Atterberg, Kurt – Der komponierende Ingenieur

  • ein besonders "übler"Überzeugungsnazi war zum Beispiel der Franzose Florent Schmitt

    Das habe ich auch mal rumoren gehört, aber bisher fehlen mir dahingehend Beweise.
    Sein blöder Zwischenruf bei der Uraufführung von Kurt Weils Sinfonie Nr.2 kann alles mögliche bedeutet haben.


    Pfitzner war sicher ein Kotzbrocken und Antisemit, und sicher hat er seinen Vorteil in der damaligen Zeit gesucht.
    Aber ob er ein überzeugter Nazi war, da habe ich meine Zweifel.
    Denn dafür hat er sich selber den Nazis zu überlegen gefühlt, so meine Vermutung.

  • Das habe ich auch mal rumoren gehört, aber bisher fehlen mir dahingehend Beweise.
    Sein blöder Zwischenruf bei der Uraufführung von Kurt Weils Sinfonie Nr.2 kann alles mögliche bedeutet haben.


    Pfitzner war sicher ein Kotzbrocken und Antisemit, und sicher hat er seinen Vorteil in der damaligen Zeit gesucht.
    Aber ob er ein überzeugter Nazi war, da habe ich meine Zweifel.
    Denn dafür hat er sich selber den Nazis zu überlegen gefühlt, so meine Vermutung.

    Lieber Michael,immerhin war der "gute" Schmitt unter dem Vichy Regime zweiter Ehrenvorsitzender eines Orchesters mit dem doch ziemlich eindeutigen Namen "Collaboration" und der "blöde Ausruf"-"Es lebe Hitler"scheint mir doch ziemlich eindeutig,zumal er später wohl noch zufügte, das Frankreich genügend eigene schlechte Komponisten beheimate und nicht auch noch alle deutschen Juden aufnehmen müsse.----Das ganze wurde durch das Simon Wiesenthal Center zu Tage gefördert.--------------------------------------------------------Was Pfitzner angeht mag ich Dir gerne folgen. .Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Lieber Michael,immerhin war der "gute" Schmitt unter dem Vichy Regime zweiter Ehrenvorsitzender eines Orchesters mit dem doch ziemlich eindeutigen Namen "Collaboration" und der "blöde Ausruf"-"Es lebe Hitler"scheint mir doch ziemlich eindeutig,zumal er später wohl noch zufügte, das Frankreich genügend eigene schlechte Komponisten beheimate und nicht auch noch alle deutschen Juden aufnehmen müsse.--

    Das stimmt, und genau das ist mir auch bekannt.
    Nur, auch in Frankreich war der Antisemitismus ein Thema, ein großes Thema.
    Leider.
    Und nicht nur dort.
    Es ist schäbig, ja.


    Aber diese Leute waren deshalb immer noch keine Nazis.
    Antisemiten, JA.
    Und sie haben schäbig reagiert.
    Schlimm genug.
    Und da sollte absolut nichts beschönigt werden.


    Und mit dieser Tatsache tut sich auch Frankreich schwer, ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Dreyfus-Geschichte.
    Antisemitismus war und ist ein Problem bis heute in sehr vielen Ländern Europas.
    Und natürlich leider nicht nur Europas.


    So schäbig das alles ist-und das ist SCHÄBIG, Pfui Deibel! -ich halte es trotzdem für wichtig, differenzierter vorzugehen.
    Ein Komponist, eine Person, welche man schätzt, kann-so schade das ist- ein Kotzbrocken gewesen sein.
    Aber es ist immer noch ein Unterschied, ob dieser Kotzbrocken auch ein Verbrecher gewesen sein könnte.


    Ich wage deshalb einzuwenden, daß ein Schmitt- der Komponist und Antisemit Schmitt- als NAZI unzutreffend gekennzeichnet ist.


    Als ein NAZI müßte er den Holocaust befürwortet haben, eine Dimension, welche über das dümmliche Denken eines damaligen Collaborateurs und französischen Antisemiten ziemlich weit hinausgeht.


