Universal kauft Hyperion

  • Oh. Wahrscheinlich sind die Verkäufe stark rückläufig gewesen. Meines Wissens hat sich Hyperion ja immer dem Streaming verweigert.

    :cincinbier:

    "it's hard to find your way through the darkness / and it's hard to know what to believe
    but if you live by your heart and value the love you find / then you have all you need"
    - H. W. M.

  • Au weia - Universal hat es gekauft. Das wird definitiv Änderungen ergeben. Der Katalog ist in seiner Gesamtheit allerdings ein Leckerli - da kann man schön alles herausnehmen und neu verwursten.


    Hyperion hat ja so ähnlich wie BIS Records eine breite Ausrichtung (Mittelalter bis zeitgenössische Moderne). Wenn ich richtig gezählt habe, geht es um gut 2500 Veröffentlichungen, die sie bisher produziert haben. Da ist dann natürlich einiges an Repertoire dabei, was Universal bisher kaum/wenig abgedeckt hatte, zumal viele Aufnahmen vorzügliche Einspielungen sind, die auch Auszeichnungen bekamen. Das ist für jedes Label ein netter Zugewinn.


    Aber die Zukunft? Angesichts der Maßnahmen, die Universal Decca, Philips und DG und deren Unterlabels schon vor Dekaden angedeihen ließen, bezweifle ich, daß das ohne größere Änderungen vonstatten geht. Ich hätte auch nicht gedacht, daß sich Simon Perry auf so eine Transaktion einlassen würde. Zumal das Label weiterhin veröffentlicht: Neuerscheinungen.


    Insgesamt empfinde ich das etwas bitter... :(

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    Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation."

    Jean Paul

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    jd

  • Naja, im Zuge solcher Übernahmen werden Katalogauswertungen durch den Übernehmenden Akteur heutzutage ja eher leichter. Man schiebt die Sachen einfach digital zu den diversen Streaminganbietern und fertig (bisschen mehr Arbeit ist es sicherlich schon...). Ich kann mir jedenfalls keine Verwertung in Form physischer Tonträger für die mittel- bis langfristige Zukunft vorstellen, Böxchen ggf. ausgeklammert.

    Vielleicht bleibt Hyperion auch als Marke erhalten? Jedenfalls hätte ich keine Idee, unter welches Sublabel Universal die Aufnahmen würde packen wollen.

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  • Naja, im Zuge solcher Übernahmen werden Katalogauswertungen durch den Übernehmenden Akteur heutzutage ja eher leichter.

    Tatsächlich mache ich mir darüber weniger Sorgen: du hast Streaming schon genannt, und sicherlich werden einige Aufnahmen (womöglich in Boxen) sicherlich nochmals ausgewertet werden. Für die eine Auflage, die da erstellt wird, wird sich das lohnen, auch für den Kunden. Da schlägt man dann zu und hat eine hübsche Box mit toller Musik.


    Nein, ich meine eher die Zukunft der Neuaufnahmen: es gibt keine Garantie, daß Universal die bisherige Konzeption Simon Perrys beibehält; es mag sein, daß konkrete Verträge noch erfüllt werden, aber das wird wohl der Plan bis 2025/26 sein. Über Hewitt oder Audiard mache ich mir weniger Sorgen, aber der Orlando Consort oder die diversen britischen Kirchenchöre werden vermutlich nicht mehr ohne Weiteres ihr Repertoire abliefern können. Die werden wohl abwandern zu anderen Independents.

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  • Vielleicht bleibt Hyperion auch als Marke erhalten? Jedenfalls hätte ich keine Idee, unter welches Sublabel Universal die Aufnahmen würde packen wollen.

    Wäre schön, aber das müssen wir abwarten - gut möglich, daß Universal es selber noch nicht weiß. So eine Entscheidung wird auch bestimmt nicht so schnell getroffen, vielleicht erst nächstes Jahr...

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  • Nein, ich meine eher die Zukunft der Neuaufnahmen: es gibt keine Garantie, daß Universal die bisherige Konzeption Simon Perrys beibehält; es mag sein, daß konkrete Verträge noch erfüllt werden, aber das wird wohl der Plan bis 2025/26 sein. Über Hewitt oder Audiard mache ich mir weniger Sorgen, aber der Orlando Consort oder die diversen britischen Kirchenchöre werden vermutlich nicht mehr ohne Weiteres ihr Repertoire abliefern können. Die werden wohl abwandern zu anderen Independents.

    Da bin ich leider ganz bei dir. Ich denke, Universal geht es bei der Übernahme in erster Linie um den bestehenden Katalog und dessen wirtschaftliche Verwertung (letztlich eine Funktion des Kaufpreises).

