Streichquartett der Woche - ein lockerer Austausch

  • Der Finalsatz wäre so etwas wie eine Erinnerung an überkommene musikalische Formen und Werte? Die ihre Gültigkeit verloren haben? Es ist schon auffällig, dass sich Cage bei dieser anderthalbminütigen Nummer meines Erachtens jeglicher Modernismen enthält.

    Die Sätze funktionieren grundsätzlich alle gleich: Die Gamuts sind dieselben, und dass eine komponierte Melodie ihre Reihenfolge steuert, losgelöst von etwaigen spontanen Einfällen des Komponisten. Das ist genau dasselbe wie beim präparierten Klavier: Die Präparation ist gleichbleibend und auf den Tasten spielt man Melodien, hören tut man aber etwas anderes.


    Zweifellos ist der Kanon im 3. Satz eine "Erinnerung an überkommene musikalische Formen". Vielleicht gibt es im 4. Satz auch so etwas. Dazu müsste man wohl "reverse engineering" betreiben, die Gamuts den Tönen zuordnen und die Melodien rekonstruieren, um leichter etwas sehen zu können.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Na offenbar weniger, als ich dachte. Deshalb klingt dann der rasche Satz melodiöser, weil man wohl durch das Tempo mehr die Tonfolge wahrnimmt und weniger die Unterschiedlichkeit der Klänge.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • Na offenbar weniger, als ich dachte. Deshalb klingt dann der rasche Satz melodiöser, weil man wohl durch das Tempo mehr die Tonfolge wahrnimmt und weniger die Unterschiedlichkeit der Klänge.

    Die Funktionsweise des Gehirns ist dann eine weitere Ebene der Komplexität.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Das faszinierendste Stück dazu ist für mich von James Tenney: For Ann (Rising).

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)

  • LaSalle habe ich jetzt noch mit Arditti und damit auch den Noten - oben per youtube verlinkt - verglichen. Das Arditti-Quartett scheint mir eine Nuance transparenter, pointierter. insofern auch die Struktur stärker herauspräparierend - oder ist das nur die Gewöhnung nach mehrmaligem Hören des Quartetts überhaupt? Schwer zu sagen, wenn ich ehrlich bin.

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Ich muss sagen, "Hut ab" vor der Originalität und dem Erfindungsreichtum von Cage. Ich als "Spaßhörer" bin freilich nicht der Adressat sondern Komponisten bzw. Spezialisten wie eben putto. Cage und andere gingen - wohl parallel zu Naturwissenschaft des 20. Jahrhunderts - zu den absoluten Grundlagen des ästhetisch-philosophischen Phänomens Musik. Für einen blutigen Laien wie mich bleibt nur zu sagen, dass es unglaublich ist, dass so ein Konstrukt wie dieses Quartett überhaupt wahrnehmbar als Musik erklingt. Aber leben tut es für mich nicht wirklich.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Bin erst gestern zum Quartett der Woche gekommen, mit der LaSalle Aufnahme (Brilliant CD)...


    Ich empfinde das String Quartet in four parts von John Cage provokant „simpel“, dabei aber atmosphärisch stark, es weckt bei mir außermusikalische Assoziationen. Der 1. Satz (Quietly Flowing Along) – Feststecken in der Wüste, es gibt kein Weiterkommen. Der 2. Satz (Slowly Rocking) – steckt weiter fest, hat für mich etwas von einer Bach-Strenge. Der 3. Satz (Nearly Stationary) – mit über zehn Minuten der längste Satz, Bewegung im Nichts, irgendwohin, ziellos, im Kreis, am ehesten in Feldman-Nähe. (Feldman mag ich sehr!) Und der 4. Satz (Quodlibet), jetzt plötzlich nur 1:33 Minuten kurz – plötzlich Spielmannsmusik auf einem alten Schloss. Seltsam, aber auch irgendwie originell.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Heute habe ich die Aufnahme des JACK Quartetts gehört und muss sagen, dass mir das Werk zunehmend gefällt. Am ansprechendsten finde ich den ersten Satz. Auch der zweite gefällt mir. Der dritte trägt für mich leider nicht über die Zeit. Der vierte ist ok, klingt aber eher nach Parodie.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Liebe Freund*innen der Musik für Streichquartett,


    ganz herzlichen Dank für Euer Dabeisein in diesem Thread, für die von Euch ausgesuchten spannenden Werke, für das Teilen Eurer Gedanken und Recherchen! Vor langer Zeit habe ich mir den Schwerpunkt eines Klassikforums so ähnlich vorgestellt und ich freue mich sehr, dass durch Euch so etwas nun tatsächlich geschieht.


    Jetzt ist tatsächlich schon die erste Runde vorbei, und am morgigen Sonntag geht es von vorne los. Wieland wird seine Wahl eines Quartetts der Woche mitteilen! Wie immer ist es spannend ...


    Die zweite Runde geht dann wie folgt weiter:

    • Rosamunde
    • Knulp
    • Abendroth
    • andréjo
    • Felix Meritis
    • Braccio
    • AlexanderK
    • Gurnemanz
    • Scherzo
    • Quasimodo
    • putto
    • MB

    DIe nächste Runde begönne dann wiederum mit

    • Wieland.

    Vielleicht gesellt sich ja noch jemand/fraud hinzu?


    Viele Grüße

    MB

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Eigentlich ja, doch ich hatte das schon mitgeteilt?! Ich war (geplant) in der letzten Woche verhindert und bin es auch in der nächsten Woche, so dass ich nur wenig Zeit gefunden hätte, ein Werk (auch vor dem Hintergrund der bereits ausgewählten) auszusuchen und dann an der Diskussion teilzunehmen.


    Nun ist es wegen Krankheit anders gekommen - so ist das halt.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Danke Dir! ... geht schon wieder ...

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • ... es war kein Schostakowitsch und kein Beethoven dabei. Respekt!

    ... und viele andere mehr ... :) ... aber ja, die zwei können ja noch kommen! Ich denke, deren Output reicht noch für ein paar Runden ... freue mich! C:::S

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Oops, ich bin schon wieder dran. Dabei bin ich leider gar nicht dazu gekommen, das SQdW letzte Woche zu hören, das ich auch gar nicht kenne. Ich werde es nachholen.


    Ich habe noch einiges auf der Liste und wähle daraus ein Stück, das uns ins späte 19. Jahrhundert zurückführt.


    Es handelt sich um den einzigen Gattungsbeitrag des französischen Komponisten Cesar Franck. Dessen Kammermusikschaffen ist ja recht überschaubar, eine Violinsonate, ein Klavierquintett und eben das Streichquartett D-Dur. Es liegt etwas am Rande des Repertoires, scheint sich aber gerade in letzter Zeit zunehmender Beliebtheit bei den jüngeren Ensembles zu erfreuen. Es gibt jedenfalls einige neue Einspielungen. Es ist auch mit Noten bei YouTube verfügbar. Ich bin gespannt auf Eure Einschätzungen.


     


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  • Was für eine schöne Wahl! Man kennt es und man kennt es nicht ... bei mir ist das Franck-Quartett jedenfalls bisher (fast) ein weißer Fleck auf der Landkarte, obwohl zwei Aufnahmen im Regal stehen (Bartholdy/Fine Arts).


    Ich freue mich über den Impuls, mich dem Werk zu nähern - vielen Dank, lieber Wieland, für die Wahl!

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

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