Eben geguckt

  • Ja, Rashomon ist wirklich ein anbetungswürdiger Film, dem kann ich gar nichts hinzufügen. Ich lernte ihn (wie alles von Kurosawa) erst vor wenigen Jahren kennen. Und werde ihn wohl jährlich wieder und wieder und wieder sehen. Der ist ja gar nicht auszuloten!


    Schön daß Du so ein wunderbares Erlebnis hattest mit ihm, das freut mich sehr!



    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Durbridge-Mehrteiler bilden doch Kur ! Grins1

    Na gut, dann nehme ich die Kur halt gleich. ^^


    'Wie ein Blitz', der erste Durbridge in Farbe, neuer Regisseur (Rolf von Sydow), Außenaufnahmen in England, mit sensationeller Frisur von Eva Pflug und auch mit richtigen Action-Szenen, wenn auch leicht übertrieben. Hovercraft gegen Froschmann am Strand, Handgranate, explodierendes Motorboot - am Ende kommt es schon ziemlich dicke. Ansonsten noch ein relativ typischer Durbridge-Mehrteiler, vieles spielt sich in Innenräumen ab, alle auftretenden Personen sind irgendwie beteiligt und zum Schluss würde man den Hauptbösewicht gerne fragen, ob es nicht einfacher hätte gehen können. Was die sich immer für Mühe geben müssen und dann werden sie auch noch bestraft. Grins1


    Auch der erste Durbridge, den ich damals mit meinen 11 Jahren im TV sehen durfte. Eigentlich war nach der Tagesschau Schluss ('n bisschen Politik konnte dem Bengel ja nicht schaden), aber für 'Ohnsorg' und Durbridge wurden Ausnahmen gemacht. Und obwohl meine Eltern die vorhergehenden 'Straßenfeger' nur aus Erzählungen kannten, war die Ausstrahlung schon Wochen vorher Familiengespräch und man fieberte ihr entgegen. Damit waren sie bekanntermaßen ja nicht allein. 91% Sehbeteiligung - bis heute absoluter Rekord. Ich erinnere mich noch an eine leichte Enttäuschung meiner Eltern über das 'Rosen-Resli': 'So doll war die gar nicht.', aber ansonsten war man schon angetan.


    Was dazu führte, dass zwei Jahre später wieder alle gespannt bei 'Das Messer' vor der Flimmerkiste saßen. Und obwohl nun produziert von Peter Märthesheimer und wieder in der Regie von Rolf von Sydow, zudem mit einem absoluten Staraufgebot gedreht, sprang der Funken nicht mehr so über. Zudem gab es dann ja noch die Musik von 'Can', die heiß diskutiert wurde. Aber insgesamt lief die Zeit für Durbridge wohl langsam ab. In den 70igern waren andere Formate spannender.


    In 'Das Messer' spürt man noch mehr den Versuch, diese recht biedere Krimi-Struktur an die neue Zeit anzupassen, was ihn für heutige Verhältnisse als einen geradezu modernen Durbridge erscheinen lässt. Das ist ehrenwert, sehr gut anzuschauen, die Schauspieler sind einmal mehr wirklich gut - aber ein richtiger Durbridge ist eben nicht modern, also modern in Sinne der 70iger. Irgendwie spürt man schon, dass die damalige wildbewegte Zeit zu der Naivität seines Stils nicht mehr so richtig passte.


    Aber egal, in einer Kur sich befindend, sollte man nicht so viel hinterfragen. Grins1


    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Schön daß Du so ein wunderbares Erlebnis hattest mit ihm, das freut mich sehr!

    Dass er großartig ist, das hatte ich erwartet. Dass er mich so überwältigen würde, das allerdings nicht. Das ist solch ein filmisches Universum, dass ich danach auch nicht sofort einen weiteren Kurosawa oder Ozu schauen kann. Da brauche ich wirklich erstmal ein paar Durbridges, um wieder 'runterzukommen. ;)


    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Verständlich. Nach meinen frühen Erstbegegnungen mit Bergman und Fellini ging mir das ebenso. Da konnte ich doch nicht einfach auf dem Niveau weitergucken...? Ich hab mir Zeit gelassen. Du kannst nicht Mo. "Schande" gucken und Di. "Das Schweigen" und Mi. "Passion". Dann wartet die Psychiatrie oder die Abstumpfung... Man wird dem ja garnicht mehr gerecht.


