Gaetano Pugnani, ein italienischer Klassiker par excellence oder einer der Kleinmeister?

  • Der Musikwissenschaftler E. Schenk nennt Gaetano Pugnani (1731 - 1798) in einem alten Lexikonartikel den "italienischen Klassiker par excellence". Denn er hat ein vielfältiges, alle Sparten damaligen Komponierens umfassendes Werk hinterlassen, darunter einige damals sehr erfolgreiche Opern, ein Melodrama nach Goethe («Werther»), 4 sätzige Sinfonien, Konzerte, Streichquartette und weitere Kammermusik. Bekannt zu seiner Zeit war er aber besonders als Geigenvirtuose. Er zählt zur sogenannten Piemontesischen Geigenschule.


    Zeitlebens war er Hofmusiker am savoyischen Hof von Turin. Schon als 12Jähriger sass er mit seiner Geige im Hoforchester. Nach Studien beim berühmten Giovan Battista Somis wurde er zuerst Anführer der zweiten Geigen im Orchester und stieg dann im Verlauf seines Leben 1776 zum Musikdirektor des Hoforchesters auf. Seine Virtuosenreisen führten ihn in die meisten damaligen europäischen Musikzentren, berühmt ist seine Reise mit seinem von ihm geförderten Schüler Giovanni Battista Viotti nach Paris.


    Wohl wegen der politischen Umwälzungen nach seinem Tode und des grossen Einflusses, den sein Schüler Viotti von Paris aus auf die Entwicklung der Geschichte des Violinkonzertes ausübte, verblasste sein Wirken und Werk zunehmend und wurde vergessen. Vergessen wurde auch, dass es wohl Pugnani war, der die Entwicklung des modernen Geigenbogens entscheidend geprägt hatte, nicht zuletzt um seine weitausholenden Melodien seines Geigenspiels wirkungsvoll zur Geltung zu bringen.


    Sein Name tauchte unter Geigern erst wieder auf, als Fritz Kreisler, der grosse Geiger der köstlichen Zugabestücken, unter Pugnanis Name das erfolgreiche Präludium und Allegro im Stile Pugnanis veröffentliche und damit die Musikwelt narrte. Noch heute gibt es viel mehr Aufnahmen des Kreislerstücks im Stile Pugnanis, als es Aufnahmen der fünf erhaltenen Violinkonzerte von Pugnani selbst gibt.


    Leider gibt es von seinen Werken nur wenige Aufnahmen. Einige seiner Violinkonzerte sind eingespielt, sein Melodrama Werther nach Goethe wartet noch der Entdeckung. Ob auch seine Opern heute wieder aufgeführt werden könnten? Auf jeden Fall wäre es dumm, ihn einfach als Kleinmeister des italienischen 18. Jahrhunderts abzutun...


    Wie sehen das andere hier im Forum?


    Näher beschäftigt habe ich mich mit dem Violinkonzert in A-Dur von Gaetano Pugnani auf meiner Homepage:
    https://unbekannte-violinkonze…free.com/klassik/pugnani/



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