Dem mitteleuropäischen Publikum ist sein Name wenig vertraut, und es spricht für unser Capriccio-Forum, daß es hier einige leidenschaftliche Verehrer dieses Meisters gibt (denen ich mich hiemit anschließe). Immerhin war der geborene Ire einer der beliebtesten Musikkünstler seiner Zeit. Als wichtigster Schüler Muzio Clementis begleitete er seinen Lehrer 1802 zuerst nach Paris und Wien und schließlich nach Rußland, das zu seinem Lebensmittelpunkt wurde. Nachdem er sich 1803 von Clementi getrennt hatte, erfuhr er eine steile Karriere als Klaviervirtuose, wurde zu einer europäischen Berühmtheit und ging in die Musikgeschichte ein als Vater des Nocturne. Er hatte diese Gattung nicht erfunden, aber populär gemacht. Seine Kompositionen reichen von ohrenschmeichlerischen und liedhaft-träumerischen Schöpfungen bis zu höchst anspruchsvollen Konzerten. Leider führte er ein ausschweifendes Leben - man nannte ihn nicht grundlos "Drunken John" - und starb relativ früh in Moskau.
Seine Musik scheint sich allmählich wieder dem einstigen Bekanntheitsgrad zu nähern, völlig zu recht, denn sie demonstriert wie wenige, daß scheinbare Einfachheit und subtiles Raffinement oft eng benachbart sind. Ich kann mir vorstellen, wie sich zu seinen Lebzeiten begabte Amateurspieler auf viele seiner Stücke gestürzt haben. Freilich möchte ich nicht wissen, wie das dann geklungen hat. Inzwischen gibt es verschiedene hochgepriesene Einspielungen. Zum Einstieg sehr gut geeignet ist zum Beispiel die 6er-Box von Naxos mit Benjamin Frith am Klavier und der Northern Sinfonia unter David Haslam. Ein vorzügliches Heilmittel, wenn man wie ich vor kurzem coronabedingt am Sofa dahingrantelt. Aber Achtung, Field könnte wie eine Droge wirken...
NAXOS 2018 (1999) aufgenommen 1996