• Leider habe ich übrigens wochentags wenig Zeit zum konzentrierten Schreiben, da ich wegen meiner Arbeitsstelle und Sport von frühmorgens bis Abends kaum zu Hause bin. Deshalb dauern Antworten bei mir immer so lange, und manchmal lasse ich es auch ganz sein, da der Faden viel zu weit fortgeschritten ist. Mit Maurice´ Nachfragen werde mich in den nächsten Tagen gerne beschäftigen.

    Nur keinen Stress. Es freut mich auch in einigen Tagen noch, wenn Du auf meine ganzen Fragen eingehen möchtest. Danke Dir.



    Im Übrigen geht es mir möglicherweise ähnlich wie Maurice: Das klassische Quintett mit tp, sax, p, b und dr klingt für mich äußerst harmonisch / kompakt und bildet für mich im Jazz ein

    Stimmt, aber ich kenne durch den alten Jazz durchaus noch die Besetzung Trompete-Posaune-Holzbläser. Das ergibt einige Möglichkeiten mehr, gerade die Posaune wurde ja fast schon eine Art "Bauernopfer" im modernen Jazz. Natürlich gab es J.J.Johnson, Kai Winding, Frank Rosolino, u.v.a., aber in den kleinen Besetzungen ist sie doch recht schnell eingespart worden.



    Und zur Abnutzung: Die Gefahr ist bei mir ziemlich klein.

    Beim Quintett bin ich vielleicht etwas flexibler, da ich mich freue, wenn mal gelegentlich eine Posaune oder ein zweites Saxophon dazukommen, wie mir aber auch beispielsweise die zum Sextett erweiterte "Verklärte Nacht" von Schönberg oder die Brahmsschen Streichquintette guttun.

    Ich habe bewusst die Stellen, die die Klassik betreffen weg gelassen. Nur den letzten Teil musste ich übernehmen. Da ich gerne ungewöhnliche Besetzungen mag (auch im realen Spielen übrigens), freue ich mich immer, wenn mal was Anderes angesagt ist.


    Mit der Klassischen Musik bin ich ziemlich "straight", da juckt mich die Kammermusik überhaupt nicht. Miles Davis würde sagen, dass das alte.langweilige, "tote Musik" sei. Dem schließe ich mich vorbehaltlos an. Ich laufe davon, wenn man mir ein Streichquartett vorsetzen würde. Das ist für mich der Albtraum schlechthin. Sorry.....


    Ach, ich sehe das mit dem Feedback bei positiven Berichten völlig gelassen. Meist ist man ja relativ deckungsgleich, daher muss man auch nicht mehr viel dazu schreiben. Wenn jemand aber etwas jetzt super toll finden würde, was ich anders sehe, würde ich dazu auch was schreiben.


    Oftmals schreibe ich ja recht viel zu den Musikern, weil diese nicht unbedingt immer geläufig sind, mir übrigens auch nicht immer. Daher schaue ich nach, was oftmals auch zu erstaunlichen Ergebnissen führen kann.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • gerade die Posaune wurde ja fast schon eine Art "Bauernopfer" im modernen Jazz. Natürlich gab es J.J.Johnson, Kai Winding, Frank Rosolino, u.v.a., aber in den kleinen Besetzungen ist sie doch recht schnell eingespart worden.

    Im "ganz modernen" Jazz (sprich: Free) gibt es durchaus mal Quintett-Besetzungen mit Posaune. Nur zwei beispielhafte Alben, die mir spontan einfallen: Archie Shepp "Live in San Francisco" (ts, tb, b, b, dr) und Grachan Moncur III "Some other Stuff" (tb, ts, p, b, dr).


    Aber mir fallen sicher noch ein paar mehr Sachen aus dem Bereich ein, bei dem die Posaune auch bei kleinen Besetzungen eine wichtige Rolle hat.


    Adieu
    Algabal


    ps: Völlig vergessen, es gibt im Free auch Quartett-Besetzungen mit Posaune: z.B. das New York Art Quartet mit John Tchicai (as), Roswell Rudd (tb), Lewis Worrell (b) und Milford Graves (dr).