    Dir Dein Durbridge, mir mein hier ungeliebter Tatort. Guck ich gerade exzessiv. Und Kochsendungen Grins1 Aber heute soll doch endlich die Stahlnetzbox kommen. Und ich kann mich weiterhin - Rückenbedingt - fast nur auf dem Sofa aufhalten, ein idealer Moment also Grins1


    Außerdem erwarte ich die fette Thomas-Mann-Monographie von Horchmeyer, dann hab ich ja alles zusammen. Aber die wird auch wieder reichlich TM Lektüren mit sich ziehen, und auch das kostet immer Zeit.


    Aber dies ist OT. --- Ich mach auch eine Kurosawapause. Mit zuviel auf einmal wäre ich überfordert, ich nähme ja gar nicht mehr richtig wahr was ich da sehe. (Und bei Ozu ist das noch extremer: da brauche ich die wachesten, sensibelsten und kostbarsten Momente meines Lebens, sonst geht er völlig an mir vorbei - wie Lyriklesen statt Romane...)


    Aber wir haben eine Menge Freuden gerade, nicht? ;)

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    (Shunryu Suzuki)

  • Ich mach auch eine Kurosawapause.

    Die würde ich gar nicht einmal grundsätzlich einlegen, lieber Garcia, nur kommt die bestellte Box mit seinen Noir-Filmen nicht an. :schimpf1: Es sind halt solche Filme wie 'Rashomon', die mich erst einmal auf ein anderes Gleis zwingen.

    Aber wir haben eine Menge Freuden gerade, nicht? ;)

    Und wie, heute zum Beispiel mit 'Melissa' aus dieser Box hier:



    Man muss wirklich so'n paar Gehirnwindungen lahmlegen, aber dann funktioniert es wieder einmal großartig.


    'Melissa' ist inhaltlich ein klassischer Durbridge. Nach dem Mordfall alles ganz geheimnisvoll, unerklärlich, scheinbar abstrus. Alle sind beteiligt, manch einer bleibt auf der Strecke und mittendrin ein unerschütterlicher Kommissar. Hier ist es einmal mehr das Thema der lebenden Toten und da es sich um die Kubitschek handelt, erwartet man als Zuschauer eigentlich, dass sie nicht schon nach fünf Minuten wieder verschwindet. Aber dann gibt es auch noch den Mabuse-artigen Neurologen, die nervige Schauspielerin, den so netten Ex-Rennfahrer, die biedere Tochter, die trotzdem an der Nadel hängt, die besten Freunde und den muffeligen, des Mordes verdächtigen Ehemann. Dazu wunderbare Cliffhanger, auch wenn man das so damals natürlich nicht genannt hätte.


    Und es gibt, da nicht in England gedreht, die Villenvororte, die für London herhalten müssen, Unmengen an Tabak und Whiskey und meterweise Bücher vom Bertelsmann Buchclub in den Regalen. Das ist schon so schräg, dass es einfach nur Spaß macht.


    Zwei Folgen lang ist der Film mit all seinen Verwicklungen und Einfällen wirklich spannend, nur leider hält die völlig bekloppte Auflösung dem natürlich nicht stand. But who cares? Edgar Wallace glaube ich ja auch alles. Grins1


    :wink:Wolfram


    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Hier Bingewatching mit "Nachtschicht".



    Ich kann mich nicht losreißen: jeder Fall individuell, großartige Besetzungen, mitreißend und ohne jede bundesdeutsche Krimiverschnarchtheit. Ich bin beim vierten Film am Stück. Das sind dann sechs Stunden. Wie soll ich nur aufhören?!



    :)

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  • Zitat von Garcia

    Ich kann mich nicht losreißen: jeder Fall individuell, großartige Besetzungen, mitreißend und ohne jede bundesdeutsche Krimiverschnarchtheit. Ich bin beim vierten Film am Stück. Das sind dann sechs Stunden. Wie soll ich nur aufhören?!

    Du schreibst was von individuell, neeee nach ein paar Folgen wurde Rhode dermaßen langweilig, immer und immer das gleiche! Schau mir das schon lange nicht mehr an!

    Und Krimiverschnarchtheit.......naja das ist aber ganz bestimmt von Seher zu Seher Gsd völlig unterschiedlich!

    Ich verfolge ja diesen Thread schon lange mit entsetzen was ihr Euch so alles anschaut ape01 ape3 und wieviel Zeit ihr damit vergeudet Wow1 , ehrlich gesagt mir wäre dafür meine Zeit echt zu schade!

