Das Streichquintett: problematische, dem »reinen« Quartett unterlegene Gattung?

  • Das Streichquintett: problematische, dem »reinen« Quartett unterlegene Gattung?

    Zitat aus Reclams Kammermusikführer:
    Das Streichquintett
    In der musikästhetischen Literatur ist das Streichquintett, soweit es dort überhaupt eine Rolle spielt, meist als problematische, dem »reinen« Quartett unterlegene Gattung angesehen worden – bezeichnend dafür etwa die Anekdote, HAYDN habe stets mit 4 Stimmen genug gehabt, die 5. Stimme »nicht finden können« und habe deshalb keine Quintette komponiert, oder SCHUMANNS Ansicht, statt der »vier einzelnen Menschen« glaube man im Quintett »eine Versammlung« vor sich zu haben«.
    Zitatende.
    Haydn hat anscheinend – ebenso wie Beethoven – nur ein Streichquintett komponiert. Mozart hat laut Kammermusikführer Musterwerke dieser Gattung komponiert und scheint in seinen späteren Werken das Quintett als Steigerung des Quintetts betrachtet zu haben.
    Na denn – hör'n mer mal:

    Die Besetzung war zu Beginn durchaus unterschiedlich: 2 Violinenm, 2 Bratschen und Baß oder auch 3 Violinen, 1 Bratsche und Baß. Zum Ende des 18. Jh. etablierte sich denn die »deutsche« Normalbesetzung: 2 Violinenm, 2 Bratschen und Violoncello.
    In Spanien gab es unabhängig davon eine andere Entwicklung: 2 Violinen, 1 Bratsche und 2 Violoncelli.
    Diese Besetzung finde ich interessanter. Auch hier gibt's einiges zu hören:
    http://www.hyperion-records.co.uk/al.asp?al=CDA67287 und http://www.hyperion-records.co.uk/al.asp?al=CDA67383
    Aber vor allem einer der Gipfelpunkte der Kammermusik:

    So weit so … uninteressant?
    Ich hoffe nicht.
    Ich bin eben nur ein »Suchender im Reich der Töne« und hoffe auf interessante Beiträge der werten MusikkennerInnen hier.
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Auch wenn deutlich mehr Quartette als Quintette geschrieben wurden, so ist das Streichquintett eine sehr wertvolle Bereicherung des Repertoires. Jemand der sehr viele Quintette, und zwar sehr hörenswerte, geschrieben hat ist George Onslow. Bei MDG sind ein Reihe davon erschienen:






    Es gibt eine ganze Reihe von Komponisten, die bedeutende Beiträge zu dieser Gattung geliefert haben. Wir kommen im Verlauf dieses Threads sicher darauf zurück. Daher nenne ich "aus der Lameng" zunächst diese Beispiele für sehr schöne Werke:



    J. Brahms Quintette F-Dur op.88 und G-Dur 111


    F. Mendelssohn Quintett A-Dur op.18 und B-Dur op.87


    A. Dvorak Quintett Es-Dur op.97
    A. Borodin Quintett f-Moll
    S. Taneyev Quintett G-Dur op.14


    Die beiden Quintette von Mozart g-Moll K516 und Es-Dur K614 wurden bereits genannt. Schubert ist eh klar ..


    Peter

    "Sie haben mich gerade beleidigt. Nehmen Sie das eventuell zurück?" "Nein" "Na gut, dann ist der Fall für mich erledigt" (Groucho Marx)

  • Von Joseph Haydn gibt es meines Wissens kein als solches eingeordnetes Streichquintett; höchstens evtl. ein sehr frühes (ca. 1753) Divertimento Hob. II:2, das dann aber mit Bass (in der mir vorliegenden Aufnahme (Haydn-Sinfonietta, M. Huss) sogar mit Cello und Bass besetzt). Das ist auch zeitlich so weit von den reifen Quartetten entfernt, dass man kaum einen Vergleich ziehen kann. Dagegen hat Michael Haydn einige Quintette komponiert (was ich davon gehört habe, schien mir aber nicht allzu relevant... :versteck1: ), die evtl. die Inspiration für den jungen Mozart gewesen sein könnten.


