Eben gewälzt

  • Dann doch lieber das Original des Trierer Rabbinersprosses:



    Das stimmt natürlich. Die Lektüre des Originals ist allerdings wesentlich schwieriger und dauert etwas länger. Der Transfer zur heutigen Problemen wie z.B. die Finanzkrise muss auch erst noch geleistet werden.
    Gruß
    kdp

  • Gestern beendet:
    Ray Bradbury: Die Mars-Chroniken

    Ein Paradies ist immer da, wo einer ist, der wo aufpasst, dass kein Depp reinkommt...

  • Da ich in einem bolschewistischen Elternhaus aufwuchs, war Erich Loest bei uns ein NoGo; nun, anlässlich der Lesung auf MDR-Figaro lerne ich diesen wunderbaren Roman erst kennen. Kann man andere Bücher von ihm empfehlen?


    Ich lese allerdings eine gebundene Ausgabe aus den 80ern:


  • Das stimmt natürlich. Die Lektüre des Originals ist allerdings wesentlich schwieriger und dauert etwas länger. Der Transfer zur heutigen Problemen wie z.B. die Finanzkrise muss auch erst noch geleistet werden.
    Gruß
    kdp


    Yepp. Ich musste zu Beginn meines Studiums noch ein Seminar PolÖkKap (mal sehen, wer das noch kennt von euch) besuchen und da lasen und studierten wir Band 1; es war unglaublich anstrengend.

  • Yepp. Ich musste zu Beginn meines Studiums noch ein Seminar PolÖkKap (mal sehen, wer das noch kennt von euch) besuchen und da lasen und studierten wir Band 1; es war unglaublich anstrengend.


    Da haben wir etwas gemeinsam. Ich habe Band 1 tatsächlich noch ganz gelesen. Bei Band 2 bin ich dann stecken geblieben.
    Gruß
    kdp

  • Korrespondiert meiner intensiven Beschäftigung mit Schumann derzeit, vor allem der späten Kammermusik ...



    Wie im Idealismusbuch überzeugt er mich deutlich mehr als bei dem zu Wagner!


  • Mir juckt es in den Fingern, den Bestsellbutton zu drücken. Kannst du in zwei Zeilen sagen, warum sich das Buch lohnt?


    Rein technisch müsste ich allerdings bemängeln, dass der Preis für mickrige 67 Seiten mir etwas zu hoch ist (wie gesagt, habe ich's geliehen bekommen).
    Kurz gesagt, geht es darum wie heutige, auch gesellschaftlich bedingte, Ich-Bezogenheit Leidenschaft, Erotik etc. nivelliert.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Kurz gesagt, geht es darum wie heutige, auch gesellschaftlich bedingte, Ich-Bezogenheit Leidenschaft, Erotik etc. nivelliert.

    Das sehe ich seit langen genauso. Die Ich-Bezogenheit seit spätestens der Aufklärung und Frz. Revolution, der Warencharakter auch von "Liebe" und "Erotik" in heutiger Zeit und (leider) auch die so genannte Emanzipation und "sexuelle Befreiung" seit den 60ern des 20. Jahrhunderts haben den Eros verschwinden lassen. Freue mich auf die Lektüre.

  • Das sehe ich seit langen genauso. Die Ich-Bezogenheit seit spätestens der Aufklärung und Frz. Revolution, der Warencharakter auch von "Liebe" und "Erotik" in heutiger Zeit und (leider) auch die so genannte Emanzipation und "sexuelle Befreiung" seit den 60ern des 20. Jahrhunderts haben den Eros verschwinden lassen. Freue mich auf die Lektüre.


    In einer Besprechung des Buches auf deutschlandradiokultur.de habe ich gerade diesen Abschnitt gefunden:


    Zitat

    Der Eros als das uneinholbar Andere ist für Han jedoch nicht nur die Bedingung der Möglichkeit von Liebe, Frische, Veränderung, sondern geradezu eine Grundbedingung des Denkens. "Theorie schlägt eine Schneise der Unterscheidung durch das noch 'Unbegangene'. (...) Sie setzt die Welt in Form." Diese Lust am "Unbegangenen", diese Verlockung zu unbetretenen Wegen, welche die Welt in gänzlich neuem Licht erscheinen lassen, lebt vom Eros.


