Eben gewälzt

  • Ach, was könnte ich dir für Hörbücher hinsichtlich Thomas Bernhard empfehlen.


    ...
    Lieber Sadko, wenn ich dir einen Tipp geben darf: 'Alte Meister'. ^^


    Oh ja, da schließe ich mich an! Gerade die Lesung mit Thomas Holtzmann ist genial! Holtzmann atmet Bernhard geradezu.


    Und dieses bitterböse Schwadronieren über Kirche, Staat, Schule, die Kunst im Allgemeinen, gegen Maler, Schriftsteller und Eltern, gegen Kitsch und Sentimentalität ... das kann keiner so schön wie Bernhard. Nur als Bruckner-Liebhaber braucht man ein dickes Fell. Dazu findet er keine netten Worte (den "Bruckner'schen Töneschwall" bezeichnet er als "kompositorischen Müll"). :D

    :wink:

  • Thomas Holtzmann ist genial

    :verbeugung1: :verbeugung1: :verbeugung1:

    Nur als als Bruckner-Liebhaber braucht man ein dickes Fell.

    Nicht nur als Bruckner-Liebhaber. ;( :D


    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • DeLillos "7 Sekunden" beendet. Ein Pageturner, lieber Doc Stänker? Also ich weiß nicht... Ich würde es mal als eiskaltes, hochartifizielles Panorama der dunkelsten Seiten Amerikas sehen. Schwere Kost, auch mit Längen, aber faszinierend. Die Handlungsebene mit den zahllosen abgehalfterten CIA-Schweinebuchtverlierern und ihren undurchschaubaren Verschwörungsplänen fand ich schon sehr überkomplex oder einfach nur undeutlich, da hatte ich zu kämpfen (was sich sehr lohnte), die Oswald-ebene fand ich groß. Aber es ist eben DeLillo, diese gewisse brilliante Kälte muß man schon mögen. Ich hab direkt im Anschluß seinen "Cosmopolis" angefangen.




    Eingeschoben und sehr, sehr gemocht diesen:



    Austers autobiographisches "Winterjournal" ist eine tolle Ergänzung für alle, die sein Großwerk "4321" liebten. Eine wunderbare Ergänzung weil es so viele autobiographische Wurzeln in der Geschichte der 4 Fergussons freilegt. Aber auch so und für sich genommen ein tolles, sehr assoziatives, sehr ehrliches und ungeschminktes Buch. Wenn auch eben deswegen was für Auster Fans...



    Scheint ein ausgesprochen amerikanisches Lesejahr zu werden, dies 2020.



    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Soeben habe ich den "Julius Caesar" von Shakespeare nach langer Zeit gerne wieder gelesen.


    [Blockierte Grafik: https://m.media-amazon.com/images/I/71S3AOV9V2L._AC_UY218_.jpg]


    Zum ersten mal habe ich ihn mit ungefähr 16 oder 17 Jahren lesen müssen. In der Schule hat mich mein Lateinlehrer bei einer kleinen Prügelei in der Pause erwischt. Das Ergebnis war, dass ich an zwei Samstagen (ja, das war damals möglich) in die Schule zum "Nachsitzen" musste. Ich bekam die Aufgabe, Shakespeares "Julius Caesar" in Deutsch gründlich zu lesen, dies Buch sollte mir zur Bereicherung in Bereichen von Moral, Haltung etc. dienen (so drückte sich mein Lateinlehrer häufig aus), was mir damals allerdings nicht viel sagte. Am Schluss sollte ich Inhaltliche Fragen dazu beantworten, wozu es jedoch nicht kam; die Ansage war wohl lediglich eine Methode, mich zum konzentrierten Lesen zu motivieren.


    Und das war gut so. Trotz anfänglicher innerer Gegenwehr musste ich mir eingestehen, im Verlauf des Buchs zunehmende Freude am Lesen zu verspüren. Ich fand Gefallen an Sprache, Ausdruck und dieser Art der Dramatik, die mir bis dahin völlig neu waren. Ich möchte dies alles nicht überbewerten, glaube aber, dass dadurch mein Empfindungshorizont nicht unwesentlich erweitert wurde.