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Im "ganz modernen" Jazz (sprich: Free) gibt es durchaus mal Quintett-Besetzungen mit Posaune. Nur zwei beispielhafte Alben, die mir spontan einfallen: Archie Shepp "Live in San Francisco" (ts, tb, b, b, dr) und Grachan Moncur III "Some other Stuff" (tb, ts, p, b, dr).

    Klar gibt es die Posaune noch, aber im Verhältnis zu den anderen Instrumenten ist sie doch unterrepräsentiert. Gestern hatte ich ja auch eine Posaunen-CD aufliegen. Man vergesse nicht Curtis Fuller, Jimmy Cleveland, Frankie Rosolino, Urbie Green, etc. Später kamen George Lewis und Roswell Rudd dazu, den Du ja erwähnt hast. Ach, und natürlich Slide Hampton, der sich mit diversen Posaunengruppen ja sehr um sein Instrument bemüht hatte. Auch Jimmy Knepper und Julian Priester vergesse ich nicht.


    Doch von der Bop-Generation waren fast alle Posaunisten weg von der großen Szene, allerdings die meisten weniger wegen Drogen, sondern weil sie in den Studios ihr Geld verdienen mussten, und maximal nebenbei noch Jazz spielten.


    So waren nur noch die Bigbands da, und die wurden auch nicht mehr. Es gibt ein tolles Buch über die Posaunisten von Kurt Dietrich übrigens : The World of Jazz Trombone. Ein exzellentes Buch in englischer Sprache.



    Doch im Grunde war von ca. 1950 bis 1965 ziemliche Ruhe eingekehrt.

    Viele Grüße sendet Maurice

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  • Klar gibt es die Posaune noch,

    Na, ich meinte, dass es im Free Jazz ja ohnehin häufig Besetzungen (und den Einsatz von Instrumenten) gibt, die im "Mainstream" eher aus der Mode gekommen waren bzw. zumindest ungewöhnlich sind. Das klassische "Quartett" (sax, p, b, dr) ist dann im Free Jazz ja eher zunehmend ungewöhnlich oder häufig eben durch das klavierlose Quartett ersetzt worden (bei Ornette Coleman schon ab 1958)...


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Was ich aber nach dem ganzen Hören die letzten Wochen festgestellt habe ist, dass ich von dem Drummer Art Taylor hellauf begeistert bin. Der Mann hat immer die richtige Lautstärke, den richtigen Drive, den richtigen Schlag parat, egal wen er gerade vor sich oder neben sich hat. Andere Drummer, wie etwa Art Blakey, der bei bestimmten Sessions und Stücken die richtige Power und den richtigen Drive hat, aber mir bei immer noch genug Situationen einfach zu laut spielt. Bei Philly Joe Jones ergeht es mir hin und wieder auch so.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zitat von Maurice

    Andere Drummer, wie etwa Art Blakey, der bei bestimmten Sessions und Stücken die richtige Power und den richtigen Drive hat, aber mir bei immer noch genug Situationen einfach zu laut spielt. Bei Philly Joe Jones ergeht es mir hin und wieder auch so.

    Geht mir auch so. Finde ohnehin, dass einige der - technisch sicherlich exzellenten! - Harbop-Drummer irgendwie auch gut als Holzhacker hätten berühmt werden können ... :versteck1:


    Adieu
    Algabal


    ps: was ist eigentlich mit Roy Haynes? Der hat sich irgendwie still und heimlich durch alle Stile getrommelt und IMO fast immer perfekt gepasst!

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • ps: was ist eigentlich mit Roy Haynes? Der hat sich irgendwie still und heimlich durch alle Stile getrommelt und IMO fast immer perfekt gepasst!

    Ich hatte genau den gleichen Gedanken, aber mir fehlen von ihm zu viele Aufnahmen mit ihm am Schlagzeug. Daher habe ich den mal weg gelassen. Er ist ja immer noch aktiv mit über 90 jahren.



    Geht mir auch so. Finde ohnehin, dass einige der - technisch sicherlich exzellenten! - Harbop-Drummer irgendwie auch gut als Holzhacker hätten berühmt werden können .