    Von Beethoven gibt es dafür außer dem "richtigen" Quintett op.29 noch einige Bearbeitungen und Fragmente.
    Angesichts der einleuchtenden praktischen Gründe, die für eine Konzentration der Komponisten auf das Quartett, als es denn mal etabliert war, sprechen, gibt es eigentlich eher viele Streichquintette. Und ich sehe eigentlich nicht, dass es, eben abgesehen von den praktischen Gründen, als "unterlegen" angesehen worden wäre. Es ist vielleicht historisch eher ein Zufall, dass einige der wichtigsten Streichquartettkomponisten (Haydn, Beethoven, Bartok, Schostakowitsch) keine oder kaum Quintette komponiert haben.


    Bei den Komponisten, die überhaupt mehr als ein Quintett komponiert haben, etwa Boccherini, Mozart, Spohr, Onslow, Mendelssohn, Brahms scheinen mir die Quintette nicht weniger gelungen als die Quartette. Das frappierendste Beispiel ist vielleicht Mozart, dessen erstes Quintett KV 174? zum Kompositionszeitpunkt sein bedeutendstes Instrumentalstück gewesen ist und der später ja mehrere Quintette von symphonischen Ausmaß komponiert hat, die selbst gegenüber den sehr ausgefeilten Haydn gewidmeten Quartetten noch einen "draufsetzen".


    Die Herausforderung scheint zu sein, für ungewöhnlich viele "Mittelstimmen" (besonders in der häufigsten Besetzung mit zwei Bratschen) interessant zu komponieren, die "Gefahr" (wenn man sie als solche sehen will) ist vielleicht, in einen pseudo-orchestralen oder konzertanten Stil zu fallen. (Öfters bei Boccherini, etwa "Musica notturna di Madrid" u.a. Es gab meiner Erinnerung auch quasi-konzertante Quintette mit Violine + Streichquartett und offensichtlich ist so etwas ja z.B. in Webers Klarinettenquintett.) Beethovens op.29 hat bspw. stellenweise einen "flächigen" Stil, den man kaum in seinem op.18 finden wird, und im Finale auch Tremolo-Effekte, ebenfalls eine Ausnahme bei diesem Komponisten. Selbst der "äußerlichen" Wirkungen so abholde Brahms kann dem Reiz von klanglichen Effekten am Beginn seines op.111 nicht ganz widerstehen (wie gesagt, man muss das nicht abwerten). Schubert fällt zwar auch stellenweise in einen pseudo-orchestralen Stil, aber es funktioniert. ;)

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Ein sehr attraktives Streichquintett, durchaus in der Nähe Dvoráks, ist das F-Dur Streichquintett op. 82 Josef Rheinbergers. Meiner Meinung nach die schönste Kammermusik dieses Komponisten. Sehr reich an melodischen Einfällen:




    Und, ganz hervorragend sind auch die späten Streichquintette Max Bruchs (a-Moll, Es-Dur - beide posthum publiziert). Zu ihrer Entstehungszeit natürlich bereits hoffnungslos konservativ, aber sehr gelungen:


     

    Im Zweifelsfall immer Haydn.


  • […] Es ist vielleicht historisch eher ein Zufall, […]

    Ich sehe da eher ein – wie auch immer begründetes – Desinteresse. Streichquartette galten eben als Gipfelpunkt.
    Sind die meisten Quintette mit 2 Bratschen besetzt? Mag sein.
    Ich denke, dass der Trend beim Klang hin zu höheren Stimmlagen ging, die als angenehmer empfunden werden. Das war mit Streichquartetten ja schon erreicht. Eine 3. Violine im Quartett war vermutlich zuviel des Guten. Wenn man es denn mag.
    Ich mag mehr den nicht so hellen Klang. Vor allem den Klang der Bassgambe. Aber ein verdoppeltes Violoncello tut's auch.
    Die Gefahr des "pseudo-orchestralen oder konzertanten Stil" sehe ich nicht. Dazu fehlen (mir) dann doch noch ein paar andere Instrumente.
    Aber Boccherini hat in der Tat einige »Opera piccola« geschrieben. Und die »La musica notturna delle strade di Madrid« (Youtube: Le Concert Des Nations) ist eine davon.
    Was hat Schubert gemacht das es funktioniert? Kannst Du das beschreiben?
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Ich denke, es ist schon so, wie Kater Murr schreibt. Streichquintette sind aufgrund der zusätzlichen Stimme nicht so balanciert wie das Streichquartett, das die vier Stimmlagen mit jeweils einem Instrument abdeckt. Natürlich kann man das zusätzliche Instrument im Qunitett dann nutzen um konzertante Elemente einzuführen. Brahms und EMndelssohn zeigen das recht eindrücklich.


