Beiträge von andréjo


    Die Integrale des Talich-Quartetts besteht aus CDs auf ADD-Basis - KV 465 gehört dazu - und solchen, die im Format DDD aufbereitet wurden. Letztere entstanden 1991 und später. Sie hinterlassen einen recht sterilen und kalten klanglichen Eindruck - das soll es bei mehr oder minder frühen DDD-Einspielungen ja öfters gegeben haben und mein etwas geheimnisvoller Hinweis gestern bezog sich auf diese Tatsache.


    Insofern gefällt mir KV 465 klanglich dann schon besser - audiophil sind die Aufnahmen von 1984/85 aber wohl nicht. Die Interpretation scheint mir passabel - im Kopfsatz wohl etwas brav, der Kontrast zwischen Introduktion und Allegro könnte sicher deutlicher sein. Andererseits finde ich dann den langsamen Satz zur Genüge ausdrucksstark und das Trio zum Menuett hat die nötige tragische Größe. Der Schlusssatz erscheint mir ein wenig straffer als der Kopfsatz. Nichts wirkt gehetzt, alles maßvoll, alles transparent genug.


    Mit der Aufnahme kann ich leben, das Alban-Berg-Quartett ist vielleicht etwas interessanter. Aber ich freue mich jetzt auf die Damen vom Klenke-Quartett. Dazu schreiben werde ich vermutlich nicht mehr, doch andere haben dies ja getan. :thumbup:


    :) Wolfgang

    Übrigens bin ich ja nun offenbar auch mit dabei, auch ohne die Quartette anzuhören (ist ja nicht Bedingung für eine Teilnahme, oder?) und mache gerne dann auch mal eine Nominierung.

    Ach, was soll's. Ich bin ja auch dabei, und Du sowie eine sehr knappe Handvoll von Kollegen überfordern mich mit ihren musikanalytischen Beiträgen. Ich versuche die stets nachzuvollziehen, komme aber nur selten bis zum Ende mit, geschweige denn, dass ich die Debatte dann fortführen könnte. Auf diesem Sektor kann ich noch bestens dazulernen ...

    Soeben habe ich das Budapester Streichquartett in der Einspielung von 1952 gehört. Mit Khampans letztem Beitrag hat das nichts zu tun, den lese ich erst jetzt. Es ist die zweite meiner wohl doch nur drei Einspielungen - eine vierte bilde ich mir ein finden zu können, aber da gibt es keine Gewähr ;) .


    Hier die preisgünstige Vierer-CD, arg historisch und bunt gemischt, die ich mir vor längerer Zeit mal gekauft habe. Ich bilde mir ein, das Cover die Tage gesehen zu haben. [1] Aber das muss dann in einem der anderen Streichquartett-Threads gewesen zu sein. Ist die Einspielung identisch mit der von Felix bereits am Sonntag verlinkten? Ich zeige der Einfachheit halber mal beide Covers:


             


    Was soll ich sagen? Irgendwie gefällt mir die Aufnahme. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, wie das klingt, wenn die Budapester 1932 spielen statt 1952 ... vermutlich ähnlich, vielleicht besser, vielleicht schlechter. Eine Reihe von rund 70 Jahre alten Produktionen kenne ich dann doch, die das Ohr stärker erfreuen, ohne dass es dazu modernster Aufbereitungsmethoden bedurft hätte. Übrigens ist im Rahmen dieser Ausgabe aus der berüchtigten Membran-Quadromania-Serie die Aufnahme von 1952 die jüngste!


