Ich habe heute begonnen, wieder einmal 'Wir machen Musik' von Helmut Käutner aus dem Jahre 1942 mir anzuschauen. Eigentlich ein erstaunlicher Film. Vordergründig eine Musikkomödie, dabei charmant, wie gesagt auch witzig, sehr leicht und elegant gespielt und inszeniert. Es geht um eine 'Rivalität' zwischen E- und U-Musik, jeweils vertreten durch Ehemann und Ehefrau. Letztlich 'gewinnt' dabei dann die U-Musik.
Es gab offensichtlich wochenlange Diskussionen bei den zuständigen Stellen, ob der Film zugelassen oder lieber gleich verboten werden sollte, was man heute wirklich kaum noch versteht. Der Punkt war wohl v.a., dass die U-Musik hier viel zu Jazz-lastig daherkam, was natürlich im Dritten Reich quasi eine Todsünde war. Peter Igelhoff, der Komponist der Musiknummern, der eh schon ein Auftrittsverbot hatte, wurde dann im selben Jahr noch an die Front geschickt.
Letztlich wurde der Film aber doch zugelassen (die manchmal seltsame Inkonsequenz der Nazis im Kulturbereich müsste man auch mal besprechen), sehr zur Freude der 'Swing-Jugend'. Film als Fluchtmöglichkeit, Film als Durchhaltemittel, Film als Propagandainstrument - klar. Film konnte aber auch etwas sein, in dem Nichtangepasste, mit dem Regime Fremdelnde sich manchmal wenigstens ein Stück wiederfinden konnten und sei es selbst nur dieses: Ich bin nicht allein. Vielleicht hat das manchen Menschen dann doch auch Stärke und Hoffnung gegeben.
Dass der Film nicht verboten wurde, finde ich auch noch unter einem anderen Aspekt verwunderlich. Eigentlich wurden Verweise auf die Gegenwart in einem durchschnittlichen Unterhaltungsfilm nicht geduldet. Hier aber beginnt es gleich damit, dass Victor de Kowa, die Zuschauer direkt ansprechend, erzählt, seine Frau wäre beim Einkaufen, schon seit Stunden, denn heute gäbe es auf Abschnitt drei dieses und jenes. Später wird er von einem Nachbarn angebrüllt, er solle doch endlich mal verdunkeln. Und auch dazwischen immer wieder Verweise auf den Kriegsalltag, aber vielleicht gehört das auch zu dieser komischen Inkonsequenz.
Wolfram