    Ob diesen Karrieristen tatsächlich klar war von Anfang an, daß im großem Stile umgebracht wurde?


    Wirklich, ich habe da KEINE Ahnung.


    War es einem Cortot, einem Munch, einem Schmitt und zig anderen klar?
    Ich glaube nicht.



    Im Grunde folge ich Dir, Kalevala.
    Mir gefällt es sehr, daß Du bezüglich Schmitt- den ich sehr schätze als Komponist- diese schmutzige Wäsche herauskramst.


    Ich erinnere mich sehr gut an den versteinerten Gesichtsausdruck von Rene Koering damals 1999 in Montpellier, als ich mit Ihm-er war damals Intendant vom dortigen Orchester- über Schmitt sprechen wollte.
    Der Grund ist egal, das Gespräch kam irgendwie auf Schmitt, und er hat mich mit Blicken getötet, als der Name Schmitt fiel.


    Nur, so wichtig das ist......eine gewisse Differenzierung halte ich für angebracht.


    Diese sehr gebildeten Musiker haben durchaus Schuld auf sich geladen, hatten-obwohl sehr gebildet- anscheinend Defizite in Ihrem Denken und in Ihrem Weltbild.


    Aber, um es einfach zu formulieren:


    Ein echter NAZI, der hat entweder befohlen, abzudrücken, oder er hat selber abgedrückt oder dies gutgeheißen.


    Alles andere ist eine schmutzige Grauzone, die ist schlimm genug, und genau da geht diese schmutzige Grauzone noch viel weiter zurück als 1933-1945.


    Und darüber muß man sprechen, das geht fast alle Länder an.



    Ich bin der Überzeugung, daß Schmitt KEIN Nazi war, er war halt ein billiger Antisemit.
    Damit war er in Frankreich leider nicht alleine, er war damit sogar irgendwie salonfähig.


    Ein Spießer, ein Karrierist und in diesem Falle aus heutiger Warte völlig dumm.


    Aber damals war er u.U. sogar auf der Höhe SEINER Zeit in seinen Anschauungen.........ja, das ist schlimm, aber das ist so.
    Damit ist nichts zu entschuldigen, das einzige, um das es mir geht, ist dies:


    Er war sicher kein NAZI.


    Nun denn, schwieriges Thema, aber ich begrüße das!
    Darüber kann man gar nicht oft genug und eingehend genug sprechen.


    Was die Kunst des 20.Jhdt und bis heute angeht, gibt es fast kein wichtigeres Thema.


    Und es wird wohl leider niemals, jedenfalls nicht zu unseren Lebzeiten, vorkommen, daß dieses Thema wirklich differenziert und bis in das letzte ergründet ist.


    Jedes Mosaiksteinchen ist wichtig!


