Eben gelesen

  • Ich habe gerade meinen ersten Ross MacDonald gelesen:



    Eine Lizenzausgabe von Diogenes.


    Es tut mir leid, aber so richtig überzeugt hat er mich noch nicht. Vielleicht meint der Doc ja, dass das einer seiner schwächeren Krimis ist - ich wäre dankbar dafür. ;)


    Im Moment bin ich bei 'Red Harvest' von Hammett, den ich viel eher als 'hardboiled' verstehen würde, gerade auch hinsichtlich der Gesellschaftskritik. 'Gänsehaut' dagegen fand ich eher durchschaubar, fast schon 'britisch' was Milieu und Umgangston angeht und auch psychologisch nicht sonderlich aufregend.


    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Im Moment bin ich bei 'Red Harvest' von Hammett, den ich viel eher als 'hardboiled' verstehen würde, gerade auch hinsichtlich der Gesellschaftskritik.

    Ich muss mich entschuldigen. "The Chill" von Ross Macdonald las ich 1984 zuletzt. Es kann aber keines falls mit dem Hard Boiled "Red Harvest", das ja eher grobschlächtig daherkommt, verglichen werden.

    Es geht hier,- kurz in der Biografie nachgelesen- , um psychologische "Feinstrukturen", die er allerdings brutal an die Oberfläche zieht., so sehr (plump?), das sogar an eine Verfilmung gedacht wurde.

    Themen, die er ab 1960 mehr und mehr verfolgte und die Gesellschaftskritik sehr fein verteilte. Hammett war radikaler, Chandler daran völlig desinteressiert.

    Aber wie gesagt, die Lektüre von "the Chill" ist 38 Jahre her und auf meinem Lesestapel liegt aktuell noch was anderes.

    Der Sohn hat mich mit Eckard Nickel eingedeckt.

    Ein korrekte Antwort dauert also.

    Nur soviel,. Der Vergleich mit Hammett kann bedeuten, dass Du das Werk unter falschen Kriterien gelesen hast.


    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Der Vergleich mit Hammett kann bedeuten, dass Du das Werk unter falschen Kriterien gelesen hast.

    Das kann durchaus sein. Es soll auch nicht heißen, dass ich bei einer neuen Gelegenheit ihm keine Chance mehr geben würde. Halt 'ne Momentaufnahme und da hat er mich halt noch nicht gepackt.


    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Nachtrag. Rote Ernte von Hammett handelt davon, wie eine Stadt von Gangsterbanden befreit wird.

    So etwas hat es bei Macdonald (kleines d, weil es einen John MacDonald gab) nie gegeben.

    Seine Katastrophen passieren Familien, die sich auf der Suche nach dem amerikanischen Traum verheddert haben, in Schuld, Gewalt, Betrug oder im Leugnen oder Vertuschen einer Herkunft.

    Oder aber ihres sicheren Reichtums gewiss nicht mehr wissen, wo ihre moralischem Maßstäbe waren oder noch sind.

    Im Inzest, in Vergewaltigungen, in unerfüllter Liebe, in Erbschaftsstreitigkeiten, in Verletzungen, die gesühnt werden (müssen?) und den psychischen Verletzungen, die damit einhergehen.

    Kurz in all dem, was uns in unserer vollgefressenen Gesellschaft auch passieren könnte. Nur er stellt es wie durch ein Vergrößerungsglas dar, manchmal eben plakativ.

    Seine Protagonisten sind oft Jugendliche, die das "System" Amerika aus der Bahn geworfen hat, die den Verlockungen des amerikanischen Traums nicht gewachsen waren, weil sie ihn für zu wahr und einfach zu haben dachten und daher auf die schiefe Bahn gelangten oder dahin geschubst wurden.

    Dann tauchen manchmal auch echte Gangster auf.


    Archer hat meist keinen Streit mit der Polizei, ist höflich, selten zynisch, sondern erfährt, was er benötigt durch Recherchen und Gespräche, ganz selten durch Gewalt.

    Da ist dann jeder Satz wichtig, Querlesen wie bei vielen Krimis geht nicht, der Verständnis-Faden reißt sofort.

    Daher hat er eigentlich nix zu tun mit Hammett und Chandler, sieht man von seinem Frühwerk einmal ab.


    Aber seit Chandler eifersüchtig ihn verfolgte, weil er merkte, das er selbst leergeschrieben war, und Macdonald immer besser wurde, merkten es viele:. Ross Macdonald hatte sich längst emanzipiert und war zum Chronisten der gescheiterten amerikanischen Träume in Kalifornien geworden. Und er erschuf eine eigene Gattung Kriminalroman.