    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Lieber Wolfram! Liebe Hilih!
    Danke für Eure Antworten und Tipps! Letztens habe ich eine Lesepause gebraucht, und einige andere Bücher liegen bereits bei mir, die ich unbedingt lesen will, aber dann kann ich mir ja gern "Alte Meister" vornehmen, die Beschreibung klingt interessant!
    Ich weiß, dass einige Leute Hörbücher mögen, aber ich konnte mich damit noch nie anfreunden. Irgendwie les ich viel lieber selber, als einer fremden Stimme zuzuhören. Trotzdem danke für die Tipps!

  • Zuletzt gelesen:
    Selma Lagerlöf: Nils Holgersons wunderbare Reise mit den Wildgänsen
    Als Kind nie gelesen, wäre mir vermutlich auch zu speziell und zu langweilig gewesen. Es ist, da es auch als eine Art Heimatkundebuch für schwedische Kinder um 1900 gedacht war, für Schwedennichtkenner wie mich, teils ein bißchen zu viel Information. Ein paar Dinge sind auch etwas albern (wie etwa das sehr häufig eingesetzte Mittel, landschaftliche Merkmale durch Sagen über Riesen (die die Berge durcheinanderwerden etc.) oder personifizierte Flüsse (die eine Art Wettlauf zum Meer durchführen) zu erläutern. Aber insgesamt auch ein faszinierendes Buch. Einerseits findet sich berührende und sehr moderner Tier- und Naturliebe sowie ein Bewusstsein für die Zerstörung der Natur und auch einiger menschlicher Lebensverhältnisse durch die Industrialisierung, andererseits ein heute kaum nachvollziehbarer Optimismus, dass diese Entwicklungen vereinbar sind und letztlich zu Wohlstand der Menschen und friedlicher Koexistenz mit Haus- und Wildtieren führend werden. Aber allein die Tatsache, dass ich mit eher wenig Interesse an Tieren und Schweden, es relativ zügig (es ist ein langes Buch!) durchgelesen habe, spricht für eine gewisse Qualität.


    Uwe Timm: Heißer Sommer
    Studenten in München und Hamburg zwischen 1967 und 69. Veröffentlicht 1974, als diese Zeit noch frisch war, war das Timms erster Roman. Nicht perfekt, aber ein durchaus empfehlenswertes Buch, jedenfalls soweit von mir, der damals noch nicht geboren war, zu beurteilen. Kommt natürlich nicht ganz ohne Klischees aus, aber die Balance zwischen leicht ironischer Distanz zum nur wenige Jahre jüngeren alter ego, sowie all den anderen unterschiedlichen Typen, die sich in den Strömungen und Bewegungen wiederfinden und authentischer Darstellung ihrer Spannungen und Dilemmata scheint mir gut gelungen.


    Juli Zeh: Leere Herzen
    Eine originelle und eine brauchbare Idee halbgar umgesetzt. Die originelle Idee, die eines Boyle würdig wäre, ist eine "Praxis", die mittels eines Suchalgorithmus Selbstmordkandidaten aus dem Internet fischt und ihnen Therapie anbietet. Wer nach 12 Therapiestufen nicht geheilt ist, wird als Selbstmordattentäter an Terrororganisationen vermittelt. Die immerhin brauchbare, wenn auch weit weniger originelle (und auch nur andeutungsweise ausgeführte) Idee, ist, dies in einem Deutschland naher Zukunft (ca. 2025, das Buch wurde 2017 veröffentlicht), in dem eine populistische Partei die Macht übernommen hat, anzusiedeln. Die Details des Regimes dieser "Besorgten Bürger" sind erstens nur sehr knapp angedeutet, hat zweitens für 3/4 des Buches für Handlung und die Protagonisten praktisch keine Bedeutung, um dann plötzlich wichtig zu werden, was sehr unglaubwürdig ist, insbesondere angesichts der kalten und zynischen Hauptperson, deren Bewusstseinswandel nicht nachvollziehbar ist (und die ist der einzige wirklich ausgeführte Charakter). Zwar ingesamt gut lesbar (wenn auch sprachlich nichts besonderes), nicht unspannend und in einer allgemeinen Weise (allerdings m.E. gerade nicht oder nur sehr indirekt populist. Bewegungen betreffend) ein ironisch-kritischer Kommentar zur Gegenwart, aber für einen "Thriller" zu lahm, zu simpel und zu unplausibel und als politische (oder gar ethische) Parabel wenig überzeugend. Habe, glaube ich, von Zeh drei Bücher gelesen und nur "Corpus delicti" fand ich überzeugend ("Nullzeit" ist nicht so ehrgeizig, fand ich aber noch weniger interessant als "Leere Herzen")

