Streichquartett der Woche - ein lockerer Austausch

  • Braccio wird sich noch ärgern, in den Urlaub gefahren zu sein ^^ .

    Ich wollte noch eine Urlaubssperre durchsetzen, kam aber zu spät. :versteck1: Grins1


    Also dann: Freut mich, daß mein Vorschlag offensichtlich Eure Zustimmung findet! :)


    Das neue Streichquartett der Woche ist also:


    Béla Bartók: Streichquartett Nr. 1 op. 7 Sz. 40

    1. Lento
    2. Allegretto
    3. Introduzione: Allegro; Allegro vivace

    Komponiert 1908/09. Spieldauer: ca. 30 Minuten.


    Euch allen ein erholsames Wochenende!


    :wink:

    Heino

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Megtiszteltetés!


    :cincinbier:

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Ungarisch kann ich überhaupt nicht.


    Aber Bartok freut mich natürlich auch - insbesondere weil ich bei den Streichquartetten ein rechter Waisenknabe bin und etwas lernen kann.


    Tokajer ist mir (vermutlich) zu süß und zu schwer. Lange keinen mehr getrunken. Daher mit Frankenwein:


    :cincinsekt:

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ich glaube, das erste Streichquartett ist ein guter Einstieg, da die früheren Werke wie eben dieses oder auch das erste Violinkonzert noch mit postromantischer Klangschönheit zu begeistern wissen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich glaube, das erste Streichquartett ist ein guter Einstieg, da die früheren Werke wie eben dieses oder auch das erste Violinkonzert noch mit postromantischer Klangschönheit zu begeistern wissen.

    Du hast damit sicher Recht - mein Problem ist es aber nicht, wie Du ja auch wissen wirst. Ich habe keinerlei Berührungsängste mit Avantgarde aller Art, wobei mich nun nicht alles begeistern muss.


    Ich kenne alle sechs Quartette sehr flüchtig, aber keines wirklich. Warum das so ist, weiß ich selber nicht so recht. Sie sind mir immer weggeschlüpft. Die Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug habe ich vermutlich über fünfzig Male gehört und besitze mehr als fünf Einspielungen. Und auch sonst ist mir viel Bartok sehr wohl geläufig.


    Bei den Streichquartetten sind es aber im Regal - nach wie vor - zunächst nur die Leute vom Hagen-Quartett ... sicher eine sehr ordentliche Einspielung. Und noch ein paar einzelne Aufnahmen finde ich. So erinnere ich mich, dass ich zwei Bartok-Quartette - das erste ist wohl nicht dabei - mit den Kronos-Leuten auf CD schon gehört habe. Wegen Bartok habe ich mir aber die beiden CDs sicher nicht gekauft.


    Der Thread wird mich weiterbringen, das weiß ich. :)


    8o Grins1 Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • HIer noch ein Nachtrag zu KV 465 mit dem Armida Quartet:



    Noch so ein Volltreffer ... wiederum sehr differenziert "im Kleinen", wobei die "große Linie" hier m. E. ebenfalls gewahrt bleibt. Schöne Spiele mit Klangfarben im zweiten Satz. - Insgesamt vielleicht ein wenig verhaltener differenziert als Ébène, etwas subtiler. Alles Geschmacksfrage, für mich allererste Klasse (mit Mosaiques, Belcea, Ébène, Casals), wobei ich die Ébènes dabei sogar noch ein klein wenig vorziehe.


    Ist es nicht spannend, welcher Generationswechsel da im Streichquartettspiel stattgefunden hat? Den alten Platzhirschen, Amadeus, Melos, ABQ, Juilliard, Guarneri u. a. m. steht eine junge Generation mit völlig anderen Ansätzen gegenüber, die so viel Interessantes in diesen Werken finden und ausbreiten. Ich habe zurzeit wenig Lust, diese Musik mit Amadeus, ABQ, Juilliard, Guarneri & Co. anzubieten, wenn es so tolle jüngere Aufnahmen gibt. Ensembles wie Emerson und Hagen stehen irgendwo dazwischen. - Ausnahmen sind Sternstunden wie mit dem Quartetto Italiano 1952, einzigartig jenseits aller Moden.


    Danke an AlexanderK für den Impuls zur vertieften Auseinandersetzung mit der Aufnahmegeschichte!

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Eben auch noch gehört:

    KV 465 mit dem Armida Quartet

    Dem kann ich nun wiederum nicht viel abgewinnen! In den Ecksätzen fallen sowohl Detailfreude als auch Gesamtansicht dem absurden Tempo zum Opfer. Nicht viel anders der langsame Satz, zu dem mir schon nach kurzer Zeit das oben irgendwo zitierte Bonmot des Komponisten einfiel. :pfeif: Im Menuett wächst sich die Detailfreude zum Manierismus aus (vor allem im Cello), und ich finde das auch teilweise ungenau gespielt; für das Trio gilt dann wieder das Problem mit dem übersteigerten Tempo.


    ***


    Gestern abend noch zweimal Bartok I, mit den Belceas und mit dem Takacs-Quartett:


     


    Erster Eindruck im Vergleich: In Bezug auf Kodalys Kommentar würde ich sagen, dass die Belceas über die "Rückkehr ins Leben vom Rande des Nichts" etwas nüchtern berichten, während Takacs in dieses "Nichts" in den ersten beiden Sätzen tief eintaucht und sich im Finale daraus hervorarbeitet.


