Ist ein Wort, Algabal! Danke für den Nachdruck!

Karl Amadeus Hartmann - ein barocker Expressionist
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Neben Kopatchinskaja und vor allem Alina Ibragimova gehört Faust zu meinen Lieblingsaufnahmen des Werks (Zehetmairs Interpretation, mit dem ich das Stück kennengelernt habe, ist inzwischen nicht mehr so mein Ding - außerdem stöhnt er mir hier zu sehr ins Mikro beim Geigen).
Adieu
AlgabalJa, dieses fahle Moment und seine Relevanz kann ich gut nachvollziehen. (Ibragimova ist mir allerdings nur namentlich ein Begriff. Glaube ich zumindest ...)
Zehetmair habe ich mir im Zusammenhang des Koptchinskaja-Threads selbst erst kürzlich wieder einmal angehört. Er spielt zurückhaltender. Sehr gut ist auch die folgende Aufnahme, welche mir in diesem Kontext auch wieder über den Weg gelaufen ist. [EDIT: Oben habe ich sie schon benannt.]
(Das Stöhnen ist mir nicht aufgefallen - warum auch immer. An der schon recht hochwertigen Anlage kann es eigentlich nicht liegen.)Und jetzt habe ich noch eine gefunden, an die ich mich nicht mehr erinnert habe:
Die will ich mir später auch anhören. Ich erinnere mich eher an den Britten - und ich war, wenn ich nicht irre - ein wenig enttäuscht über die Klangqualität der SACD. (Oder war es noch der alte CD-Rekorder, der keine SA-Spur hatte? ... SA-Spur, was für ein saudummer Begriff schon wieder ...)
Es grüßt Wolfgang.
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Jetzt habe ich mir das Kammerkonzert extra noch mal angehört. Es ist weiterhin nicht mein Stück. Es kann daran liegen, dass ich mir damals als ich es kaufte, etwas anderes vorgestellt hatte. Ich hatte mich auf dieses mir ganz unbekannte Stück gefreut, und dann passte es gar nicht mit meiner Erwartung übereinander. Und ich glaube, deswegen kommen wir auch nicht mehr zusammen. ABER gespielt scheint es mir sehr gut. Und ich würde die CD sowieso bedenkenlos zum Kauf empfehlen, lieber Wolfgang. Also greife ruhig zu.
Ich wäre begeistert, wenn die Kombo noch mehr von Hartmann aufnehmen würden.
Und ich komme noch mal zu Algabals Aussage zurück. Ja, fahl ist genau der richtige Ausdruck. Früher hat mich das nicht so begeistert, aber im Moment ist es genau dieser fahle Geigenton der mir richtig gut gefällt und eben auch diesen Wiedererkennungswert hat. Und der wirklich hervorragend zum Concerto F. passt. Also noch ein Grund zuzugreifen.
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Nun, lieber Friese, es könnte auch sein, dass mich dieses Kammerkonzert geprägt hat, weil ich es dank des Rundfunks vor über vierzig Jahren wohl, möglicherweise sogar als allerersten Hartmann kennengelernt habe. Damals hätte ich mit ziemlicher Sicherheit kaum etwas mit der sechsten Sinfonie anfangen können - geschweige denn dem späten Bratschenkonzert oder gar der ersten Sinfonie.
Heute - und längst - ist mir aber klar, dass es sich um ein tastendes, relatives Jugendwerk (1) handelt, welches man ja auch kaum findet auf dem Konservenmarkt oder im Konzert.
(1) Gut, ein Erstling ist es nicht und einige freche Neoklassizismus-Nummern sind früher entstanden, die völlig anders geartete erste Sinfonie etwa zur gleichen Zeit oder kurz danach. Dabei muss man aber auch wissen, dass Hartmann viel neu bearbeitet oder nachträglich neu kompiliert hat. Es hat mit seiner Biographie zu tun.
Wolfgang
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Ja, das verstehe ich. Wobei ich nicht sagen kann, dass ich die 6. verstehe. Allerdings höre ich sie mir zwischendurch gerne an. Nicht so gerne wie die 4. aber das ist ja egal. Die 6. ist ja sehr expressionistisch, was mir vom Wesen auch eher fern ist, vielleicht liegt es also auch daran.
