Männliche und weibliche Vorlieben in der Klassik, gibt es das?
Anlass: Heute Abend hörte ich eine Bruckner-Sinfonie. Ich finde Bruckner sehr gut, bin aber kein spezieller Fan. Erinnere mich dabei aber an eine Aussage, dass Bruckner eher Männer anspricht. In diesem Thread würde ich gerne erfahren, ob da - oder an vergleichbaren Aussagen - was dran ist.
Also:
Gibt es Komponisten, die angeblich eher männliche oder eher weibliche Hörer ansprechen?
Falls ja, liegt das an der Musik oder an der Biografie des jeweiligen Komponisten?
Das war Theorie. Zur Praxis:
Habt ihr gewisse Vorlieben, von denen ihr meint, das könnte typisch weiblich oder typisch männlich sein?
Habt ihr gewisse Abneigungen, von denen ihr meint, das könnte typisch weiblich oder typisch männlich sein?
Was micht betrifft: Abneigungen habe ich keine. Vorlieben: Haydn und Ravel.
Haydn könnte in der Tat biografisch bedingt sein, Ravel eher nicht.
Warum Haydn:
Seine Musik war für mich bereits als Jugendlicher fassbar. Dazu kommt seine Biografie: Er kommt vom Land, er arbeitet sich hoch. Er bleibt "geerdet". Damit kann ich mich identifizieren. Ich könnte problemlos eine Woche Urlaub mit ihm machen. Ist das jetzt typisch männlich? Das ist die Frage. Man kennt auf Anhieb bei den Profis mehr männliche als weibliche Haydn-Experten. Ich erinnere mich aber an eine Frau (Name leider entfallen), die ein ganzes Buch zu Haydns frühen Klaviersonaten geschrieben hat. Und Carmen Daniela hat sie bereits zu LP-Zeiten komplett eingespielt. Man würde ja meinen, Frauen würden eher zu Mozart tendieren. Scheint nicht auf alle zuzutreffen.
Zu Ravel:
Da kann ich nur spekulieren: Zeitlich recht modern, dafür aber leicht zu verstehen. Kommt einem Analytiker wie mir entgegen, auch wenn ich Ravel in keinster Weise analysiere (im Gegensatz zu Haydn oder Mozart). Schmerzfreies und doch niveauvolles Eindringen ins 20. Jahrhundert. Warum ich Ravel lieber höre als Debussy, kann ich aber nicht sagen. Bei Ravel vs. Schönberg wüsste ich es. Ravels Biografie ist mir übrigens nicht geläufig.
Das Beispiel Ravel hätte ich mir also sparen können. Es geht ja um geschlechtsbedingte (oder zumindest biografiebedingte) Vorlieben. Haydn passt in meinem Fall so halbwegs, Ravel passt nicht. Ich lasse es dennoch so stehen, als Beispiel, dass man seine Vorlieben möglichst objektiv unter dem genannten Aspekt betrachten sollte: Ist eine meiner Vorlieben typisch weiblich oder typisch männlich?
Es können gerne auch Vorurteile (siehe Bruckner) gepflegt werden. Widerspruchs wird's eh geben...
Thomas