Französische Gedichte, z. B. Baudelaire - empfehlenswerte Übersetzungen


  • Aus gegebenem Anlass.

    Diese Erwähnung anderenorts nehme ich zum Anlaß, diese Diskussion zu eröffnen. Der gegebene Anlaß ist Knulps Vorschlag, als Musikstück der Woche die Komposition Tout un monde lointain… von Henri Dutilleux zu besprechen. Dieses Werk, mir noch unbekannt, bezieht sich offensichtlich auf Gedichte von Charles Baudelaire: Les fleurs du mal - Die Blumen des Bösen.


    Ich muß gestehen, daß ich dieses Werk noch nicht kenne, des Weiteren, daß ich des Französischen nicht mächtig bin (auch wenn mein Avatar etwas anderes suggeriert). Deshalb meine Frage in die Runde (da ich annehme, daß es hier durchaus Kenner/innen französischer Lyrik gibt):


    Welche Übersetzung ins Deutsche wäre zu empfehlen? Die von Braccio oben angeführte oder eher eine andere? Immerhin habe ich eben diese positive Besprechung gefunden:

    Charles Baudelaire: "Les Fleurs du Mal" - Der Klassiker neu und kongenial übersetzt
    Baudelaires Gedichtzyklus "Les Fleurs du Mal" ins Deutsche zu übertragen, ist eine Herkulesaufgabe. Mehr als 100 Übersetzer haben sich bereits daran versucht.…
    www.deutschlandfunkkultur.de


    Den Titel des Threads habe ich bewußt allgemein gehalten. Falls gewünscht, können hier gern auch andere französischsprachige Gedichte besprochen werden, wenn es geht, unter besonderer Berücksichtigung guter Übersetzungen. Die Übertragung von Gedichten ist bekanntlich ein heikles Thema; es gibt auch Leute, die meinen, so etwas sei gänzlich unmöglich. Aber was tun, wenn die eigenen Sprachkenntnisse nicht ausreichen, um mit Gewinn auf die Originale zurückgreifen zu können?


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Danach hatte ich heute morgen (anlässlich des Dutilleux) auch gegoogelt! Die Werle-Übersetzung hat wohl größtenteils gute bis begeisterte Rezensionen hervorgerufen.


    Nur eine kritischere Beurteilung habe ich gefunden:

    Charles Baudelaire: Die Blumen des Bösen - 0,0,Signaturen


    Dort sind zwei Gedichte in der Werle- wie in der älteren Fahrenbach-Wachendorff-Übersetzung wiedergegeben, so dass man – auch wenn man die Treue der Übersetzung an sich nicht beurteilen kann (wie ich) – zumindest eine vage Einschätzung der sprachlichen Gestalt der Gedichte in den unterschiedlichen Übersetzungen vornehmen kann.

  • Dort sind zwei Gedichte in der Werle- wie in der älteren Fahrenbach-Wachendorff-Übersetzung wiedergegeben, so dass man – auch wenn man die Treue der Übersetzung an sich nicht beurteilen kann (wie ich) – zumindest eine vage Einschätzung der sprachlichen Gestalt der Gedichte in den unterschiedlichen Übersetzungen vornehmen kann.

    Ja, das ist interessant, danke für den Link! Ob es französische Muttersprachler/innen hier gibt, die die beiden Übersetzungen beurteilen können und wollen?


    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz


    Wissen Sie denn nicht, daß die Menschen manchmal nicht auf der Höhe ihrer Werke sind?
    Jean-Paul Sartre


    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.

    Helmut Lachenmann

  • Gurnemanz

    Hat den Titel des Themas von „Französische Gedichte - empfehlenswerte Übersetzungen“ zu „Französische Gedichte, z. B. Baudelaire - empfehlenswerte Übersetzungen“ geändert.
  • Französisch und französische Lyrik ist nicht mein Gebiet, aber da ich mich intensiver mit Paul Celan befasst habe, wollte ich nur darauf hinweisen, dass dieser etliche französische Gedichte übersetzt hat.

    Ich meine gelesen zu haben, dass er zumindest ein Gedicht von Baudelaire übersetzt hat: “La Mort des pauvres”. Es ist in der Gesamtausgabe seiner Werke und Übersetzungen enthalten. Ansonsten hat er sich bekanntermaßen mit Rimbaud (“Das trunkene Schiff”) und Valéry (“Die junge Parze”) beschäftigt, in den Sechzigerjahren dann auch mit Michaux, Jules Supervielle und André du Bouchet (“Vakante Glut”). Diese Übersetzungen wurden als Einzelausgaben bei Insel und Suhrkamp verlegt.

