Ich kopiere mich 2x selbst aus dem Klassikforum (einmal habe ich ihn live gehört, dann später einen kurzen Enindruck zu der CD geschrieben):
El Duderino: Ich hielt ja Frau Büning noch nie für sehr kompetent, aber ich habe unlängst einmal in der Philharmonie neben ihr gesessen, und seitdem ist sie mir zusätzlich auch noch höchst unsympathisch :hide:
KOPIE:
30.10.12 im Kleinen Saal des Konzerthauses:
Igor Levit Klavier
Claude Debussy "Six Epigraphes antiques"
Max Reger Variationen und Fuge über ein Thema von Johann Sebastian Bach op. 81
Ludwig van Beethoven Sonate B-Dur op. 106 ("Hammerklaviersonate")
Was für eine Überraschung! Mein Gott, wenn der Mann keine Karriere macht, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Ich hab von dem noch nichts gehört bisher und bin auf Anhieb begeistert von so viel Können, Übermut und Musikalität.
Der begann mit Debussy soooooo spannend, so farbig, so feinfühlig im Anschlag, das war reine Klang-Zauberei für mich, sehr tragend und differenziert auch in den leisesten Tönen. Fast reinkriechend in die Tastatur, ganz versunken. Zu Reger kann ich nicht viel sagen, das Werk habe ich im Saal noch nie gehört, es war jedenfalls sehr beeindruckend. Aber dann war ich richtig neugierig auf die Hammerklaviersonate, denn die Reger-Fuge war so brilliant gespielt, dass ich mich richtig auf den Beethoven freute. Und zurecht, das war wahnsinnig: Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber ich würde beschwören, dass der erste Satz unter 10 Minuten gespielt war - und das, obwohl er ritardandi ausgespielte und - fern von sportlichem Ehrgeiz - in den Variationen auch viel Ausdruck zeigte, es klanglich auch zu einem Erlebnis machte. Er kracht nicht auf die Tasten (was im kleinen Saal tödlich ist), das tut nicht weh im forte, blieb auch bei ganz schwarzen Noten beeindruckend durchsichtig. Sehr lebendig der zweite Satz, da konnte man sich z.B. an ganz genauen kleinen Dynamikwechseln in den Phrasen erfreuen; ich fand auch die Stimmungen im Mittelteil gut getroffen. Sehr überrascht hat mich das Adagio, hier hat er auch relativ rasch begonnen, aber sehr berührend dem Fluss der Musik nachgegeben. Kein triefend schweres Trauerwerk, sondern ein HineinsinK/Gen in tiefere Sphären von Ferne. Es war ganz still im Saal (was ich selten in diesem langen Satz so erlebt habe). Mit teilweise vor dem Anschlag fast zitternden Fingern kam mitunter ein so zärtlich hngehauchtes pianissimo zustande, dass alle den Atem anhielten. Ich gab mich einsamen Meditationen hin..... und wurde dann lebhaft erweckt im Schlussatz, den er atemberaubend steigerte. Die monumentale Fuge hat er so irre schnell begonnen, dass ich dachte "unmöglich, dass KANN er so nicht weiterspielen". Absolut verrückt, noch nie habe ich das mit so viel Risiko und dabei so sauber ausgespielt gehört, mit ganz präzise gezeigter kontrapunktischer Struktur, kein Stück chaotisch, aber explosiv und mit so viel jugendlichem Feuer - und manchmal sogar mit einem Hauch von Witz. Man hörte und staunte.
Respekt vor dieser sowohl technisch als auch msikalisch sehr beeindruckenden Vorstellung. Das war große Klasse und ich werde überhaupt nicht mäkeln, dass ich diese oder jene Passage hier oder da als solche gelungener finde. Das war das beste, was ich zu op. 106 live je gehört habe (und da waren schon einige Große dabei!) bowdown .
KOPIE 2 (zur CD)
Kennen ist übertrieben, ich habs einmal via Simfy angehört.
Eher pro als contra beim ersten Eindruck. Spielen kann der das technisch zweifellos, es klingt auch gut farbig und hat keine schmalzig schmissigen Ärgernisse drin. Es fehlt mir aber der jugendliche Leichtsinn des Pianisten gleichermaßen wie die existenzielle Beethoven-Fallhöhe. Irgendwie zu glatt noch. Aber mir ist jemand, der sich da in dem Alter rantraut lieber als jemand, der bis zum Rentenalter nur Barock und Chopin spielt.
Heike