Beiträge von Mina

    VERDI: La Traviata – Kommentierte Diskographie

    Wenn jemand meint, daß es unnötig ist, für eine Diskografie ein eigenes Thema aufzumachen, würde er das dann bitte verschieben?




    Vermutlich dürfte es wenige Opern geben, die so oft auf Schallplatte und CD gebannt wurden wie Verdis „La Traviata“, und nahezu jede Sopranistin die die vokalen Voraussetzungen auch nur annähernd erfüllt, dürfte sich an dieser Rolle versucht haben.

    Die erste Operngesamtaufnahme die überhaupt jemals erschienen ist, soll


    eine französische Traviata gewesen sein. Sie wurde für das Grammophon aufgenommen und man mag sich gar nicht vorstellen, wie viele Platten das gewesen sein müssen. Ich habe sie vor vielen Jahren auf Schallplatte bei SATURN in Köln ergattert. Sie befindet sich zur Zeit in irgendeinem Umzugskarton, aber wenn ich sie wiederfinde, werde ich nochmal reinhören und was dazu sagen.


    Daher also: „Zeigt her Eure Aufnahmen!“


    Ich habe ja bei „Davon interessiert mich alles“ erwähnt, saß ich von dieser Oper nahezu 30 Aufnahmen und DVDs besitze, denn sie gehört, (mit Hoffmann und Don Giovanni) zu meinen Lieblingsopern.


    Es gibt viele großartige Violettas, aber die Wunderbarste ist für mich immer noch Maria Callas. Hier gefällt mir vor allem die Live-Aufnahme aus Lissabon aus dem Jahre 1958.
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    Ich werde nicht müde zu betonen, daß Callas nicht nur eine Meisterin der großen, emotionalen Ausbrüche war, sondern auch, und vielleicht vor allem, der stillen Momente. Es gibt bei dieser Aufnahme viele Momente, die mich sehr berühren, aber


    keinen, der so zu Herzen geht wie Violettas stilles, resigniertes „E vero, è vero“ im Duett mit Germont.


    Violettas Alfredo ist hier der junge Alfredo Kraus und er gefällt mir sehr gut, auch wenn er in der Ballszene durchaus etwas mehr aus sich hätte herausgehen können. Ein wenig von der kalten Wut eines Rolando Villazón in Salzburg wäre da nicht verkehrt gewesen. Extrem störend allerdings ist der nicht zu überhörende Souffleur.


    Es gehört m.E. zu den ganz großen Unterlassungssünden der Musikgeschichte, daß Callas’ Violetta niemals für den Film festgehalten wurde, wie es ja überhaupt überraschend wenige Filmdokumente dieser größten aller Singschauspielerinnen gibt.


    Ihre einzige Studioaufnahme dieser Oper hat mich nie wirklich begeistern können, Callas gefällt mir auch hier, aber ihr Alfredo (Francesco Albanese) singt doch arg schaumgebremst.




    Bei beiden Mitschnitten überzeugen mich die Sänger des Germont nicht wirklich, meine Lieblingsgermonts heißen Sherill Milnes in der Aufnahme mit Cotrubas und Domingo





    Josef Metternich in der alten (und leider nur als Querschnitt erhältlichen) Aufnahme mit Melitta Muszely und Rudolf Schock, und Thomas Hampson, dessen (auch darstellerisch) phänomenale Leistung 2005 in Salzburg mich immer wieder begeistert.






    Meine Lieblingstraviatas auf DVD:



    Eine Inszenierung, in der m.E. einfach alles stimmt, und in der erzählt wird, warum gerade diese drei Menschen aufeinander treffen und diese Begegnung in einer Katastrophe enden musste. Die Elemente deren Decker sich bedient (große Uhr, leere Bühne, Gevatter Tod in Persona etc.) sind alle nicht wirklich neu, aber was er und seine Darsteller daraus machen ist schon beeindruckend.