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    Was ist heute Kunst ? Eine Wallfahrt auf Erbsen. (Thomas Mann, Doktor Faustus, Kap. XXV)

  • Ich bin mit der Verlaine - Übersetzung durch Hanneliese Hinderberger sehr zufrieden . Da mein Französisch mehr Rudy Mentaer zugeneigt ist , fand ich die Gegenüberstellung FR / D hilfreich .



    Good taste is timeless / "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?"

  • Da mein Französisch mehr Rudy Mentaer zugeneigt ist , fand ich die Gegenüberstellung FR / D hilfreich .

    Genau das war auch ein Grund für meine Anschaffung der o. g. Werle-Übersetzung der Baudelaire-Gedichte. Habe ehrlich gesagt gar nicht lange recherchiert.

  • Die Werle-Übersetzung (die zwei Beispiele im Link) finde ich zu überfrachtet (übrigens schreibt der Rezensent von Alexandrinern und gibt prompt ein Beispiel mit achtsilbigen Versen ...) aber ich weiß nicht, wie ich es besser machen könnte ...

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Meine gerade bestellte Ausgabe ist in der Übersetzung von Carlo Schmid (einem dieser SPD-Urgesteine!).



    Allerdings habe ich ein andere Ausgabe genommen, di von Goldmann, war halt preiswerter. ;)


    Welche Bedeutung diese Übersetzung nun hat, darum habe ich mich erstmal nicht gekümmert. Es ging mir vorrangig um den Preis und schnelle Lieferung.


    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Längerfristig würde mich dann noch Stefan George interessieren, was ja aber keine Übersetzung ist, sondern gleich 'Umdichtung' genannt wurde.



    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Die Übersetzung von Carlo Schmid besitze ich auch (in der abgebildeten Insel-Ausgabe). Ich halte sie für ziemlich gut.


    Noch eindrucksvoller finde ich aber die "Umdichtungen" von Stefan George. Wenn man mit George etwas anfangen kann (ich kann es).....


    Herzliche Grüße


    Bernd

  • Wenn man mit George etwas anfangen kann (ich kann es).....

    Deshalb habe ich die auch in's Auge gefasst, warte nur noch bis ich die Ausgabe von 1922 irgendwo erwische.


    :wink:Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Ich kann mich daran erinnern, dass ich im Zusammenhang mit Alban Bergs Lyrischer Suite mit Georges Umdichtungen in Kontakt gekommen bin (De profundis clamavi u.a.) und dass sie mir gefallen haben.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • George hat auch verschiedene Gedichte von Mallarmé, Verlaine, Rimbaud und Verhaeren kongenial übersetzt/umgedichtet. Und darüber hinaus noch weitere Lyrik von heutzutage kaum noch bekannten Poeten aus anderen Sprachräumen als dem französischen. Zu nennen wären da vor allem Waclaw Rolicz-Lieder und Albert Verwey.


    Herzliche Grüße


    Bernd

  • Ich habe eine Insel-Jubiläumsausgabe, übersetzt von Wolf Graf von Kalckreuth (1887-1906)


    Dieser junge Mann galt als vielversprechender Lyriker von großer Begabung. Der sensible Künstler entschloß sich jedoch, die militärische Laufbahn einzuschlagen. Dem rauen Alltag des Militärdienstes war er nicht gewachsen und nahm sich das Leben. Mit nur 19 Jahren.


    Quelle: Wikipedia

  • Da ich mich der Sprache einigermaßen mächtig wähne, wollte ich eine Übersetzung, die möglichst nahe am Text ist, die mir im Wesentlichen den dauernden Griff zum Petit Robert erspart, und habe mir die Version von Monika Fahrenbach-Wachendorff bestellt.


    Na ja ...


    Ô toison, moutonnant jusque sur l'encolure!

    Ô boucles! Ô parfum chargé de nonchaloir!

    (aus: La Chevelure, woraus der titelgebende Halbvers "Tout un mode lointain" entnommen ist)


    wird zu:

    O Vlies auf deinen Schultern, welche Pracht!

    O Locken! Schwer vom trägen Wohlgeruch!


    Gemessen am Wunsch, ein Lexikon zu ersparen, ließe sich dazu einiges sagen. Das finde ich ein wenig enttäuschend.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • Nahe am Wort, warum nicht Google-Übersetzer? ;)


    Zitat

    O Vlies, das bis zum Hals reicht!

    O Locken! O Duft der Lässigkeit!

  • Gute Idee! Aber im "moutonner" schwingt doch noch ein kleines "mouton" mit. Selbst dict.leo.org weiß dafür noch "schäumen, kräuseln", was doch mehr ist als das "bis zu etwas hin reichen" und gibt dieses nette Beispiel: "Les nuages moutonnent dans le ciel." = "Der Himmel ist voller Schäfchenwolken". ;)


    Von der "Lässigkeit" mal ganz zu schweigen, die etliche Aspekte des nonchaloir, gerade die erotischen, verschweigt.

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

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