    Nuff said,
    Michael

  • Lieber Michael,sicher soll man das alles differenziert sehen und ob Schmitt "nur" ein Antisemit,Rassist oder eben doch Nazi war ist letztlich nicht entscheidend; die Übergänge sind meiner Meinung nach fließend, was gerade diese scheinbar "harmlosen Dummschwätzer" anrichten können wenn sie in verantwortliche Positionen geraten ist hinlänglich und tragisch belegt.Antisemitismus,Rassismus gab es und gibt es damals wie heute,damals "auf der Höhe der Zeit"öffentlich gelebt und als Weltanschauung,heute getarnter weil als das erkannt was es ist,die dumpfste Art sein Gehirn zu "nutzen".Vermutlich gehörte Schmitt zu dieser Sorte der Dummschwätzer die,"auf der Höhe der Zeit" und geschützt durch die Masse Gleichgesinnter, ihre Komplexe,Minderwertigkeitsgefühle,und auf der scheinbar stärkeren Seite stehend sich so wunderbar überlegen fühlen zu können----aber wie kommt das bei einem doch eigentlich gebildeten und durchaus erfolgreichem Komponisten zu derart kleinkarierten Gedankengängen,-----ein Großteil der Nazibrut waren ja eigentlich nichts anderes als gescheiterte Existenzen aber eben nicht alle---ist es Karieredenken(sicher bei vielen)oder doch nur dieses widerliche Mitläufertum was sich bis in unsere Tage hält und wahrscheinlich bis in alle Zukunft halten wird-------------------aber einmal anders betrachtet,für mich war und ist nicht ein Antisemit oder was immer er war,wie Schmitt, auf der Höhe der Zeit---es sind die vielen(oder vielleicht doch nur wenigen)die Verfolgten in ihrer Not halfen und wenn es "nur" durch nicht verraten geschah---Alle diese Schmitts,Pfitzners und,und...ermöglichten jedenfalls den Nazis ihren Terror zu etablieren-----Es gibt doch auch die positiven Beispiele,Dänemark wo die Bevölkerung unter der Führung ihres Königs die jüdischen Mitbürger schützte,ebenso Bulgarien------------Leute wie Schmitt hatten und haben doch auch eine gewisse Vorbildfunktion und ob Nazi oder nicht,hier hat er versagt und durch sein kollaborieren das Nazitum zumindest gestärkt! .Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Lieber Michael,sicher soll man das alles differenziert sehen und ob Schmitt "nur" ein Antisemit,Rassist oder eben doch Nazi war ist letztlich nicht entscheidend; die Übergänge sind meiner Meinung nach fließend, was gerade diese scheinbar "harmlosen Dummschwätzer" anrichten können wenn sie in verantwortliche Positionen geraten ist hinlänglich und tragisch belegt.Antisemitismus,Rassismus gab es und gibt es damals wie heute,damals "auf der Höhe der Zeit"öffentlich gelebt und als Weltanschauung,heute getarnter weil als das erkannt was es ist,die dumpfste Art sein Gehirn zu "nutzen".Vermutlich gehörte Schmitt zu dieser Sorte der Dummschwätzer die,"auf der Höhe der Zeit" und geschützt durch die Masse Gleichgesinnter, ihre Komplexe,Minderwertigkeitsgefühle,und auf der scheinbar stärkeren Seite stehend sich so wunderbar überlegen fühlen zu können----aber wie kommt das bei einem doch eigentlich gebildeten und durchaus erfolgreichem Komponisten zu derart kleinkarierten Gedankengängen,-----ein Großteil der Nazibrut waren ja eigentlich nichts anderes als gescheiterte Existenzen aber eben nicht alle---ist es Karieredenken(sicher bei vielen)oder doch nur dieses widerliche Mitläufertum was sich bis in unsere Tage hält und wahrscheinlich bis in alle Zukunft halten wird-------------------aber einmal anders betrachtet,für mich war und ist nicht ein Antisemit oder was immer er war,wie Schmitt, auf der Höhe der Zeit---es sind die vielen(oder vielleicht doch nur wenigen)die Verfolgten in ihrer Not halfen und wenn es "nur" durch nicht verraten geschah---Alle diese Schmitts,Pfitzners und,und...ermöglichten jedenfalls den Nazis ihren Terror zu etablieren-----Es gibt doch auch die positiven Beispiele,Dänemark wo die Bevölkerung unter der Führung ihres Königs die jüdischen Mitbürger schützte,ebenso Bulgarien------------Leute wie Schmitt hatten und haben doch auch eine gewisse Vorbildfunktion und ob Nazi oder nicht,hier hat er versagt und durch sein kollaborieren das Nazitum zumindest gestärkt! .Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:


    Ich bin völlig Deiner Meinung, bis auf die Tatsache, daß es Nazis waren.


    Es waren Antisemiten, und derer gab es und gibt es immer noch zu oft.
    Es waren keine großen Menschen, und mir selber ist es auch ein Anliegen, anscheinend große Menschen vom Sockel zu holen.


