Streichquartett der Woche - ein lockerer Austausch

  • Heute habe ich mir auch wieder Arriagas Es-Dur Quartett angehört und fühlte mich in meiner Bevorzugung dieses 3. SQ bestätigt. Zwar sind hier die Beethovenbezüge ganz explizit (z.B. op. 18,2 und 18,4), aber gleichzeitig handelt es sich schon um ein romantisches Werk, durchaus Schubert nicht unähnlich (dessen Streichquartette er eigentlich nicht gekannt haben kann). Es ist also kein Wunder, dass Arriagas SQ-Trias so viele Befürworter unter professionellen SQ-Formationen gefunden hat.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Ich habe, sozusagen in letzter Minute, das 1 Arriaga Quartett aus einer der hinteren Reihen meines Regals, wo es gewiss nicht hingehört, hervorgeholt, und nach jahrelanger Vernachlässigung mit grossem Vergnügen gehört.

    Zum nächtsen Quartett der Woche:

    Ist "Smetana" nicht saure Sahne, die sich meines Wissens ohnehin nicht schlagen lässt? Aber ich werde jetzt ein wenig zu Smetana nachschlagen.

  • Ist "Smetana" nicht saure Sahne, die sich meines Wissens ohnehin nicht schlagen lässt?

    nein, wie Felix schon erklärt hat, smetana ist die ungeschlagene Schlagsahne. Fertig geschlagen (und gezuckert) heißt sie šlehačka.

    Gute Wahl übrigens, Nr. 1 finde ich tatsächlich überstrapaziert, Nr. 2 hat Nachholbedarf.

  • Das Streichquartett der Woche wird, wie wohl schon hinreichend deutlich, Smetanas 2. Streichquartett, geschrieben 1883.

    Das viersätzige Werk dauert ca. 18/19 Minuten.

    • I. Allegro
    • II. Allegro moderato
    • III. Allegro non più moderato, ma agitato e con fuoco
    • IV. Presto

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    Smetana Quartett


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    Pavel Haas Quartett


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    Stamitz mit Partitur


    Die Aufnahme mit dem Smetana Quartett ist visuell besonders attraktiv aufgenommen.

  • Sehr gut und besten Dank an Abendroth! Wie oft ich dieses Quartett im Vergleich zum ersten wohl gehört habe? Wenige Male schon. Eine Aufnahme ist als CD vorhanden - ich glaube nicht, dass ich eine zweite finde.


    Die Sahne-Problematik hatte ich irgendwie im hintersten Kopf schwach verankert. Beim Schmetterling ist die Sprachherkunft ähnlich gelagert - glaube ich. Dort handelt es sich um eine Volksetymologie-Problematik - aber das will ich aus meiner Perspektive hier nicht diskutieren, denn um ehrlich zu sein, sollte ich es zwar wissen, müsste es aber doch wieder nachsehen.


    :) Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Sehr schön, noch ein Quartett, das ich zwar irgendwie kenne, aber eigentlich gar nicht kenne! Sehr fein, vielen Dank!

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Ein sehr seltsames Werk, das ich mir immer wieder angehört habe aber nie wirklich kennengelernt habe. Wütende Passagen im Unisono wechseln sich mit Abschnitten ab, die in ihrem böhmisch Ausdruck fast wie "Dvořák on steroids" klingen. Im CD-Text vom Panocha Quartett werden leider nur sehr oberflächliche Infos zum Werk gegeben. Die moderne Ausrichtung des Werks wird betont und Schönberg wird als Zeuge aufgerufen. Allerdings erkenne ich wenig Zusammenhang zwischen Smetanas 2. SQ und der 2. Wiener Schule. Ein bisserl enigmatisch das Ganze .... :/

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Hier lief das 2. mit dem Pavel Haas Quartett - sehr zu empfehlen!