    Die zweite Lieblings-Traviata ist die von Oper337 bereits erwähnte Zeffirelli-Verfilmung mit Teresa Stratas und Placido Domingo



    Ich habe den Film als junges Mädchen im Kino gesehen, und natürlich war ich am Ende in Tränen aufgelöst und bin es wenn ich ihn heute sehe immer noch. Geärgert haben mich allerdings die m.E. unnötigen musikalischen Striche, der letzte Akt zum Beispiel beginnt nach dem Vorspiel sofort mit der Briefszene und „Addio del passato“, auch klingt Stratas im ersten Akt manchmal etwas angestrengt („Sempre libera“) dennoch: da ich Maria Callas in dieser Rolle nie auf der Bühne gesehen habe, und sie bei mir ohnehin außer Konkurrenz läuft, ist Stratas für mich eine nahezu ideale Violetta, darstellerisch, optisch, und über weite Strecken auch gesanglich. Placido Domingo war über Jahrzehnte mein Lieblings-Alfredo.




    Teresa Stratas Rollendebüt fand 1965 in München an der Seite von Fritz Wunderlich und Hermann Prey statt. Die Aufführung ist auf CD erhältlich und ich mag sie sehr. Ich habe niemals eine so ermattete, buchstäblich zu Tode erschöpfte Violetta gehört wie Stratas in der Sterbeszene, Wunderlich ist ein großartiger Alfredo. Nebenbei kann man ihm bei einem seiner seltenen Patzer erleben: kurz vor „Parigi o cara“ verbaselt der Gute einen Einsatz, und ich finde es ausgesprochen sympathisch und beruhigend, daß selbst einem Wunderlich sowas passieren konnte.


    Vielen Dank für eure vielen spannenden Antworten!


    oper337


    Ich stimme dir zu: es ist ein Jammer, daß diese Verdi-Serie nie wieder gezeigt wurde, sie lief in den 80ger Jahren im Deutschen Fernsehen und sie hat mir sehr gut gefallen.


    Ich denke auch nicht unbedingt, daß Verdi nun 1 zu 1 seine Lebensgefährtin auf die Bühne gebracht hat, sehe das wie Fairy: Strepponi als Kurtisane auf die Bühne zu bringen wäre eine Respekt- und Taktlosigkeit gewesen. Dennoch kann ich mir nicht vorstellen, daß ihm nicht gewisse Paralellen druchaus bewußt gewesen sind, immerhin galt damals eine Frau vom Theater zwar nicht direkt als Kurtisane, aber so ganz zur guten Gesellschaft wird sie auch nicht gehört haben, und auch Strepponi war eine "Frau mit Vergangenheit".


    Sehr spannend finde ich die Überlegung, daß Verdi Marie Duplessis zu Lebzeiten vielleicht sogar gesehen haben könnte. Während eines seiner Parisaufenthalte war sie ja noch am Leben, und es wäre durchaus denkbar, daß man ihn z.B. im Theater auf diese schöne junge Frau aufmerksam gemacht hat.


    @Fairy


    Daß Viardot ihr begegnet ist wußte ich gar nicht!


    Stimmt, Alfrdos Schwester hatte ich doch glatt vergessen, dabei ist es vielleicht sogar vor allem sie mit deren Schicksal Germont Violetta schließlich "rumkriegt". Ich denke nämlich, daß Violetta an den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit zwar zerbricht, sie aber dennoch verinnerlicht hat und sogar teilt. Wie Germont ist sie der Ansicht, daß es ihr eigentlich ganz recht geschieht, daß es zwei Arten Frauen gibt: solche wie Alfredos Schwester, die ihr Glück "verdient" haben, und solche wie sie, die für immer aus der Gesellschaft ausgeschlossen sein werden. Ich glaube, sie bringt das Opfer nicht nur aus Liebe zu Alfredo, sondern auch, um durch diesen "Umweg" doch noch Aufnahme in seine Familie zu finden, als jene geheimnisvolle "Freundin", der Alfredos Schwester sein Glück verdankt.


    Was diese Schwester wohl sagen würde, wenn sie je erfährt, daß der Mann den sie liebt bereit war sie zu verlassen, nur weil Alfredo eine "unpassende" Beziehung eingegangen ist, steht nochmal auf einem ganz anderen Blatt...


    Alfredos und Violettas Problem ist m.E. daß sie alles mögliche miteinander tun, reden scheitn aber nicht dazu zu gehören. Bei einer so speziellen Beziehung wäre es wichtig, miteinander darüber zu reden wie man mit der definitiv zu erwartenden Einmischung druch Familie, Freunde etc, umgehen soll. Auch das Vertrauen zwischen den beiden scheint ja nicht allzugroß zu sein, sosnt würde Violetta nie glauben, daß Alfredo ihrer überdrüssig sein wird, wenn die erste Leidenschaft verraucht ist, und Alfredo würde nie auf den ältesten aller Tricks reinfallen: so einen bescheuerten Brief.


    Unter anderem das ist es, was mir an der salzburger Traviata so gut gefällt, man begreift, warum Alfredo sofort auf Violettas Brief hereinfällt: er hat diesen furchtbaren (und von Hampson grandios gespielten!) Vater, der ihm alles mögliche beigebracht hat, aber wohl nicht daß Vertrauen darin, daß er ein liebenswerter Mensch ist, der dauerhaft geliebt wird, es scheint ihm sofort plausibel, daß Violetta nach einer weile genug von ihm hat und das Unheil nimmt seinen Lauf.

    VERDI: La Traviata – Romantisches Rührstück oder aktuelle Gesellschaftskritik?


    Sie zählt ja nun nach wie vor zu den absoluten Rennern des Repertoires, und ich gestehe gerne, daß „La Traviata“ auch zu meinen Lieblingsopern gehört. Handlung und Entstehungsgeschichte sind bekannt: basierend auf dem Roman und dem Theaterstück „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas fils erzählt die Oper die Geschichte der Kurtisane Violetta, die in Alfredo die große Liebe ihres Lebens findet, diese Liebe opfert um Alfredos gesellschaftliche Zukunft nicht zu gefährden und schließlich, verarmt und von allen verlassen, nach einem letzten Wiedersehen an der Tuberkulose zugrunde geht.


    Daß die Uraufführung unter angeblich schallendem Gelächter des Publikums stattfand weil niemand der kreuzbraven, üppigen und blühend gesunden Sopranistin die schwindsüchtige Kokotte glauben wollte ist eine gern erzählte Anekdote, die stimmen mag oder auch nicht.


    Während die Oper an jedem Tag den der Herr werden lässt irgendwo auf der Welt gespielt wird, ist das Theaterstück fast der Vergessenheit anheim gefallen, und auch den Roman lesen vermutlich nur noch hoffnungslos dem Kitsch verfallene Menschen wie ich.


    Aber zur Zeit ihrer Entstehung waren Bühnenstück wie Oper ja durchaus nicht unumstritten. Dumas musste einige Konzessionen machen ehe er seine Marguerite auf die Bretter schicken durfte. Bei Verdi bemängelte die Zensur neben dem Titel vor allem die Zeit in der das Stück spielte, man zwang den Komponisten es aus der damaligen Gegenwart ins Frankreich des 18. Jahrhunderts zu versetzen, so große Angst hatte man offenbar vor der Brisanz des Stoffes.


    Dahin geht nun meine Frage: was ist davon geblieben?


    Daß die Musik zum schönsten gehört, was je geschrieben wurde, werden wohl wenige bestreiten, aber davon abgesehen: was ist „La Traviata“ heute? Ein romantisches Dirnendrama aus alter Zeit, das man am besten wie Zeffirelli mit Krinoline, Hängelocken, mächtig viel Blattgold und noch mehr Kamelienblüten geben sollte, oder doch ein Stück, daß auch heute noch wirkliche Brisanz besitzt?


    Daß das Thema „Liebe und Tod“ (ein Titel den Verdi auch in Erwägung gezogen hat) ein Ewiges ist steht außer Frage, aber würde diese spezielle Konstellation heute noch funktionieren? Wäre diese Geschichte heute so möglich oder nicht?


    Ich persönlich bin da hin- und hergerissen. Die Heuchelei ist seit 1852 nicht ausgestorben, und daß in einer Gesellschaft auf der einen Seite der Markt für käuflichen Sex immer üppigere (und erschreckendere) Blüten treibt, auf der anderen Seite ein Politiker, Präsident etc. (Achtung, politische Bemerkung!) Kriege anzetteln, aber um Himmelswillen nicht in den Armen einer Prostituierten erwischt werden darf ist kein Geheimnis. Dieser Teil der Handlung würde also funktionieren, aber würde sich Violetta heute so einfach die Butter vom Brot nehmen lassen? Noch dazu wenn sie weiß, daß sie nicht alt werden wird, sie also „wenn einst die Zeit den süßen Traum der Gegenwart zerstöret“ vermutlich nicht mehr am Leben sein und die Auswirkungen auf Alfredos Zukunft nicht allzu groß sein werden.


    Es gibt ja hinreichend Inszenierungen, die diese Oper in die Gegenwart verlegen, die Gelungenste der letzten Jahre ist für mich, unabhängig davon, was man nun von Anna und Rolando halten mag (ich mag die Eine und zittere heftig um den Anderen), die Salzburger Traviata von Willie Decker, die Grauenvollste die von Peter Mussbach von 2003 in der Violetta auf einer Autobahn, Schnellstraße, oder was immer das nun auch sein soll lebt, liebt, leidet und stirbt.


    Ich bin gespannt auf Eure/Ihre Ansichten.

    Ketzermodus an


    Je nun, was wird schon die Intention solcher Regisseure sein? Sie wollen uns zeigen, daß der Mensch


    Permanent um sich selbst kreist


    Unfähig ist mit seinen Mitmenschen zu kommunizieren


    Aus verkrusteten, erstarrten Verhaltensmustern nicht ausbrechen kann und will.

    Das machen sie uns klar, indem die Protagonisten ins Publikum starren und sich nicht mal ansehen wenn sie einander ewige Liebe schwören oder umbringen.


    Ketzermodus aus



    Wie gesagt, auch mir ist sofort Achim Freyer eingefallen. Immerhin: der hat im „Onegin“ seinen Sängern Bewegungsabläufe abverlangt bei denen man sich wirklich fragt, wie da ein Mensch noch einen gescheiten Ton rausbringen soll. Da hatten es Kaspar und Kollegen gestern dann doch noch etwas besser.

    Stimmt, die erste selbstgekaufte Schallplatte ist wohl auch nicht ganz unwichtig.


    Bei mir war das diese:



    Domingo war jahrzehntelang mein Lieblingsalfredo, ich habe die Aufnahme häufig gehört, bis dann Maria Callas in mein Leben getreten ist...

    Ich habe leider nur den ersten Akt gesehen, da Herr Mina „Das Parfum“ sehen wollte, und da er vor einigen Tagen den ganzen (großartigen!) „Rosenkavalier“ mit mir durchgestanden hat, wollte ich nicht rumzicken und habe nach dem ersten Akt umgeschaltet. (Die Anschaffung eines Zweitfernsehers wäre zu erwägen :thumbup: )


    Meine Assoziation war auch sofort die Peking-Oper, mit der ich ebenfalls nicht sehr vertraut bin. Ich kann diese Art der Inszenierung ehrlich gesagt nicht mehr ertragen. Du hast sie ja sehr anschaulich beschrieben: Sänger, die permanent ins Publikum starren, sich kaum bewegen, die Hand aufs Herz legen wenn’s romantisch wird etc. Eben das gute alte Rampensingen in neuem Gewand. Ich habe davon in letzter Zeit einfach zu viel gesehen als daß es mir mehr als ein müdes Gähnen entlocken könnte. Es regt mich nicht einmal mehr auf.


    Musikalisch aber hat mir das was ich gehört habe sehr gefallen, es war ja wie gesagt nur der erste Akt. Kaspar hat mir gut gefallen, bei Max hatte ich den Eindruck, daß er seine große Arie stellenweise etwas eigenwillig verziert hat, ich habe das so jedenfalls noch nicht gehört.


    Was bitte sollte das Wesen mit gelber Bart- und Haartracht während der Ouvertüre darstellen? Den Eremiten? Agathe? Oder beide zugleich? Vorne (langer Bart) Eremit, hinten (bodenlanges Haar) die holde Agathe?


    Wie auch immer, schön bunt war es und hat mich im Stil etwas an Achim Freyers „Eugen Onegin“ letztes Jahr in Berlin erinnert.