    Gruß aus Kiel


    PS. Seine Frau schrieb ähnliche Romane, aber brauchte dafür keinen "private Eye". Sie war genauso erfolgreich.

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Schwarzgeld von Ross Macdonald aus dem Jahr 1966.

    Kennt man die Biografie von Tom Nolan nicht, könnte dieses als ein "normaler RMD" durchgehen.

    Also:

    Tochter aus reichem Hause verlässt Verlobten aus reichem Hause, weil ein noch reicherer und attraktiverer Mann auftaucht und brennt mit ihm durch. Archer soll sie überreden, zum Ex-Verlobten zurück zu kehren und soll dazu Dreck im Vorleben des neuen Mannes an der Seite finden. Dazu dröselt er dessen teilweise mysteriöse Vergangenheit auf, beginnend mit der Schule und diversen anderen Stationen und landet schließlich bei der Las Vegas Mafia und geklautem Schwarzgeld.

    Dabei passieren es einige Morde, auch an dem Mann, mit dem das Mädchen durchgebrannt ist.

    Doch dann sitzt der Obermafioso, dem das alles angedichtet wird, seit Monaten nach einem Schlaganfall im Rollstuhl, er kann es nicht gewesen sein und der Fall nimmt eine andere Wendung.


    Kennt man die Biografie, dann ergeben sich zusätzlich folgende Bilder.

    - Die Tochter der Millars (so sein korrekter Name: Kenneth Millar) brannte mit Anfang 20 aus dem College mit einem "Lover" nach Las Vegas durch und es dauerte eine Weile, bis sie einsah, dass sie sich mit den falschen Leuten eingelassen hatte und zurück kehrte. Der Rausschmiss von der Schule konnte gerade noch verhindert werden.

    - Millar selbst war Anfangs Dozent für Literatur und hatte begeisterte Studierende. Doch war er zunehmend frustriert, nie eine dauerhafte Anstellung gefunden zu haben. So manifestiert sich dieser Frust einigermaßen in der Person eines Dozenten im Roman, der nur noch für seinen Unterricht zu leben scheint und alles andere ignoriert bzw. mit Feindseligkeit begegnet, auch seiner Familie.

    Am Ende ist auch das nur Fassade, wie so vieles im Roman.


    Hinzu kommt, dass Millar seine hochgelobte Doktorarbeit bei Harvard Press verlegen lassen wollte, die es aber ablehnten, denn ein Kriminalschriftstellers passe nicht zu Harvard Press, auch wenn die Doktorarbeit noch so gut wäre.

    Isoliert man diese Biografie Teile, dann ergibt es einen Roman im Roman. Als Autor musste er dann beide Erzählstränge wieder so verknüpfen, dass sie durchgängig Sinn ergeben.

    Das ist ihm recht gut gelungen.

    Die Hochnäsigkeit der Reichen in Kalifornien, die Millars lebten in Santa Barbara, kannte er nur zu gut, die Tratschereien und auch die älteren Leute, die nix mehr zu tun hatten und daher Mittags mit dem Trinken anfingen.


    Gruß aus Kiel


    Nachtrag:

    Hier ein Podcast:

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    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

    Einmal editiert, zuletzt von Doc Stänker ()

  • Ich habe gerade meinen ersten Ross MacDonald gelesen:

    "The Chill" von Ross Macdonald las ich 1984 zuletzt.

    Moin,

    ich habe ihn heute Nachmittag gelesen. Geht ja recht schnell bei ca. 228 Seiten. Ein typischer Macdonald, allerdings etwas überkonstruiert.,

    Dabei doch so einfach.

    Ein junger Mann ist verheiratet mit einer viel älteren Frau und gibt sie als seine Mutter aus und sie ihn als ihren Sohn. Da er aber immer wieder auf der Suche nach Frauen ist, ist sie eifersüchtig und tötet die Rivalinnen.

    So einfach könnte es sein, ist es aber nicht weil

    - einer dieser Morde einem anderen in die Schuhe geschoben wurde und dessen damals heranwachsende Tochter von ihrer Tante zu einer Falschaussage überredet wurde.

    - ein weiterer Mord als Selbstmord getarnt wurde.

    - in dem Roman die Spannungsverhältnis Psychiatrie Polizei aufgearbeitet wird.

    Ein wichtige Szene dabei ist, wie der Psychologe ein junges Mädchen der Polizei vorenthält, weil er nicht will, das sie weg gesperrt wird.