    Ach, so schlimm finde ich es jetzt nicht. Bei den Bigband-Drummern ist es aber teilweise wirklich so, dass die mehr das Schlagzeug schlagen und nicht spielen. :D


    Louis Hayes und Ed Thickpen genören noch zu den hörenden und mitspielenden Drummern, Danny Richmond auch. Es gibt schon noch eine Menge wirklich guter Drummer. Man darf da nicht Prestige oder Blue Note im Kopf haben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Ich habe mal eine Frage zu Milt Jackson:


    Als ich heute Morgen das Album "Bags Groove" von Miles Davis hörte (Titelsong v. Milt Jackson) fragte ich mich, worauf der Titel des Albums zurückzuführen ist. Dann las ich auf Wikipedia Folgendes:


    "Bags war der Spitzname von Jackson, der angeblich auf die Tränensäcke unter seinen Augen zurückgeht."


    https://de.wikipedia.org/wiki/Bags%E2%80%99_Groove


    Also Konjunktiv. Dann las ich in einem engl. Artikel dies:


    "The title derived from Milt Jackson’s nickname “Bags”, which he acquired after leaving the Army and going on a monumental drinking binge, resulting in deep furrows under his eyes."


    https://www.kuvo.org/stories-o…s-groove-by-milt-jackson/


    Weiß jemand, ob Letzteres tatsächlich der Fall war?

    Don' t feed the troll!



  • Es gibt schon noch eine Menge wirklich guter Drummer.

    Wolfgang Haffner hebt in diesem Buch Jack DeJohnette, Peter Erskine, Steve Gadd (sein "größter Einfluss"), Omar Hakim, Elvin Jones, Joe Morello und Ed Thigpen heraus. Es ist ein ausschließlich lobendes, positives Buch. Wer Skandalgeschichten oder "Abgründe" "erhofft", sollte andere Bücher kaufen.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Ich habe mal eine Frage zu Milt Jackson:


    Als ich heute Morgen das Album "Bags Groove" von Miles Davis hörte (Titelsong v. Milt Jackson) fragte ich mich, worauf der Titel des Albums zurückzurühren ist. Dann las ich auf Wikipedia Folgendes:


    "Bags war der Spitzname von Jackson, der angeblich auf die Tränensäcke unter seinen Augen zurückgeht."

    Ich denke, dass es um Milt Jacksons Spitznamen ging, da er damals ein großer Name war bereits. Davis war da das eher "kleinere Licht" gewesen als Jackson, den ich übrigens sehr schätze und gerade im Player drin habe. Das ist allerdings rein zufällig, da ich genau auf das Album geschaut hatte beim Rolladen hochkurbeln meines Dachfensters.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Da im Jazz-gehört-Thread eine dieser ominösen Listen der besten/wichtigsten/einflussreichsten Jazzalben genannt wurde, habe ich gestern mal ein paar von solchen Listen durchgeschaut. Interessant fand ich die Rolling Stone-Liste der “100 besten Jazzalben”:


    https://www.rollingstone.de/di…komplette-liste-2-615594/


    Insgesamt ziemlich zustimmungsfähig hinsichtlich dessen, was da so enthalten ist, finde ich. Klar, es dominieren ziemlich deutlich drei Leute: Mingus, Davis, Coltrane.


    Überrascht hat mich, dass Davis nicht auf Platz 1 ist - da steht Coltranes “A Love Supreme”. Das kann man so sehen. Davis “Kind of Blue” folgt auf Platz 2. Ok. Es folgen Mingus “Ah Um” (3), Sanders “Karma” (4), Dolphys “Out to Lunch” (5).


    Gefreut hat mich, dass Sanders “Tauhid” in den Top-100 ist. Zwar “nur” irgendwie auf Platz 87 oder so, aber das hätte ich nie erwartet, dass die Platte gerankt würde. Und Brötzmanns “Machine Gun” ist auch drin, sogar ziemlich weit vorne. Zurecht!