    Ich wurde ebenfalls vom Plattenschrank meiner Eltern geprägt, vor allem vom Plattenschrank meiner Mutter. Die erste Platte die ich rauf und runter gespielt habe war „La Traviata“ mit Rudolf Schock, Melitta Muszely und Josef Metternich:


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    Die elterliche Platte hatte noch ein anderes Cover: Muszely im Türkisfarbenen und mit großem Fächer. Ich habe diese Aufnahme geliebt und mag sie immer noch sehr, weshalb ich sie vor einigen Jahren auf CD gekauft habe.


    Eine andere wichtige Schallplatte war:


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    Für mich nach wie vor die Jahrhundert-Aufnahme, an der sich alle anderen messen lassen müssen.
    Außerdem habe ich mich ebenfalls an den Singelschallplatten meiner Großeltern bedient. Besonders geliebt habe ich „Je crois entendre encore“ gesungen von Gigli und „Parle-moi de ma mère“ ebenfalls von Gigli im Duett mit seiner Tochter Rina, deren Stimme mir nach wie vor ausnehmend gut gefällt.Ich habe später wegen dieses Duetts die Gesamtaufnahme gekauft mit Ebe Stignani als Carmen, Gigli als Don José und und Rina Gigli als Micaela, aber ich kann mit Stignani nicht allzuviel anfangen, für mich hört sie sich eher an wie Carmens Großmutter. :hide:






    Und auch bei mir führte an dieser Platte führte kein Weg vorbei:


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    Eine wichtige „filmische“ Prägung war „Die schwedische Nachtigall“ mit Ilse Werner. Die Handlung darf man getrost vergessen, es geht um die (wohl sehr geschönte) Lebensgeschichte der schwedischen Sopranistin Jenny Lind, und ich hätte ihn längst vergessen, wenn nicht Erna Berger der Hauptdarstellerin ihre Stimme geliehen hätte, und diese Stimme ist für mich bis heute eine der schönsten, die ich je gehört habe.

    Waldi


    Das ist nicht der schlechteste Plan für den Ruhestand! Wenn ich meine Traviatas alle am Stück hören und vergleichen wollte, würde das allein drei Wochen dauern. Beim Rigoletto ist es nicht ganz so schlimm, und was „Trovatore“ angeht, habe ich es bisher nicht zu einer einzigen Aufnahme gebracht.
    Zum Rigoletto: meine erste selbsterworbene Gesamtaufnahme war vor sehr langer Zeit eine Aufnahme mit Beverly Sills als Gilda und Sheril Milnes in der Titelrolle. Ich habe sie dann irgendwann verlegt und nie mehr wieder gefunden. Ich hätte schwören können, daß Pavarotti der Duca war, musste aber neulich bei jpc feststellen, daß offenbar doch Alfredo Kraus gesungen hat. Habe sie eben sehr lange nicht mehr in der Hand gehabt.


    Wie auch immer, mir hat die Aufnahme sehr gut gefallen. Wäre ich nicht einige Zeit später in heftiger Leidenschaft für Maria Callas entbrannt, hätte ich ein ernsthafter Sills-Fan werden können, aber da sich beider Repertoire ja zum Teil überschneidet, habe ich Sills zugunsten von Callas schmählich vernachlässigt.


    Ich denke aber, daß die Aufnahme einen Neuerwerb lohnen würde und setzte sie auf meine To-Do-Liste.


    Der Ponelle-Film gefällt mir wg. Pavarotti und Gruberova auch sehr gut, aber mit Ingvar Wixell werde ich einfach nicht richtig warm. Dabei singt er ja nicht schlecht, aber wenn ich sein „Miei signori.. perdono, pietate...” mit Gobbi vergleiche, dann liegen da m.E. doch Welten dazwischen.


    Für mich hat kein Bariton diese Rolle ergreifender gesungen. Es gibt einen alten Schwarzweiß-Film mit Gobbi den ich als junges Mädchen gesehen und nie vergessen habe. Seither ist Gobbi für mich in dieser Rolle unerreicht.


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    Gut gefallen hat mir auch der Dresdener Rigoletto der vor einigen Monaten auf ARTE übertragen wurde. JDF ist m.E im Belcanto zwar eher zuhause, aber gefallen hat er mir trotzdem. Umwerfend fand ich den rabenschwarzen Bass von Georg Zeppenfeld.