    Macdonald lässt die Szene damit enden, dass der Psychologe, mit dem Schlüsselbund seiner Klinik so klappert, als wäre er ein Gefängnisschließer.

    Womit wohl alles klar wäre.


    Leider nicht, denn:

    Hier geht es darum unter anderem, dass eine mächtige Familie so "mir nichts dir nix" Beweise verschwinden lassen und die Polizei manipulieren kann und das Duckmäusertum in der Polizei dafür sorgt, dass jahrzehntelang Fälle unaufgeklärt bleiben, bis die damaligen Vorgesetzten im Ruhestand sind.

    Es geht aber auch um die Anmaßung der Mediziner, hier Psychologen, die aufgrund des Schutzes der ihnen Anvertrauten längst ebenso hätten Hinweise geben können, Verbrechen aufzuklären, statt sich hinter dem Patientenschutz Bedürfnis zu verschanzen,
    Der Roman hat also neben der eigentlichen Handlung noch mind. eine weitere Dimension, die ist gesellschaftspolitisch und in den 60igern des letzten Jahrhunderts in den USA angelegt.

    Wahrscheinlich wg. dieser Kritik, wollte man das Buch verfilmen, andere Geschichten von Macdonald sind in Sachen Äktschn deutlich ergiebiger.

    Gruß aus Kiel


    PS. Es zeigt aber auch, das Macdonalds Romane wie dieser hier nix aber auch garnix außer dem Verlag und dem (Vor)urteil der Rezensenten mit Hammett oder Chandler zu tun hatten. Seine Stories schöpfte er aus ganz anderen Quellen, vor allem seiner eigenen Biografie und der seiner Familie.

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • PS. Es zeigt aber auch, das Macdonalds Romane wie dieser hier nix aber auch garnix außer dem Verlag und dem (Vor)urteil der Rezensenten mit Hammett oder Chandler zu tun hatten.

    Stimmt. Und das war sicherlich mein Fehler, dass ich den 'Dritten im Bunde' erwartet hatte. Von daher kommt er mal wieder auf den Nachtschrank. ;)


    :wink:Wolfram

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  • Und das war sicherlich mein Fehler, dass ich den 'Dritten im Bunde' erwartet hatte

    Nachtrag:

    Ich habe ja nur(!) die alte Übersetzung von Gretel Friedmann. Als ich gerade beim "Blick ins Buch" die neue sah, da gingen mir die Augen über!!

    So viel gekürzt früher, so viel Sinn Entstelltes.

    Ich muss mir das Original besorgen.!

    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Übersetzer ist bei mir nicht genannt, aber eben eine Lizenzausgabe von Diogenes für Bertelsmann. Von daher wird es auch Gretel Friedmann sein.


    :wink:Wolfram

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  • Ich bin mittlerweile tief in David Mitchells "Utopia Avenue" vorgedrungen, eine einzige Liebeserklärung an die Musik der späten 60er in London; ein Gesellschaftsroman auch, in dem viele der wichtigen Gestalten, von Bowie bis Bert Jansch, von den Beatles über die Stones und Pink Floyd etc.pp in Kurzrollen mit auftauchen, einzig die titelgebende Band ist fiktiv, ihre kurze aber Recht erfolgreiche Geschichte bildet das Fundament der Handlung. Und die Psyche ihrer Recht unterschiedlichen Mitglieder.


    Es ist daneben: Ein groß aufgerolltes Sittenbild dieser Zeit, das sich aber nicht an Sex-, Drugs- und Rock'Rollexzessen feulletonistisch selektiert, sondern die vier sehr persönlichen Hauptfiguren im Blick behält.


    Wer für diese Phase der Entwicklung der Rockmusik ein Faible hat bekommt hier eine Pflichtlektüre. Und sieht dann, daß aus der Schilderung von Popkultur große Literatur entstehen kann --: wenn man es kann. Und der Mitchell, der kann fast alles, ich hab's spätestens an seinen Knochenuhren gemerkt, aber eigentlich an seinem ganzen Werk - Chaos, Wolkenatlas, Die tausend Herbste des Jacob de Zoet, das waren alles erregende Leseerfahrungen.


    Nebenbei; Für mich ein extrem teures Buch ;( ... ich brauchte (auch so) endlich wieder einen sehr guten CD Player, der ist da, Musik macht wieder Freude, und nach Sichtung all der Lücken in meiner Sammlung derartiger Musik stehen Nachkäufe in knapp vierstelliger Höhe an. Na Geld ist Papier, dafür bekomme ich Liebe :)


    Ein Klasse Roman, ich lege ihn jedem auch nur rudimentär an dieser Phase der Musikgeschichte Interessierten wärmstens ans Herz. Zumal es viel mehr als ein Musikroman ist. Es ist ein musikalisch grundiertes Sittenbild einer spannenden Zeit.