    Ein paar Sachen haben mich aber ziemlich gewundert/irritiert, u.a. diese:


    1. Es ist ein Album von Alice Coltrane drin, nämlich das IMO tatsächlich großartige “Journey in Satchidananda”. Und es ist auch noch ziemlich weit vorne (33) gerankt. Damit hätte ich so gar nicht gerechnet, dass sie es überhaupt in Top 100 schaffen könnte...


    2. Sanders “Karma” ist sogar unter den Top 5! Naja, warum gerade dieses? “Black Unity” ist gar nicht drin und “Live at the East” auch nicht. Beide sind definitiv weit interessanter als “Karma”. Auch “Deaf, dumb and blind” wäre für mich eher ein Kandidat gewesen als “Karma”. Klar, “Karma” war Sanders Erfolgsalbum schlechthin - aber es ist doch ziemlich “historisch” geworden mit den Jahren und nicht soooo gut gealtert, finde ich. Dafür hat


    3. Colemans “The Shape of Jazz to Come” es nicht in die To-5 geschafft, wo es IMO unbedingt hingehört hätte. Es folgt erst auf Platz 9.


    4. Die Liste enthält - natürlich völlig zurecht! - zwei Platten von Albert Ayler. “Spritual Unity” irgendwo im hinteren Bereich und dann - tara! - “Music is the Healing Force”! Und es ist deutlich vor “Spiritual Unity” gerankt. Meinen die das echt ernst???? Wenn schon eine aus der späten Ayler-Phase hätte da doch wohl eher “New Grass” gepasst. Außerdem hat Ayler echt ein paar Platten gemacht, die eher neben “Spiritual Unity” in die Top 100 gepasst hätten (“New York Eye and Ear Control” oder “Live at the Greenwich Village”). Diese Entscheidung verstehe ich so gar nicht ...


    5. Von Archie Shepp ist eine einzige Platte drin - und zwar eine, die ich gar nicht kenne, nämlich “Attica Blues”.


    6. Cecil Taylor kommt gar nicht vor (wenn ich das nicht völlig übersehen haben sollte) ...


    7. The Art Ensemble of Chicagonist auch nicht drin. Wie das?


    Naja, man hat ja immer was zu meckern ...


    Über die Kommentare/Begründungen sage ich mal nix (warum Sanders “Tauhid” “minimalistisch” sein soll [oder minimalistischer wäre als die Sachen auf seinen anderen Impulse!-Alben], würde ich gerne mal erklärt haben. Ok, die auf “Tauhid” enthaltenen Stücke sind verhältnismäßig kurz, aber die beiden zentralen Stücke dauern auch 16 bzw. 15 Minuten...).


    Was denkt ihr?


    Adieu
    Algabal


    ps: welche Platte ich wirklich vermisst habe, ist “Ask the Ages” von Sonny Sharrock - und nicht nur, weil ich sie sehr liebe, sondern weil ich tatsächlich meine, dass es eines der besten Jazz-Alben ever ist. Dass man Paul Bley oder Paul Motion in so einer Top-100-Liste ranken würde, konnte man nicht erwarten. Aber sie sind ja immerhin als Sidemen enthalten (Bley bei den beiden Giuffre-Alben, Motian bei den Bill Evans-Platten und bei Hadens Liberation Music Orchestra, das da naklar unbedingt reingehört).

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Für einen absoluten Fehlgriff halte ich vor allem Punkt 5.): von all den vielen Platten von Archie Shepp, die hier stehen, ist die Attica Blues die Schwächste. Nur eine Shepp bei 100 Alben ist eh zuwenig, aber wenn dann hätte es genug bessere Wahlen geben können. Allerdings ist die Attica Blues berühmt, von wegen politischer Relevanz und Ausdruck von Black Pride etc.pp., und der Rolling Stone ist ja in die Ecke orientiert. Vielleicht kannten sie schlicht keine andere mit Namen für die Liste :D


    Beim Art Ensemble besteht die Schwierigkeit darin daß die ihre Qualitäten immer eher im Konzert als auf Platte entfaltet haben. Trotzdem, eines ihrer späteren Alben auf ECM hätte der Liste gut gestanden.