    Das soll aber BITTE keine Kritik sein, sondern nur meine pers.Meinung dazu!


    LG palestrina

    „ Die einzige Instanz, die ich für mich gelten lasse, ist das Urteil meiner Ohren. "
    Oolong

  • Naja, mit Krimiserien ist es wie mit Kochsendungen: zurücklehnen, Hirn auf Sparflamme schalten, entspannen und wohlfühlen. Ich brauche das manchmal und genieße das dann auch.


    Und unter diesen geringen Ansprüchen bedient mich "Nachtschicht" wie fast nichts anderes, weil ich diese Mischung aus Tragik und Komik, die ganzen fantastischen Nebenrollen und das ganze Konzept mitnimmt. Es ist nicht alles Armin Rohde hier (aber auch er als schmieriger, aber fähiger Polizist macht es super in meinen Augen)...


    Allerdings muß man ja nichts mögen. Auch dies nicht. Heute sah ich drei Folgen am Stück und fand das viel sinnvoller verbrachte Lebenszeit als die selbe Zeit mit Game of Thrones oder so... Manchmal sind Filme hoher Genuß, manchmal eben Wellness für die Seele. Ich mag beides.



    :)

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  • zurücklehnen, Hirn auf Sparflamme schalten, entspannen und wohlfühlen

    Und da die Kurosawa-Box nicht anzukommen scheint :schimpf1: :schimpf1: und bevor ich mich wieder Shakespeare hingebe also diese hier:



    Einer aus der Hochzeit (hohen Zeit ;) ), nämlich 'Ein Mann namens Harry Brent' und der letzte Mehrteiler der Reihe 'Die Kette'. Der eine klassischer, spannender Durbridge mit allen Vor- und Nachteilen der Reihe, der andere weiterhin spannend, aber das Ableben der Serie schon mehr als vorausahnend.

    Beide leiden vielleicht unter den jeweiligen für Recht und Gesetz eintretenden Hauptdarstellern. Peter Ehrlich (in Harry Brent) ist zuuuu nett und hat gegen den gegen sein Rollenklischee agierenden Günther Ungeheuer trotzdem keine Chance und Harald Leipnitz war damals schon lange kein fieser 'Ölprinz' mehr, sondern eher ein leicht anzüglich wirkender älterer Herr, der es noch einmal zwingen will. 'Opfer' ist dabei Uschi Glas, was die Sache erst recht nicht besser macht. ^^

    'Die Kette' passte einfach nicht mehr in die Zeit, was sich heute schon sehr bemerkbar macht (und was wir damals vor dem TV auch registriert haben). Der Film ist gewollt und geholpert, aber man kann ihn ertragen, wenn man denn zu 'Hirn auf Sparflamme schalten' bereit ist.

    'Harry Brent' macht es einen da leichter. Unabhängig von Peter Ehrlich (und er ist ja nett, kann man nichts sagen) ist das schlichtweg beste Durbridge-Unterhaltung. Die üblichen, wohlerprobten Ingredienzien, tolle Schauspieler (ich liebe z.B. die Grothum), schräge Sets, die passende Naivität - was will ich mehr.


    So, und nun noch Tim Frazer und dann gebe ich mich wieder Shakespeare hin. Es sei denn, der Kurosawa kommt mal an ( :schimpf1: ).


    :wink:Wolfram

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  • Ich kann mich nicht losreißen: jeder Fall individuell, großartige Besetzungen, mitreißend und ohne jede bundesdeutsche Krimiverschnarchtheit. Ich bin beim vierten Film am Stück. Das sind dann sechs Stunden. Wie soll ich nur aufhören?!

    Dies ist auch eine meiner Lieblingsdeutschenkrimiserien. Ich habe wahrscheinlich alle (oder fast alle) davon gesehen. Am schönsten finde ich dabei den Witz. Der sehr oft an der Dämlichkeit der Verbrecher liegt. Und auch an Armin Rohde, der so schön den Proll spielen kann. Es ist jedenfalls keine Krimikomödie a la Münstertatort o. ä.


    Eine ähnliche Atmosphäre (aber in Berlin statt Hamburg) atmet die ebenfalls von Lars Becker gemachte Krimiserie "Der gute Bulle", ebenfalls mit Armin Rohde. (Erst drei Teile vorhanden.)