    Zunächst erstmal nur kurz, da ich auf gerade wenig Zeit habe: ich mag den Freischütz. Sehr sogar. Natürlich habe auch ich ihn in der Schule druchgenommen, und er hat mir gleich gefallen. Ich besitze bisher nur eine aufnahme: die mit Schock und Grümmer, und würde ihn gerne mal wieder im Theater sehen.


    Auf DVD gefällt mir die Inszenierung von Vico von Bülow alias Loriot.


    Mir gefällt die Sprache der Oper, natürlich scheint sie heute etwas angestaubt, aber ich mag es, Worte und Formulierungen zu hören, die sonst kaum noch jemand in den Mund nimmt und die fast ausgestorben zu sein scheinen. Wo hört man noch Worte wie "Totenkrone", "Botenfrau" oder "Kettenhund"? Und klingt "War ich denn blind? Sind denn die Sehnen dieser Faust erschlafft?" nicht eindeutig besser als "Scheiße, daneben!" ?


    Natürlich würde sich in unseren Breiten heutzutage kaum eine Frau benehmen wie Agathe, aber das trifft auf nahezu alle anderen gängigen Opern ebenfalls zu. Welche Frau würde sich von ihrem Geliebten trennen, nur weil dem Herrn Papa ihre Vergangenheit nicht passt? Wer würde sich vom Bruder in eine Ehe zwingen lassen, in der Hochzeitsnacht den Gatten meucheln und dem Wahnsinn anheimfallen?


    Der Freischütz gehört im Übrigen zu den Opern, bei denen ich es gar nicht vertragen kann, wenn sie allzu modern inszeniert werden. Das hat absolut nichts mit einer grundsätzlichen Abneigung gegen moderne Inszenierungen zu tun, aber der Feischütz braucht (wie m.E. zum Beispiel auch "Hoffmann") diese Atmosphäre einer Zeit in der man viel mehr an Geister, Dämonen und Gespenster geglaubt hat als heute. Ein bißchen Hoffmann'sche Schauerromantik ist da durchaus angebracht.


    In der Wolfsschluchtszene muß es so richtig krachen. Man muß ja nicht gerade ausgestopfte Wildschweine am Seil über die Bühne ziehen, aber ein bißchen Theaterdonner sollte es schon geben.

    @Fairy Queen


    Wie schön, noch jemand, der Erna Berger so mag! Ich habe einmal einen Satz über sie gelesen, der es auf den Punkt bringt: von all den Sängern die zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren wurde habe „niemand eine Stimme gehabt, die die allgemeine Grausamkeit mit mehr Süße zu lindern vermochte als Erna Berger“.


    Was soll man da noch hinzufügen?


    Was das eigene Singen angeht, habe ich vor einiger zeit eine Erfahrung gemacht, von der ich bisher immer dachte, sie würde nur „richtige“ Sänger betreffen: den Zusammenhang zwischen Stimme und Seele.


    Es ging mir seelisch gar nicht gut, ich hatte über Monate heftigen Streß, da ich einige Lebensentscheidungen zu treffen und außerdem einen heftigen Umzug zu bewältigen hatte etc. Drei Monate war an singen nicht im Traum zu denken, unsere Stimmbildnerin hat mir schon


    zu einem Besuch beim HNO-Arzt geraten. Eines schönen Tages kurz nach dem Umzug und mit deutlich gesenktem Streßpegel fange ich aus alter Gewohnheit beim Schrank einräumen an zu singen und plötzlich geht es wieder. Ich singe nach wie vor nicht wie Erna Berger, und werde es auch nie, aber mein kleiner Wald- und-Wiesen-Chorsopran funkioniert plötzlich wieder. Ich habe es noch nie am eigenen Leib erlebt, daß die Seele solche Auswirkungen auf die Stimme haben kann.

    Areios


    Ja, die Baritone im Chor...mein Mann ist auch (hoher)Bariton, singt allerdings Tenor.


    Schöne Sachen habt ihr da im Programm! Gelegentlich interessiert mich deine Meinung zum Rutter-Requiem, das wir letztes Jahr auch gesungen haben.