    Nun ja, versagt hat Schmitt sicherlich, da kann man nicht drumherumreden.


    Nur, wie konnte ein gebildeter französischer Komponist eine solche Haltung einnehmen?
    Wo liegen da die Wurzeln?


    Das ist das, was mich interessiert.


    Und ein Problem liegt AUCH darin, daß dies von französischer Seite niemals aufgearbeitet wurde.

  • Ich möchte noch Nachtragen,als ein Beispiel eines aufrechten und humanistischen Komponisten der in gleicher Zeit in einem anderen "dunklen Land" wirkte und trotz täglicher Bedrohung für Seele und Leib aufrecht lebte,anderen half und seine Seele rein erhielt,Schostakowitsch----seine Anmerkung zur "Babi Yar" Symphonie "Ich bin kein Jude aber wenn Juden verfolgt werden, bin ich Jude" hat mir immer sehr viel Hoffnung gegeben. .Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Und um mal wieder ontopic zu sein:
    Der gute Atterberg- dessen Werke ich seeeeeehr liebe:
    Dieser Atterberg ist leider gar nicht soooooo weit weg von dieser Diskussion.


    SICHER KEIN Nazi, das war er NICHT.


    Aber war er so weit entfernt von der Position der französischen Mitläufer?
    Wie war das in Italien mit Respighi, Pizzetti und anderen, welche dem Faschismus wohlwollend gegenüberstanden?


    Wie gesagt, DAS ist nach wie vor ein sehr schwieriges Thema.

  • Ich möchte noch Nachtragen,als ein Beispiel eines aufrechten und humanistischen Komponisten der in gleicher Zeit in einem anderen "dunklen Land" wirkte und trotz täglicher Bedrohung für Seele und Leib aufrecht lebte,anderen half und seine Seele rein erhielt,Schostakowitsch----seine Anmerkung zur "Babi Yar" Symphonie "Ich bin kein Jude aber wenn Juden verfolgt werden, bin ich Jude" hat mir immer sehr viel Hoffnung gegeben. .Herzliche Grüsse:KALEVALA

    Klar, unterschreibe ich..........
    Aber nichtsdestotrotz handelt es sich hier um einen Zeitversatz von etwa 20 Jahren.



    Mir geht es um das Problem zeitnah und nicht aus einer späteren Warte heraus.
    Wobei Schosta und Jewtuschenko natürlich den Antisemitismus in Russland anprangerten, was mehr als notwendig war.


    Aber halt später.


    Ich würde lieber erst mal bei Schmitt und Konsorten bleiben.
    Und bei Dreyfus.


    In Frankreich!


    Florent Schmitt ist völlig zu Recht angegriffen worden, es gibt unzählige andere mehr.


    Warum gab es in Frankreich diese Bereitschaft, dieses Denken?


    Warum wird es totgeschwiegen bezw. warum war darum halt fast jeder nachträglich in der Resistance?
    Das war immer so was von billig, ich würde gerne erst mal bei diesem niemals aufgearbeitetem Problem bleiben.
    Denn viele Franzosen waren mehr als bereitwillig, Nazi-Deutschland zuzuarbeiten


    Und dieses Problem gilt auch für Skandinavien, es betrifft auch Atterberg, es betrifft auch Sibelius und viele andere.


    Das ist nur aus dem Zeitgeist damals zu erklären, denke ich.


    Und, so bescheuert das klingt:
    Es ist NICHT damit getan, eine Nazi-Keule zu schwingen.
    DAS können wir aus unserer heutigen Warte heraus ohne Probleme, aber die Menschen damals haben reagiert und gehandelt aus einem völlig anderem Blickwinkel.


    Die hatten kein Fernsehen, kein Internet, ebenmal rudimentär Radio-wenn es hochkommt.


    Warum haben die Menschen damals so reagiert, so gehandelt?


    Es war nicht jeder ein Faschist oder Nazi, das ist einfach zu ........einfach!
    So war das nicht, so kann das gar nicht gewesen sein, das ist einfach zu billig.