    Da also audiophil nichts ablenkt, zu den (mehr oder minder) positiven Eindrücken: In der Tat herb und so ruchlos wie erforderlich stellt sich die namensgebende Einleitung vor. Mag man hier überdies noch einen Anflug von Romantik wahrnehmen, so verliert dies meines Erachtens bereits mit dem ersten Allegro an Relevanz. Joseph Roisman, der Primgeiger, ihn hört man auf jeden Fall immer, bisweilen schrill, aber das dürfte der Aufnahmetechnik geschuldet sein. Angenehme Begleiterscheinung für mich: Sollte ich es noch nicht bemerkt haben bislang: Das Quartett hat wirklich schöne Melodien! Das Adagio besitzt Kraft und zeugt von Engagement - aber eigentlich würde ich mir hier schon eine modernere, also transparentere Durchsicht wünschen. Was die Ungarn bieten: Schroffe Schärfen auch hier. Dann noch zum Finalsatz: Wahnsinnstempo! Aber vertretbar! Und jetzt wird mir klar, warum die Quartette Haydn gewidmet sind. Das Finale könnte von Haydn sein. Die Generalpausen schaffen bei diesem Zugriff so etwas wie Haydn'schen Humor. Oder ist das doch nur Roismans Haydn respektive Mozart?


    Wiederholungen sind mir keine aufgefallen - ich will nicht beschwören, dass sie keine einzige gespielt haben, die Budapester.


    Morgen voraussichtlich will ich noch jene dritte meiner Aufnahmen vorstellen. Vielleicht ein mixed blessing, wie die Chinesin sagt? Das hätte dann auch einen bestimmten Grund, wenn ich mich jetzt nicht irre. Jedenfalls handelt es sich um eine Integrale aller Mozart-Quartette nebst ein paar Zugaben.


    Leider [ :P ] kann ich auch nicht ausschließen, dass ich der mir selbst versprochenen Zurückhaltung noch einmal untreu werde und nach Klenke auch bei Auryn zuschlage. Dieses Quartett ist mir von Schubert her sympathisch und überdies bekommt man tendenziell fürs gleiche Geld nicht nur ein einziges Quartett, sondern sechs - oder sind es sogar zehn? Dann kann ich ja auch mein hochgeschätztes KV 428 noch besser vergleichen.


    :) Wolfgang


    EDIT: [1] Ja, es war am Sonntag. Verfasser: MB. Ort: Jeden Tag ein Streichquartett.

    Dann danke ich Euch und drücke den Bestellknopf.


    :) Wolfgang

    Hiermit schlichte Bestätigung dessen, was ich bestätigen kann oder ebenso leider nicht erfahren werde!


    Das ist die eine Aufnahme, die hier bereits diskutiert wurde, auch weiter oben, und die ich im Regal finde. Gekauft habe ich sie mir erst 2017. Zu zwei weiteren könnte ich eventuell demnächst noch etwas sagen.

    Vielleicht bin ich da ein wenig eigen, aber ich finde das Hauptthema im Kopfsatz von KV 428 wegen seiner Originalität unverwechselbar und gerade deshalb kantabel - wenn man denn singen kann, also besser besser als ich ... Ich finde es allenthalben origineller als das thematische Material der kleinen Nachtmusik - ich finde auch Lara's theme bei Weitem origineller als irgendwelche Trällerschlager. Und ich mag auch genau aus diesem Grund die eine Kaukasische Skizze von Ippolitov-Iwanov oder von Hugo Alfven dieses Hauptthema aus der ersten Schwedischen Rhapsodie. Das sind alles Ohrwürmer, aber keine (oder nicht immer) schlichte(n) Melodien. Was dann damit geschieht, steht auf einem völlig anderen Blatt ... bei Alfven oder Ippolitov-Iwanov geschieht halt tendenziell nichts damit ... bei KV 428 viel, bei KV 465 möglicherweise mehr ...


    (Im Übrigen erinnert mich die Titelmusik von Immer wenn er Pillen nahm irgendwie an KV 428 :versteck1: :versteck1: und das Lied der Erdmännchen aus Kleiner König Kallewirsch überhaupt an Mozart ... da verstecke ich mich jetzt auch gar nicht. :P Grins1 )


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    Ich hoffe, jetzt keine Sauhunde aufgeweckt zu haben. Denn gewiss hat Felix Recht oben mit jenem Dissens, den er festgestellt hat ... Notfalls dürft Ihr über mich herfallen ...