    Selbstverständlich suchen und (emp)finden nur Milchmädchen biographische Bezüge zwischen Komponisten und ihren Werken, deswegen halte ich mich von solchen Versuchen ein für alle mal fern. Also öffentlich auf jeden Fall. :pfeif:


  • Sehr preisgünstig, die Box mittlerweile. Gegen den Martinu gibt es schon mal gar nichts zu sagen und die Konkurrenz ist nicht erdrückend. Janacek sollte man sowieso ein halbes Dutzend mal besitzen - oder öfter. ;) ;) :)


    Die ersten beiden Zitate unten folgen im Neutralfaden aufeinander, das dritte findet sich oben:


    Zitat von Knulp

    Ich taste mich mit dieser Aufnahme an Smetana 2. Mitreißend? Eher nicht, beinahe betulich bisweilen. Das Stamitz Quartet höre ich insgesamt gesehen aber immer wieder gern, mag es im Vergleich auch nie vorne dabei sein. Dazu der Gedanke: Angenehm zu hören = Nivellierung der Schärfe und Kontraste?

    Zitat von Felix Meritis

    Die Kontraste in Smetana 2 kann man allerdings kaum nivellieren, selbst wenn man schlapp dahinfiedelt wie ein Faultier.

    Zitat von Felix Meritis

    Ein sehr seltsames Werk, das ich mir immer wieder angehört habe aber nie wirklich kennengelernt habe. Wütende Passagen im Unisono wechseln sich mit Abschnitten ab, die in ihrem böhmisch Ausdruck fast wie "Dvořák on steroids" klingen. Im CD-Text vom Panocha Quartett werden leider nur sehr oberflächliche Infos zum Werk gegeben. Die moderne Ausrichtung des Werks wird betont und Schönberg wird als Zeuge aufgerufen. Allerdings erkenne ich wenig Zusammenhang zwischen Smetanas 2. SQ und der 2. Wiener Schule. Ein bisserl enigmatisch das Ganze .... :/


    Zustimmung zu den Meinungsäußerungen der Kollegen! Das Stamitz-Quartett ist irgendwie mit den Dirigenten Alun Francis und - leider mittlerweile verstorben - Werner Andreas Albert vergleichbar, wenn ich mir diesen vielleicht auch "sehr seltsamen" Vergleich hier erlauben darf. Sie verkörpern nicht die absolute Weltspitze, aber sie sind als fleißige Arbeiter oder zum Kennenlernen wahrlich nicht das Schlechteste, das dem Musikfreund widerfahren kann.


    Der Reclam-Kammermusikführer - bei mir die Auflage von 1980 - ist gewiss weder wissenschaftlich anspruchsvoll noch gleichwertig in seinen Darstellungen, aber er überrascht mich dann doch immer mal wieder, was sein Niveau anbelangt respektive die Befassung auch mit ungewöhnlicherem Repertoire. Zum Quartett in d-Moll, ein Jahr vor Smetanas Tod entstanden, äußert er sich dahingehend, dass es in seiner Expressivität bis hin zur Sprunghaftigkeit - dieser Begriff kommt nicht wörtlich vor - gerade jenen modernen Hörer ansprechen mag, dem der Impetus wichtiger sei als eine echte Durchführung des Themenmaterials, Schlüssigkeit und Ausgewogenheit der Struktur. Dann freilich wird gewertet: Letzteres sei denn doch weniger Intention des Meisters, sondern eher ein "Hinschwinden der formbildenden Kraft".


    Insofern wäre der schwersthörige Smetana dann doch nicht mit Beethoven vergleichbar - oder sehr wohl ?!


    Aber Schönberg als Zeugen sieht auch der Reclam-Führer nicht, obwohl man - wie mir scheint - schon stolz darauf ist, sich auch mit Schönberg zu befassen.


    :cincinbier: Wolfgang

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Die Aufnahme liegt bereits bereit und ich weiß, weshalb ich sie als letztes auflege.


    Apropos "auflegen". Bemerkenswert, wie beständig Begriffe aus bei mir lange vergangenen LP-Zeiten sind.

  • Die Aufnahme liegt bereits bereit und ich weiß, weshalb ich sie als letztes auflege.


