Beiträge von Der wonnige Laller

    Samstag, 31.07. 20:15 Uhr - 3sat


    Verdi: Rigoletto


    Pfingstfestspiele 2004, Festspielhaus Baden-Baden


    Raúl Hernández (Der Herzog von Mantua)
    Paolo Gavanelli (Rigoletto)
    Iride Martinez (Gilda)
    Guido Jentjens (Sparafucile)
    Mariselle Martinez (Maddalena)


    Chor: Festspielchor Baden-Baden
    Orchester: Balthasar-Neumann-Ensemble
    Musikalische Leitung: Thomas Hengelbrock
    Inszenierung: Philippe Arlaud


    Thomas Hengelbrock und Philippe Arlaud verbindet eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Eines ihrer gemeinsamen Projekte war 2004 die Inszenierung von Giuseppe Verdis Oper "Rigoletto" im Festspielhaus Baden-Baden. Ihre Interpretation auf historischem Instrumentarium war eine musikgeschichtliche Sensation. Um dem Originalklang des Uraufführungsjahres 1851 möglichst nahe zu kommen, wurden Instrumente des 19. Jahrhunderts gesucht und umfangreiche musikwissenschaftliche Recherchen zur historischen Aufführungspraxis unternommen. Die neue Bewertung der Tempi und der Klangfarbe lassen Verdis Vision von einer einheitlichen musikalischen Grundfarbe - der "tinta musicale" - im 21. Jahrhundert Wirklichkeit werden. Regisseur Philippe Arlaud rückt seine Inszenierung in die Zeit um 1905, in eine Epoche voller Utopien vor dem Chaos des Ersten Weltkriegs. Bekannt und gefeiert als Mann der Farbe, begibt sich Arlaud mit dem "Rigoletto" auf eine radikal puristische Ebene und lässt sich von Fritz Lang, Alfred Hitchcock und anderen Meistern des Schwarz-Weiß-Films inspirieren.
    3sat zeigt eine Aufführung der "Rigoletto"-Inszenierung von Thomas Hengelbrock und Philippe Arlaud aus dem Festspielhaus Baden-Baden.

    ("www.3sat.de")

    Heute, 21:45 Uhr - arte


    ELEKTRA

    aus dem Festspielhaus Baden-Baden


    ML: Christian Thielemann
    Insz.: Herbert Wernicke


    Linda Watson (Elektra)
    Jane Henschel (Klytämnestra)
    Manuela Uhl (Chrysothemis)
    René Kollo (Aegisth)


    Wiederholungen:
    27.06.2010 um 10:10
    04.07.2010 um 01:00

    Ich möchte noch schnell hinzufügen, daß ich diese Inszenierung von Robert Carsen wirklich mag - es ist allerdings auch die einzige, die ich bislang live vollständig gesehen habe. Auf mich wirkt sie mehr durch die starken (Bühnen-)Bilder von Patrick Kinnmonth, als durch wirklich ausgefeilte Personenregie. Da mag es für echte Ring-Kenner (und ein solcher bin ich nicht) vielleicht nicht wirklich viel neues geben. Ich aber hatte zwei absolute Ring-Neulinge (und relativ Opern-unerfahrene Freunde) zur Seite, die Anhand dieser Inszenierung dem Geschehen (und auch der inneren Handlung) sehr gut folgen konnten. Auch sie waren wirklich tief berührt, empfanden die vier Abende zwar als fordernd, teilweise auch anstrengend, aber eben auch - und besonders - als erfüllend. Wer denkt bei diesen Rheintöchtern nicht an die aktuelle BP-Katastrophe? Wen berührt das Schlachtfeld der "Walküre" nicht, wo Sieglinde zwischen den erfrorenen Leichen ihren gefallenen Bruder sucht? etc. Wir haben jedenfalls noch lange über diese - und weitere - Bilder der Aufführungen gesprochen und diskutiert.

    Wagner: DER RING DES NIBELUNGEN - Oper Köln, Juni 2010

    Kurz ein paar schnelle (unvollständige) Eindrücke zum Kölner Ring, ganz ungefilltert und aus dem Affekt heraus:
    Zuerst muss ich sagen: ich bin schlichtweg begeistert von dieser WA. Die szenische Einstudierung ist - und das hatte ich in diesem Maße nicht erwartet - enorm gut gelungen. Da hatte ich doch das Gefühl (anders als z.B. kürzlich beim Rosenkavalier), daß hier intensiv und detailliert geprobt wurde. Was die Sänger betrifft, so war dieser Zyklus der gelungenste, rundeste, den ich in dieser Inszenierung erlebt habe (das waren ansonsten Vorstellungen in den Premierenjahren und der Ring-Zyklus sowie der "Ring an 2 Tagen" 2006). Ganz besonders hervorzuheben sind zwei Rollendebüts: Hilke Andersen als Erda und der wahnsinnig gute Alberich von Oliver Zwarg, von dem man ganz sicher in naher Zukunft verstärkt hören wird. Endlich einmal ein wirklich gesungener Alberich, ohne falschen Pathos, ohne affektierte Vokal-Zerdehnungen ("sooo vääärfluuach ische diiie Liiiebäääää" oder so'n Quatsch), dazu ein intensives, nuanciertes Spiel. Stefan Vinke wirkte auf mich im "Siegfried" teilweise deutlich überfordert, die Stimme blühte nur in den höheren Lagen auf, klang ansonsten recht angestrengt und in mittleren und tiefen Regionen arg blass und nasal, ohne fundierte Stütze, ohne Atem. In der "Götterdämmerung" dann (als Einspringer für Lance Ryan) war er aber eine wirkliche Überraschung; die Stimme schien wesentlich besser zu sitzen, nie grenzwertig, die Reserven unerschöpflich, gute ("meinem frohen Mute") bis fulminante ("Mime hieß ein mürrischer Zwerg" etc. ) Momente. Dazu ist er darstellerisch eine kleine Rampensau der sympathischen Art, sein Siegfried ist eine Art Assi zum Knuddeln, ein naiver Rohling den man irgendwie gern haben muss. Die weiteren Rollen sind gut bis sehr gut besetzt, ich könnte hie und da rumkritteln (und das mache ich eigentlich recht gern), unterlasse es aber diesmal, da die Gesamtleistung einfach überzeugend war.
    Markus Stenz dirigiert umsichtiger, sängerfreundlicher (besonders was die Tempi betrifft) als noch vor vier Jahren. Er nimmt sich mehr Zeit, die Tempi-Wechsel sind deutlicher (die Todesverkündung etwa gelingt als genialer Stillstand der Zeit, jedoch ohne das die Musik unnötig zerdehnt wird), Fermaten und Stille wirken natürlicher. Das Gürzenich-Orchester folgt in weiten Teilen sehr gut, allerdings gehen die Streicher oft unter und auch die üblichen Patzer und Intonationsschwächen bei den Bläsern bleiben nicht aus (jetzt krittel ich doch wieder rum...).
    Zum Schluss noch etwas zu Evelyn Herlitzius: man kann über diese Stimme, über deren "Wohlklang", sicher streiten, unbestritten ist für mich aber nach diesen Aufführungen, daß man es hier mit einer der ganz großen & starken Sängerpersönlichkeiten zu tun hat. Alles, jeder Ton, jede darstellerische und stimmliche Geste wird aus einem tiefen und klaren Verständnis für die Figur, für die dramatischen Situationen geschöpft. Ihr Gesang scheint weniger Mittel zum Zweck, weniger Gesangs-Akrobatik zu sein, als viel mehr wirkliche Ausgestaltung, ja preisgabe echter Empfindungen. Ich sitze da staunend, zu tränen berührt, wenn diese Sängerinn am Ende der GöDä aus dem Bühnengeschehen heraustritt, sich vor den Eisernen Vorhang kauert und den Schlussmonolog als ganz intimes Resume darbringt. Das Schlussbild dann ist schier atemberaubend, in seiner Elementarkraft von (echtem) Feuer und Wasser packend, erschütternd. Am Ende bleibt die gänzlich leere Bühne übrig - ein starker Schluss.
    Ich jedenfalls bin immer noch nicht ganz aus diesem Eindruck wieder aufgetaucht und kratze nun meine letzten Kröten zusammen, in der Hoffnung, diese Woche nochmal dabei sein zu können...

    Fr., 21.05., 11:30 - 3sat



    Stolperstein - Wenn Phantasie das Licht ersetzt
    (Film von Brigitte Hausner)


    Douglas Yates errang als Baritonsänger den "National Council Award" an der Metropolitan Opera in New York. Heute unterrichtet er Nachwuchstenöre, Sopranistinnen und gesangsbegabte Kinder. Ein Augenleiden ließ den erfolgreichen Bariton nahezu erblinden. Den Traum von der ganz großen Karriere an der Oper hat er im Grunde seines Herzens nie aufgegeben, doch der Amerikaner, der heute in Franken lebt, muss sich erst wieder erneut seinen festen Platz in der Musikwelt erobern. Mit seiner unprätentiösen und natürlichen Art gewinnt der Texaner spielend das Vertrauen von Kindern. Eine ganze Gruppe zu unterrichten ist für den Sänger allerdings Neuland. Zwischen acht und 14 Jahren sind die Jungen und Mädchen, die an der Musikakademie in Hammelburg mit ihm zusammen Wolfgang Amadeus Mozarts "Zauberflöte" erarbeiten. Auch die Musik der Romantiker Franz Schubert, Robert Schumann, Johannes Brahms, Maurice Ravel und Richard Strauß sowie George Gershwin liegen Douglas Yates am Herzen.
    Der Film "Stolperstein" porträtiert den Bariton. In Gesprächen blickt er zurück auf seine Kindheit, sein Elternhaus und seine Jugendzeit.


    ("www.3sat.de")

    Mein ultimativer Sommer-Film-Tip:


    Beautiful Thing
    (GB, 1996)
    Regie: Hettie MacDonald (nach dem gleichnamigen Bühnenstück von Jonathan Harvey)



    Eine Londoner Plattenbausiedlung, schwüle Sommerhitze. Der Teenager Jamie hat sich in den Nachbarsjungen Ste verliebt, der unter den Misshandlungen seines saufenden Vaters leidet. Sandra, Jamies alleinerziehende Mutter, ermöglicht unbewusst die heimliche Liebe der beiden Jungs, als sie Ste bei sich aufnimmt und in Jamies Zimmer einquartiert. Ansonsten verfolgt sie ihren Traum vom eigenen Pub oder liefert sich Verbalattacken mit Leah, der abgefraggelten Nachbarstochter, mit der sie nur eine Vorliebe verbindet: die Musik von Mama Cass (welche 90% des Soundtracks ausmacht).
    Soweit die Ausgangssituation des Films. Nichts besonderes, mag man jetzt denken. Falsch. Was diesen Film so sehens- und liebenswert macht, daß sind u.a. die detailreichen und liebevoll gezeichneten Charaktere, die großartigen Darsteller (zum Niederknien: Linda Henry als leicht assig-dominante Sandra in rosa Leggings) und die pointierten Dialoge voller Ironie und Witz. Bei aller thematisierter Problematik (Gewalt, Coming-Out, Unterschicht etc.) ist dieser Film keine bittere Milieustudie, kein schwergewichtiges Coming-Out-Drama und auch keine schmalzige Teenager-Romanze, sondern eine echte Kino-Perle, die mit einer verblüffenden Leichtigkeit zu berühren weiß. Und selbst die letzte Szene ("http://www.youtube.com/watch?v=-9AKS6T4gTc"), in der Ste und Jamie zu "Dream a Little Dream of Me" zwischen den Wohnblocks im Abendsonnenlicht tanzen, gerät nicht zum Kitsch. Schon gar nicht, wenn Sandra Ste zuzwinkert und sagt: " `Ere, Ste! Imagine your dad´s face..."
    :thumbup:

    Was´n hier wieder los?
    Ich kann die Aufregung, die sich hier aus Florians "Pianisten"-Eingangsposting ergeben hat, nicht verstehen, hat er doch klar begründet, was ihm an der einen Interpretation gefällt (empfindsam, durchscheinend, unschwellende Kraft) bzw. an der anderen nicht (verschwommen, glanzlos, unnötige Wucht, unpersönlich). Er zeigt sich bereit, sein Urteil zu überprüfen, ist interessiert an der Meinung anderer und bietet allein durch die Formulierung "Ich behaupte: [...] Was meint ihr dazu?" seine These doch von selbst schon zur Diskussion an - das "schreit" nicht nach Widerspruch, sondern ist ein klares Angebot für anständigen Meinungsaustausch. Das kleine Quentchen Provokation, welches in seinem Beitrag steckt, ist doch kaum der Rede wert, schon gar nicht solche Aufwallungen...


    Ich behaupte: Cosimas unwirsche Kritik an Florians Beitrag ist weitaus undifferenzierter und polemischer als seine Kritik an Zechlin und Pollini ...

    Heute, 20:05 - HR2


    Dvořák: Rusalka


    Rusalka - Ana Maria Martinez
    Prinz - Brandon Jovanovich
    Fremde Fürstin - Tatiana Pavloskaya
    Wassermann - Mikhail Schelomianski
    Jezibaba - Larissa Diadkova


    Glyndebourne Opera Chorus
    London Philharmonic Orchestra
    Leitung: Jiri Bělohlávek


    (Aufnahme vom 19. August 2009, Glyndebourne Festival)

    Heute, 19:30 - France Musique


    Francis Poulenc: La Voix Humaine
    Stéphanie d'Oustrac


    Arnold Schönberg: Erwartung
    Brigitte Pinter


    Arnold Schönberg: Pierrot lunaire
    Anja Silja


    Orchestre National du Capitole
    Direction : Alain Altinoglu


    (Aufzeichnung vom 16. März 2010,Théâtre national de Toulouse)

    Fume! – Wenn in der Oper geraucht wird...

