28.10.1893 - in St. Petersburg wird P. I. Cajkovskijs letzte Sinfonie (Nr. 6, h-moll op.74) uraufgeführt
- hier die 'Paraphrase' eines Gesprächs mit der Regensburger Musikwissenschaftlerin Dr. Lucinde Braun, veröffentlicht am 24.01.2018 auf van-magazin.de......
Inzwischen könnten wir so manchen Tagesablauf des Komponisten fast bis ins Detail rekonstruieren - nahezu liegen geblieben ist demgegenüber so manches bzgl. seiner Musik, nicht zuletzt das Thema 'Instrumentenbehandung'. Dass Cajkovskij - aus meiner Sicht spricht vieles für diese Schreibweise! - diesbzgl. auf eine durchaus sehr eigene Art und Weise russisches und französisches quasi 'fusionierte', hat sich noch längst nicht herumgesprochen. Und inwieweit er wiederum Komponisten wie Mahler und Richard Strauss - auch Puccini übrigens! - damit beeinflusst hat, scheint mir noch weitgehend unerforscht. Dass letztere Cajkovskijs Orchesterwerke recht gut gekannt haben, halte ich jedenfalls für unstrittig.
Ästhetisch wird man C. einen 'Klassizisten' nennen dürfen, jedenfalls ist er nach und nach zu einem solchen geworden - vielleicht wäre Vorbote des Neo-Klassizismus sogar am treffendsten! C. ist sicher - wie bewusst od. unbewusst auch immer - 'zaristisch' geprägt gewesen, und diese Kreise waren grundsätzlich, westlichen Neuerungen gegenüber, abwartend eingestellt, um es höflich auszudrücken.
Auffallend ist ja, wie immer zurückhaltender er bzgl. formaler Experimente geworden ist! Nehmen wir die beiden ersten Klavierkonzerte - Nummer Eins ist in vielem experimenteller geraten als sein Nachfolger, das z. B. hinsichtlich Themenaufbau erheblich mehr a la Lehrbuch daherkommt . . .
Überhaupt das b-Moll Konzert - die Uraufführungsversion ist ja bis heute nur selten zu hören, und erst die Drittfassung von 1889 enthält die uns so bekannten wuchtigen Anfangsakkorde. Dass C. letztere überhaupt einmal autorisiert hat, ist, nach meinem Kenntnisstand jedenfalls, keineswegs gesichert
Übrigens halte ich es für eine - mindestens! - legitime These, dass sich C. nicht zuletzt in Reaktion auf den ihn abstoßenden Wagner - Kult (1876 in Bayreuth ist er ja als Reporter zugegen gewesen!) wieder mehr an frz. Musik (an Bizet z. B.) orientiert hat. Das klanglich Interessante in Verbindung mit dem formal Gebändigten dürften ihn hier besonders fasziniert haben - in seinen späten Ballettmusiken scheint mir die 'Nummernstruktur' geradezu die Voraussetzung dafür zu sein, 'klangliche Versuche' zu wagen!
Sind ''in Sachen C.'' noch Überraschungen möglich? Naja, wer weiß schon irgend etwas über seine französischen Vorfahren... Einer seiner Urgroßväter, ein gewisser Michel Victor Acier, ist bsp.weise Mitarbeiter in der Porzellanmanufaktur in Meißen gewesen - einige seiner Rokokofiguren sind gar in Dresden zu sehen! Und welche seiner Musiken ich immer noch für unterschätzt halte? Natürlich hat C. die russ. Literaturoper nicht 'erfunden', aber dass Pique Dame und Mazeppa ganze Passagen der literarischen Vorlage wortwörtlich vertonen, ist wirklich etwas Neues! Und gerade Mazeppa scheint mir in seiner Bedeutung nach wie vor völlig verkannt zu sein......
- u. aus akt. Anlass: Cajkovskijs drittletzte Oper ''Die Zauberin'' - uraufgeführt zwischen den beiden eben erwähnten - hat am 04.12. Premiere in Frankfurt/Main (mit Asmik Grigorian in der Titelrolle!); weitere Aufführungen am 11., 14., 18., 21.u.30. Dezember sowie am 08. Januar... >der Kalendermann peilt die letzte Vorstellung an <