    Ob man Coltrane oder Davis ganz nach oben stellt ist eine Glaubensfragen, aber daß Mingus stark vertreten ist finde ich gut. Im Ganzen fehlt mir ein bißchen mehr Europäisches, aber das ist bei den Rocklisten dieser Zeitschrift ebenso, sehr amilastig, und bei Jazz ist das angemessener.



    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Da im Jazz-gehört-Thread eine dieser ominösen Listen der besten/wichtigsten/einflussreichsten Jazzalben genannt wurde, habe ich gestern mal ein paar von solchen Listen durchgeschaut. Interessant fand ich die Rolling Stone-Liste der “100 besten Jazzalben”:

    Ich habe wenig Zeit heute, daher ganz kurz dazu nur : Ich kenne einen Anteil davon, aber nicht alles. Doch wer solch eine Liste erstellt hat,scheint von der Geschichte des Jazz nicht wirklich umfassend Ahnung zu haben. Ich vermisse z.B. Count Basie, Benny Goodman, Albert Mangelsdorf, Woody Herman, Horace Silver, Mahalia Jackson, Sarah Vaughn und vor allem Louis Armstrong, Dizzy Gillespie, Stan Kenton, Django Rheinhardt.....


    Über einzelne Alben kann man immer diskutieren, vielleicht auch noch, ob der Jazz nur aus Coltrane, Monk, Davis und Mingus bestehen würde. Damit will ich niemanden das absprechen, auch fehlen mir die Bigbands zu sehr hier. Und die bestanden nicht nur aus Gil Evans und Oliver Nelson. Bei allem Verständnis, hier hatte jemand von weiten Teilen des Jazz absolut Null Ahnung. Sowas ist lachhaft und unglaubwürdig.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zitat von Maurice

    Bei allem Verständnis, hier hatte jemand von weiten Teilen des Jazz absolut Null Ahnung.

    Naja, ob jemand “Null Ahnung” hat, weiß ich nicht - aber es stimmt natürlich schon, dass diese Top-100 des Rolling Stone aus einer bestimmten Perspektive auf den Jazz schauen (eben mit einem deutlichen Fokus auf den Modern Jazz, eigentlich sogar mit einem Schwerpunkt auf die Nach-Bebop-Stile). Deswegen finde ich die Liste ja auch weitgehend durchaus zustimmungsfähig. :D Naklar ist es ein ziemlich grober Aussetzer, dass Dizzy und Charlie Parker gar nicht drin sind (das in der von Newbie verlinkten Liste des Musikexpress anders) und auch dass Basie und andere Größen des Swing fehlen, kann man zurecht monieren.


    Aber lächerlich finde ich die Liste deshalb nicht. Wenn man den Modernen Jazz kennen lernen will (und damit also natürlich den einzig richtigen ;) ), dann kann man sich an dieser Liste schonmal etwas orientieren. Für “Historiker” und Enzyklopädisten ist sowas naklar immer unbefriedigend.


    @Newbie69


    Danke für die Verlinkung der Liste des MusikExpress - die ist ja in manchem einigermaßen kompatibel mit der des Rolling Stone (etwa was die Plätze 1 und 2 angeht), enthält aber auch einiges an Zeugs, das ich überhaupt noch nicht kenne. Wird nächstens mal geändert. Hier ist von Sanders überhaupt nur “Karma” drin. Komisch, diese Fixierung auf dieses Album. Dafür haben die bei Ayler deutlich besser gewählt (würde ich eine Liste machen, wären auch eben diese beiden Ayler-Platten drin). Und von Shepp ist wieder das mir völlig unbekannte “Attica Blue” genannt - muss ich mir wohl mal anschaffen, wenn das überall als einzige seiner Platten gerankt wird. Aber wenn garcia schreibt, das sei eine der schwächeren... Taylors “Conquistador” gehört ganz klar in eine solche Liste. Auch hier ist Alice Coltrane gerankt, allerdings mit der IMO eher schwächlichen “Universal Consciousness”. Wirklich witzig ist, dass Annette Peacock in der Liste ist. Finde ich gut, obgleich ich nicht recht weiß, warum gerade sie in einer auf 50 Platten beschränkten Liste (in der notwendigerweise vieles draussen blieben muss) gennat werden müssen sollte. Ein ziemlicher Fehlgriff ist IMO Kwamazi Washingtons “The Epic”, und dazu weit im vorderen Feld auf Rang 12 - so einen überfachteten Käse habe ich selten im Jazz gehört ...