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Gabriel García Márquez: Erinnerung an meine traurigen Huren


    Ich hab soeben „Erinnerung an meine traurigen Huren“ von Gabriel García Márquez (1927—2014, Nobelpreis 1982) gelesen, und hat es mir sehr gut gefallen, obwohl das Thema ziemlich schräg ist (ein alter Mann, der immer nur bei Prostituierten war bzw. eine Frau, die ihn mochte, zurückgewiesen hat, schenkt sich zu seinem 90. Geburtstag eine Nacht mit einer ca. 14jährigen Jungfrau, berührt sie aber nicht, weil er zum erstenmal in seinem Leben Liebe empfindet und sich im folgenden in sie verliebt, aber nur seine etwas wirren Gefühle auf das Mädchen projiziert, weil er nie mit ihr redet) und mir das andere Buch, das ich vor einiger Zeit von diesem Autor gelesen hatte („Chronik eines angekündigten Todes“), besser gefallen hat. Márquez hat er eine sehr farbenreiche, plastische Art zu erzählen (z. B. die Stelle, in der er die Erhabenheit einer Katze beschreibt) und gleichzeitig etwas aus der lateinamerikanischen Geschichte/Kultur zu vermitteln, zeichnet den merkwürdigen Charakter des Ich-Erzählers sehr gut, und insgesamt hat mich das Buch, das eindeutig ein Spätwerk des Autors ist, ziemlich beeindruckt. Kann man empfehlen, aber es ist sicher nicht das beste Werk von Márquez.

  • Kennst du mehr von Marquez? Ich persönlich verehre ihn sehr... (bin aber an seinem "Herbst des Patriarchen" mehrmals grandios gescheitert. Irgendwann werd ich ihn lesen :D
    )



    Eben gewälzt heißt ja nicht "will ich bald lesen", dafür gibt's nen eigenen Thread, aber weil es so schön paßt: ich hab mir via Medimops ein Päckchen mit 5 Romanen eines der wohl großen Vorbilder von Marquez besorgt, nämlich von William Faulkner.


    Nachdem mich sein "Licht im August" vor etwa 2 Jahren schwer begeistert zurückgelassen hat (ich aber auch sein "Als ich im Sterben lag" völlig verwirrt und desorientiert abbrach) weiß ich schon: ich hab mir da echt was vorgenommen.


    Beginnen werde ich mit der "Freistaat" oder mit der Dorf/Stadt/Haus - Triologie.



    Moby Dick, den ich sehr langsam lese, in der Rathjensübersetzung ist übrigens nach wie vor ein steter Quell der Begeisterung: aber mir reicht das wenn ich von den 133 Kapiteln dieses ungeheuren Romans in dieser ebenso ungeheuren, manisch anmutenden Übersetzung so 3,4 am Tag lese. Mehr wäre gefräßig. Aber zu meiner unbedingten Empfehlung stehe ich uneingeschränkt.



    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Nein, leider kenne ich nichts anderes von Márquez (außer eben die erwähnte „Chronik eines angekündigten Todes“) - aber ich hab zumindest „Hundert Jahre Einsamkeit“ und „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“ daheim, mal schauen! Gibt es noch was, das man unbedingt von ihm kennen sollte?


    Oh, viel Vergnügen! Von William Faulkner habe ich noch gar nichts gehört.

  • Die "Liebe" und "100 Jahre Einsamkeit" sind zentral. Ich hoffe einer von beiden zündet bei dir! Alles andre ist dann Beifang... Fang mit der Liebe in den Zeiten der Cholera an. Ein ganz großer Liebesroman, nicht eben einfach aber was besseres findest du niemals :D


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Witzigerweise hab ich mir sogar vorgestern die "Liebe in den Zeiten der Cholera" herausgelegt! Ich melde mich, wenn ich es gelesen habe — allerdings hab ich mir einige andere Bücher ebenfalls herausgelegt, und ich kann leider sooft lesen, wie ich gerne würde. Kann also noch dauern...

