Beiträge von andréjo

    Danke für Deine kenntnisreiche Antwort, Maurice! Die Creme war nicht ganz so ernst gemeint - respektive kann die Creme sehr unterschiedliche Konsistenz haben ;) -, aber in der Bewertung der Mozart-Einspielung kommen wir vermutlich ganz gut zusammen.


    Der Begriff des Third Stream wird ja gerne mit dem Namen Gunther Schuller verbunden. Den Sinn habe ich nie so ganz verstanden, denn Schuller hat doch meines Wissens nichts geschrieben, was man Crossover nennen könnte. Oder liege ich da falsch? Es sind doch entweder reine Jazz-Kompositionen oder eben Konzertantes, das sich zwischen einem noch spätromantischen Ton (Hornkonzert) und Zwölftönigkeit (Klavierkonzert) bewegt. Aber ich bin über eine gute Handvoll Musik hinaus natürlich auch kein Kenner des modernen Klassikers Schuller.


    :) Wolfgang

    Es klingt mir zu "süßlich" bei ihm.

    Wenn ich an die bisherigen Hörsitzungen so denke - einige wenige waren es wohl -, dann leuchtet mir das ein, selbst wenn mir das Adjektiv vielleicht nicht eingefallen wäre, wenn man mich nach dem Höreindruck gefragt hätte. Ich hätte vielleicht eher gesagt: zu wenig zurückhaltend, zu fett - oder präziser: zu cremig ... ;) ... dann wäre das Süße wieder dabei ...

    Noch was zum Gucken:


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    Zitat von b-major

    Vielmehr höre ich nur Aufnahmen , die in meinen Ohren unter meinen Kriterien bestehen , egal wann sie entstanden (und was die Schmöcke von der Kritik schreiben ) .

    Grins1 Auch das habe ich befürchtet.

    Ach , Benny Goodman . Toller Klarinettist , aber bei Mozart brauche ich ihn nicht . Mein Eindruck ist , da sollte Geld verdient werden . Was wohl auch klappte . Aber die Aussagekraft der Verkaufszahlen in Hinblick auf die Qualität erinnert an die Millionen Fliegen , die in Bezug auf ihre Nahrung auch nicht irren können ....

    Da fürchte ich sehr, dass Du mit allem Recht hast. Aus nämlichem Grund habe ich ganz genauso zugeschlagen, das kann ich nicht leugnen. Und dann ist das sowieso ein ganz spezifischer Minimal-Kitzel, dass hier der berühmteste Jazz-Klarinettist auch Mozart spielt - was er ja auch kann im guten ... und im weiten Sinne. Interessanter finde ich freilich Benny Goodman mit dem entsprechenden Repertoire des 20. Jahrhunderts, also Copland oder Bartok ("Contrasts") zum Beispiel. Hat er nicht auch Hindemith gemacht? Das weiß ich jetzt nicht auswendig.

    Spektakel = Schaustück. Wo Bustopher Recht hat, da hat er Recht. Fällt mir gerade so auf ... :cincinbier:


    Und gegen die Musik von Boulez sowie seine Dirigententätigkeit habe ich überhaupt nichts. Aber seine Fundi-Sprüche, hinter denen letztlich denn doch keine praktische Umsetzung erkennbar bleibt, was die eigene musikalische Vita anbelangt ... doch lassen wir das. Salieri war da schon konsequenter, wenn ich Philbert beim Wort nehme ... ;)


    Den Faden weitergesponnen: Ist nicht jeder Opernschluss per se spektakulär ... ?

    Respekt für die Liste, selbst wenn es nicht Deine handgemachte ist. Wie viele davon kennst Du so ungefähr?


    Du wirst nicht überrascht sein, dass die gute Handvoll Aufnahmen, die ich kenne, vermutlich alle (1) neueren Datums sind und sich mit Deinen Lieblingen herzhaft wenig decken dürften. Weil ich sie halt nicht kenne. Was man im einen oder anderen Fall schon auch ändern könnte! :cincinbier:


    (1) Einen Goodman besitze ich! Welchen jetzt wieder? ... Das müsste ich nachsehen ... ziemlich sicher 1956.