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Naja, ob jemand “Null Ahnung” hat, weiß ich nicht - aber es stimmt natürlich schon, dass diese Top-100 des Rolling Stone aus einer bestimmten Perspektive auf den Jazz schauen (eben mit einem deutlichen Fokus auf den Modern Jazz, eigentlich sogar mit einem Schwerpunkt auf die Nach-Bebop-Stile). Deswegen finde ich die Liste ja auch weitgehend durchaus zustimmungsfähig.

    Ich sage nichts (außer bei zwei Alben, aber ich kommentiere das nicht weiter) gegen die ausgewählten Alben, aber es kann nicht sein, wenn es um eine doch repräsentative Aussage geht, dass Alben vieler wirklich wichtigen Jazzmusiker einfach nicht dabei sind. Denn eines wollen wir mal auf den Punkt bringen: Ohne die Alten gäbe es die Modernen ja so erst überhaupt nicht. Und wie kann jemand so elementar wichtige Musiker wie Armstrong, Dizzy und Charlie Parker ignorieren? Nicht mal das Modern Jazz Quartett oder Dave Brubeck sind dabei. Sorry, aber sowas finde ich wirklich lachhaft.


    Es fehlt ja sogar Clifford Brown dabei. Nee, die können sich ihre Liste sonst wohin schieben.

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • Zitat von Maurice

    Ich sage nichts (außer bei zwei Alben, aber ich kommentiere das nicht weiter) gegen die ausgewählten Alben

    Schade, dass Du das nicht weiter kommentierst. Wenn sich daraus ein Gespräch ergäbe, hätte eine solche Liste ja jenseits aller berechtigten (oder der Kränkung der eigenen Vorlieben enspringenden) Kritik an ihr, einen Sinn gehabt.


    Adieu
    Algabal

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  • Zitat von Maurice

    Modern Jazz Quartett oder Dave Brubeck

    Als ich Liste gestern Abend durchgesehen habe, dachte ich auch, dass da Brubeck Quartet und das MJQ fehlen. Aber dann dachte ich, dass ich - bei aller Wertschätzung der beiden Ensembles - keines Ihrer mir bekannten Alben so richtig vermisse in der Liste. Hm.


    Adieu
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Wegen euch höre ich übrigens gerade mal Coltrane mit der Nr. 1 der RS-Liste. Habe ich vor vielleicht zwanzig Jahren gekauft, als ich zwei Bücher über Jazz las, um diese Musik besser zu verstehen. Hat nicht geklappt. Heute habe ich einen Nachbarn, der mir am liebsten verbieten würde, Jazz-CDs zu kaufen, weil man Jazz live erleben müsse. Klappt auch nicht.

  • Wegen euch höre ich übrigens gerade mal Coltrane mit der Nr. 1 der RS-Liste. Habe ich vor vielleicht zwanzig Jahren gekauft, als ich zwei Bücher über Jazz las, um diese Musik besser zu verstehen. Hat nicht geklappt. Heute habe ich einen Nachbarn, der mir am liebsten verbieten würde, Jazz-CDs zu kaufen, weil man Jazz live erleben müsse. Klappt auch nicht.

    Hoffentlich leidest Du nicht zu sehr, mein lieber Knulp! Allerdings frage ich mich, ob “A Love Supreme” wirklich die geeignete Einstiegsplatte ist, um Jazz “besser zu verstehen”. Ist so als würde man für den Einstieg in die “klassische” Musik Mahlers 9. oder Beethovens Hammerklaviersonate wählen (cum grano salis). Außerdem bin ich unsicher, ob “der Wille zum Verstehen” der richtige Zugangsmodus zum Jazz ist. IMO ist es nicht so wichtig, diese Musik “verstehen” zu wollen (und zu können) als sich ihr “aussetzen” zu können (und zu wollen). Naja, dazu vielleichtein anderes mal mehr.


    Adieu
    Algabal

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