Das Geschrei ist zuerst das Halali der Jäger, gegen Ende sterben 4 Säue und zum Schluss ein Jäger nach dem Ausweiden am Herzinfarkt?
Widmann ist halt der Wagner des 21. Jahrhunderts. Publikumswirksam und am Ende sind alle tot.
Das Geschrei ist zuerst das Halali der Jäger, gegen Ende sterben 4 Säue und zum Schluss ein Jäger nach dem Ausweiden am Herzinfarkt?
Widmann ist halt der Wagner des 21. Jahrhunderts. Publikumswirksam und am Ende sind alle tot.
Ein gerade in der Aufführungssituation großer Pluspunkt des Werks ist sein szenisches Mehr im Vergleich zu "normalen" Streichquartetten. Es gibt viel zu sehen und zu hören: die durch die Luft geschlagenen Bögen, die Schreie, die ungewöhnlichen Spieltechniken (auf dem Rücken des Bodens). Das ist nicht genuin musikalisch, macht die Aufführung aber für das Publikum vielfältiger und damit unterhaltsamer.
Stellt sich die Frage, ob solche Sachen wie das Durch-die-Luft-Schlagen affektiert oder bloßer Effekt und daher unpassend in den Heiligtümern der Kammermusik sind. Ein wenig schon, meine ich. Jedoch legt Widmann gemäß seinen Ausführungen in einem Video großen Wert auf richtiges Schlagen, weil der gewollte Klangeffekt eben gerade keine Gewalt aufweist, sondern eher nach leichtem Säuseln klingen soll (er hat das anders gesagt, ich finde es jetzt nicht). Also doch nicht nur Effekt, sondern hier schon künstlerische Aussage (welche?).
Das Werk hat Scherzo-Charakter. Hinter dieser Feststellung verbirgt sich die Frage, ob es nicht besser eingebettet in die anderen Streichquartette gespielt würde, wodurch es vom Werk zum Satz eines (Groß)Werkes wird. Dadurch verlöre es vermutlich einige Angriffsfläche, die es als Werk für sich genommen mit Blick auf möglicherweise zu geringe Vielgestaltigkeit haben kann.
Im Eingangsposting zum Quartett habe ich die Jagdgesellschaft sehr zugespitzt. Das ist unnötig und diente vor allem dazu, Neugier zu wecken. Ungeachtet dessen bietet das Werk dennoch sehr viele Anknüpfungspunkte für bildhafte Wald-Assoziationen, die den o. g. Aspekt des Szenischen erweitern. Der Wald im Dunkeln, unbekannte Geräusche, Knarzen, seltsame Tiere, Entengequake ... So gesehen ein ideales Werk für eine Musikklasse mit der Aufgabe: Welche Geräusche hörst du? Welche Tiere? Was passiert?
Für das eigene Hören bzw. die Interpretation erheblich sind m. E. die Anweisungen Widmanns an das Quartett in der o. g. Probe. Widmann legt mehrfach Wert darauf, dass die jeweilige Stelle nicht nach Art der Kunstmusik, sondern nach der der Volksmusik und damit primitiver bzw. simpler zu spielen sei. Zu anderen Stellen will er mehr Knarzigheit und Intensität.
Das bedenkend ist dieses(r) Streichquartett(Satz) über die Jagd dann doch und erst recht aus der Perspektive der getöteten Tiere eine atemlose, brutale Hatz, ein Bild des Dunklen, der Triebe und der Angst und in seiner Darstellung des Tötens ein Blick in den menschlichen Abgrund.
Das bedenkend ist dieses(r) Streichquartett(Satz) über die Jagd dann doch und erst recht aus der Perspektive der getöteten Tiere eine atemlose, brutale Hatz, ein Bild des Dunklen, der Triebe und der Angst und in seiner Darstellung des Tötens ein Blick in den menschlichen Abgrund.
Das kann ich gut nachvollziehen. Hinter dem vordergründigen Scherzo-Affekt und (meinetwegen) der visuellen und akustischen Effekthascherei stockt einem dann eben doch der Atem, wenn man/frau weiß, dass es ein Jagdquartett ist.