    Schöne Beschreibung, Alexander - da hast Du eine Ader für! Natürlich müsste ich für meine Person beim nochmaligen Nachhören erschließen, ob mir alles gleichermaßen einleuchtet. Spontan würde ich sagen: :thumbup:


    Aber darum geht es Dir wohl auch gar nicht primär.


    Das Violinkonzert kann ich Dir nur sehr empfehlen. Das Klavierkonzert wiederum ist auch mir kaum vertraut, ich könnte es spontan noch nicht einmal einer der diversen quasi experimentellen Kompositionsschwerpunkte zuordnen, die sein Schaffen über die Jahrzehnte geprägt haben - der Stilbegriff war ihm ja suspekt. Da besteht meinerseits Nachholbedarf!


    Mir hat das aktuelle Thema schon viel gebracht - für die Wertschätzung dieses Konzerts, die so nicht gegeben war, aber auch für die generelle weitere Erschließung von Ligetis Musik.

    Dank an leverkuehn!


    Die optischen Aspekte sind auf jeden Fall interessant. Mir war übrigens vor dem Kennenlernen der Partitur gar nicht klar, dass die Musik konsequent für elektrische Instrumente geschrieben ist. Vom bloßen Hören ist das nicht so leicht auszumachen, meine ich, bin aber natürlich nicht geschult in solchen Dingen.

    Den Ausführungen von leverkuehn zur extremem Dynamik kann ich mich schon anschließen. Vermutlich ist es noch einmal eklatanter in seiner Einspielung, die ich nicht kenne.


    Muss man einfach aufdrehen und die Fortissimi ertragen? Würde eine stärker komprimierte Dynamisierung dem Werk Effekt nehmen? Wirkt die Musik schlicht primär live? Vielleicht.


    :| Wolfgang

    In der Einspielung des Kronos-Quartetts habe ich die Musik jetzt wieder gehört; den Blick in die Partitur werde ich anschließen. Außerdem habe ich die freundlicherweise von den Kollegen bereitgestellten Links mit interessanten Informationen überflogen.


    Ein Zitat aus dem Booklet der mir zugänglichen Aufnahme - aus: George Crumb: Profile of a Composer, 1986


    The three stages of [the voyage of the soul] are Departure (fall from grace), Absence (spiritual annihilation) and Return (redemption).


    Erkannbar ist hier also der christliche Mythos vom Sündenfall, dem die reale Kriegserfahrung in naturalistischer Bildhaftigkeit zugeordnet wird. Ein Bezug auf Beethoven läge einerseits nahe, finden sich doch, wie bereits festgestellt, diverse andere konkrete Anspielungen auf überlieferte Musik. Aber ich hätte schon Probleme mit dessen Sinnhaftigkeit. Der Bezug würde auf mich parodistisch wirken. Indes: Warum verwendet Crumb exakt diese Schlagwörter?


    Die Struktur des Werks und seine Symbolik werden in den verlinkten Texten überzeugend erläutert; manches kam ja auch oben zur Sprache. Wesentlich erscheinen mir die extreme Theatralik dieser Musik und ihr collagehafter Pop-Art-Gestus - beides weist, wenig überraschend, immer wieder über die Besetzung eines konventionellen und akustischen Streichquartetts hinaus. Geräusche werden einbezogen, weitere Instrumente, Gesprochenes und die Musik profitiert naturgemäß von einer oft technisch extremen Behandlung des Instrumentariums.


    An zumindest einer Stelle wird in englisch akzentuiertem Deutsch von 1 bis 7 gezählt und die 13 angefügt. Sinn?


    EDIT: Der Partitur ist mehrfach zu entnehmen, dass der 7 und der 13 Funktionen zukommen. Diese Zahlen haben bekanntermaßen mythologischen Charakter. Da brauche ich nach einem Sinn gar nicht zu fragen, der ist quasi per se gegeben.