    Das Stück ist neu für mich. Mit dem Schlussatz habe ich etwa ab dem letzten Drittel das Problem, dass ich den Eindruck habe, es müsse schon zu Ende sein und ich mit dem Rest nicht so recht was anfangen kann. Es sollen aber noch ein paar Hördurchgängen folgen (und ich hoffe auch die Noten im Internet zu finden).


    (Nachher geht's aber erstmal in den Fliegenden Holländer!)

    Bernd


    Fluctuat nec mergitur

  • Das Streichquartett gibts bei Youtube mit Noten in der Einspielung des Ungarischen Streichquartetts:

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    Das Ungarische Streichquartette spielt die Werke tonschön und etwas runder als die meisten anderen.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Mit dem Schlussatz habe ich etwa ab dem letzten Drittel das Problem, dass ich den Eindruck habe, es müsse schon zu Ende sein und ich mit dem Rest nicht so recht was anfangen kann

    Das kann ich gut verstehen. Ich muss sagen, dass ich den ersten Satz sehr viel lieber habe als die beiden anderen. So gesehen geht es mir mit dem SQ1 so wie mit dem wesensverwandten 1. Violinkonzert Bartóks. Im dritten Satz kommt bereits das volksmusikalische Element zum Tragen, aber in meinen Ohren bei weitem nicht so mitreißend wie in den späteren Werken Bartóks.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich schätze dieses Quartett sehr

    Na, da sind wir ja wieder mal einer Meinung :)

    Es "führt ein intimes Drama auf, eine Art Rückkehr ins Leben vom Rande des Nichts".

    Nach allem was man nachlesen kann, war das "Nichts" die Ablehnung seiner Liebe durch Steffi Geyer, die ihn zu diesem Werk inspirierte.

    da kann ich mit massig Aufnahmen dienen

    Von den Bartok-Werken habe ich wohl auch mehr Einspielungen als von allen anderen Zyklen mit Ausnahme vielleicht vom späten Ludwig. Das geht in den frühen 50ern los mit Vegh und Juilliard und endet mit Arcadia und Diotima.


    Als Einstieg heute Quatuor Diotima. Auffällig an ihrer Einspielung des ersten Quartetts sind die ungewöhnlichen Spielzeiten. Standard ist so um die 30 min, sie brauchen 33. Hier wird das Werk auf technisch höchstem Niveau wahrhaft zelebriert. Faszinierend.


    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Als Einstieg heute Quatuor Diotima. Auffällig an ihrer Einspielung des ersten Quartetts sind die ungewöhnlichen Spielzeiten. Standard ist so um die 30 min, sie brauchen 33. Hier wird das Werk auf technisch höchstem Niveau wahrhaft zelebriert. Faszinierend.

    Auf die bin ich echt gespannt: Das Quatuor Diotima präsentiert nämlich nächsten MIttwoch (5.4.) in Heidelberg Bartók 1 (neben Janáček 1 und Ligeti 2). Wie gesagt, für mich der Anlaß, dieses Quartett vorzuschlagen.



    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Dem kann ich nun wiederum nicht viel abgewinnen! In den Ecksätzen fallen sowohl Detailfreude als auch Gesamtansicht dem absurden Tempo zum Opfer. Nicht viel anders der langsame Satz, zu dem mir schon nach kurzer Zeit das oben irgendwo zitierte Bonmot des Komponisten einfiel. :pfeif: Im Menuett wächst sich die Detailfreude zum Manierismus aus (vor allem im Cello), und ich finde das auch teilweise ungenau gespielt; für das Trio gilt dann wieder das Problem mit dem übersteigerten Tempo.

    Na, das ist ja mal ein Verriss! 8)

    Ich muss sagen, dass ich den ersten Satz sehr viel lieber habe als die beiden anderen.

    Ging mir beim ersten Wiederhören nach längerer Zeit auch so. Die Analyse in meiner Taschenpartitur beginnt mit den Worten: "The work opens with a slow Fugue of a truly Beethovenian spirit and dignity. It is in the spirit of the opening of the great C sharp minor quartet." Jo, ist irgendwie nachvollziehbar ... die Abgründe in diesem Satz habe ich noch nie so bestürzend wahrgenommen wie gerade mit dem Ungarischen Streichquartett:


    Nach allem was man nachlesen kann, war das "Nichts" die Ablehnung seiner Liebe durch Steffi Geyer, die ihn zu diesem Werk inspirierte.

    Aha!

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ja, ja, wo die Liebe nicht erwidert wird, da entsteht Kreativität. ;)

    Und die Frage bleibt: Ist es der kleine Junge, der trotzig wird, weil er nicht bekommt, was er will, oder ist es der stolze Jüngling, der in seinem Ego tief verletzt ist und sich herabgewürdigt sieht oder oder oder ...

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Habe nun Ungarisches SQ, Emerson SQ und Diotima gehört. Bei den ersten beiden Sätzen bin ich unschlüssig, welcher Einspielung ich den Vorzug geben würde, aber Satz 3 geht klar an Diotima. Die ziehen da alle Register, alle Achtung!

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

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