Burton/Taylor - was war das für ein Paar in den 60igern, wie sehr waren sie präsent in den einschlägigen Medien, wie gut erinnere ich mich noch an all diese Meldungen über High-Society-Events, über Kräche, Alkohol, Juwelen, über 'Sie küssten und sie schlugen sich'. Und irgendwie stimmte das alles und irgendwie auch wieder nicht.
Burton und Taylor, ein Paar, das nicht ohne einander konnte, aber wohl auch nicht miteinander. Das Bild von Burton heute ist ohne Taylor wohl nicht denkbar und trotzdem war er so viel mehr. Ein grandioser Schauspieler vor allem, wenn er denn wollte, wenn er denn konnte, wenn die Rolle ihn irgendwie ansprach. Jemand, der von Gielgud und Olivier bewundert wurde. Ein überaus belesener Mann, gebildet und kultiviert, auch mitfühlend und sorgend, ein treuer Freund, aber auch ein Trinker, ein Schläger, ein Rüpel, ein Aufschneider und Geschichtenerzähler, ein Verführer und Frauenverschlinger, ein Proletarier, den Könige und Adelige besuchten und der trotzdem mit seinen walisischen Genossen aus alten Zeiten die Nächte in Pubs und Bars versaufen und verfeiern konnte.
Ein Getriebener, der wohl nie richtig zu sich finden konnte, eine Figur 'bigger than life', einer, der sich das Leben zurecht zu biegen versuchte, aus Wunsch, aus Verzweiflung, aus Notwendigkeit. Und immer ein begnadeter Schauspieler, gesegnet mit einer Stimme, die Männlichkeit, Pathos, tiefstes Gefühl, die alles ausdrücken konnte.
Melvyn Bragg beschreibt diesen schauspielerischen Vulkan in seiner überreichen, sehr voluminösen Biographie überaus genau, konnte auf seine unveröffentlichten Aufzeichnungen zurückgreifen und zeichnet dabei ein wirklich spannendes Bild eines Mannes, dem in der öffentlichen Wahrnehmung nicht immer Gerechtigkeit widerfährt. (Man höre nur einmal seine Gedichtrezitationen!)
Wolfram