In der Lockdown-Zeit habe ich mir das Buch "Komponist im Widerstreit" von Ulrich Dibelius geholt. Und das fand ich super, weil es mir auch den Menschen Hartmann näher gebracht hatte. Und ich war wirklich beeindruckt von der Kompromisslosigkeit und Zähigkeit. Zu komponieren, obwohl man nicht weiß, ob die ganzen Stücke überhaupt jemals aufgeführt werden. Ob ich sie jemals selbst hören kann. Das fand ich wirklich krass! Gerade als Künstler stelle ich mir das extrem vor. Innere Emigration klingt immer so leicht, aber wenn man sich die Konsequenzen mal wirklich vor Augen führt, ist das schon eine krasse Sache. ;-))
Das was du oben angesprochen hast, dass er seine alten Sachen nach dem Krieg überarbeitet hat, fand ich auch sehr konsequent. Davor habe ich Respekt.
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Gordan Nicolic
Die SACD mit dem Niederländischen Kammerorchester, das der Violinsolist Gordan Nicolic leitet und die ich drei - jetzt vier
- Nummern weiter oben verlinkt habe, enthält mit den Bridge-Variationen von Britten, dem Divertimento von Bartok und eben dem Violinkonzert von Hartmann drei Werke, die dem recht interessanten Booklet-Text zufolge den drohenden Zweiten Weltkrieg aufspüren.
Ein ganz leichter Grauschleier hängt für mich nach wie vor über dem Klangbild - gut, es kommt Hartmann vielleicht sogar entgegen. Es gibt spannendere Einspielungen des Divertimento und auch diesen Hartmann würde ich nun nicht an allererster Stelle benennen. aber natürlich kann man mit der Aufnahme leben. Eher Trauer als Protest vermittelt der Tonfall des Geigenparts, das Streichorchester begleitet markant, aber nicht sonderlich transparent oder affektgeladen.
Wo liegt die Wahrheit? Ich weiß es nicht recht, ich weiß nur, dass Kopatchinskaja am meisten auffällt
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Seit einiger Zeit kenne ich diese CD. Sie enthält Konzertmitschnitte des Bayrischen Rundfunks von 1972, 1973 und 1975. Hartmanns bekanntestes Werk, das Violinkonzert, wird hier vom Solisten der Uraufführung (1940) Wolfgang Schneiderhan gespielt und es ist eine ungemein expressive, kraftvolle, gewiss im Vergleich vibratoreichere Interpretation. Modernere Einspielungen - soweit mir bekannt, wahrlich keine schlechten (siehe auch oben) - wirken zumeist zurückhaltender, können gewiss wieder andere Qualitäten haben. Das Klavierkonzert, spürbar modernistischer im Tonfall, wird ebenfalls von der Uraufführungssolistin (1953) Maria Bergmann interpretiert. Rafael Kubeliks Vorliebe für Hartmann ist ohnehin bekannt.
Gekauft habe ich mir die CD vor allem wegen der Symphonischen Hymnen. Sie entstanden 1942, als Hartmann mit Anton Webern zusammenarbeitete, bei ihm quasi eine Lehrzeit verbrachte und sich anfreundete. Diese vitale Komposition für großes Orchester wurde, wie es im Booklet heißt, "nicht in den Kanon seiner Werke eingegliedert[]". Sie gehört also insbesondere nicht zu den diversen sinfonischen Schöpfungen, die später bearbeitet und neu zusammengefügt wurden. Das Kennenlernen der farbigen, vielfach motorischen, nirgends spröden Partitur lohnt. Erst 1970 wurden die Hymnen im Nachlass des Komponisten entdeckt, die Uraufführung vom 9. Oktober 1975 ist hier festgehalten.
Die Klangqualität der rund fünfzig Jahre alten Konzertmitschnitte ist in Ordnung. Eine gewisse fehlende Raumtiefe wird durch den hohen Pegel quasi ausgeglichen. Als Datum der digital aufbereiteteten Pressung wird 2007 genannt.
Wolfgang
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