführenden überhaupt nicht existiert (ich habe schon mit Laien gespielt, die buchstäblich keinen einzigen Ton getroffen und keinen Rhythmus verstanden haben, die aber dennoch tief beeindruckt waren von der Kraft und der Größe der Musik)?


    Christian

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