    Zählt man Boccherinis Streichquintette mit, dann ist das Verhältnis der Quintette mit zweiter Viola und zweitem Cello wohl ausgeglichen. Boccherini wählte nämlich überwiegend die zweite Besetzung.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich denke, es ist schon so, wie Kater Murr schreibt.

    Zu einem Konzert gehören für mich eben mehr (vor allem auch andere) als 5 Streichinstrumente – aber ich bin eben kein "studierter Musiker" und mag daher falsch liegen.

    Natürlich kann man das zusätzliche Instrument im Qunitett dann nutzen um konzertante Elemente einzuführen.

    Auch hier gilt: mag sein. Aber: was meint das: konzertante Elemente?
    Ein Konzert ist für mich eine deutlich grössere Form.

    Boccherini wählte nämlich überwiegend die zweite Besetzung.

    Deswegen mag ich seine Musik.
    Die Erklärung, warum er diese Besetzung ist relativ einfach: er kam als Cellist zu einem bestehdenden Streichquartett hinzu.
    Passt doch. Mir zumindest.
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Das bestimmende am Konzert ist nicht die Zahl der Musiker, sondern die Existenz eines Solisten, welcher eine herausragende, technisch anspruchsvolle Stimme spielt, die mit dem Ensemble (Tutti) kontrastiert. Bei einem tatsächlichen Konzert ist das meistens das ganze Stück hindurch der Fall. Von konzertanten Elementen spricht man, wenn solche Texturen abschnittweise auftreten. In Kammermusikwerken ist das durchaus häufiger der Fall.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Das bestimmende am Konzert ist nicht die Zahl der Musiker […]

    Danke für die Erklärung. Wieder was dazu gelernt.
    Und wennich schon mal dabei bin: ich Danke Dir für Die barocke Triosonate - ihre Bedeutung und ihre Schönheiten – und allen anderen Beteiligten daran natürlich auch
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Da Boccherini anscheinend über 100 Quintette mit zwei Celli komponierte (und Onslow auch mehr in dieser Besetzung), gibt es rein zahlenmäßig vielleicht sogar mehr in dieser Besetzung. Aber unter wirklich berühmten und häufig gespielten Quintetten gibt es genau eins mit zwei Celli, nämlich Schuberts. Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Brahms, Bruckner haben durchweg 2 Bratschen, Dvorak hat zwei mit zwei Bratschen und eins mit Kontrabass.


    Was die Relation zum Quartett betrifft: Wenn eine Gattung einmal etabliert ist, seit Anfang des 19. Jhds. sogar professionelle Ensembles dafür existieren, dann liegt es für Komponisten nahe, die bevorzugt zu bedienen, weil Abnehmer für die Werke und Aufführungen garantiert sind. Natürlich ist das nicht der einzige Faktor. Es gibt ja gar nicht so wenig Musik für ganz gemischte Besetzungen (wie Beethovens Septett oder noch mehr ähnliche Werke von Spohr, Hummel usw.) und man hat bei beliebten Werken auch gnadenlos arrangiert. (Es gibt ein Arrangement von Beethovens Kreutzersonate für Streichquintett...). Boccherini und Onslow haben ungefähr gleich viele Quintette und Quartette komponiert, Brahms beinahe mehr Kammermusik in "ungewöhnlichen" Besetzungen als für Standardensembles.
    Im Gambenconsort war eine fünfstimmige Besetzung sehr verbreitet (es gab aber alles von 3-6 Stimmen); insofern hätte sich vielleicht im 18. Jhd. ebensogut das Quintett durchsetzen können und bei Boccherini (und vermutlich einigen weniger bekannten Komponisten, ein gewisser Cambini
    "https://de.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Cambini hat ebenfalls über 100 Quintette komponiert (die anscheinend aber nicht gedruckt wurden), gibt es auch ähnlich viele Werke in beiden Gattungen. Selbst ein kleiner Hof konnte sicher problemlos ein Quintett aufbieten, für solch lokale Musik wäre es egal ob Quartett oder Quintett und auch welche Besetzung im Quintett. Aber sobald man Musik verbreitet verkaufen will, haben etablierte Besetzungen offensichtlich Vorteile.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Es ist immer schön, wenn sich jemand für Kammermusik interessiert und jenseits vom reinen hörphänomenologischen Lustgewinn auch versucht, hinter die kompositorischen Probleme der Gattung zu blicken.