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga
    Und wer Herr Reichelt ist, weiß ich auch erst seit Montag. --- Prof. Dr. Christian Drosten

  • Ich sehe das ebenso:


    Am schönsten finde ich dabei den Witz. Der sehr oft an der Dämlichkeit der Verbrecher liegt.

    Man merkt auch die sorgfältige Machart, obwohl manches auf den ersten Blick ziemlich dampframmenartig rüberkommt (ich vermute, die Sorgfalt ist eine Begleiterscheinung der Tatsache, daß nur ein Film im Jahr produziert wird), all die kleinen Details die beim mehrfachen Sehen deutlich werden, und man merkt daß hier nicht dreihundert Redakteure ihre Finger drin hatten sondern ein Lars Becker mit Buch und Regie allem seinen persönlichen Stempel aufdrücken darf.


    Ich find's halt großartig. Aber ich habe auch eine hohe Affinität zu guter Fernsehunterhaltung. Manchmal sogar zu schlechter. Das ist wie bei Musik: manchmal Schönberg oder Bruckner, manchmal Stones Grins1


    Dies hier wär Jazz, in seinen besten Momenten....


    Danke für den Tip, lieber Maticus, die eine verfügbare "Guter Bulle" - dvd ward bestellt...



    :)

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  • Man merkt auch die sorgfältige Machart, obwohl manches auf den ersten Blick ziemlich dampframmenartig rüberkommt (ich vermute, die Sorgfalt ist eine Begleiterscheinung der Tatsache, daß nur ein Film im Jahr produziert wird), all die kleinen Details die beim mehrfachen Sehen deutlich werden, und man merkt daß hier nicht dreihundert Redakteure ihre Finger drin hatten sondern ein Lars Becker mit Buch und Regie allem seinen persönlichen Stempel aufdrücken darf.

    Ich denke, das ist wohl das "Geheim"rezept. Und natürlich die Vielfalt und Qualität von Lars Becker. Wenn man da an so manchen Tatort denkt, wo das Drehbuch nach einer halben Stunde absäuft... Bei Lars Becker ist alles wie aus einem Guss. Natürlich auch immer sehr gute Schauspieler.


    Dazu diese Täter...fast immer Kleinkriminelle, arme Würstchen, die sich aber für die größten halten. Und dann geht alles völlig schief, oft auf absurde Weise. Fast könnte man Mitleid haben, aber es ist komisch.


    maticus

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  • Genug gedurbridget, nach 'Tim Frazer' ist jetzt erstmal Schluss. Man wird ja ganz rammdösig. Grins1



    Ist halt das übliche Strickmuster, das Spaß macht, aber irgendwann dann halt auch nicht mehr. Bei 'Tim Frazer' hätte dieser sogar noch andauern können, wäre der Titelheld nicht mit Max Eckard besetzt worden, der mit seinem Dauergrinsen und unsicher in der Gegend herumstehen so überhaupt nicht dem Typ eines Geheimagenten entspricht.


    :wink:Wolfram

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    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • wäre der Titelheld nicht mit Max Eckard besetzt worden, der mit seinem Dauergrinsen und unsicher in der Gegend herumstehen so überhaupt nicht dem Typ eines Geheimagenten entspricht

    ... na ja. er muss in <Tim Frazer > erstemal einer werden ...

    die Mehrzahl der von dir beschriebenen Durbridge-Mehrteiler haben uns beim Reinziehn sehr viel Spaß gemacht; die Hörspiele auch ...

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • viel Spaß gemacht; die Hörspiele auch ...

    Die sind auch wirklich köstlich und René Deltgen ist klasse.


    :wink:Wolfram

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    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Endlich nach langer Verzögerung kam heute die Kurosawa-Box an. Vorher gab es aber noch das hier:



    Ein Vierteiler des Fernsehens der DDR aus dem Jahr 1969. SED und FDJ Hand in Hand mit der Sowjetunion beim Aufbau der 'Wismut AG', um das dringend benötigte Uran aus den neu aktivierten Stollen im Erzgebirge abzubauen. Manche Probleme dabei werden zart angedeutet, aber letztlich dient ja alles dem Bau der 'guten' Bombe. ;)


    Anders als im Dritten Reich, in dem der nationalsozialistische Alltag relativ selten in der Filmproduktion auftauchte, hatte die DDR damit kein Problem, was diese Produktionen unter historischen Gesichtspunkten durchaus interessant machen. So auch hier. Sicherlich ein geschönter Einblick, aber die Hoffnung, die viele Menschen im Osten Deutschlands nach dem Krieg (noch) besaßen, ist wohl zutreffend dargestellt.


