Jeden Tag ein Streichquartett

  • Gut, dann bekenne ich eben das. Ich finde die Aufnahme richtig gut, wegen ihrer Geradlinigkeit und nicht zuletzt wegen der 2. Wiederholung im 1. Satz.

    Absolut d'accord. Ich finde die Aufnahme ja ebenfalls ausgezeichnet. Top 5 oder so. Ich meine, man könne über den Ansatz diskutieren - möchte man eine Aufnahme, die problematisiert und Zwischentöne, Zwischenschichten sucht oder möchte man eine Aufnahme, die vor allem zeigt, welche großartige Musik Beethoven komponiert hat? Die Artemisianer haben sich aus meiner Sicht für Letzteres entschieden, m. E. völlig legitim, und diesen Ansatz setzen sie hinreißend um.

    Mir gefallen aus obiger Box sehr gut die op. 18 Quartette und die letzten 5. Gerade die Mittleren finde ich arg glatt geraten.

    Grins1 "Arg glatt" finde ich für GANZ op. 59 etwas zu stark, aber in Nr. 1 finde ich meine Höreindrücke in Deiner Formulierung gut wieder. Hier lief gerade Nr. 2, und ich fand es fantastisch, gar nicht glatt.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Nun noch die beiden verbleibenden Quartette aus op. 59, bevor es eine erste Brahms-Kostprobe gibt.


    Ludwig van Beethoven


    Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2

    Streichquartett C-Dur op. 59 Nr. 3


    artemis string quartet

    Nr. 2: Natalia Prishepenko, Gregor Sigl, Friedmann Weigle, Eckart Runge; AD 2008

    Nr. 3: Natalia Prishepenko, Heime Müller, Volker Jacobsen, Eckart Runge; AD 1998



    Nr. 2 fand ich schlichtweg hinreißend. - MIr scheint, Nr. 1 wäre DER Lackmustest für op. 59. Jedenfalls kenne ich nun mehr Lieblingsaufnahmen von Nr. 2 als von Nr. 1.

    Nr. 3 erschien mir nicht ganz so gelungen, sehr gut, keine Frage, aber nicht dieses Ausnahmeartige.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Neuland ...


    Peter I. Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30


    New Haydn Quartet



    Hörenswert.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich brauche noch ein bisschen ...


    Ludwig van Beethoven


    Streichquartett F-Dur op. 59 Nr. 1

    Streichquartett e-Moll op. 59 Nr. 2

    Streichquartett C-Dur op. 59 Nr. 3


    Belcea Quartet



    Eigentlich hatte ich mich ja auf diese Runde gefreut ... aber nein, Licht und Schatten.


    Der Kopfsatz von Nr. 1 wirkte in der Durchführung ziemlich artifiziell auf mich. Der langsame Satz war allerdings der Hammer - 13:36, und es gerne noch länger dauern können. Die beiden anderen Sätze ok.


    Nr. 2 war dann für meine Begriffe recht zahm im Kopfsatz und auch ohne Wdh. Intonation im langsamen Satz - aua.


    Nr.. 3 - so langsam meine ich, der Masche auf die Schliche zu kommen. In der Introduktion versuchen sie offenbar, magische Momente entstehen zu lassen, aber es klappt nicht ... das ist auch das im Kopfsatz von Nr. 1. Soll irgendwie ganz besonders gut werden, doch es wird nicht rund. Schade. - Der langsame Satz zieht sich ganz schön, was war der in Nr, 1 so toll. - Fetzige Schlussfuge.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Jeden Taf ein - nein , zwei Streichquartette . Beethoven op. 74 und Brahms op.51 No. 1 . König David und Kollegen musizieren zusammen - für mich der Inbegriff von Kammermusik . David Oistrach -1.Violine (zurückgenommen als primus inter pares , wie Tully Potter es mal treffend beschrieb) - Pyotr Bondarenko , 2.Violine ; Mikhail Terian , Viola , und Sviatoslav Knushevitsky,Cello .1951& 1952 . Für mich vielleicht das schönste Harfen - Quartett .