    „Spektakulär“ halte ich sowieso für eine zweifelhafte Bezeichnung.

    Gewiss, ich schon auch - und mein Eindruck bislang war, dass man alles darunter verstehen kann, was von einer Norm abweicht - quasi nach oben und nach unten, nach links, nach rechts - ungewöhnliche Kontextwechsel im Rahmen aller möglichen musikalischen Paradigmen, das ganz Leise und das ganz Laute, das überraschend Kurze und das überraschend Lange, das Aufgemöbelte und das Abgerissene ... und so weiter - vielleicht auch nur der oder des Betreffenden Lieblingsnummer.


    Macht ja nichts. Was entstanden ist bislang, ist ein buntes Allerlei zum Nachhören, Staunen, sich Erinnern, Lachen und Weinen ...


    :) Wolfgang

    Die habe ich mal auf die Warteliste gesetzt - wo sie nicht lange bleiben sollte - ich weiß schon.


    Denn klanglich Differenziertes ist bei sieben Mal p erforderlich ... ;)


    SCHWERES EDIT: Jetzt, ein paar Stunden später, kostet sie 20 Euro statt 5. Dann hamm wir nix gawölld (das ist so der Tonfall im Osten von Würzburg, meiner nicht, aber derjenige der angeheirateten Verwandtschaft ...) ...

    Gesellschaft für Musikforschung  -  Ligeti


    Ich will nicht den ganzen Absatz zitieren, es ist der fünfte: Wer Ligetis Musik spielt [....]


    Oben hatte ich ja Ferneyhough erwähnt und die interessante These, die ich hier im Forum kennengelernt habe. Melione war der weitergebende Experte:



    Ligeti wäre dann dazu eine Vorstufe, wie auch immer geartet. Eine ziemlich harmlose Vorstufe, mit Verlaub.


    Eigentlich wundere ich mich über das, was ich hier lese, weiß natürlich nicht, inwiefern die Autoren Ligetis Sicht reproduzieren statt ihrer eigenen Bewertung. Ist es nicht ein Allgemeinplatz, dass ich nicht streng nur den Notentext wiedergeben kann? Was ist das für ein seltsames Konzept, das mich an einen starren Sprachrealismus erinnert, an den außer den Vertretern des sozialistischen Realismus kaum jemand je geglaubt hat oder glaubt?


    Oder sehe ich die Dinge falsch bzw. zu unreflektiert?

    Zwei weitere Anmerkungen:


    Dem kurzen und nicht gar so spannenden englischen Wikipedia-Artikel entnehme ich zum einen, dass erster und zweiter Satz, die ja auch nicht durch eine Pause getrennt werden, ursprünglich als Einheit gedacht waren, so dass der zweite Satz das Material des ersten aufarbeitet. Das kann ich nachvollziehen. Weiterhin lese ich - mit dezent boshaftem Interesse -, dass das Konzert als "Anti-Konzert" tituliert wurde in der Fachpresse ...


    Zu meiner Einspielung mit Palm/ Leeuw habe ich das Booklet mittlerweile gefunden; es hatte sich verirrt. Dort ist es tatsächlich so, dass Ligeti selbst im Kommentar dem ersten Satz statischen Charakter zuweist, dem zweiten dynamischen. Der Text ist englischsprachig, aber auf Ungarisch werden die Adjektive vermutlich keine anderen Assoziationen beinhalten.

    Frage an Kollegen leverkuehn: Beziehst Du Dich bezüglich Deiner Hörprobleme auf Hanson (mir nicht bekannt) oder Kronos - oder beide?


    Aber gut: Bei nochmaligem Nachlesen scheinst Du Hanson zu meinen und sonst nichts.


    Leider mache ich die Erfahrung jetzt immer häufiger, dass vieles zu leise erklingt. Das liegt gewiss nicht immer an meinem Höralter ... leider aber schon auch oder oft genug leider schon auch ...