  • Letzte Nacht ging mein spontaner Südamerika-Ausflug zu Ende . Da der Norden in den letzten 3 Wochen nicht unbedingt Sonnen - , sondern mehr Regenüberflutet war , kam mir der Gedanke - auch durch die aktuellen Geschehnisse beeinflußt - mal wieder etwas aus dem anderen Amerika zu lesen . Begonnen habe ich mit 'Sargento Getulio' von Joao Ubaldo Getulio (1971) . Dem folgte' Der Krieg am Ende der Welt' des Peruaners Mario Vargas Llosa (1981) , basierend auf dem Buch 'Krieg im Sertao' von Euclides da Cunha . Mit 'Grande Sertao' von Joao Guimares Rosa (1956) blieb ich in Brasilien , um dann mit 'Über Helden und Gräber ' (1961) des Argentiniers Ernesto Sabato meinen Lese-Kurztrip zu beenden . Er dauerte länger als ich dachte , da ich die Bücher anders in Erinnerung hatte - oder ich hatte sie anders gelesen . Keine Details , aber alle waren beeindruckend , und meine große Überraschung war der Sergeante .
    Abbildungen nicht unbedingt meine Ausgaben . Eine deutschen Ausgabe von Grande Sertao hat die ISBN-10: 3462018094 , von 'Helden und Gräbern' ISBN-10: 3809020524


         

    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "Not really now not anymore" "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Franz Innerhofer: Schöne Tage


    Heute habe ich „Schöne Tage“ von Franz Innerhofer gelesen – und DAS ist großartige österreichische Literatur, die alle lesen sollten, die gern von der „guten alten Zeit“ am Land schwärmen. Es handelt sich um die Lebensbeschreibung des unehelichen Bauernkindes Holl, das mit sechs Jahren auf den Hof des Vaters kommt, dort als billige Arbeitskraft missbraucht und gedemütigt wird, bis ihm als Jugendlicher der Ausbruch aus dieser Welt gelingt; der Titel „Schöne Tage“ ist ganz klar ironisch zu verstehen. Ebenfalls ganz klar ist, dass sich hinter der Hauptperson Holl der Autor Franz Innerhofer verbirgt (nicht zuletzt wird das daran deutlich, dass Holl wie Innerhofer im Jahre 1950 6 Jahre alt war, außerdem passt die Biographie Holls zu der Innerhofers). Der Roman umfasst in der Taschenbuchausgabe nur etwas über 200 Seiten, erfordert aber hohe Konzentration: erstens, weil das Thema einen nicht kalt lässt (ich glaube alles Beschriebene, es passt genau zu Geschichten aus meiner Familie, konkret zum Leben einer Urgroßmutter als Magd auf einen Bauernhof) und zweitens, weil nicht immer klar ist, was geschildert wird und manches beim Lesen erst im nachhinein verständlich wird. Trotz der schonungslosen Brutalität des Erzählten ist Innerhofers Erzählstil gewählt und sehr angenehm zu lesen, sehr oft wird die Natur geschildert, aber in einer bedrohlichen, negativen Weise (ich habe das Buch jetzt nicht mehr bei mir, sonst würde ich ein, zwei entsprechende Stellen zitieren).


    Das Handlung wird aus der Perspektive Holls erzählt, nichtsdestoweniger sind die anderen auftretenden Figuren nicht nur Typen (wie zum Beispiel Holls Klassenkollegen aus der Stadt), sondern auch bemerkenswert: der alte, von fast allen gedemütigte Knecht, der autodidaktisch das Uhrmacherhandwerk erlernt hatte (und im Grunde genommen als Parallel-Leben bzw. auch Antipode zu Holl gezeichnet wird), die Magd Maria, die sehr früh schwanger wird, der Vater, dessen Brutalität von der Brutalität seines Vaters geprägt wurde etc. Es ist ein Buch, das definitiv unter die Haut geht, (auch mit dem Wissen, dass der Autor sich 2002 umgebracht hatte) aber umso mehr wert ist, gelesen zu werden. Eine Schande, dass Franz Innerhofer relativ unbekannt ist und zunehmend die aus meiner Sicht belanglose Literatur eher vermarktet wird.