Ich habe das „Jagdquartett“ live kennengelernt – am 29.11.2007, gespielt vom Hagen Quartett im Herkulessaal der Münchner Residenz. Das Spielen mit den Effekten kam jedenfalls beim Publikum bestens an, auch der Komponist wurde danach bejubelt. Nicht zuletzt dank Clemens Hagen als erlegtes Opfer, das am Schluss zurücksinkt, bleibt so ein Konzerteindruck unvergessen. Beim Wiederhören gestern mit dem Leipziger Streichquartett habe ich das Werk recht originell und bei den Ausrufen durchaus auch effektvoll aufschreckend empfunden. Schließe mich ansonsten Knulps Analysegedanken an.
Dass hier ein Zehnminutenwerk ausgewählt wurde bringt mich auf die Idee (kann ich schreiben, weil ich das natürlich NICHT tun werde, der Thread soll ja belebt bleiben), wenn ich dran bin Feldmans 2. Streichquartett in den Ring zu werfen.
Feldmans 2. Streichquartett in den Ring zu werfen.
Mit ein paar Wochen Vorlauf...wäre ich dabei. Hab' das Ding noch nie gehört.
Knulp hat mich bei meinen Lücken ertappt, wofür ich ihm sehr dankbar bin.
Alles muss man dann doch nicht kennen ...
Wahrscheinlich muss man das nicht ...
Die CD mit den fünf ersten Quartetten von Widmann in der Einspielung des Leipziger Streichquartetts höre ich gerade vollständig.
Das Jagdquartett strahlt eine gewisse Ordentlichkeit aus, im Vergleich zu der oben verlinkten Einspielung aus der Tube. Es ist aber gewiss kein eklatanter Unterschied, und ich weiß auch nicht so genau, was ich da bevorzuge. Beziehungsweise weiß ich auch gar nicht so genau, ob ich Recht habe.
Nachgelesen habe ich noch nichts im Booklet. Inwiefern sich ein Gesamteindruck im Sinne von fünf zusammengehörigen Sätzen ergeben mag, bleibt mir beim ersten Hören und ohne Fremdhilfe verschlossen.
Doch hier geht es ja um das dritte Quartett, das ein wenig heraussticht aufgrund der größeren Lautstärke und des "Vokalparts" (1).
Die späteren Quartette des Meisters oder Parallelaufnahmen der ersten fünf respektive des Jagdquartetts werde ich mir nicht bestellen und muss ich vielleicht auch nicht mehr unbedingt anderweitig kennenlernen.
Das Booklet lesen, das werde ich tun. Aber:
Alles muss man dann doch nicht kennen ...
Wolfgang
PS: Offen für Neues, wie ich sein möchte, reizen mich im zweiten und jetzt im vierten Quartett gewisse harmonische Rückungen. Mal schauen, was ich noch so dazulernen kann. Das fünfte Quartett dauert ja bedeutend länger, geht mit der Fugen-Form um und beschäftigt auch eine Sopranstimme. Gerade hat sie eingesetzt. Und je länger ich der Aufnahme so zuhöre, desto mehr kommt mir jener schöne Terminus der elitären Analytiker in den Sinne. Er naht sich und nimmt Gestalt an: Dekonstruktivismus. Ein Nenner für das Gesamtprojekt? ...
EDIT (1): Ich habe jetzt "Vokalpart" nachträglich in Anführungszeichen gesetzt. Denn erstens enthält ja das fünfte Quartett auch einen Vokalpart und noch dazu einen echten Vokalpart. Zweitens sind die Anführungszeichen doppelsinnig. Schließlich singt da keiner und andererseits zitiere ich Freund Braccio.
Jetzt habe auch ich mir die Jagd mal angehört und angesehen, mit dem jungen Hieronymus Quartet:
Nun ja, was soll ich dazu sagen? War eine Erstbegegnung. Weiß nicht so recht...
Immerhin: Mein Hund war dabei und hat dreimal kurz dazwischen gebellt. Fand ich in Ordnung..
Jetzt habe ich mal das Booklet herangezogen. Die Gesamtform folgt, dem Komponisten gemäß, einer zyklischen Idee.
