
Jeden Tag ein Streichquartett
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Da die bestellte Naxos CD zum Quartett der Woche erst heute eintraf, habe ich gestern eine kleine persönliche Hörreihe von "Pianisten"-Quartetten gestartet, also von Streichquartettkompositionen, die (auch) als Pianisten berühmt gewordene Persönlichkeiten vorgelegt haben. Begonnen habe ich mit Bruno Walter.
Das Streichquartett D-Dur von Bruno Walter (1876-1962) wurde 1903 vom Rosé-Quartett uraufgeführt. Es hat die üblichen vier Sätze und dauert beim aus Wien stammenden, 1998 gegründeten Aron Quartett (cpo, aufgenommen im Schloss Laudon in Wien, 1. und 2.5.2016) 44:10 Minuten. Die sind (für mich jedenfalls) keineswegs langweilig – Bruno Walter zeigt sich hier vor allem als inspirierter Melodieerfinder! Das offenbart sich gleich im 1. Satz (Tempobezeichnung Frisch), einem vor allem melodisch und musikantisch wie ich es höre reizvollen Sonatensatz mit polyphoner Durchführung. Und es bestätigt sich im 2. Satz (Langsam und innig) – mit seinen wunderbar melodischen Eckteilen und dem leidenschaftlich intensiveren Mittelteil, und mit dem herausragend wunderschönen „Vogelschwarm-Schluss“. Der 3. Satz (Sehr leidenschaftlich) ist ein „kunstvoller Tanzsatz“ mit Brüchen darin – hier ist Bruno Walter (meine ich) Gustav Mahler ganz nah. Und das wieder frische und musikantische Finale (Etwas schleppend – Allegretto quasi andantino – Allegro energico) überzeugt (mich) weiter vor allem melodisch hervorragend inspiriert. Dieses Werk habe ich gerne neu entdeckt.
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Gestern noch folgte mein zweites "Pianisten-Quartett", persönlicher Höreindruck:
Artur Schnabels (1882-1951) Streichquartett Nr. 1, es ist das erste von fünf Streichquartetten, entstand 1918 und dauert beim aus Freiburg stammenden Pellegrini-Quartett (cpo, Deutschlandradio Kultur, Studio Gärtnerstraße, Berlin, 16. bis 19.11.2009) selbstbewusste 49:49 Minuten lang. Mit dem 1. Satz (Allegro energico e con brio) öffnet sich impulsive, verbissene, episodisch und spannend unberechenbar wirkende Streichquartettmusik. Der 2. Satz (Andantino grazioso) bleibt weiter im Höreindruck episodisch, erscheint aber aufgehellter und tänzerisch. Dann aber der große 3. Satz (Larghetto. So ruhig wie nur denkbar) – da wird man mitten hineingezogen in einen großen, bekenntnishaften Sog tiefster Hingabe, 18:07 Minuten ein „Zentrum der Welt“ Satz, in dem die Zeit stehenbleibt. Den völligen Kontrast dazu bietet der 4. Satz (Prestissimo. Äußerst rasch und heftig, stets mit Humor), der schon wieder so vordergründig fröhlich als Kehraus daherkommt, dass man sich fragen könnte, wer oder was da wohl dahintersteckt.
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Heute eingetroffen, daraus op. 83.
Friedrich Gernsheim
Streichquartett Nr. 5 op. 83
Diogenes Quartett
Die beiden hier versammelten Werke sind die jeweils letzten für die Besetzung und entstanden in den 1910er Jahren. Das Streichquartett ist lyrisch geprägt und könnte auch 30 Jahre früher entstanden sein.
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Gestern dann die Nr. 3 meiner kleinen "Pianisten"-Reihe:
Die Musik für Streichquartett fis-Moll komponierte Friedrich Gulda (1930-2000), damals Kompositionsstudent von Joseph Marx an der Wiener Musikakademie, 1950/51. 1953 wurde sie uraufgeführt.
Persönlicher Höreindruck:
Das etwa 18 Minuten lange Werk hat drei Sätze, die alle deutlich dreiteilig angelegt sind. Im 1. Satz (Andante appassionato) erinnern die Rahmenteile an barocke französische Ouvertüren, während der belebtere Mittelteil mit ostinaten Fortläufen aufwartet. 1966 stellte Friedrich Gulda eine Klavierfassung dieses Satzes unter dem Titel „Depression“ vor. Der rhythmisch prägnante, scherzoartige 2. Satz (Presto) setzt als Kontrast einen ruhigen Mittelteil. Kirchentonale Melodieführung prägt den 3. Satz (Tranquillo). Ruhig schwingt in den Rahmenteilen ein markantes Thema in seinen Variationen aus, in der Reprise auch fugatorisch. Im wieder belebteren Mittelteil macht sich ein jazzoider Anflug bemerkbar. Das insgesamt aber noch deutlich mehr den Marx-Studenten als den Jazzenthusiasten hervorkehrende Werk klingt ruhig aus.
