Andererseits kann man feststellen, dass die verwendete Musik in der Regel wie ein Steinbruch behandelt wird: Sie wird nicht ganz ausgespielt; vielmehr werden einzelne schöne Stellen, Melodien, Klangeffekte herausgegriffen. Also aus dem immanenten Zusammenhang herausgerissen.
und das kann ja eigentlich garnicht anders sein, denn die Abfolge der Ereignisse im Originalwerk erzählt ja eine eigene Geschichte, die der des Films oder Werbeclips eher nicht entspricht. MAl ganz davon ab, daß klassische Musik oft mit Stimmungswechseln arbeitet, die dem Anliegen "ich möchte eine bestimmte Stimmung mit Musik verstärken und/oder herstellen" widersprechen.
Eine spannende Frage für diesen Thread wäre nun, ob & inwiefern dieser immanente Zusammenhang selbst von Bedeutung ist. Ob er eine eigene Aussage zu transportieren vermag.
Ich denke genau das: der "immanente Zusammenhang", das in der Zeit ablaufende Musikstück, wird als bedeutungsvoll empfunden. Und zwar unabhängig davon, ob diese Bedeutung sich sprachlich fassen läßt.
Muss man den nicht zwingend von einem Urzustand ausgehen, damit die, wie folgt lautende, erweiterte These überhaupt zum Tragen kommen kann?
Nein. Wenn man nicht abstrakt so tut, als könnte man alle Umstände von Werkentstehung und Rezeption abziehen, sondern "nur" den Eigenwert und die Bedeutung des Gebildes "Musikstück" nicht daran festmacht. Dabei muß das Wissen um womöglich absichtlich komponierte "Bedeutungen" garnicht hinderlich sein, man darf sie nur nicht mit der Bedeutung des Werkes selbst verwechseln.
Deshalb wird ein gutes programmatisches Werk - nehmen wir z.B. "Les Préludes" - immer mehr bedeuten als das Gedicht, von dem es inspiriert ist.
Oder die "Alpensymphonie" - da entspricht fast jedes musikalische Detail irgendeinem außermusikalischen Bild, und dennoch wird jemand, der das Programm nicht kennt, sicher auch seine Freude daran haben - mitgerissen sein von den musikalischen Ideen.