Nein. Das Problem ist doch, dass man sich bei den "Indianerverkleidungen" mit der Geschichte und dem Schicksal der American Natives gar nicht auseinandersetzt. Da geht es nur darum, hübsch und nett auszusehen, um das nachzuspielen, was in Karl Mays Winnetou-Romanen vorkommt.
Meines Erachtens ist der Sinn der Verkleidung ein ganz anderer: Man nimmt eine andere Rolle an. - Ausgangspunkt ist das Dorf oder die Kleinstadt, in der jeder jeden kennt. Das gilt für Hintertupfingen nicht anders als für den venezianischen Karneval. Dazu können vielleicht die anwesenden Psychologinnen etwas sagen.
Es geht also gar nicht darum, was genau die temporär angenommene Rolle ist, sondern, dass man seine ziemlich festgezurrte alltägliche Rolle einmal verlässt. Eigentlich eine ganz moderne Sichtweise. Ich denke mal, dass diejenigen, die sich als Matrose verkleiden, auch nicht erst Skorbut erleiden oder am Bordmast ausgepeitscht werden müssen.
Anders ist es mit Rollen, die andere karikieren, z. B. die Saalfastnachtssitzung nach Mainzer Art, welche eine Gerichtsverhandlung der französischen Besatzungzeit karikiert (Comité, Sitzungspräsident, Redner, Garden - weiblich, Narrengruß - eben auf der anderen Seite als nach Soldatenart). - Ob die Legende wahr ist, dass die Farben der Mainzer Fassenacht, rot, weiß, gelb und blau, die Farben der Tricolore sind, ergänzt um gelb als Farbe der Falschheit, bleibt wohl im Dunkel der Geschichte.
Da könnten sich die Franzosen jetzt beschweren ... allerdings waren das ja die Besatzer, also die Dominanten.