Das Acies Quartett nahm Guldas Musik für Streichquartett am 24. und 25.6.2008 im Franz Liszt Zentrum in Raiding für Gramola auf und stellte sie auch in Konzerten vor, unter anderem im September 2012 bei den Traunsteiner Sommerkonzerten (die Konzertaufzeichnung war in BR-Klassik zu hören). Von 17. bis 20.3.2015 hat das Acies Quartett dann das Werk im Barocksaal von Stift Vorau in der Steiermark ein zweites Mal für Gramola eingespielt – nun leidenschaftlicher, emotionaler, dramatischer, kontrastiver, Musik als Klangrede. (Ähnlich Friedrich Kleinhapl, der seiner mehr verbindlichen Erstaufnahme von Guldas Konzert für Violoncello und Blasorchester später eine umso wildere zweite folgen ließ.)
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Boris Tishchenko (1939-2010) war der Lieblingsschüler von Dmitri Schostakowitsch. Das hört man seiner Musik durchaus auch öfters an, ohne dass es deshalb als Plagiat rüberkommt. Dazu sind die stilistischen Mittel, die Tishchenko einsetzt - die so ziemlich alles umfassen, was im 20.Jahrhundert entwickelt wurde, außer der extremen Avantgarde - viel zu breit gestreut. Nachdem die sechs Streichquartette bisher nur auf sowjetrussischen Aufnahmen vorlagen, kommt jetzt hier eine neue CD mit dem russischstämmigen, aber im Westen ausgewachsenen Tchalik-Quartett, das zwei Quartette und das Klavierquintett enthält. Das 1. Streichquartett ist kurz und die Studienarbeit eines 18-Jährigen, aber schon voll gültig. Das 5. Streichquartett ist mehr als dreimal so lang, beginnt bei Haydn, biegt dann irgendwo falsch ab und landet mitten im 20. Jahrhundert. Besonders faszinierend das einsätzige Klavierquintett, ein größtenteils wilder Ritt auf höchstem spieltechnischen Niveau. Auf dieser CD gibt es jede Menge zu entdecken. Wer Weinberg oder DSCH mag, kommt an ihr eigentlich nicht vorbei.
Das witzige Cover zeigt die fünf Geschwister in einem der typischen Sowjetwohnung nachgestalteten Puppenhaus.
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César Franck
Streichquartett D-Dur
Quatuor Zaïde
heute zum ersten mal physisch. Absolut traumhaft, ebenso das als (kurzes) Füllstück angefügte Chanson perpétuelle von Ernest Chausson für Sopran, Klavier und SQ.
Ein Ergebnis des SQdW-Threads, wo ich mich ab hier schon mal lobend geäußert habe (eine bessere Aufnahme ist übrigens nicht aufgetaucht, kann ich mir auch schwer vorstellen).
Die CD dauert knappe 50 Minuten, was ich ausdrücklich gutheiße. Lieber kürzer aber überragend gespielt, als irgendwelche künstlerische Abstriche gemacht.
Khampan
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Absolut traumhaft [...].
Finde ich auch. Durch diese wunderbare Aufnahme, erworben aufgrund der Kommentare in SQdW, habe ich das Franck-Quartett erst richtig schätzen gelernt.
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Ein Ergebnis des SQdW-Threads,
Das ist mir entgangen , da war ich im Urlaub . Sonst hätte ich erneut auf das Quatuor Ysaye hingewiesen , was ich schon mehrmals tat .Mein Franck - Favorit .
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Das ist mir entgangen , da war ich im Urlaub . Sonst hätte ich erneut auf das Quatuor Ysaye hingewiesen , was ich schon mehrmals tat .Mein Franck - Favorit .
ja schade, die Aufnahme scheint nicht sehr verbreitet zu sein, trotz exemplarischer Kopplung mit zwei Schlachtrössern. Auch bei Spotify nicht zu finden (was möglicherweise an mir liegt).
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(was möglicherweise an mir liegt).
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