    Wir reden bis jetzt vor allem über tonale Musik. Also akkordzentriert. Klänge aus drei Tönen legen eine Tonalität fest. Insofern wäre ein Streichtrio - abgesehen von Doppelgriffen und impliziter Mehrstimmigkeit, auch in Bachs Suiten/Partiten/Sonaten für Violine/Violoncello solo ist stets klar, in welcher Tonart man ist - eigentlich die ideale Minimalbesetzung.


    Die Probleme entstehen, wenn man zwei verschiedene Akkorde verbinden will. Dann stellt man fest, und zwar ganz ohne Bewertung der musikalischen Qualität, dass man erst mit vier Stimmen - im homophonen Satz - die tonale Eindeutigkeit herstellen kann, wenn mehrere Akkorde (sag ich mal ganz platt) aufeinander folgen. Man hat sozusagen eine "freie Stimme", die die Harmonik überbestimmt, aber bei der Verbindung zweier Akkorde hilfreich ist, damit jeweils drei Akkordtöne beim ersten wie beim zweiten Akkord erklingen. Jedenfalls, wenn die Führung der einzelnen Stimmen halbwegs sinnvoll sein soll.


    Das erklärt übrigens auch den vierstimmigen Chorsatz als Normalfall. (Insbesondere im Tonsatzunterricht. Komponisten haben sich einen Dreck drum geschert, vor allem in der Renaissance. Wenn man 20, 40, 100, 500 Sänger hat, ist es erst mal egal, ob drei, vier, fünf, acht, zwanzig oder vierzig Stimmen zu besetzen sind. Vorausgesetzt, die können vom Blatt singen.)


    In der musikästhetischen Literatur ist das Streichquintett, soweit es dort überhaupt eine Rolle spielt, meist als problematische, dem »reinen« Quartett unterlegene Gattung angesehen worden


    Welche Stellen in der "musikästhetischen Literatur" stützen denn diese Behauptung?


    bezeichnend dafür etwa die Anekdote, HAYDN habe stets mit 4 Stimmen genug gehabt, die 5. Stimme »nicht finden können« und habe deshalb keine Quintette komponiert,


    Ok, das ist eine Anekdote. Ist es auch "musikästhetische Literatur"? Auch die Vorstellung, man komponiere erst die erste, dann die zweite, dann die dritte und dann die vierte Stimme und überlege dann, ob man noch eine fünfte Stimme findet, ist herzlich sachfremd. Völlig abstrus und ahnungslos. Woraus folgt, dass Haydn die Bemerkung - wenn er sie wirklich getätigt hat - bestenfalls ironisch gemeint hat.


    Ansicht, statt der »vier einzelnen Menschen« glaube man im Quintett »eine Versammlung« vor sich zu haben«.


    Was ihn nicht davon abhielt, zwei grandiose Streichquintette und gar ein - horribile dictu! - Streichoktett zu komponieren.


    und scheint in seinen späteren Werken das Quintett als Steigerung des Quintetts betrachtet zu haben.


    Kommt das Fritzchen zum Bäcker. "Ich hätte gerne zwei Brötchen!" - Sagt der Bäcker: "Nimm doch drei - da haste eins mehr!"


    Das Quintett als Steigerung des Quintetts eröffnet natürlich völlig neue Perspektiven.


    Die Besetzung war zu Beginn durchaus unterschiedlich: 2 Violinenm, 2 Bratschen und Baß oder auch 3 Violinen, 1 Bratsche und Baß. Zum Ende des 18. Jh. etablierte sich denn die »deutsche« Normalbesetzung: 2 Violinenm, 2 Bratschen und Violoncello.
    In Spanien gab es unabhängig davon eine andere Entwicklung: 2 Violinen, 1 Bratsche und 2 Violoncelli.

    Wer hat denn Quintette für 3 Violinen, 1 Bratsche und Bass komponiert? Apropos Spanien: War es nur Boccherini oder gab es noch mehr Spanier mit "2 Violinen, 1 Bratsche und 2 Violoncelli"?


    Ist ein Streichsextett jetzt eigentlich mehr/besser/wertvoller als ein Streichquintett oder war der Komponist einfach nur findiger, weil er nach fünf komponierten Stimmen noch eine sechste hinzukomponieren konnte? Und, wenn er sechs kann, warum macht er nicht gleich acht? Ist doch noch besser ...


    :ironie1:


    Gruß
    MB


    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ad Beitrag 12:


    Es ist wohl nicht mehr völlig rekonstruierbar. Noch auffälliger ist die wirklich kleine Zahl an Streichsextetten. Hier war nach Boccherinis Examplaren für mehr als ein halbes Jahrhundert Pause.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Es gibt auch tolle Streichtrios sowie Streicherduos von vielen bedeutenden Komponisten.


    Da kommt dann Fritzchen zum Bäcker, will vier oder drei Brötchen, und der Bäcker sagt, nimm doch eines weniger und sehe, wie Du damit zurecht kommst.


    Zu einem Konzert gehören für mich eben mehr (vor allem auch andere) als 5 Streichinstrumente – aber ich bin eben kein "studierter Musiker" und mag daher falsch liegen.

    Es gibt eine Menge an Konzerten, welche man besuchen kann, wo überhaupt nur ein(in Zahlen 1) Instrument zu hören ist.
    Auch "nur" ein Streichinstrument.


    Vor vielen Jahren habe ich selber Konzerte mit Werken nur für Cello solo gegeben und kann versichern, daß niemandem irgendwas gefehlt hat.


    Um das zu wissen, muß man beileibe nicht "studiert" sein.


    Worum geht es hier eigentlich? ?(

  • Hier auf keinen Fall Anton Bruckners Streichquintett in F-Dur vergessen! Eines der ganz großen Werke der Gattung:



    Unbedingt! Die CD des Raphael Quintetts habe ich auch (allergings mit anderem Cover) und höre sie gerade. Außerdem nenne ich die CD von L' Archibudelli (V. Beths violin 1: L. Rautenberg violin 2; j. Kussmaul viola; G. Jeukendrup viola 2; A. Bylsma cello;) mein Eigen. Leider habe ich die CDs gerade nicht greifbar - L'Archibudelli spielt selten Wiederholungen, aber laut iTunes-Messung sind sie hier meist langsamer als das Raphael-Quartett. Erscheint mir seltsam - muss ich mal nachhören.


    Nun gut, das Bildchen gibt amazon nicht her, dann eben der Link zur Seite:



    https://www.amazon.de/Bruckner…uintett+l%27archibudelli#




    lg vom eifelplatz, Chris.

  • Aber unter wirklich berühmten und häufig gespielten Quintetten […]

    Danke für den Überblick.
    Mit häufig gespielten Stücken ist das so eine Sache: die kommen bestimmt gut an (welch eine Binse :pfeif: ), interessieren mich aber – nun ja – durchaus … auch (sic!).
    Ich für mich gehe vom Klang, bzw. der Vorstellung die ich vor dem Hören habe, aus. Das ist weniger eine Voreingenommenheit als eher ein (offene) Erwartungshaltung. Mit Streichquartetten habe ich da keine so guten Erfahrungen gemacht. Vielleicht ändert sich das, wenn ich genug Streichquintette mit 2 Violoncelli und dann wieder Streichquartette gehört habe.

    Was die Relation zum Quartett betrifft: […]
    Aber sobald man Musik verbreitet verkaufen will, haben etablierte Besetzungen offensichtlich Vorteile.Dem stimme ich voll und ganz zu.