    Apropos "auflegen". Bemerkenswert, wie beständig Begriffe aus bei mir lange vergangenen LP-Zeiten sind.

    Stimmt - es müsste "einlegen" heißen. Gurken legt man ja auch nicht auf. Moment ...

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Jetzt die Lindsays:



    In meinen Ohren eine Klasse schlechter. Vor allem die Artikulation fällt mir negativ auf, teils wirkt das wie Finger auf die Saite und dann suchen wir mal den Ton. Tonketten wirken teils verschmiert. Aus einer anderen Zeit, bin ich versucht zu sagen, mit einem Klangideal, welches von der heutigen Transparenz-Vorstellung weit entfernt ist. Glaube nicht, dass ich die Aufnahme zu Ende hören werde. Der Penguin-Guide hätte allerdings mutmaßlich, was war das noch?, fünf Rosetten vergeben. Good old Britain.

  • Selbstverständlich suchen und (emp)finden nur Milchmädchen biographische Bezüge zwischen Komponisten und ihren Werken, deswegen halte ich mich von solchen Versuchen ein für alle mal fern. Also öffentlich auf jeden Fall. :pfeif:

    Dann ist ja Smetanas erstes Quartett explizit für Milchmädchen geschrieben! Und ich erinnere mich an ein Zitat Smetanas (muss suchen wo), sein zweites Quartett knüpfe an das erste an, sei sozudagen dessen Fortsetzung. Dann müssten wir doch wohl auch einen Blick auf das Leben des alten Smetana werfen.

  • Andrejo schrieb:


    "Insofern wäre der schwersthörige Smetana dann doch nicht mit Beethoven vergleichbar - oder sehr wohl ?!"


    Nicht mit Beethoven .... aber (mit aller Vorsicht) vielleicht mit Schumann.

  • Da muss ich ein wenig nachdenken, Meister Abendroth. Du spielst natürlich an auf die unterschätzten Spätwerke Schumanns und die so klar nicht zu beantwortenden Fragen, ob sie nun immer noch Meisterwerke seien oder schon wieder und im Wesen andere oder eben schwach, und Du spielst damit letztlich auch an auf die komplexe Rezeption dieser Werke.


    Mein arg kryprisch nichtssagender Vergleich meint, dass Beethovens Spätwerke einerseits von genialer Neuartigkeit sind, andererseits mit strukturellen oder formalen Problemen behaftet, die keineswegs immer nur Ausdruck einer vergeistigten Schöpferkraft sind, sondern die immer mal wieder auch etwas sonderbar Banales an sich haben. Ich denke zum Beispiel an die vorletzte Klaviersonate - und in gewisser Hinsicht auch an die Aria aus der letzten.


    Aber das hast Du vermutlich alles mitbedacht und mir dünkt, dass ich Dich am Ende meines Beitrags und nach ein wenig Nachdenken während des Schreibens auch ganz richtig verstanden habe. Mit aller Vorsicht. ;) :)

    He who can, does. He who cannot, teaches. He who cannot teach, teaches teaching.

  • Bei mir soeben auf - nicht ein - gelegt:



    Ja, ich besitze tatsächlich sowohl die CD- als auch die LP-Version der Pavel Haasianer.


    Und dann die klassische Aufnahme von 1962 mit den Smetanas (die ich - wie ich gerade feststelle - dreimal mit 3 verschiedenen Cover besitze Wow1 )


    Toleranz ist der Verdacht, der andere könnte Recht haben.

  • Da muss ich ein wenig nachdenken, Meister Abendroth. Du spielst natürlich an auf die unterschätzten Spätwerke Schumanns und die so klar nicht zu beantwortenden Fragen, ob sie nun immer noch Meisterwerke seien oder schon wieder und im Wesen andere oder eben schwach, und Du spielst damit letztlich auch an auf die komplexe Rezeption dieser Werke.

    Ich denke, Abendroth zog den Vergleich auch mit Hinblick auf beider neurodegenerative Symptomatik infolge der Syphillis.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

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