    :) Wolfgang

    Mit diesem herrlichen Moll-Trio? Außerdem ist das Menuett mit der Allegro-Bezeichnung auch schon nicht mehr ganz typisch menuetthaft, oder?

    Um den Menuett-Charakter zu werten, muss ich es noch einmal hören. Drei Aufnahmen zumindest finde ich ja als CD, eine ist auch noch nicht zur Sprache gekommen. Übermorgen wahrscheinlich.


    Und was das Trio anbelangt, so wollte ich noch schreiben, dass es in Moll steht und bereits allein von daher auf hohem Niveau. Ich hab's dann vergessen - ehrlich.


    Mit anderen Worten: Du hast Recht! :)


    Zu KV 428: Das Hauptthema im Kopfsatz ist groß angelegt und überdies sehr originell, sozusagen ein Edel-Ohrwurm - im Vergleich dazu sind die Themen in KV 465 meines Erachtens doch eher einfach oder motivhaft. (1) Gewiss hat KV 428 - und hat kein weiteres Quartett von Mozart - etwas mit der Introduktion an Radikalität Vergleichbares. Ich glaube gelesen zu haben, dass auch kein weiteres Quartett von Mozart eine langsame Einleitung zum Kopfsatz hat. Bei den zehn reifen Werken wüsste ich davon aus der Erinnerung nichts zu berichten. Die frühen Quartette habe ich leider überhaupt nicht im Ohr - aber warum sollte es gerade da der Fall sein (oder warum nicht? :/ )?


    (1) Den langsamen Satz sollte ich ausnehmen, ich habe ihn ja oben auch als genial bezeichnet. Dass ich das Thema respektive die Themen noch nicht (wieder) gespeichert habe, ist vermutlich mein Problem.


    :) Wolfgang

    Mit dem Quatuor Mosaiques, also dezent historisch informiert, und über die von Alexander per yt eingestellten Noten habe ich mir das Quartett nach überschaubarer Zeit wieder zu Gemüte geführt. Ich teile den oben beschriebenen Eindruck, dass die Introduktion gewisse Erwartungen weckt, die dann nicht erfüllt werden, nicht erfüllt werden können, meine ich. Das tut nun der Genialität dieser Einleitung keinen Abbruch, war aber schon immer vielleicht der heimliche Grund, warum dieses Quartett keine der drei Medaillen von mir erhalten hat. Dennoch: Manche harmonische Rückung, mancher originelle imititative Effekt - verleiht dem Satz allenthalben den Rang eines Meisterwerks. Die Melodik per se tut es meines Erachtens nicht - vielleicht ein wesentlicher Unterschied zu KV 428.


    Doch der zweite Satz ist in der Tat genial, raffiniert, mit unerwarteten Wendungen. An das wieder etwas konventionellere Menuett schließt sich dann ein Finalsatz an, der mir noch einmal interessanter erscheint als der Kopfsatz. Dies dank seiner plastischen Dynamik-Kontraste zum Beispiel. Kontrapunktische Ansätze finden sich im ganzen Quartett.


    Längere Passagen des C-Dur-Quartetts in mehreren Sätzen verlaufen in Oktav-Parallelen. Die Bewegungen sind andererseits schon chromatisch durchsetzt. So entsteht - in einem ganz positiven Sinne für mich - eine Zwiespältigkeit, die vielleicht von der Einleitung suggeriert wird. Den Schritt, den die Einleitung (scheinbar oder anscheinend) vorgibt, zu gehen, hat Mozart dann nicht gewagt. Wir bewegen uns im Reich des Spekulativen? Hätte Mozart den Schritt gewagt in einem weniger heiteren Werk oder in Moll? Ist das Dissonanzen-Quartett nach der Einleitung als uneingeschränkt heiter zu sehen? Oder sogar die Einleitung?