    Ich weiss nur nicht, welche monetäre Bedeutung (in Bezug auf das Einkommen) der Verkauf vom Musik für die Komponisten hatte. Das kamm man vielleicht in entsprechenden Biographien – oder demnächst hier (?) – nachlesen.
    Und ohne Dir zu nahe treten zu wollen, darf ich vielleicht an meine Frage erinnern: Was hat Schubert gemacht das es funktioniert? Kannst Du das beschreiben?
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Es ist immer schön, wenn sich jemand für Kammermusik interessiert und jenseits vom reinen hörphänomenologischen Lustgewinn auch versucht, hinter die kompositorischen Probleme der Gattung zu blicken.

    Das ist denn doch zuviel der Ehre ||

    Wir reden bis jetzt vor allem über tonale Musik. Also akkordzentriert.

    Von mir aus kann es dabei auch – vorerst – bleiben.

    Welche Stellen in der "musikästhetischen Literatur" stützen denn diese Behauptung?

    Gute Frage. Ich habe das jetzt nur aus Reclams Kammermusikführer (13., aktualisierte und erweiterte Auflage) zitiert. So zur Einleitung. Einen Hinweis auf die Quelle dieser Behauptung gibt es nicht.

    Kommt das Fritzchen zum Bäcker. "Ich hätte gerne zwei Brötchen!" - Sagt der Bäcker: "Nimm doch drei - da haste eins mehr!"

    :)

    Das Quintett als Steigerung des Quintetts eröffnet natürlich völlig neue Perspektiven.

    Das kann ich mir gut vorstellen. Kannst Du Beispiele nennen wo man das nachvollziehen kann?

    Wer hat denn Quintette für 3 Violinen, 1 Bratsche und Bass komponiert?

    Dazu gibt es leider keinen Hinweis. Interessiert mich aber auch.

    War es nur Boccherini oder gab es noch mehr Spanier mit "2 Violinen, 1 Bratsche und 2 Violoncelli"?

    Zumindest Gaetano Brunetti hat mit Op. 1 6 Streichquintette mit 2 Violoncelli veröffentlicht.

    Ist ein Streichsextett jetzt eigentlich mehr/besser/wertvoller als ein Streichquintett oder war der Komponist einfach nur findiger, weil er nach fünf komponierten Stimmen noch eine sechste hinzukomponieren konnte? Und, wenn er sechs kann, warum macht er nicht gleich acht? Ist doch noch besser ...
    :ironie1:

    Die Ironie mal beiseite geschoben: kommt auf die persönliche Wertung an; es sei denn, man ist MeinungsführerIn bzw. -folgerIn …
    Pau

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

  • Es gibt auch tolle Streichtrios sowie Streicherduos von vielen bedeutenden Komponisten.

    Zweifellos.
    Im Moment interessieren mich aber nach Triosonaten und Klaviertrios vor allem erst mal Quintette. Trios und Duos kommen später …

    Es gibt eine Menge an Konzerten, welche man besuchen kann, wo überhaupt nur ein(in Zahlen 1) Instrument zu hören ist.
    Auch "nur" ein Streichinstrument.


    Vor vielen Jahren habe ich selber Konzerte mit Werken nur für Cello solo gegeben und kann versichern, daß niemandem irgendwas gefehlt hat.


    Um das zu wissen, muß man beileibe nicht "studiert" sein.

    Wohl wahr.
    Ich dachte eben in erster Linie an die Art des Werks (z. B. ein Klavierkonzert, also Klaviervirtuose + Orchester u. dgl.).
    Aber wie kann ein – gleichberechtigt (es gibt sicherlich einen passenderen Begriff) – besetztes Quintett konzertante Merkmale enthalten? Wohl eher nicht. Wenn es aber nicht gleichberechtigt ist, schon. Kann ich mir zumindest – auch ohne Musikstudium – vorstellen …

    Worum geht es hier eigentlich? ?(

    Um Streichquintette?
    OK. Gegenfragen sind unhöflich.
    Also: um Streichquintette. Und ob sie wirklich Streichquartetten qualitativ unter- bzw. nachgeordnet sind.

    Die Bürger demokratischer Gesellschaften sollten Kurse für geistige Selbstverteidigung besuchen, um sich gegen Manipulation und Kontrolle wehren zu können. (Noam Chomsky)

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!