Letztendlich gibt es einfach eine Grenze, dann wird das Dirigieren zum Ballett. Viele Musiker erkennen das eigentlich, das Publikum nicht unbedingt. Als Orchestermusiker lernt man aber schon gleichzeitig seine Noten und den Dirigenten im Auge zu behalten, und auch den Stimmführer, egal was der Dirigent da aufführt...
Da halte ich gegen. Diese Art von Grenze gibt es eben nicht in künstlerischen Zusammenhängen, sondern wenn, dann nur die jeweils persönliche. Und das ist bei Musikern und Publikum grundsätzlich das Gleiche. Natürlich haben die Musiker ihrer eigene Perspektive, selbstverständlich wandern deren Augen vom Pult zum Stimmführer zum Dirigenten und zurück - aber das ist es ja: Die haben mit ihrer eigenen Aufgabe zu tun und analysieren ja nicht das Dirigat unter den Aspekten der Interpretation (bzw. das vielleicht auch begleitend, aber eben perspektivisch beschränkt und nicht mit aufmerksamem Blick für das Dirigier-Ganze), sondern sie achten auf die Genauigkeit des Schlages, auf die Orientierung und den suggestiven Input des Maestros. Um es mal deutlich zu sagen: Wenn der Schlagzeuger über den ungenauen Einsatz und die ausufernden "Macken" des Dirigenten mosert, hat das für die Qualität der Aufführung aus meiner Sicht nichts zu sagen. Wie oft habe ich schon Orchestermusiker im Vorfeld von Konzerten in der Erwartung gehört, das Konzert könne der Probenarbeit zufolge nur missraten - und im Konzert gab es dann Standing Ovations.
Currentzis muss ich mal live sehen, der interessiert mich. Es scheint aber ja so, als würde er das SWR-Orchester ganz gewaltig hinter sich bringen.