    "Fume!" - "Rauche!" fordert Hoffmann seinen Freund Nicklausse auf. Marcello, Colline und Rodolfo freuen sich, neben Legna und Bordeaux , besonders über Sigari. Und im 1. Akt von Carmen hat man gleich mal eine ganze Zigaretten-Fabrik auf der Bühne. :shake: Dabei soll man doch nicht rauchen - und Opernsänger, gar mitten auf der Bühne, schon mal gar nicht... Lisa Della Casa fragte einst einen Fernsehmoderator nach einer Zigarette und kommentierte seinen verdutzen Blick mit den Worten: "Singing is more dangerous than Smoking". Caruso soll sogar zwei Päckchen am Tag gequarzt haben und Risë Stevens, die "Sauberfrau" der Metropolitan Opera, machte in den 40er Jahren tatsächlich Werbung für Camel.
    In einem alten Opernführer lass ich kürzlich auch noch von einer italienischen Oper, deren hauptsächliches Thema der Tabakkonsum ist: "Il segreto di Susanna". Eine Frau raucht heimlich, sobald ihr sauberer Gatte aus dem Hause ist. Dieser "riecht" einen Nebenbuhler im Schlafzimmer, das heimliche Laster fliegt auf - und man raucht künftig nur noch gemeinsam... Ja, geht´s noch? :cursing: "Pro Lungenkrebs" im heiligen Musentempel...?! :wut2:
    Hemmungsloser Alkoholgenuss auf der Bühne? - Aber immer doch! :yes: Wo bliebe sonst die Operette??
    Ungeschützter Geschlechtsverkehr, Sextourismus, Inzest? - Natürlich, ohne wär´s doch doof! 8o
    Drogen ("Der fliegende Holländer" - ich bitte euch! :beatnik: ), Stimulations- und Betäubungsmittel? - Alle Daumen hoch, jaaa, ein Muss für jede gute Opernhandlung ! :thumbup:
    Aber Rauchen...?! Doch nicht in öffentlichen, noch dazu subventionierten Gebäuden...


    :boese:


    (Und der schmachtende Opernbesucher muss seine Sucht draußen in der Kälte befriedigen...)



    Übrigens:

    Rauchen macht sehr
    schnell abhängig:
    Fangen Sie gar
    nicht erst an!


    Welche Opern muß man denn noch aus gesundheitlichen Gründen meiden? ?(


    :D

    Oh fein, da mach ich mit.
    Zunächst die Abteilung „So bescheuert, daß es schon wieder gut ist“:



    (Passt aber auch zu „Eben übergeben“ :stumm: )


    Allerdings :pfeif: :yes: Und die beiden Flamingo-Bilder auch...


    Dieses Bild ("http://static.rp-online.de/layout/showbilder/14323-kunst-kultur-festspielhaus.jpg") ist zwar auch kein Cover, aber echt lustig... :mlol:

    Da finde ich das Carmen-Cover, das Klawirr mal gepostet hat, weitaus ansprecheder. Das hat Witz uind Pepp.
     


    Das ist von Rafal Olbinski, dessen Opernbilder und -plakate (viele für die New York City Opera) ich schlichtweg großartig finde; irgendwie gleichzeitig naiv, hintergründig, surreal und traumhaft. Die Bilder haben etwas von Magritte.



    Am besten finde ich das Bild zu Salome, wo das Auge des Jochanaan-Kopfes gleichzeitig die Scham der tanzenden Salome ist. Oder der Rosenkavalier, der leichtfüßig von der einen auf die andere Damenhand wechselt. Das sind immer ganz sinnfällige Illustrationen. Da das verlinken der Bilder nicht erlaubt ist: einfach mal die Begriffe Olbinski + Opera googeln...


    Oder diesen Link kopieren: "http://www.polishhomefoundation.org/events/Olbinski/Opera_gallery1.htm"

    Montag, 17.05., 22:10 Uhr - arte


    Ruggero Leoncavallo: I Pagliacci (Oper Zürich)

    Musikalische Leitung: Stefano Ranzani
    Inszenierung: Grischa Asagaroff


    Nedda: Fiorenza Cedolins
    Canio: José Cura
    Tonio: Carlo Guelfi
    Silvio: Gabriel Bermúdez
    Peppe: Martin Zysset
    Due contadini: Uwe Kosser, Christopher Hux


    Weitere Infos:
    "http://www.arte.tv/de/Kultur-entdecken/_E2_80_9EPagliacci_E2_80_9D-von-Leoncavallo/3160222.html"