    :cincinsekt:

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Eva Menasses "Heimatroman" über die Verdrängung der braunen Vergangenheit und ihrer Verbrechen in einem fiktiven burgenländischen Dorf für das Rechnitz Pate stand. Dort wurden kurz vor Kriegsende 200 Zwangsarbeiter ermordet.


    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • ich habe ihn heute Nachmittag gelesen. Geht ja recht schnell bei ca. 228 Seiten. Ein typischer Macdonald, allerdings etwas überkonstruiert.,

    So, jetzt habe ich die Neuübersetzung durch.

    Sie ist mehr als 410 Seiten lang. Also habe ich Zeilen und Spalten gezählt und komme, wenn ich den engeren Satz der alten Übersetzung auf den der neuen per Dreisatz umrechne, auf ca. 290 Seiten, die im neuen Satz die alte Übersetzung haben sollte. Fehlen also ca. 120 Seiten Inhalt!

    Inhaltlich lese ich im wesentlichen dieselbe Geschichte, doch fehlen viele atmosphärische Einsprengsel, Charakterisierungen von Personen, Dialoge sind abgekürzt, es fehlen Details, kurz es ist ein anderes Buch. Nach 4 Kapiteln vergleichen gab ich auf.

    Die alte Version ist eigentlich ein Verbrechen an Ross Macdonald. Unfassbar. (Das ist schon mit den Schalkschen Entstellungen bei Bruckner vergleichbar.)

    Ich habe gleich einmal die anderen Werke, die ich in jeweils alter und neuer Übersetzung habe, verglichen. Auf den ersten Blick sind derartige Striche nicht drin, da wird eigentlich nur die Sprache modernisiert und weil es nur noch einen Übersetzer gibt, wird der Stil vereinheitlicht.

    Mal sehen, wohin mich diese Sommerbeschäftigung noch führen wird.

    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • gibt es in dieser deutschen Ausgabe keinerlei Hinweis darauf ?

    Nee, nix davon.

    Ich habe aufgrund der Entdeckung noch einmal genauer geschaut.

    Das es bisher erst 7 Neuübersetzungen gibt und ich noch nicht alle habe, fiel das Urteil bisher nur bei Gänsehaut so aus, aber ich habe von

    "The Wycherley Woman" das Original, sowie den "Kaiser Krimi" "die wahre Mrs. Wycherley".

    Und das scheint noch krasser zu sein. Denn,- wir alle wissen, dass Übersetzungen ins Deutsche länger geraten als amerikanische oder englische Originale-, die deutsche Version ist 158 Seiten lang, das Original 252 Seiten.

    Ein Blick auf die erste Textseite lässt sofort die Auslassungen erkennen.

    Die neue deutsche Version, - ich kaufe sie wahrscheinlich nicht, da ich das Original habe-, soll ca. 416 Seiten haben. Oh, weh!


    Nach dem Urlaub werde ich mal schauen, ob in den früheren Werke, die bei rowohlt erschienen sind, auch solche Kürzungen sind.

    Ich habe nahezu jeden Roman im Verdacht.

    Auf jeden Fall werde ich mir wohl die Originale zulegen müssen. Dann ist alles klar.


    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Ich habe jetzt die Übersicht verloren, welche Version kürzer/oder länger ist, die alte oder die neue Übersetzung, und welches Buch überhaupt. Gilt i.d.R. nicht, dass Neuübersetzungen eher nicht gekürzt sind. Irgendwelche Kaufsargumente muss es ja geben. Und eigentlich sollte es ein Nogo sein, wenn dazu keine Angaben gemacht werden. (Und erst recht, Übersetzer nicht zu nennen.)

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Ich habe jetzt die Übersicht verloren,

    Macht nix.

    Es ist inzwischen so, ich habe weiter recherchiert. Teilweise sind die Originale bis zu 40% länger als die deutschen Versionen. Das betrifft auch die alten = Ullstein Übersetzungen von Chandler.

    (Long Goodbye ca. 100 Seiten gekürzt)

    Mit anderen Worten.

    Krimileser der Goldmann, Ullstein oder Kaiser Krimis amerikanischer Autoren können die Hefte ruhig wegschmeißen, sie sind oft willkürlich gekürzt, - wahrscheinlich um in ein best. Format zu passen. Schrecklich.