    Neben tollen Darstellern und einem Drehbuch, das oftmals eine ganz eigene, poetische Sprache bevorzugt, kann man sich hier übrigens auch an der Musik von Siegfried Matthus erfreuen.


    :wink:Wolfram

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  • Ich startete heute mit dieser Box



    von der ich nichts kannte, denn "Stahlnetz" war vor meiner Zeit. Sehr angenehm, die ersten beiden Folgen. Hat mich durch das intensive Zeitkolorit ein wenig an den "Kommissar" erinnert, aber ohne dessen manchmal etwas exaltierte Dramatik in Handlungsführung und schauspielerischer Theatralik (nicht beim Stammpersonal jetzt aber in vielen Nebenrollen). Nun, es ist späte 50er, nicht späte 60er. Auf diese Box freue ich mich nach dem vielversprechenden Start.



    :)

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    (Shunryu Suzuki)

  • Auf diese Box freue ich mich nach dem vielversprechenden Start.

    Das kannst du auch, lieber Garcia. Menge und Roland waren ein tolles Gespann. Ich liebe die Reihe sehr, besonders 'Das Haus an der Stör' und den letzten in der Box (Titel vergessen), weil da die Tanke bei uns im Dorf mitspielt. :)


    :wink:Wolfram

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  • Heute habe ich meine Kurosawa-Box geöffnet und heraus sprang dieser hier:


    (Japan 1948)


    Der Film, der Mifune in Japan zum Star machte, den Beginn einer langen Zusammenarbeit mit dem Regisseur markierend. Aber natürlich nicht nur deswegen ist der Film mehr als bemerkenswert.


    Kurosawa greift hier die alte Stummfilmtradition der japanischen Gangsterfilme wieder auf, gibt ihm aber eine ganz andere inhaltliche Ausrichtung. Die Geschichte zweier Kranker, des alkoholabhängigen Arztes und des TBC-kranken Kriminellen, zweier in Hassliebe Verbundener, auch von einander Abhängiger, weil sich gegenseitig bedingend, ergänzend, auch spiegelnd.


    Das alles wird poetisch, realistisch, surrealistisch, expressionistisch erzählt, sehr von westlicher Filmtradition geprägt (Poetischer Realismus, Neorealismus, Film Noir, deutscher Stummfilm, aber auch Referenzen an Welles' 'The Lady from Shanghai') und ist gleichzeitig durch und durch japanisch. Die US-Besatzung mit ihren Auswirkungen lastet auf allem, wenn auch nie erwähnt. Japan hat sich verändert, ist wie der Teich in diesem Slum-Gebiet, der alles vergiftet, sozusagen umgekippt. Die (japanische) Welt ist aus den Fugen, in der 'unten' regiert das Verbrechen und in der 'oben' fahren die Luxuskarossen, flanieren die Damen.


    Einzig der Arzt, verbiestert, wütend, sarkastisch wie er (geworden) ist, zeigt noch menschliche Züge und - erstaunlicherweise - der Kriminelle im Angesichts seines Todes. Die Maske fällt bei ihm, die selbst in dieser atavistischen Welt alles beherrscht. Und dann ist da noch die Kellnerin, die die Beerdigung bezahlt, die heraus möchte, die helfen wollte. 'Wenn wir doch nur mehr geredet hätten.'


    Ich habe diesen 'kleinen' (im Vergleich zu seinen weltweiten Erfolgen) Film geschaut, mit offenem Mund sozusagen und fragte mich: Wie hat er das gemacht? Was braucht es mehr? Geht es besser?


    Natürlich geht es immer besser, mindestens gleichwertig, jedenfalls auch anders oder wie auch immer. Aber beim Ansehen interessierte mich das nicht mehr. Das ist ein Film, der mich bis zum Schluss in seinen Bann zog, der für mich plötzlich zu einem Universum wurde, der im Moment des Schauens die Erinnerung an andere große Filme verblassen ließ. Ich weiß nicht, ob das eine Kategorie ist, sicherlich nicht, aber für mich irgendwie doch. Mein erster Nicht-Samurai-Kurosawa und es war ein Erlebnis!


    :wink:Wolfram

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