Das erste Quartett hat den Charakter einer Introduktion, das zweite den eines statischen Chorals, das dritte ist ein Scherzo - siehe oben -, das vierte trägt Züge einer Passacaglia und das fünfte stellt den Versuch einer Fuge dar.
Was zum dritten Quartett sich im Booklet findet, dürfte im Wesentlichen gesagt worden sein.
Nun habe ich mir das Jagdquartett audiovisuell gegönnt, mit dem Heath Quartet:
Hmmm ... ich hatte mir von der optischen Komponente etwas mehr versprochen, und der Beginn hat diese Erwartungen auch kräftig genährt ... der Schluss war dann aber doch versöhnlich. Der Cellist wurde ordnungsgemäß erlegt.
Morgen will ich mir dann nochmal das Meta-Werk geben ...
Ich bin schon sehr gespannt, welches Werk Abendroth morgen, am Sonntag, hier als Quartett der Woche posten wird!
Vielleicht tritt noch jemand dieser Runde bei? Die nächste beginnt dann
Viele Grüße
MB
...
ich sei, auch wenn keiner sich sehnte,
in Eurem Bunde der Zehnte.
...
ich sei, auch wenn keiner sich sehnte,in Eurem Bunde der Zehnte.
(Mitwirkungsankündigung)
(Reim)
Wolfgang
ich sei, auch wenn keiner sich sehnte,
in Eurem Bunde der Zehnte.
Herzlich willkommen! Damit heißt es nun:
Vielleicht tritt noch jemand dieser Runde bei? Die nächste beginnt dann
Viele Grüße
MB
Die Qual der Wahl: Das Streichquartett der Woche wird das dreisätzige 6. Streichquartett (H.312) von Bohuslav Martinu, geschrieben 1946 in New York.
Wer es nicht in seinen Beständen hat (ich habe die Aufnahme mit dem Stamitz Quartett) findet Aufnahmen auf youtube mit dem
Prazak Quartett
Panocha Quartett
Martinu Quartett
Novak Quartett
Stamitz Quartett
Die freie Spotify Version bietet das
Martinu & das Panocha Quartett
Bei Youtube kann man nicht leicht sehen welche Tracks in der Aufnahme mit dem Martinu Quartett zum 6. Quartett gehören. Es sind die Tracks 4 - 6. Für den ersten Satz gibt Naxos als Tempobezeichnung Adagio moderato, sowohl bei youtube als auch bei spotify (und auf der Naxos CD). Bei allen anderen Aufnahmen ist es Allegro moderato, was zweifellos zutreffender ist.
Zur Ruhe kommt das 6. Quartett so gut wie nie. Die Satzbezeichnungen sind beim Stamitz Quartett
Allegro moderato
Andante
Allegro
Terra incognita für mich - wie schön! Zumindest die ersten vier genannten Aufnahmen sind bei Qobuz zu hören. Freue mich darauf!
Zur Ruhe kommt das 6. Quartett so gut wie nie.
Bohuslav Martinů setzt im allgemeinen viele unruhige Noten. Das. 6. Streichquartett ist schon ein Zappelphilipp.
Habe das Quartett sicher schon zwei-, dreimal gehört, aber das ist lange her. Stamitz, Martinu und Panocha (LP) sind im Bestand. Freue mich aufs Wiederhören.
Super, das 6. habe ich im Bestand (Martinů Quartet)!
Terra incognita für mich - wie schön!
Schließe mich hier an. Eine Aufnahme müßte sich bei mir finden. Mal sehn. Und dann hören.
Martinu-Fan bin ich schon seit Jahrzehnten. Die Streichquartette besitze ich (nur) in der Einspielung mit dem Stamitz-Quartett. Da ich, wie gesagt, Verehrer des Komponisten bin, weiß ich schon in etwa, wie das sechste seiner Streichquartette klingt. Gehört habe ich es dennoch nicht allzu oft und schon ewig nicht mehr. Das wird sich die Tage natürlich wieder mal ändern und dafür ergeht an Abendroth ein Hofknicks oder so:
Gruß von Wolfgang
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