Klassik am Computer (2. Versuch mit etwas anderen Vorzeichen)

  • Du sprichst jetzt aber nicht von "klassischer Musik" oder. Das habe ich abgesehen von erwähnten prähistorischen Synthy-Bachs ehrlich gesagt für unsere Tage noch nicht gehört. (Was aber auch nichts heißen muss).
    Prinzipiell wäre meine Einstellng auch hier, erlaubt ist, was überzeugt.
    Wie gesagt, wenn es das gäbe, dass jemand das ernsthaft in größerem Umfang probiert hätte würde ich das gerne mal hören. (Egal wieviele Oszillatoren da reingebuttet wurden.)
    gruß
    fahl5

    Ich bezog mich mit meinem Posting allein auf die von Gurnemanz genannte Aufnahme.

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Ich weiß es nicht genau, aber ich vermute dass im Synthi-Bach vermutlich recht einfache Step Sequenzer am Werk waren.


    Switched on Bach wurde meines Wissens manuell per Klaviatur eingespielt. Stepsequenzer konnten nur ein-bis zweitaktige Ostinati in Sechzehntelauflösung wiedergeben (zu hören zB bei frühen Tangerine-Dream-Platten), aber keineswegs ein ganzes Brandenburgisches Konzert ;+)

    zwischen nichtton und weißem rauschen

  • Hi,

    hier noch ein Hörtipp von 1994. Klaus Schulze goes Classic. Ich sage mal nicht meine Meinung dazu, damit ihr unvoreingenommen hören könnt (bei Youtube gibt es was).

    Helli

  • OK, bei Schulze ist das jetzt wirklich ein Orchester auf Basis eines "Synthezisers".
    Dann sollte man aber zur "historischen Gerechtigkeit" hören, wie das Computerorchester dann 20 Jahre später auf der Basis von Samplelibraries klingt (mal abgesehen, wie orginell Schulzes Repertoire gewählt erscheinen mag).
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    Wer ca. 5 min durchhält bekommt auch die Antwort auf die offenbar immer wieder diskutierte Frage, ob es möglich ist mit dem Rechner Walzer zu tanzen....
    gruß
    fahl5


  • Wir sind längst OT, dennoch:

    Aber was ist denn "Geist"?`Das, was unser hochkomplexer biochemischer Computer, den wir Gehirn nennen, uns (was immer "uns" bzw. "ich" sein mag) vorgaukelt?

    das, was du bist.

    Klemperer: "Wo ist die vierte Oboe?" 2. Oboist: "Er ist leider krank geworden." Klemperer: "Der Arme."

  • Lassen wir den Geister liebe in der Kirche, wo er hingehört ;)

    Sonst hol ich die Ghostbusters!

    Nö, bei aller Liebe zur Nüchternheit.
    Der leicht verstaubte Begriff "Geist" passt leider wirklich zu gut für das, was Zusammenhang und Sinn stiftet und diesen auch erst erfassen, verstehen und beurteilen kann.

    Ich halte es bloß für ein Missverständnis/Aberglaube (allso wirklich einen Fall für Ghostbusters), wenn dieser Geist nicht dem handelnden entscheidenden Interpreten überlassen wird, sondern daran gemessen wird, welche Geräte und Materialien verwendet werden.

    Warum auch immer sollte Holz eigentlich soviel geistvoller sein als Silicium??
    Hier ein Beispiel, wie gut Holz und Silicium also klassische Instrumentalisten mit einem Live-Samplevirtuosen (und ehemaligen Geiger) zusammenspielen.

    (Bitte einmal die drei Minuten hören und dann nocheinmal über die Verteilung von Geist auf die verschiedenen Klangerzeugungen nachdenken....)
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  • Dann sollte man aber zur "historischen Gerechtigkeit" hören, wie das Computerorchester dann 20 Jahre später auf der Basis von Samplelibraries klingt


    Das hier ist auch an die 20 Jahre alt und von mir. Ich habe solche albernen Späßchen nämlich auch mal gemacht. Jugendsünden eben. Aber nur zum Privatvergnügen bzw. zu Übungszwecken. Damals gab's selbstredend noch kein VSL oder sonstige Sample-Librarys. Alles Hardware-Gerätschaften:

    Mozart, Sinfonie Nr. 35 (Haffner), 1. Satz:
    "https://app.box.com/s/vmhqrwn7bkxturhv63uf"


    Vivaldi, Vier Jahreszeiten:

    Frühling:
    "https://app.box.com/s/0oxnohrsintuhdn6k39z"

    Sommer:
    "https://app.box.com/s/rhd19u5b96f2s8u7b1bl"

    Herbst:
    "https://app.box.com/s/nurtn243n62l4yjdhyjw"

    Winter:
    "https://app.box.com/s/zugjaeoath6pmefi017r"


    Joseph Martin Kraus, c-moll Sinfonie:

    1. Satz:
    "https://app.box.com/s/qfahmheb1zqil4c4nnni"

    3. Satz:
    "https://app.box.com/s/70w6lbzv2qsl2c0a2bzf"


    Beethoven, 3. Sinfonie, 4. Satz:
    "https://app.box.com/s/c4h6r1lm5wxuq3avnbja"


    Engelbert Humperdinck, Vorspiel zu Hänsel und Gretel ( merkatz: Besser nicht anhören, ist ziemlich schlimm):
    "https://app.box.com/s/4nwaca58bzrgxnk5oxjq"


    Mozart, Requiem, Lacrimosa:
    "https://app.box.com/s/76vg01n0sd6ng5o1timt"


    Ich habe die CD, die ich damals gemacht habe gerade aus dem Keller rausgekramt und mir beim Hochladen nochmal angehört. Klingt aus heutiger Sicht eigentlich ziemlich peinlich. Nur das Lacrimosa gefällt mir eigentlich immer noch. Aber der Chor singt natürlich leider keine Wörter, das ging damals noch nicht, er singt nur Aahhs.

    Darum noch eine Frage an fahl5: Was machst du eigentlich, wenn deine Einspielungen in 10 bis 15 Jahren total veraltet klingen, weil sich der technische Stand einfach weiterentwickelt hat. Dann war doch die ganze Arbeit mehr oder weniger für die Katz', oder meinst du nicht?

  • Zitat

    Ich halte es bloß für ein Missverständnis/Aberglaube (allso wirklich einen Fall für Ghostbusters), wenn dieser Geist nicht dem handelnden entscheidenden Interpreten überlassen wird, sondern daran gemessen wird, welche Geräte und Materialien verwendet werden.

    Ich weiß nicht, inwiefern es Sinn macht, wenn wir uns überhaupt noch einmal miteinander unterhalten - aber jedenfalls bin ich der Meinung, dass eine bestimmte (individuelle) Auffassung, der ein ebenso bestimmter "Geist" zugrunde liegt, nur mit bestimmten Geräten und Materialien verwirklicht werden kann. Nicht ohne Grund habe ich mich nach vieljähriger Suche für ein ganz bestimmtes Instrument einer ganz bestimmten Marke entschieden, und nicht ohne Grund baue ich ganz bestimmte Rohre.

    Zitat

    Warum auch immer sollte Holz eigentlich soviel geistvoller sein als Silicium??

    Ob geistvoller oder nicht - ein direkt via Atem oder Arm bedientes und dann entsprechend direkt aufgenommenes Stück Holz klingt einfach anders als ein Stück Holz, das seinen spezifischen Klang dem Umweg über das Silicium verdankt. Das hört man in allen auf Sampling basierten Aufnahmen, die mir bislang bekannt geworden sind (nicht nur, aber auch nicht zuletzt in deinen) deutlich genug. Die Unterschiede sind äußerst signifikant - wie schon früher geschrieben habe ich größere Schwierigkeiten, die Solo-Oboe in deiner Version des 1. Satzes aus dem Griegschen Klavierkonzert überhaupt als Oboe zu identifizieren ....von Feinheiten wie z.b. einem differenziert dosierten Vibrato reden wir jetzt nicht einmal am Rande!

    Wenn ich dir widerspreche, geschieht das also zunächst schon aus rein empirischen Gründen. Die Fundamentaldebatte benötigen wir eigentlich gar nicht, weil der mit den Ohren erfahrbare Unterschied zwischen "Holz" und "Silicium" (um in deiner Begrifflichkeit zu bleiben) immer noch gewaltig groß ist.

    Viele Grüße

    Bernd

  • Engelbert Humperdinck, Vorspiel zu Hänsel und Gretel ( merkatz: Besser nicht anhören, ist ziemlich schlimm):
    "https://app.box.com/s/4nwaca58bzrgxnk5oxjq"

    Habs mir trotzdem angehört ;)

    Wenigstens hat man hier die Quintolen bei Buchstabe J, Takt 7 in den Streichern schön gehört, die gehen oft unter.

    Ich glaube, am Ende fehlen mehrere Takte ab Buchstabe P, mit dem lauten fortissimo-Ausbruch des gesamten Orchesters, oder?

    Und ich glaube, einen Fehler habe ich entdeckt: das 1. Fagott spielt bei Buchstabe A, auf der 3. und 4. Viertel in Takt 4 auf der falschen Tonhöhe - oder hört man es nur zu leise?

  • Ich glaube, am Ende fehlen mehrere Takte ab Buchstabe P, mit dem lauten fortissimo-Ausbruch des gesamten Orchesters, oder?

    Das kann gut sein, dass ich da was gekürzt habe. Fortissimo-Ausbrüche waren mit diesen Hardware-Klangmodulen besonders schwierig zu bewerkstelligen. Besonders die Hörner klangen im Forte schlecht. Hört man auch deutlich bei der Eroica. Und dass da Fehler drin sind bezweifle ich auch nicht.

  • Und dass da Fehler drin sind bezweifle ich auch nicht.