    Ich wußte nicht, daß die Philharmonie der U-Bahn zum Opfer zu fallen droht und bin einigermaßen entsetzt :|


    Da Remscheid nicht weit von Köln entfernt ist, bin ich ab und zu in der Philharmonie und habe gerade die Akustik dort immer sehr genossen. Im November 2007 habe ich dort z.B. eine grandiose Aufführung des Verdi-Requiems erlebt die mich auch wegen der Akustik hat glauben lassen, ich sei gestorben und im Himmel wieder aufgewacht.


    Ich will doch sehr hoffen, daß es nicht ganz so schlimm wird, wie es scheint.

    Offen gestanden weiß ich gar nicht, ob ich mich hier überhaupt zu Wort melden darf...ich bin schwer beeindruckt und eingeschüchtert. Lauter singende und konzertierende Menschen. Und das solistisch... :thumbup:


    Dennoch: auch ich bin eine singende Capricciosa, wenn auch nur als Hobbysängerin und nur im Chor.


    Gesungen habe ich immer, zu meinen frühesten Kindheitserinnerungen gehört es, daß ich auf einer Schaukel gesessen und lauthals das komplette Oeuvre von Chris Roberts zum Besten gegeben habe. Ein Kind der schlagerbetonten 70iger Jahre eben. :D


    Mit etwa 9 bin ich in den hiesigen Kinderchor unserer Gemeinde eingetreten, habe ihn mit 15 wieder verlassen und den Riesenfehler gemacht, 10 Jahre lang keinem Chor anzugehören, was ich bis heute bitter bereue. :cursing:


    Gesungen habe ich dennoch: Olympias Lied unter der Dusche, „Dite alla giovine“ beim Spülen, Mimis Arien in Treppenhäusern weil es so schön gehallt hat usw.


    Mit 25 bin ich dann wieder einem Chor beigetreten und habe Gesangsstunden genommen, oder das, was ich dafür gehalten habe. Ein bisschen skeptisch war ich die ganze Zeit, da mein „Lehrer“ stets auf sein Klavier eingedroschen hat als hätte es ihm was Böses angetan. Mit meinem zarten kleinen Sopran musste ich „gegen“ das Klavier singen, nicht „mit“ ihm. Hingeschmissen habe ich die Stunden, als der „Lehrer“ auf mein ratloses „Ich habe aber manchmal Halsschmerzen nach der Chorprobe“ mit „Das kann bei schweren Stücken schon mal vorkommen“ geantwortet hat. X(


    Wenn ich heute zumindest ab und zu brauchbare Töne rausbekomme, dann wohl weil ich nach dieser Stunde „geflohen“ bin als sei der Leibhaftige hinter mir her.


    Ich singe heute zum einen in einem Kirchenchor, der sich nicht nur dem üblichem Repertoire widmet , sondern dessen Leiterin auch ein ausgesprochenes Faible für moderne Musik hat. Wir singen z.B. immer wieder Peter Ebn, der mich musikalisch nur bedingt begeistert, aber mein Gehör ungeheuer schult, und das habe ich leider dringend nötig.


    Außerdem bin ich Mitglied in einem, ich muß das so unbescheiden sagen, wirklich sehr guten Projektchor, der sich zu regelmäßigen Arbeitsphasen trifft. Wir haben hier eine großartige Stimmbildnerin und Logopädin , die genau weiß was sie tut und die es schafft, aus jedem die ihm Mögliche Maximalleistung herauszuholen, ohne daß man in Versuchung gerät, seiner Stimme Gewalt anzutun.


    Werke die wir bisher aufgeführt haben
    Mozart: Requiem
    Mozart: Vespere solenne de confessore
    Schubert. As-Dur Messe
    Bach : Johannes-Passion
    Bach : Motetten


    Bruckner : Te Deum
    Dvorak : Te Deum
    John Rutter: Requiem etc.
    Zur Zeit proben wir “Elias”, Aufführung ist im Juli.


    An mir ist keine große Solistin verloren gegangen, ich weiß sehr gut, daß ich an meinen guten Tagen ein brauchbarer Chorsopran bin, an meinen Schlechten dazu neige, mich nach 30 Minuten festzusingen.


    Wenn man mich nach meinem ganz persönlichen Stimmideal fragt, danach, wie ich gerne klingen würde, wenn die gute Fee mir diesen Wunsch erfüllen würde, dann wäre die Antwort ein sehnsüchtiges „Ich möchte klingen wie Erna Berger“. Aber das wäre vermessen, also bescheide ich mich mit dem, was ich habe: das schönste Hobby der Welt.