  • Nur, wie konnte ein gebildeter französischer Komponist eine solche Haltung einnehmen?
    Wo liegen da die Wurzeln?


    Das ist das, was mich interessiert.


    Ja,woran liegt es das einer so Übellaunig und Hass getränkt wird?---manchmal führen ja die kleinsten Ereignisse,eine Kränkung,ein sich zurückgesetzt fühlen,zu den schlimmsten Auswirkungen?---vielleicht die Erziehung,das Elternhaus etc....in manchen Familien haben solche "Werte"ja regelrecht "Tradition"---Ich kann diese Frage auch nicht befriedigend beantworten!

    Und ein Problem liegt AUCH darin, daß dies von französischer Seite niemals aufgearbeitet wurde.

    Im Fall Schmitt ist man seit den 1980igern immerhin bemüht das Lycee der Heimatstadt Schmitts um zu bennenen in Alexandre Dumas,dies auf druck(wie so oft)der Schülerschaft,aber es zieht sich!

    Es waren Antisemiten, und derer gab es und gibt es immer noch zu oft.
    Es waren keine großen Menschen, und mir selber ist es auch ein Anliegen, anscheinend große Menschen vom Sockel zu holen.

    Allein schon wie viele Hindenburg-Dämme-Strassen etc. noch existieren-----der Steigbügelhalter Hitlers gilt vielen immer noch als der Held von Tannenberg und nicht als das was er war: der Lügner mit der Dolchstoß-Legende! ,Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Allein schon wie viele Hindenburg-Dämme-Strassen etc. noch existieren-----der Steigbügelhalter Hitlers gilt vielen immer noch als der Held von Tannenberg und nicht als das was er war: der Lügner mit der Dolchstoß-Legende!


    Nun, hier in Münster ist der große "Hindenburgplatz" in "Schloßplatz" zurückbenannt worden.
    Man konnte es kaum glauben,aber es gab ein Bürgerbegehren, dies zu verhindern.


    So bescheuert das auch sein mag, es ist nicht immer von Vorteil, eine gepamperte, vollsatte Mittelschicht von Waldorf-Eltern um Ihre Meinung zu bitten.
    Das ging schon bei unserer Musikhalle nach hinten loß, und im Falle der Umbenennung des Hindenburgplatzes war das nicht anders.
    Zum Glück gab es dieses mal auch intelligentere Büger

  • Und um mal wieder ontopic zu sein:
    Der gute Atterberg- dessen Werke ich seeeeeehr liebe:
    Dieser Atterberg ist leider gar nicht soooooo weit weg von dieser Diskussion.

    Ich glaube doch,mir ist keine Antisemitische Äußerung Atterbergs bekannt und er gilt als Liberaler und das er bei diesem unseeligen von der Nazi-Propaganda organisierten Komponistentreffen auftrat oder das seine Oper Aladdin am gleichen Tag in Deutschland und Stockholm uraufgeführt wurde ---sicher etwas unglücklich aber doch noch nicht wirkliche Nähe,ihm ging es um die Förderung(seiner)traditionellen Musik und dies sah er aus dem reinen Blickwinkel des Komponisten

    SICHER KEIN Nazi, das war er NICHT.

    War er nicht,seh ich auch so

    Aber war er so weit entfernt von der Position der französischen Mitläufer?
    Wie war das in Italien mit Respighi, Pizzetti und anderen, welche dem Faschismus wohlwollend gegenüberstanden?