    Naja, sicher bin ich mir ja nicht - vielleicht hört man das hohe Fagott auch nur zu leise. Aber generell höre ich mir JEDE Version der Ouvertüre an, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass man fast in jeder Aufnahme, in jeder Version, egal wie schlecht sie auch ist, man immer zumindest eine Sache findet, die man in anderen Versionen nicht hört.

    In einer Aufnahme hört man diese Quintolen besonders deutlich, in einer anderen hört man wieder andere Dinge, wo man sagt "Jössas, das habe ich ja noch nie gehört".

  • Zitat

    (Bitte einmal die drei Minuten hören und dann nocheinmal über die Verteilung von Geist auf die verschiedenen Klangerzeugungen nachdenken....)

    Ich habe drüber nachgedacht und es mir angeschaut.
    Es ist ein tolles Amusement, sehr effektvoll.

    Aber hinter dem Effekt empfinde ich nichts als Leere.

    Sorry vielmals, ich habe gerade ganz altmodisch Beethovens op.135 auf meiner Holzkiste aufgeführt.
    Und gegen diese Wahnsinnsmusik- vor allem, wenn man sie selber wirklich geprobt und gespielt hat- erscheint mir dieses Beispiel zwar interessant, aber letztendlich als seelenlos und nur auf den Effekt und die Partytauglichkeit reduziert.

  • Hi,

    so gut die Sample-Libraries aus sein mögen - gegen ein echt gespieltes Solo-Instrument können die nicht anstinken. Allenfalls Klavier, aber Streicher oder Bläser nicht. Insofern sehe ich Computereinspielungen von Beethovens 5. eher akademisch. Andererseits - der Nutzen für anderswo ungreifbare Musik wurde ja schon recht einhellig begrüßt.

    Die Stärken der Libraries sehe ich bei FIlmmusik oder für Hobbykomponisten, die einen recht brauchbaren Eindruck vom selbst komponierten Orchesterwerk haben möchten. Weitere Stärken sind neue Anwendungsgebiete, die sicher in den nächsten Jahren erprobt werden. Ich denke da an Experimentelles wie das 9BeetStretch-Projekt ("http://9beetstretch.com/") von Leif Inge oder die orchestrale Glitch-Musik von Murcof oder auch die Recomposed-Serie (Max Richter, Moritz von Oswald, Carl Craig). Der Link von Steffen auf das Youtube-Tim-Exile-Video ist auch spannend!

    Helli

  • Weil du gerade Filmmusik erwähnst: einer der wenigen Fälle, wo ich den Einsatz von "Computermusik" bzw. elektronisch erzeugter Musik absolut befürworte war "The Shining" von Kubrick.

    Diese vielen unheimlichen Klänge, ich glaube, das hätte man mit einem Orchester nie so machen können.

  • Die unheimlichste Musik in Shining ist allerdings der Beginn des 3. Satzes aus Bartoks "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta" - die gespielt wird, wenn der Kleine auf seinem Rad im Zimmer auf seinen sitzenden, dort schon dem Wahnsinn anheimfallenden Vater begegnet: Xylophon (wenn ich mich nicht täusche) und Paukenglissandi. Gänsehaut.

    "Gar nichts erlebt. Auch schön." (Mozart, Tagebuch 13. Juli 1770)

  • Diese vielen unheimlichen Klänge, ich glaube, das hätte man mit einem Orchester nie so machen können.

    Welche meinst Du?
    Der größte Teil wird von Orchestern gespielt und beinhaltet Werke von Ligeti, Bartok, Penderecki etc.
    Werke, welche ich auch alle schon oft gespielt habe.
    Aber das ist natürlich eine andere Klangwelt als HuG. ;+)

  • Welche meinst Du?
    Der größte Teil wird von Orchestern gespielt und beinhaltet Werke von Ligeti, Bartok, Penderecki etc.
    Werke, welche ich auch alle schon oft gespielt habe.
    Aber das ist natürlich eine andere Klangwelt als HuG. ;+)

    Hier "Lontano" von Ligeti, welches in "The Shining" verwendet wurde:
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    Das ist ein großes Orchester, das Stück ist sehr lästig, ich habe es öfter gespielt.
    Hör Dir DAS mal an!

    Mir ist gar nicht bekannt, daß in "The Shining" überhaupt Computermusik verwendet wurde.
    Wendy Carlos am Synthesizer war zugegen, ja, ok, aber auch das ist keine Computermusik.

  • Mir ist gar nicht bekannt, daß in "The Shining" überhaupt Computermusik verwendet wurde.

    "Computermusik" wohl nicht, aber das "Dies Irae" am Anfang wurde mit Synthesizern (möglicherweise auch schon Samplern) eingespielt. Autorin war die schon oben erwähnte Wendy Carlos.

    Edit: Ach, ich sehe grad, dass Du sie ja schon erwähnt hast, hatte ich überlesen. ;+)

    zwischen nichtton und weißem rauschen

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