    Um diese Schneise schlagen zu können, ist jedoch oft eine Befreiung aus überkommenen Denkmustern notwendig. Insoferne sehe ich Aufklärung, Emanzipation und Eros nicht im Widerspruch zueinander.


    Auf jeden Fall ist das eine hochinteressante Thematik; auch von mir ein Danke für den Buchtip!


    :wink:
    Federica

  • Ich kenne außerdem das von Byung-Chul Han:



    Einzelne gute Beobachtungen und Überlegungen, aber was heute alles gleich ein gesellschaftlicher "Paradigmenwechsel" sein soll.. :shake:


    Viel stärker: Meinhard Creydts "Theorie gesellschaftlicher Müdigkeit"



    Creydt hat inzwischen in vielen weiteren Aufsätzen auch die psychische Dimension der gegenwärtigen kapitalistischen Moderne untersucht. Dabei sind auch bei ihm wesentliche Themen, wachsender Narzismus, veränderte Beziehungen zur Alterität etc. Wesentliche Teile eines entstehenden neuen Buchs zu diesen Themen kenne ich schon und sind philosophisch durchdachter und soziologisch wesentlich besser begründet als Byung Chul Han u.ä.


    :wink: Matthias

  • Insoferne sehe ich Aufklärung, Emanzipation und Eros nicht im Widerspruch zueinander.

    Warum sollten sie auch in einem prinzipiellen Widerspruch zueinander stehen? Die positiven und sehr notwendigen Aspekte leugnet ja auch niemand. Das Problem ist, wie sich die negativen Seiten allein und in Kombination negativ auf den Eros ausgewirkt haben. Und da gäbe es viel zu sagen, aber ich will der Lektüre nicht vorgreifen. Fakt ist, dass ein Mensch (eine Menschin), der narzistisch sein Ich in den Mittepunkt stellt, die Ratio überbetont und jede Abhängigkeit (psychisch, sozial, physisch) zu vermeiden sucht, niemals die wahre Macht des Eros wird erfahren können.


    Matthias Oberg


    Danke für die schönen Literaturtipps, zweiteres klingt spannend.

  • Das Problem ist, wie sich die negativen Seiten allein und in Kombination negativ auf den Eros ausgewirkt haben. Und da gäbe es viel zu sagen, aber ich will der Lektüre nicht vorgreifen. Fakt ist, dass ein Mensch (eine Menschin), der narzistisch sein Ich in den Mittepunkt stellt, die Ratio überbetont und jede Abhängigkeit (psychisch, sozial, physisch) zu vermeiden sucht, niemals die wahre Macht des Eros wird erfahren können.

    Da tauchen bei mir schon ein, zwei Fragen auf:
    1. Welches (geschönte?) Bild vom Eros in voraufgeklärten Zeiten Du pflegst?
    2. Ist es nicht erst ein wirklicher Sieg des Eros, wenn eben gerade ein, na ja, "autonomes Subjekt" (so es das überhaupt geben kann, aber an die Illusion davon appellierst Du ja hier) sich der unvermeidlichen Abhängigkeit von einem anderen Menschen öffnet? ich finde, in diesem Spannungsfeld bekommt der Eros noch mal ganz neue Bedeutung.
    Daß es spannungsreiches Verhältnis ist, weil wirklicher Eros durchaus mit gegenseitiger Abhängigkeit zu tun hat, würde ich auch so sehen.

    Die englischen Stimmen ermuntern die Sinnen
    daß Alles für Freuden erwacht

  • 1. Da wir alle nicht selbst in der Vergangenheit fühlen können, natürlich eine reine Projektion von mir und natürlich auch eine Spekulation auf Grund der vorhandenen Daten und eine logische Ableitung ex negativo von der Warte heutiger Befunde aus.


    2. Sehr richtig, aber ein zweischneidiges Schwert. Wenn das autonome Subjekt oder die Annäherung an jenes sich zu öffnen wagt und Risiken bis zur Selbstgefährdung eingeht, explodieren die Möglichkeiten des Eros. Ich weiß, wovon ich spreche, aber das kann ich hier nicht publizieren. Leider wird dieses Potenzial, was in der Natur der Sache liegt, eben selten genutzt. Im Gegenteil schlägt es oft um ...


    3. Thema Abhängigkeit ist heikel, aber extrem wichtig. Heute geradezu ein Tabu ...

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