    Autorinnen oder Autoren anhand dieser Vorlagen zu beurteilen ist kaum möglich. Das betrifft vermutlich auch rowohlt, die Diskrepanz zwischen Originalumfang und rororo Umfang sind zu groß.


    Wenn man dann bedenkt, dass die großen Klassiker der Kriminalliteratur davon betroffen sind oder sein könnten, dann kann man nur zum Original greifen oder zu einer Neuübersetzung, die es nur selten gibt.

    Das Problem bei Chandler dabei ist, dass seine (vollständigen) Romane bei Diogenes von 5 Übersetzern angefertigt wurden.

    Hinzu kommt, dass Wollschläger alias Wüllenweber "The Long Goodbye" und alle Kurzgeschichten neu übersetzte. Er kann sicherlich gut Joyce und Poe, aber Chandler, das ging gar nicht.

    Und für Hammett gilt ähnliches. Dessen 6 Romane haben 5 Übersetzer.

    Da kann es keinen einheitlichen Stil im Deutschen geben. Sind ja eben nur Krimis.


    Kurz. Es ist ein Riesenmurks, der da früher passierte. Diogenes räumt nun bei Macdonald auf und hat genau einen Übersetzer engagiert.

    Ellroy hat seit geraumer Zeit Stephen Tree als Übersetzer, für Pynchon ist Nikolas Stingl tätig und daraus ergibt sich eine Kontinuität.

    Mal sehen, ob andere folgen in dem "Schmuddelgenre" Krimi

    Gruß aus Kiel


    PS. Einer der Koch Brüder beauftragte einen ehemaligen FBI Agenten damit festzustellen, wie viele Weinfälschungen er in seinem mind. 10.000 Flaschen umfassenden Keller habe.

    Es war erheblich. Inzwischen bin ich sicher, dass ich ca. 50% meiner deutschen Krimis englischer oder amerikanischen Herkunft ersetzen sollte, weil es sich um willkürlich gekürzte und entstellte Ausgaben handelt. Doch ich werde wohl ohne das FBI auskommen.

    PPS. CMS, davon angeregt, stellt gerade fest, das dasselbe mit Dorothy Sayers passierte.

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Ross Thomas hat zwischen 1966 und 1994 insgesamt 25 Romane veröffentlicht ( 5 davon als Oliver Bleeck) . Genre : hier gerne als thriller vermarktet , aber crime/espionage/social satire novel trifft es besser . Nicht alle Romane wurden ins Deutsche übersetzt , aber wenn , dann oft bearbeitet oder gekürzt . Wie ich weiter oben bereits schrieb , hält einer seiner bei Ullstein erschienenen Roman den traurigen Rekord : ca. 50 % Kürzung . Mittlerweile hat sich der Alexander Verlag seiner Werke angenommen - aus Liebe , viel Geld ist da nicht drin - und inzwischen bereits 22 seiner Bücher in kompletten , überarbeiteten oder auch neuübersetzten Fassungen veröffentlicht . Das Lesevergnügen steigt enorm , und ich warte tatsächlich auf die letzten drei Bücher : unter ihnen das um 50% gekürzte ( eigentlich ist es eine Kastration gewesen ) The Fools in Town are on our Side .Falls es noch geschrieben werden muss : ein großartiger Autor . Für Hymnen bitte anderswo suchen .

    Mehr hier :https://www.alexander-verlag.c…/autor/9-ross-thomas.html

    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" Old soldiers never die ...

  • Selbst in den alten (Ullstein? Ich hab's nicht da) Agatha-Christie-Übersetzungen, die meine Großmutter im Regal hatte, sind mir, als ich dann begann, die englischen Originale zu lesen, deutliche Kürzungen aufgefallen. Häufig wurden seitenweise Dialogpassagen weggelassen, sofern sie keine für den eigentlichen Kriminalfall relevanten Informationen enthielten, sondern nur der Charakterisierung und der Atmosphäre dienten. Und dabei gehören diese oft witzig-skurrilen Charakterdialogen häufig zu den schönsten Stellen in Christies Werk.


    Liebe Grüße,

    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

  • Und dabei gehören diese oft witzig-skurrilen Charakterdialogen häufig zu den schönsten Stellen in Christies Werk.

    Ja! Mein erster Agatha Christie auf Englisch war ein Erlebnis. Ich hatte als Jugendliche etliche auf Deutsch gelesen. Dachte aber ich würde mich falsch erinnern. Jetzt fällt der Groschen. Danke :top:

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