MUFFAT, Georg - der Kosmopolit
Geboren 1653 in Megève, Savoyen hatte er als Vater einen Abkommen schottischer Auswanderer, als Mutter eine Französin, er lebte in Paris, studierte bei Lully, jedoch sah sich selbst, als einen Deutschen. Er war auch in Rom, wo er bei Pasquini und Corelli studierte.
Für deutsche Musik war eine Verschmelzung der französischen und der italienischen Musik schon immer bezeichnend. Nun aber nimmt das jemand in die Hände, der diese musikalische Traditionen aus erster Hand erfuhr. Italien und Frankreich verschmelzen in ihm zu einer neuen Musik, die dann für die weiteren Entwicklung deutscher Musik sehr wichtig wird (Fux zum Beispiel hat meines Erachtens viel mit ihm gemeinsam).
Was für mich an ihm interessant ist, dass bei ihm wirklich diese Verschmelzung von Italien und Frankreich in den Vordergrund rückt. Um mich klarer auszudrücken: auch bei Schmelzer oder Biber finden wir Elemente italienischer und französischer Musik miteinander vermengt (so steht zum Beispiel das Lamento (Son. 6) der Rosenkranz-Sonaten eher in der Tradition des Tombeaus, wie in des italienischen Lamentos), aber das Ganze auf einer speziellen deutschen-mitteleuropäischen Grundlage.
Bei Muffat scheint diese Grundlage eher zu fehlen, oder besser: in den Hintergrund gedrängt zu sein.
Ich möchte hier zwei seiner Sammlungen erwähnen, die ich sehr mag:
Sein Orgelmusik in Apparatus musico-organisticus (1690)
es gibt mehrere Aufnahmen, ich kenne (leider*) nur diese, die aber sehr-sehr gut ist:
Es spielt Elisabeth Ullmann an der Eggedacher-Orgel im Stift Zwettl
(* leider, wegen meiner Sammlungswahn)
Seine Sonaten für verschiedene Instrumente in Corellischer Manier, die Sammlung Armonico tributo
Ich habe (nur) zwei Aufnahmen:
Gunar Letzbor und sein Ensemble musiziert, wie immer, fabelhaft!
Und die mit Ensemble 415 unter Chiara Banchini, die auch sehr-sehr gut ist, mehr auf französischer Art gespielt (ich fand kein verlinkbares Bild).
Und diese Platte:
ist auch unbedingt hörenswert! (zwar eine Zusammenstellung aus verschiedenen Sammlungenn, die ich nicht so sehr mag - ich bin für Gesamtaufnahmen; dennoch: diese Einspielung hat mich völlig überzeugt.)
Liebe Grüße
Tamás