    Und beim bunten Nachmittag war ich einmal Zerlina. Mein Gatte war mein Don Giovanni, alle haben begeistert applaudiert und für fünf Minuten kamen für uns vor wie Anna und Rolando in Salzburg :mlol:

    I.


    Ich bin in meinem Musikgeschmack nicht übermäßig originell, ich mag, was die breite Masse der Klassikliebhaber auch mag, deshalb lautet meine Antwort ganz eindeutig: La Traviata.


    Ich liebe diese Oper, und es müssen schon arge Stümper am Werk sein, damit es mich nicht packt.


    Da es aber unzählige Einspielungen gibt, ist es nahezu unmöglich, alle zu kaufen. Aber immerhin komme ich nach letzter Zählung auf etwa 30 Platten, CDs und DVDs.


    Darunter selbstverständlich diverse Aufnahmen mit Maria Callas, eine Rauschende, Knisternde, technisch Unbefriedigende, aber überaus Beglückende mit Rosa Ponselle, sowie eine uralte Gesamtaufnahme aus Frankreich. Sie wurde Anno-Schlag-Mich-Tot für das Grammophon aufgenommen und ist akustisch eine Katastrophe, aber dennoch sehr interessant anzuhören. Gesungen wird auf französisch, Alfredo und Giorgio Germont heißen hier Rodolphe und Georges d’Orbel, den Namen „Germont“ hat Dottore Grenville geerbt.


    Angefangen hat es mit der Traviata meiner Kindheit. Melitta Muszely, Rudolf Schock und Josef Metternich (der Einzige, von dem ich „Di provenza“ überhaupt hören mag).


    Dann kamen Domingo/Cotrubas; Domingo/Stratas; Wunderlich/Güden; Wunderlich/Stratas; Sutherland/Pavarotti; Callas/Kraus; Callas/DiStefano; Netrebko/Villazón etc. etc. etc.


    Die letzte Neuanschaffung war die DVD der Martha-Domingo-Produktion aus L.A. mit Fleming, Villazón und Bruson, geplant ist der Ankauf einer DVD mit Angela Gheorghiu und Ramon Vargas sowie einer Weiteren mit Gruberova und Shicoff. Da ich Neil Shicoff sehr mag, bin ich sehr an seinem Alfredo interessiert.


    Für die fernere Zukunft erhoffe ich mir eine DVD mit Natalie Dessay und einem gesunden (!) Rolando Villazón.


    Gefragt nach meiner Lieblingstraviata wäre die Antwort: auf DVD Stratas/Domingo, weil Stratas trotz mancher Probleme bei den Koloraturen eine herzzereißende Violetta gibt und Netrebko/Villazón, weil ich die Inszenierung von W. Decker so brilliant finde und mich auch Hampsons Germont ungeheuer fasziniert hat.


    Auf CD Callas/Kraus, da Maria immer noch die Eine Einzige ist und immer sein wird.


    II.


    Mozart: Requiem


    Mozart: Don Giovanni

    Ich kann nur sagen, daß mich dieser Livemitschnitt aus Edinburgh vermutlich auf ewige Zeiten für jede andere Version verdorben hat.


    Selbst Wunderlichs Studioaufnahme, kommt nicht dagegen an. Fairerweise muß ich jedoch gestehen, daß ich dem Liedersänger Wunderlich so dermaßen verfallen bin, daß ich nahezu alle (deutschen) Tenöre seiner Generation geradezu sträflich vernachlässigt habe.


    Wenn ich mir eine Dichterliebe wünschen dürfte, so wäre es eine Interpretation von Michael Schade, den ich sehr schätze.


    Als ich Schades Don Ottavio gehört habe sind mir fast die Ohren ab- und die Kinnlade runtergefallen: 25 Jahre lang habe ich geglaubt, man könne diese Rolle nicht besser singen als Wunderlich es getan hat, aber Schades Version von „Dalla sua pace“ ist ein wahres Wunderwerk. Also wäre ich interessiert, ob eine von ihm gesungene Dichterliebe ein ähnliches Ahaerlebnis auslösen würde.


    Weiß jemand, ob er sie gesungen hat?