    Ja denn er war auch kein Faschist,er war ein Liberaler dem es nicht um Politik sondern nur um den Rang der traditionellen klassischen Musik ging,vielleicht das was man ihm und vielen seiner Zeitgenossen vorwerfen kann---dieses unpolitische ausklammern aber eben auch durch Unwissenheit,welcher Schwede,Finne etc...konnte von der Massenvernichtung wissen?Wie Du weiter unten richtig schreibst:rudimentäres Radio und Tageszeitung,vielleicht noch Wochenschau und das war es dann Bilder des Holocaust bekam keiner zu sehen---Es gibt die Berichte von US-Soldaten die zu ende des Krieges nach Deutschland einrückten und der deutschen Bevölkerung durchaus nicht über Gebühr feindlich begegnete, was sich nach erreichen der ersten Konzentrationslager deutlich änderte!------------------Respighi war Faschist aber wie übrigens auch Mussolini und ein erheblicher Teil der italienischen Faschisten wiederum kein Antisemit was auch dazu führte das die Italienischen Juden erst unter dem massiven Druck der Deutschen auf die Regierung Italiens und relativ spät verfolgt wurden

    Wie gesagt, DAS ist nach wie vor ein sehr schwieriges Thema. keiner zu sehen

    Mein geliebter Schostakowitsch,die 13. natürlich ca.20 Jahre später aber die Gesinnung Zeitnah!---der glaubte an den "wahren" Sozialismus.-------------------------------------------------------------Wieso Dreyfus,das zeigt zwar eine Antisemitische Tradition ist nun aber nicht so Zeitnah---1890iger Jahre
    Wieviele Deutsche haben nach dem Krieg "Ihren Juden versteckt",waren gegen Hitler oder gar "Im Widerstand" gewesen,haben nichts gewusst und und und,nicht anders sieht das mit den Franzosen aus nur die "Argumente" sind halt andere und die Verstrickungen sind halt peinlich(wenn sogar der Nationalheld Petain zum Kollaborateur wird!) Sibelius ist nun wieder eine ganz andere Geschichte wie ich weiter oben ja schon schrieb-------Das Alles zeigt aber die komplexität dieser Marterie So viel hat sich ,global gesehen,vielleicht gar nicht geändert nur das WIR heute in einem demokratischen Rechtsstaat leben aber all zu weit muss man nicht fahren um die Grenzen der Freiheit zu erreichen und selbst vor unseren Türen brodelt der Rassismus-Antisemitismus,zeigt sich heute nur meist eher mit Tarnkappe.

    Wie gesagt, DAS ist nach wie vor ein sehr schwieriges Thema.

    Da sagst Du was!!!!! Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Liebe Capricciosi,ich habe jetzt nochmals intensivst zu Atterberg aber auch zur Geschichte des Antisemitismus recherchiert.Zu Atterberg ist leider weiterhin nicht all zu viel zu finden aber aus den PuzzleTeilen die ich zusammen gefunden habe, bestätigt sich doch immer deutlicher das Bild eines Liberalen,der sich außerhalb seines Engagements im Bereich der Musik wohl unpolitisch verhielt.Zeitweilig arbeitete er als Musikkritiker bei der LIBERALEN Zeitung "Stockholms Tidningen"(1919-57),sowie als Sekretär der "Königlichen Schwedischen Akademie der Musik" (1940-53).Beide,sowohl die Zeitung als auch die Akademie, standen nicht im Verdacht den Nationalsozialisten nahe zu stehen,wie sich für mich auch der oft vernommene Vorwurf, in Schweden bzw Skandinavien sei ein ausgeprägter Antisemitismus vorhanden gewesen nicht bestätigt hat,"natürlich" war und ist er vorhanden aber,um bei Schweden zu bleiben,in ,für Europa,eher unterdurchschnittlicher Ausprägung.Dies ist wohl auch einer langen sozialdemokratischen Tradition zu danken die konsequent eine Ausgrenzung Jüdischer Bürger verhindert(e) und den solidarischen "Wohlfahrtsstaat" aufbaute.----Ein bekanntes Beispiel eines schwedischen Antisemiten ist der Komponist und Zeitgenosse Atterbergs---Wilhelm Peterson-Berger(1867-1942),ein Traditionalist."Berühmt" wurde sein Handfester Streit mit dem in Finnland geborenen,jüdischen Modernisten Moses Pergament(1893-1977),dieser Streit gipfelte in einer Ohrfeige durch Pergament(hier zeigte sich dann auch der damalige ,latente und in seiner klischeehaftigkeit für die Zeit typische Antisemitismus in den Darstellungen Pergaments in Karikaturen in der Presse, mit obligater "Judennase").Ein anderes Beispiel eines antisemitischen schwedischen Komponisten der Zeit ist Natanael Berg,eher ein Vertreter der Sorte "verbitterter Neidhammel"---------------------ich empfehle zu dem Thema den Aufsatz:"Die Musik in Schweden im Spannungsfeld zwischen Nationalem und Internationalem im 20 Jahrhundert" von:Greger Andersson (Lund) .-----------------------Herzliche Grüsse.KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • Noch eine Randbemerkung zur 6.Symphonie,der Name "Dollar-Symphonie" stammte wohl nicht von Atterberg selbst, sondern wurde ihr wohl von einigen Spöttern,auf Grund des für damalige Verhältnisse außerordentlich hohen Preisgeldes von 10.000 $ gegeben.Der Komponist kaufte sich von dem Geld ein Auto.Ein Mitglied der Jury war im übrigen kein Geringerer als Carl Nielsen!-------------------Herzliche Grüsse:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)