    Von den bestehenden Künstlern ist für Universal vermutlich nur ein überschaubarer Teil ("wirtschaftlich") interessant und auch ob das weite Feld des Nischenrepertoires, in dem Hyperion zahllose Aufnahmen gemacht hat, in der Zukunft weiter bearbeitet werden wird, dürfte in den Sternen stehen.

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  • und auch ob das weite Feld des Nischenrepertoires, in dem Hyperion zahllose Aufnahmen gemacht hat, in der Zukunft weiter bearbeitet werden wird, dürfte in den Sternen stehen.

    Eben. Aber genau deswegen kauft man so einen Katalog an: die Aufnahme ist fertig, und man braucht sie nur zu vertreiben. Und da es nicht viele Einspielungen vom Nischenrepertoire gibt, stehen die Chancen nicht schlecht, daß man dafür auf den Hyperion-Katalog zurückgreifen muß, womit Universal dann die Kohle macht. Und die Neuaufnahme ist somit überflüssig.


    Blöder Kommerz: einerseits ein Fluch, andererseits aber nicht verzichtbar. Wir werden auch das überleben, doch dieser Idealismus bei kleinen Labels wird inzwischen immer mehr zur Utopie.

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  • Blöder Kommerz: einerseits ein Fluch, andererseits aber nicht verzichtbar. Wir werden auch das überleben, doch dieser Idealismus bei kleinen Labels wird inzwischen immer mehr zur Utopie.

    Ja, denn letztlich heißt dieser Verkauf doch auch, dass das Label mit seiner bisherigen Ausrichtung und Strategie offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • Ja, denn letztlich heißt dieser Verkauf doch auch, dass das Label mit seiner bisherigen Ausrichtung und Strategie offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war.

    Jedenfalls nicht in der Art und Weise wie bisher. Ich weiß natürlich nicht, wie schlecht es um das Label stand, aber alleine die Weigerung, kein Streaming anzubieten (nur Downloads sind möglich - oder eben physische Datenträger) wird Hyperion in den letzten Jahren zugesetzt haben. Ich meine gelesen zu haben, daß es Perry zu wenig war, was man als Erlös von den Streamingdiensten bekam [oder verwechsle ich das mit BIS Records? ... :?: ], doch andererseits ist man dadurch auch präsent. Zumindest für ältere Aufnahmen hätten sie das besser machen sollen.


    Aber ohne Frage: 1980 bei Labelgründung gab es eine ganz andere Vertriebsstruktur, eine andere Auffassung, Musik zu konsumieren - damit verbunden auch eine ganz andere Art, für Musik zu bezahlen. Und das läßt sich heutzutage nicht mehr aufrechterhalten.

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  • Ja, denn letztlich heißt dieser Verkauf doch auch, dass das Label mit seiner bisherigen Ausrichtung und Strategie offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war.

    Ja. Universal hat da ganz andere Möglichkeiten, Stichwort "Skaleneffekte".

    Natürlich nur in wirtschaftlichen Kategorien gedacht. Wie es um die Künstlerbetreuung gestellt ist, im Vergleich, keine Ahnung.

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  • Ja, denn letztlich heißt dieser Verkauf doch auch, dass das Label mit seiner bisherigen Ausrichtung und Strategie offenbar nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben war.

    Ja. Universal hat da ganz andere Möglichkeiten, Stichwort "Skaleneffekte".

    Natürlich nur in wirtschaftlichen Kategorien gedacht. Wie es um die Künstlerbetreuung gestellt ist, im Vergleich, keine Ahnung.

    :cincinbier:

    Eine Eigenheit von Hyperion war ja, dass sie sich als einziges namhaftes Label dem Thema Streaming grundsätzlich komplett verweigert haben. Ich könnte mir vorstellen, dass es um die Künstlerbetreuung gut bestellt war, inhaltlich kann man Hyperion meinem Eindruck nach wenig vorwerfen. Aber die Strategie war ja relativ klar: Ein qualitätvolles, hochwertiges Produkt anzubieten, um eine Käufergruppe anzusprechen, die dafür nach wie vor bereit ist, gutes Geld auszugeben. Also Festhalten an der CD, die dann in hochwertiger Ausstattung mit guten Booklettexten vorgelegt wird, namhafte Interpreten, anspruchsvolle Programme, spezielles Repertoire, gehobene Preise. Eine ähnliche Strategie verfolgt in Deutschland CPO, die sich aber nicht so konsequent dem Thema Streaming verweigern und auch nicht ganz so hochpreisig sind.


    Ich finde diese Strategie erstmal gar nicht schlecht, zu sagen, man spricht eine kleine Käufergruppe von Kennern und Liebhabern an, Menschen, die an den alten Medien festhalten (die CD als Gegenstand, schön gestaltet mit Texten etc.), die wissen, was sie da kaufen, die Qualität wertschätzen und die bereit sind, dafür gut zu bezahlen. Aber wenn diese Käufergruppe mit der Zeit zu klein wird, dann funktioniert es eben nicht mehr.

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  • Aber wenn diese Käufergruppe mit der Zeit zu klein wird, dann funktioniert es eben nicht mehr.

    Das könnte das Problem sein, dass hier bereits eingetreten ist.

    CPO/jpc fährt hingegen eine andere Preisstrategie. Nach einiger Zeit im Katalog sinken die Preise doch konsequent und erheblich.

    Auch ist (war?) Hyperion ein stärker "künstlerzentriertes" Label. Letztere erscheinen mir bei CPO "austauschbarer".

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  • Ich finde diese Strategie erstmal gar nicht schlecht, zu sagen, man spricht eine kleine Käufergruppe von Kennern und Liebhabern an, Menschen, die an den alten Medien festhalten (die CD als Gegenstand, schön gestaltet mit Texten etc.), die wissen, was sie da kaufen, die Qualität wertschätzen und die bereit sind, dafür gut zu bezahlen. Aber wenn diese Käufergruppe mit der Zeit zu klein wird, dann funktioniert es eben nicht mehr.

    Das ist ja auch die beste Art, wie man Aufnahmen präsentieren kann. Aber weniger Verkaufserlös plus höhere Festkosten machen da irgendwann einen Strich durch die Rechnung. Hyperion hatte schon letztes Jahr seinen Vertrieb an Proper abgegeben, da zeigte sich schon die Schwierigkeiten, die Unabhängigkeit weiterführen zu können.

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  • CPO/jpc fährt hingegen eine andere Preisstrategie. Nach einiger Zeit im Katalog sinken die Preise doch konsequent und erheblich.

    Da cpo eine Tochter von jpc ist (und nur darüber vertrieben wird), werden die ganz andere Margen aus ihren Verkäufen herausholen können. Ich bin mir auch sicher, daß Schmilgun schon lange auf eine Bezahlbarkeit von neuen Projekten achten muß. Das zusammen hat eine andere Basis als das, was Hyperion gemacht hat.

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  • Da cpo eine Tochter von jpc ist (und nur darüber vertrieben wird)

    Das ist nicht mehr ganz richtig.

    Du bekommst mittlerweile auch bei Amazon (einige) cpo-Scheiben - und zwar direkt von A.

    Im Ausland hat cpo meines Wissens ebenfalls Vertriebskanäle abseits der eigenen Homepage.


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  • Du bekommst mittlerweile auch bei Amazon (einige) cpo-Scheiben - und zwar direkt von A.

    Im Ausland hat cpo meines Wissens ebenfalls Vertriebskanäle abseits der eigenen Homepage.

    Kann es sein, daß Amazon cpo erst seit einigen Jahren regulär im Angebot hat? Nagut, vielleicht auch schon seit gut zehn Jahren, aber dennoch? Ich meine, es gab eine Zeit, da waren die Artikelseiten mit cpo-CDs eher Händlerseiten, die diese für den Marketplace erstellt hatten. (Es gab früher die Möglichkeit, solche Seiten zu erstellen - man beachte die diversen LP-Artikelseiten.) Aber inzwischen ist es regulär, das stimmt.


    Zum Ausland kann ich nichts sagen, da habe ich nie geforscht.


    --


    Wie sieht es eigentlich mit Geschäften aus? Der Saturn hatte früher nie cpo im Programm gehabt. Ist das inzwsichen anders?

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    jd

  • Meiner Erinnerung nach hat Amazon direkt, also gemeint ist nicht der Marktplatz, cpo noch nicht sooo lange im Programm. Sollte ich raten müssen, würde ich seit 2-3 Jahren sagen. In Geschäften habe ich cpo noch nie gesehen, Gebrauchthandel und die ehemaligen jpc-Filialen mal außen vor.

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  • In Geschäften habe ich cpo noch nie gesehen, Gebrauchthandel und die ehemaligen jpc-Filialen mal außen vor.

    Das geht mir auch so: So lange es noch CD-Geschäfte gab, habe ich jpc dort nie gesehen.

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  • Simon Perry ist Jahrgang 1961. Vielleicht wollte er auch einfach in den Ruhestand gehen und sah ein gutes Momentum für einen für ihn noch attraktiven Verkauf, bevor die Zeiten noch rauer geworden wären.

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