So, mache ich also diesen Thread auf.
Im Klassikbereich hatten wir ja schon Dirigenten etc.
Mich interessiert, welches die wichtigsten Romane seit 1950 waren.
Ich kenne zum Beispiel kaum was aus der DDR, bin also westblind,- es sei denn, man rechnet Uwe Johnson zu den Ostdeutschen Autoren, was er eigentlich ja auch war, obwohl zu Lebzeiten die Werke nur im Westen erschienen.
Ich fange zunächst einmal mit ein paar Werken an, mal sehen wie weit ich komme und versuche immer ne Zeile mit Begründung.
Die Reihenfolge ist keine Qualitative.
Arno Schmidt. "Das steinerne Herz". von 1954 Spannende Geschichte um einen Archivar und Sammler zwischen Ost und West. Beginn des Übergangs zu Schmidts Spätstil.
Uwe Johnson: "Mutmaßungen über Jakob". Damit fing alles an, "Jahrestage" sind ja nur die Fortsetzung. Ich halte mich an Uli Fries, der meinte, die Mutmaßungen seien eigentlich doch besser als die Jahrestage.
"Und sie sah nicht aus, wie eine die geweint hat; das wollen wir doch einmal sagen."
W.G. Sebald. "Die Ringe des Saturn". Ein Reisebericht aber nicht wie bei Sterne, sondern hier geht es durch den Südwesten Englands in Zeiten der frühen 90iger
Eckhard Henscheid. "Geht in Ordnung sowie genau". Ich glaube, besser kann man das Leben und die Tristesse einer Kleinstadt (ok, Amberg ist nun nicht so klein) in den 70igern nicht beschreiben.
Günter Grass. "Blechtrommel" Witzig, virtuos und fantasiereich, wie Grass nie wieder später war, vielleicht noch bei "Katz und Maus". Diese Werke lassen den alten Besserwisser noch nicht ahnen.
Frank Schulz. "Morbus Fonticuli". Bodo Morten verschwindet. Man entdeckt sein Doppelleben mit Bärbel Befeld. Köstlich, vor allem sprachlich.
Siegfried Lenz. "Einstein überquert die Elbe..": Für dicke Romane war Lenz zu langweilig dröge, aber berühmt. Hier sind es Kurzgeschichten, die zu begeistern wissen.
Martin Walser. "Ehen in Philippsburg". Da ist schon der ganze spätere Walser drin und es ist ein hervorragender Sittenroman der späten 50iger. So sah es nämlich auch bei uns in der Stadt aus.
Albert Vigoleis Thelen. "Die Insel des 2. Gesichts" Thelen schreibt über seine Emigrationszeit auf Mallorca. Die Gruppe 47 schmiss ihn raus. Was für ein Irrtum, ein praller Roman
Und,- doch einer aus dem Osten:
(Das Beste, das ich von deutschen Autoren in den letzten 10 Jahren gelesen habe, also doch ne Wertung)
Clemens Meyer. "Im Stein". Ein unglaublich dichter Roman über die Eroberung des Rotlichtmilieus im Osten durch westdeutsche "Unternehmer". Aber es ist klar, so wurde der gesamte Osten neu geordnet, nicht nur im "Rotlicht" Das letzte Kapitel könnte übrigens Joyce gewidmet sein = Penelope Kapitel.
Gruß aus Kiel
Jetzt seid ihr dran.
Oh, ich sehe gerade: Nur Männer. Habe ich die Frauen etwa vergessen?
Nein, ich mag Herta Müller udn Frau Jelinek nicht.
dafür aber Brigitte Kronauer: Teufelsbrück. Ein Roman um Hamburg und das alte Land und um die Liebe. Wie bei Frau Kronauer üblich, immer etwas mysteriös.