    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • I Lombardi.


    Ludwig van Beethoven: Streichquartett F-Dur op. 59 Nr. 1


    Quartetto di Cremona



    Ok, ich fand es dieses mal nicht ganz so stark wie zu der Zeit, als Nr. 1 das SQdW war. Sehr vibratoarm, doch auch mit einer Tendenz zum holzschnittartigen Spiel, alle Konturen sind fein herausgearbeitet, aber darüber hinaus spielt sich die Differenzierung vor allem im dynamischen Bereich ab. Kann man mögen.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Hier nun etwas Tschaikowsky. Es wird Winter ...


    Peter I. Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30


    Borodin Quartet

    Violine Rostislav Dubinsky, Yaroslav Alexandrov

    Viola Dmitry Shebalin

    Cello Valentin Berlinsky

    aufgenommen 1964


    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Hier nun etwas Tschaikowsky. Es wird Winter ...


    Peter I. Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30

    tolles Werk, ich hab davon mal (dürfte auch ein Winter gewesen sein ;) ) einen kleinen Interpretationsvergleich gemacht. Das New Haydn Quartet war mir entgangen, Borodin (1964) fand ich ganz gut, aber Sieger waren:

    - Shostakovich Quartet

    - Heath Quartet


    ...falls du Lust hast dich noch weiter zu vertiefen.

    :wink: Khampan

  • ...falls du Lust hast dich noch weiter zu vertiefen.

    Lieber Khampan, es freut mich, dass Du op. 30 mithörst! :wink: Ja, irgendwie ein seltsames Werk. Aber dieser langsame Satz .... unglaublich. Das Finale danach ist geradezu unglaubwürdig ... die Ursache für meine Hörlektüre dürfte erratbar sein. An jenem Ort weist ein Experte auf Parkányi und Gabrieli hin. Shostakovich und Heath sind aber vorne mit dabei. - Das New Haydn Quartet hat mich kalt gelassen, aber das Keller Quartet hat mir Lust auf mehr gemacht.


    Danke für Deine Tipps!

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • An jenem Ort weist ein Experte auf Parkányi und Gabrieli hin.

    wassn das für ein Experte? Gabrieli Quartet landet bei mir gleich auf den hintersten Platz, mehr als 5 Minuten habe ich nicht ertragen, stümperhaft gespielt und nerviger bassloser Klang. Oder gibt es verschiedene Aufnahmen? Spotify zeigt 1977 an.


    Párkányí Quartet habe ich nicht gefunden. Das Netz verrät dass es das ehemalige Orlando Quartet ist, schon mal gut, und Hörbeispiele lassen lohnendes erwarten.

  • wassn das für ein Experte? Gabrieli Quartet landet bei mir gleich auf den hintersten Platz, mehr als 5 Minuten habe ich nicht ertragen, stümperhaft gespielt und nerviger bassloser Klang. Oder gibt es verschiedene Aufnahmen? Spotify zeigt 1977 an.

    Grins1 Tja, so ist das mit den Experten ... haben bisweilen so ihre Präferenzen und Idiosynkrasien ... je expertiger, desto mehr, möchte ich manchmal meinen ...


    ... nein, ohne Spaß: Das ist wohl ein Amateur (sonst würde der nicht in einem Internetforum schreiben), der für > 200 Streichquartette ein Vergleichshören durchgeführt hat, oft mit 15+ Aufnahmen. Habe manche Anregung erhalten, liege aber auch des Öfteren über Kreuz mit den Empfehlungen. Wie das halt so ist ...

    Párkányí Quartet habe ich nicht gefunden. Das Netz verrät dass es das ehemalige Orlando Quartet ist,

    Richtig! Und zwar in der Erstbesetzung, nachdem Párkányi zurückkehrte ...

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

    Einmal editiert, zuletzt von Mauerblümchen ()

  • nächster Versuch Tschaikowsky Nr. 3

    Keller Quartet


    es-Moll ist halt schwer zu lesen, für Streicher zählen insbesondere b-Vorzeichen zu den natürlichen Feinden. Aber muss die Viola gleich im 9. Takt (langsame Einleitung!) g statt ges spielen? Das empfinde ich wiederum als Kriegserklärung.

    Das Stück steht in es-Moll!! ges ist die Terz und alles andere als überraschend.


    :evil: Khampan

  • Tschai 3 hatte ich mir für den hiesigen SQdW-Faden auch mal vorgemerkt und ein paar Aufnahmen gehört. Passt ja zeitlich zu Brahms, also warum nicht? Bei mir mit Tetzlaff & Friends live, die ich damals ziemlich gut fand.


    ‎‎

  • Bin irritiert. Habe gerade


    Ludwig van Beethoven: Streichquartett C-Dur op. 59 Nr. 3


    aus obiger Box gehört und fand es ziemlich anhörlich, ja, eigentlich sehr gut.


    Gegenhören von Nr. 1, und siehe/höre da - es gefiel mir auch, jedenfalls besser als mein Kommentar es wiedergibt. Das Vibratoarme, das tendenziell Holzschnittartige, das ist noch da, aber es missfällt mir wesentlich weniger.


    Können die Höreindrücke zwischen zwei aufeinander folgenden Tagen so sehr divergieren?

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ich würde auch meinen, dass der Einsatz der Portamenti hier durchaus absichtsvoll und unter Berücksichtigung der Tatsache erfolgt, dass es damals noch Standard war.

    Gibt es dafür Tondokumente?


    Vielleicht am ehesten im Bereich von Violinkonzerten?

    Hier kann man das ganz gut hören, gleich im ersten Satz vom Smetana:


    Gibt's auch bei Qobuz.

  • Können die Höreindrücke zwischen zwei aufeinander folgenden Tagen so sehr divergieren?

    Ich kenne das und kann mir das daher gut vorstellen. Vielleicht spielt die eigene Stimmung, in der Du jeweils, gestern und heute, warst, eine entscheidende Rolle?


    Ich habe gestern Schumann-Quartette gehört, in einer Aufnahme, die mich schon sehr angesprochen hat (Auryn Quartett), dabei ließ mich das diesmal ziemlich kalt. Und eine Aufnahme mit dem LaSalle Quartet, die ich früher als ruppig und grob empfand, erschien mir diesmal filigran und subtil. Allerdings lag bei mir nicht ein Tag dazwischen, sondern es waren 10 Jahre.


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Hier gab es wunderbaren Tschaikowsky.


    Peter I. Tschaikowsky: Streichquartett Nr. 3 es-Moll op. 30


    Borodin Quartet

    Aufnahme 1993


     


    Ganz wunderbar. - Das New Haydn Quartet war ein verlässlicher Begleiter für die ersten Schritte mit diesem Werk, das Keller Quartet weckte das Interesse, die Erstaufnahme der Borodins machte klar, dass dies wichtiuge Musik sei, doch diese Aufnahme hier ist ganz wunderbar.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Können die Höreindrücke zwischen zwei aufeinander folgenden Tagen so sehr divergieren?

    Ich kenne das und kann mir das daher gut vorstellen. Vielleicht spielt die eigene Stimmung, in der Du jeweils, gestern und heute, warst, eine entscheidende Rolle?

    na klar doch. Sogar wenn man ein Stück zweimal hintereinander hört, kann der Eindruck divergieren. Bestimmte Eigenheiten können beim zweiten Mal weniger stören, weil man sich daran gewöhnt hat, oder sie können auch mehr nerven, weil man sich nicht daran gewöhnen will. Selbst ob man gerade am verdauen ist oder hungrig, ob morgens oder abends, hat einen Einfluss. Am meisten vielleicht wirkt sich aus, was man gerade davor gehört hat.


    Am lustigsten ist es immer, wenn man eine ganz andere Aufnahme vermeint zu hören, als die tatsächlich gespielt wird (auch lustig bei Lautsprechertests). Ich denke da könnte jeder was dazu erzählen...

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