  • Klingt nach was was auf meine Liste der zu lesenden Bücher gehört... Ist vorgemerkt. Dank für den Tipp :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Gerne! Ich würde mich freuen, Deine/Eure Eindrücke zu erfahren!
    Aber nochmals zur Warnung: Leicht zu lesen ist das Buch nicht, weder inhaltlich noch sprachlich. Dafür lohnt es sich umso mehr.

  • Bei mir sind die noch zu lesenden Bücher, die ich bereits gekauft habe und die im Regal auf mich warten, in Metern zu messen und ich vermute, damit nicht allein zu sein. Und dann noch diese Anregungen. Schämt euch!

  • Tja, manche denken beim Begriff “Raummeter“ an Kaminholz, andere an zu lesende Bücher. :D

    BTW So jemanden kenne ich auch. :love:

    :wink:

  • Ingo Schulze: Die rechtschaffenen Mörder

    Es begann so:
    CMS hatte sich bei unserem Berlin Trip bei Fernando Boots in der Greifswalder Nr. 9 ein paar Stiefeletten des Typs 812 in Größe 43/44 gekauft (Bzw.bestellt. Wird auf Maß gefertigt und das zu vernünftigen Preisen) und war nun guter Dinge, im KDW noch ein paar schwarze Pumps zu ergattern.
    Größe 42 passten ihr nicht mehr und die Verkäuferin." Wir haben mehr kleinere Größen, wegen der vielen Asiatinnen und nur bis max. 42", wurde durch diverse Versuche (fallen die größer aus??) zur Verzweifelung gebracht.
    Ich hingegen saß in der Buchabteilung und laß das Buch . "Die rechtschaffenen Mörder" von Ingo Schulze.

    Schulze mocht ich schon immer, das Buch wurde gut besprochen, also setzte ich mich in einen Sessel und begann zu lesen, CMS hatte ja zu tun.
    Nach 37 Seiten kam sie einigermaßen aufgelöst an, nix passte. Etwas Trost gab es in der 6. Etage
    Ich kaufte das Buch, die 37 Seiten hatten mich begeistert. Nun habe ich es durch, nach einem Tag.


    Schulze ist so anders, nicht weinerlich ostalgisch, nicht derb karrikierend, sondern immer doppelbödig und voller Humor und Anspielungen.
    Hier ist es eine dreiteilige Geschichte.
    Erst der trauige Report eines DDR Antiquars, der einst hoch geachtet, dann von der Wende weg gespült wird, wie seine Bücher in der Elbe Flut und der bei Pegida landet.
    Dann der Bericht eines Schriftstellers, der eben diese Geschichte aufschrieb und seine Beweggründe dazu erläutert und schließlich dessen Lektorin, die ihn erst in der Fortschreibung der Geschichte bestärkte, dann aber auf eigene Recherche ging und am Ende, ja am Ende, ist alles nicht so, wie es den Anschein hatte.
    Tellkamp kriegt eins mit, weil die, die das Antiquariat mit Büchern versorgten genau die Bildungsbürger sind, die Tellkamp im "Turm" beschrieb.
    Schulze läßt keine gutes Haar an ihnen, genauer sein Protagonist


    Ein schönes Buch.
    Gruß aus Kiel


    PS. CMS hat ne neue Adresse gefunden: Maisonbaum.com. Wenn das nicht hilft, muss "Ferdi" auch Pumps produzieren lassen.

    "Der baut Gesetze wie ein Handwerker nach 5 Halbe"

    Maxi 'Schafroth über den bayr. Innenminister

  • Ich habe den Ingo Schulze nicht gelesen, hörte aber gerade eine Diskussion ('Lesenswert-Quartett') darüber, die ich ganz interessant fand, weil sehr ambivalent.


    https://www.youtube.com/watch?v=_IxX75eCr8U (ab 5:30)


    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

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