  • In Kürze erscheint die Doktorarbeit der Frankfurter Musikwissenschaftlerin Carola Finkel über die Sinfonien Atterbergs


    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Gleich im Januar gelesen und............mich im großen und ganzen bestätigt gefunden. ^^
    Unbedingt lesenswert!!!! l-l









    Herzlich grüßt:KALEVALA :wink:

    Die Wahrheit ist hässlich: wir haben die Kunst, damit wir nicht an der Wahrheit zugrunde gehen. (Nietzsche)



    Es gibt nichts Überflüssigeres und Schädlicheres als wie Musik. Wenn ein Mensch eine gewisse Zeit lang Musik hört, wird sein Gehirn faul und unseriös. (Ayatollah Khomeini)


  • (C) 2004 cpo 777 118-2 (5 CDs) [329:09]

    rec. 1998-2003


    nur Nr. 9:

    Satu Vihavainen (ms)

    Gabriel Suovanen (bt)

    NDR Chor

    Prager Kammerchor


    Nr. 1-9 & Älven:

    Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt

    NDR Radiophilharmonie

    SWR Radio-Sinfonieorchester Stuttgart

    D: Ari Rasilainen


    Atterberg hat mich sofort angesprochen mit seiner Tonsprache: nicht nur erklingt er in einer tonalen romantischen Tradition, die man gut genießen kann, sondern er schafft es auch, seinen Symphonien eine Motivik zu geben, die wirkungsvoll und abwechslungsreich daherkommt. Während ich z.B. mit Rud Langgaards Tonsprache manchmal etwas hadere, weil sie in ihrer romantischen Attitüde zu brav klingt, bin ich bei Atterberg voll dabei, weil er immer wieder einen dramatischen Aspekt einbringt. Das Wiederhören der obigen Box hat mir das wieder deutlich bewiesen.


    Besonders beeindruckt bin ich von der 9. Symphonie (Sinfonia Visionaria). Sie entstand 1955/56 und ist eher eine symphonische Kantate. Der Text basiert auf der sogenannten Lieder-Edda und beschreibt die Weissagungen der Seherin (Völuspá). Darin gibt Atterberg die reine Romantik auf und erweitert seine Möglichkeiten um Zwölftonreihen, mit denen er die dramatischen Ereignisse der Erzählungen unterlegt. Dementsprechend still und düster wirkt das Werk, hat aber eine einmalige Stellung in seinem Gesamtwerk.


    Die Box von cpo hat eine sehr gute Klangqualität zu bieten - wie gewohnt liegen tolle Booklettexte zu den Werken bei. Die Interpretationen gefallen mir durch die Bank.

    "Interpretation ist mein Gemüse."

    Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation."

    Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..."

    jd

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