    Gegen den frischen und transparenten Klang der Mosaiques-Leute habe ich ohnehin keine Einwände. Es ist schön, dass sie (nahezu) alle Wiederholungen spielen. Oft wird ja nur - generell bei klassischer Kammermusik - die Exposition des Kopfsatzes wiederholt, fast immer geschieht dies nicht bei der Wiederaufnahme des Menuetts nach dem Trio. Ein wenig Schubert'sche Länge? An Schubert hat mich die eine oder andere harmonische Wendung durchaus erinnert - seltsamerweise mehr, als dies im harmonisch radikaleren Es-Dur-Quartett der Fall ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Harmonik bei Schubert in einem weitläufigeren Kontext variiert, bei Mozart in einem engeren, dort wo sie eine auffällige Rolle spielt. Das C-Dur-Quartett ist ruhiger als das in Es-Dur, es scheint mir insofern weitläufiger. Aber solche Behauptung unter deutlichem Vorbehalt - zu weit möchte ich nicht hinauslehnen.


    Eigentlich bin ich jetzt bereits versöhnt mit dem Werk und verleihe ihm die zweite Bronze-Medaille [ ;) ].

    Was mich betrifft, so bin ich an moralischem Zugewinn sehr interessiert - und der wird auch kommen. ;) :)


    Das Dissonanzen-Quartett ist bedeutende Musik, daran gibt es sowieso keinen Zweifel. Ebenso wenig an dessen Schönheit. Ganz persönlich hätte ich bei den Streichquartetten zunächst KV 428, dann - wie Felix Meritis - KV 464 und an dritter Stelle KV 421 favorisiert. Dann käme wohl in der Tat KV 465.


    Ich höre die letzten zehn Quartette immer mal wieder und nur was vorher komponiert wurde von Mozart zu diesem Genre, lege ich ich allenfalls selten auf.


    Mit der eben nicht gemütlichen Hausmusik von soeben bin ich gerne dabei. Ob man das Jagdquartett, KV 458, und nicht von Rihm, zum Beispiel als solches sehen kann? Wenn ich jetzt behaupte: Schon eher ..., dann wird mir sicher jemand erläutern, warum ich im Unrecht bin. Also tu ich's lieber nicht ...


    :) Wolfgang

    Erwähnen sollte man auch Reineckes Klaviertrios, die ich mir als Reineckefreund natürlich auch schon besorgt habe:


    Diese Werke haben mir ehrlich gesagt besser gefallen als die Streichquartette, die Wolfgang oben vorgestellt hat. Reinecke scheint mir - wie auch Saint-Saëns - ein ausgesprochen pianistischer Komponist zu sein, dessen Ausdruck sehr vom Klavier profitiert. Die Trios sind natürlich wieder schumannesk, aber auch eigen im Ausdruck. Ich wage zu behaupten, dass das erste Trio durchaus Vorbildwirkung auf andere ausgeübt haben könnte. Gefallen haben mir aber die beiden Serenaden, v.a. die zweite, am besten.

    Die Klaviertrios gefallen mir eigentlich auch noch besser. :)

    Und noch etwas:

    Eine Bekannte von uns hat Flöte studiert, ist aber nicht beruflich im musikalischen Sektor tätig. Sie hat das Werk auf Nachfrage gar nicht konkret gekannt, sondern hatte nur mal davon gehört.

    Wenn jemand, der Flöte studiert hat, Reineckes Undine nicht kennt, sondern "nur davon gehört hat", ist das nichts anderes als irre peinlich für den Betreffenden.

    Das habe ich in der Tat schon auch so gesehen - mich aber zurückgehalten ... :P

    Die Romanze von Saint-Saens kenne ich, wenn auch wohl nur flüchtig, an sie habe ich jetzt nicht gedacht. Ebenso (bzw, ebenso nicht an) Cécile Chaminades Konzert, das ich sogar schon öfters gehört habe und dass in der Tat wirklich hübsch und recht eigenständig ist.


    Könnte ich nachher mal auflegen, Undine und Chaminade ... :thumbup: