Beiträge von andréjo

    Vielen Dank an Mauerblümchen! Eine Aufnahme muss ich mir besorgen, denn - für mich erwartungsgemäß - habe ich in den letzten Wochen erst meinen Bestand an instrumentalem Penderecki erweitert, also diverse Werke vor der 1. Sinfonie. Da war Penderecki noch radikaler unterwegs - ich nehme an, dass es bei der Lukas-Passion nicht anders ist. Wissen tue ich allerdings gar nichts.

    Aber im Internet kann ich mich ja auch schon mal orientieren. Ein klein wenig die richtige moralische Verfassung werde ich benötigen - ;) - doch ich muss die Nummer ja nicht singen. Kleiner Scherz.

    :cincinbier: Wolfgang

    Vielen Dank, Meister Wieland! Lange hast Du uns nicht raten lassen - aber ich wäre eh nicht draufgekommen ohne weitere Hinweise. :)

    Ja - spannend!

    Das Quartett finde ich in der Sammlung, einmal zumindest, und ich habe es auch schon gehört ... freilich nicht im Ohr, vom erahnten Stil vielleicht abgesehen, der etwas raffiniert Süffiges hat. Leicht möglich, dass es da Berührungspunkte zu Zemlinsky gibt - im weiteren Sinne stilistischer Natur. Leicht möglich, dass das überhaupt nichts bringt. Aber das slawische -ky hätten sie gemeinsam, da gibt's nichts zu diskutieren.

    @ Professor Wiesengrund: Dessen Quartett - zwei sind es eigentlich auf der CD mit Eisler - werde ich mir dann auch mal anhören, indem dass ich die CD jetzt ja erworben habe.

    :) Wolfgang

    Mir scheint, Strawinski wollte das gar nicht, das Sich-Verlieben in seine Musik ... Er war doch ein Mann der Distanz, so wie Ravel, oder schlimmer ...

    Andererseits: Mein Faible für seine Harmonik - das muss schon so was Ähnliches sein ...

    :) Wolfgang

    Mozarts KV 426 …

    Abgesehen von der Septime sehe ich da aber keinen Zusammenhang mit Eisler.

    Die Septime ist vielleicht nicht unwichtig. Ansonsten vielleicht der dunkle, kämpferische, rhythmisch betonte Charakter.

    Auf einen Zusammenhang bestehe ich sowieso nicht, sondern wirklich nur auf eine schnelle Assoziation. Die wollte ich hinschreiben. Völlig spontan.

    Aber ich habe keine Probleme mit mangelndem Verständnis - steht oben so ähnlich.

    Und es ist ja auch kein Arbeiterlied ... ;):)

    Grins1.

    Aber warum kam das dann überhaupt zur Sprache im Zusammenhang mit diesem SQ? Weil man bei Eisler direkt auf das Gleis abbiegt?

    Ich fürchte, ja! Vor allem die Wenig-Kenner, so wie ich. Die treffen sich dann mit Euch als Weitaus-Mehr-Kennern. Wiederum keine Ironie, sondern ganz ehrlich gemeint.

    Aber wenn ich jetzt hier schon schreibe: Unabhängig davon, dass sich eine formale Analyse lohnt, wie hier im Faden sehr schön nachzulesen, ist mir eigentlich nach bislang einmaligem Hören ohne Noten klar: Diese Musik von Eisler hat nichts Verspieltes oder Ironisches und schon überhaupt nichts Agitatorisches oder Politisches. Sie ist eine intellektuelle Studie. Damit unterläuft sie das Klischee und bestätigt es allenfalls dahingehend, dass es - gerne in einem guten Sinne! - eben formalistisch klingt, was die Kommunisten von Anfang an bekämpft haben. Eisler war aber nun kein Antikommunist. Schostakowitsch war es auch nicht - eigentlich, aber das ist bekanntermaßen ein grauslich komplexes Kapitel.

    Da ich sie gestern zufällig mal wieder gehört habe und es hier nicht völlig neben der Kappe liegt, sondern nur knapp daneben, die erste Sinfonie von Popov. Wunderbar aufreizend, völlig unakademisch - es packt mich vordergründig dann doch noch einmal mehr als die Eisler-Nummern, die ich bislang gehört habe. Wohl aus einer quasi alternativen Genuss-Haltung heraus, wie man sie den Opern eines Kurt Weill so ideal entnehmen kann. Weill wollte das ja auch, Brecht musste arg dialektisch vorgehen, um diese Musik zu rechtfertigen, aber es ist ihm gelungen als Vorbild-Dialektiker - wohl rezeptionsbezogen noch viel radikaler als intentional. Die verknöcherten echten Polit-Kommunisten waren da gespalten, bei Popov waren sie schnell bei der Stange mit dem Verbot. Bei Eislers Streichquartett stellte sich das Problem vermutlich nicht, aber da kenne ich mich nicht aus.

    Dies nur nebenbei - natürlich würde ich mich über Antworten hier oder woanders freuen.

    :) Wolfgang

    Unter Neuer Musik soll es laufen, aber ausnahmsweise will ich den Wochen-Thread nicht behelligen, der detailliert läuft. Denn dazu fehlen mir gerade ein wenig die Zeit und ein wenig der Elan.

    Heute erhalten und Eisler gehört:

    Sehr geschlossene atonale, wohl konsequent zwölftönige Musik. Komprimiert und knapp gefasst, vor allem rhythmisch markant. Duktus eines Arbeiterliedes - ja, als Basis, da würde ich jetzt nach der erstmaligen Begegnung meine anfängliche Vermutung in Anlehnung an puttos Idee bekräftigen.

    Ich hatte soeben noch eine andere Material-Assoziation, mit der sich vermutlich nicht viel anfangen lässt, weshalb ich den Lauf im Thread damit auch nicht stören will: Mozarts KV 426 ... :/ (Oder sagen wir's noch anders: Sollte es irgendetwas von Mozart geben, womit er ans Arbeiterlied gemahnt, dann eben dieses ... :herrje1:)

    Die Klangqualität der Einspielung aus Osnabrück ist in Ordnung, aber nicht herausragend - gedämpfte und sehr herbe Frische - was wohl wiederum zum Arbeiterlied passen könnte.

    :) Wolfgang

    Ich kann die Welt nicht retten

    ...aber mir bitte mal Einblick in eine Konzertbesprechung von Dir, geschätzter Herr Dr., gewähren - wenn nicht öffentlich, dann per PN. Wobei ich denke, dass Herr Dr. putto u.a. sich auch darüber freuen dürften (vielleicht unter "Presseschau" mit Hinweis auf meinen Wunsch, da mir Deine Bescheidenheit und Dein Nichthang zur Selbstdarstellung sehr wohl bewusst sind).

    Ich schreib's mir auf und mach's bei Gelegenheit auch gern, werter Bernd! Nur privat, und das hat noch nicht einmal mit Selbstdarstellung und Bescheidenheit zu tun - wobei ich zwar Selbstdarstellung wirklich nur ironisch schätze, aber in musikalischen Dingen schon auch unbescheiden sein kann. Sondern mit dem Presserecht, das ich zwar nicht so genau kenne, aber dem ich nicht über den Weg traue ...

    Wegen off topic habe ich in diesem Faden übrigens keine Probleme! :P Was die Weltrettung und so anbelangt - und nur damit kein falscher Eindruck besteht: Zwar interessiere ich mich nicht für Orangen - aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass mich Ausbeutung dort ebenso anwidern würde wie woanders. Doch jetzt möge von meiner Seite wirklich Schluss sein!

    :thumbup: Wolfgang

    Ein Sammelbegriff.

    Freilich ... und eine gnadenlose endlose ziellose sinnlose Debatte, auf die ich gerade so gar keine Lust habe trotz meiner Freude über leverkuehn ... Doch halt ... wenn ich so reflektiere ... ein Sammelbegriff also, daran habe ich ja noch nie gedacht ... das wäre ja ein ECHTES Gegenkonzept zu so ""Sammelbegriffen"" wie Ambient, Techno, House, Lambada, Dark Metal ... =O:love:8|:cincinbier::cincinsekt:Wow1:verbeugung2::verbeugung2::verbeugung2:

    Das hat mir bisher eigentlich am besten an dem ganzen Faden gefallen. Deshalb werde ich mich schnell wieder verdrücken.

    ...bleib doch (bitte):fee:

    Ich bleib ja auch - diesen Faden lese ich ja immer mit und muss dann nicht auch noch schreiben. Es hat mich halt gefreut, dass leverkuehn so ganz unter der Hand meine musikalischen Lieblings-Bedenken zu teilen scheint. Aber sei mir nicht böse: Für die Orangenernte interessiere ich mich nicht. DU bist Journalist und mein Sohn ist einer ... ich schreibe regelmäßig auf Landkreisebene Konzert-Besprechungen. Damit bin ich sehr zufrieden. Orangen kaufe ich auch, meine Frau häufiger.

    Schluss jetzt! :boese1:

    als "Seufzer im Walzertakt" nicht

    Nanana, Walzercharakter hat das ja nun wirklich nicht. Aber vielleicht ist der Kopfsatz von KV491 ja auch “großes Drama im Walzertakt”… ;) Das Hauptthema von KV491 ist übrigens natürlich auch eine Seufzerlandschaft. :)

    Adieu
    Algabal

    @ 491: Naja - wie man's nimmt. Es läd mich zum Assoziieren ein ... Für den Walzer bin ich aber eigentlich auch nicht ... gut, dafür ist bei KV 491 wahrscheinlich wirklich niemand hier und sonst auf der Welt ...

    Nochmal Seufzer:

    Viertel fis - punkt. Viertel es - Achtel A - punkt. Viertel as - Achtel as - f

    Ich finde das ziemlich seufzend...

    Das ist das, was ich als arbeiterliedhaft bezeichnet habe. Prägnant artikulierend (wenn man Eisler im Hinterkopf hat). Kleinterzschritte abwärts als Seufzermotive deuten, finde ich jetzt eher originell. Ich empfinde das eher als Ruf-Motiv wie "Heda!" oder "Hallo!"

    In der Tat assoziiere ich mit Weill, von dem ich die beiden Opern ganz gut kenne, und mit Eisler, den ich bis jetzt weitaus weniger im Blickfeld habe, dieses "arbeiterliedhafte" Moment ganz genauso, kann mir die Details in der Melodik (Halloo!) gut vorstellen - ohne dass wir in jeglicher Hinsicht notwendigerweise das Gleiche meinen müssen. Richtung Fanfare oder seufzend - das würde ich ebenfalls unter einen Hut bringen. Da ich auch im anderen Faden der Woche mich herumäußere, ohne die Musik überhaupt zu kennen, mache ich das hier mal genauso: Es würde für mich ebenso passen rhythmische Punktierung im Verein mit Marschgestus, ein kämpferisches Moll, das sich von einem Dur in der Wirkung kaum unterscheidet (Weills zweite Sinfonie!), und warum nicht auch Dodekaphonie dort, wo sie angesagt ist.

    Diese Woche erwarte ich per Lieferung die CD mit Eisler und Adorno. Spätestens dann will ich mich wieder melden, aber vielleicht auch vorher, falls ich mir die Links hier anhöre. Ansonsten läuft das Thema genial und ich kann nur dazulernen, ob ich mich nun einmische oder nicht.

    :cincinbier: Wolfgang

    Besten Dank!

    EDIT: In der Tat und ich habe es geahnt: Rilling steht mir physisch zur Verfügung und ich werde ihn später schon auch hören. Meine Sammlung:

    [Bei jpc ("auch nicht erhältlich") und bei discogs finde ich die Box auf die Schnelle nicht. Es sind sehr schöne Sachen enthalten und der Viertelkenner ist damit auch klanglich und interpretationsgemäß zufrieden.]

    Da ich soeben die letzten Beiträge nachgelesen habe: Vielen Dank!

    Die Nazarener - ja, das passt für mich wunderbar. Irgendwann und -wo habe ich bezüglich Mendelssohn gelesen, aus seiner Musik erklinge immer wieder so etwas wie Fliederduft. Das muss man, falls man dieses Attribut versteht und nachvollziehen kann, nicht unbedingt positiv sehen. Dennoch und gerade im Kontext geistlicher Musik oder der Lieder, also im Kontext des gesungenen Wortes: Frühling, Friede, Leben, Wachstum, Blüte - Schönheit, Ganzheitlichkeit, Naivität, Vertrauen - diese Attribute würde ich verknüpfen mit einem im besten Sinne Gebildeten, Adligen, der es, obwohl nicht unvermögend, nicht leicht hatte in einem Jahrhundert, das sehr wohl noch geprägt war von Krankheit und geringer Lebenserwartung

    Nicht nur der Capricciosi sondern der modernen Hörer überhaupt. Geistliche Musik soll meistens wie von der Glaubenskrise gebeutelt klingen. Gottvertrauen gilt als bräsig bis doof.

    Es ist für geistliche Musik nun aber eben charakteristisch, dass sie meistens nicht wie von der Glaubenskrise gebeutelt klingt. Weder bei Rossini noch bei Mendelssohn. Nicht einmal bei Poulenc!

    Dann wird modern noch interpretiert, wie letztens bei Rossini, dass der Komponist es mit dem Glauben nicht ernst genommen haben kann, dabei klingt die Musik eben so, wie sie klingt, weil der Komponist es mit dem Glauben ernst nahm.

    Noch habe ich nach dem Hirsch nicht gesucht und bin mir auch nicht hundertprozentig sicher, ob oder dass ich ihn finde.

    Über Rossinis geistliche Musik habe ich damals viel gelernt. Ich meine dennoch, dass sich die Petite Messe noch nicht mit Poulenc vergleichen lässt. Poulenc ist also radikaler doppelbödig als Rossini, meine ich und befinde mich damit nicht ganz in einer Linie mit Areios - oder? Aber er dürfte sich so wenig in einer Glaubenskrise befunden haben wie Rossini. Er ist hier quasi mindestens so ein Südländer wie Rossini - in Wirklichkeit ist er ja gar keiner. Seine Musik hat per se, also sehr häufig diese Doppelgesichtigkeit - Mönch und Clown. Und das hört man zumindest dem Gloria und tendenziell auch dem Stabat Mater deutlich an. Die anderen Werke, etwa die Messe oder die (diversen) Motetten, spielen eher ungebrochen mit den Mitteln der Tradition, meine ich.

    Soweit ich das bei geistlichen (und weltlichen) Sätzen von Mendelssohn, die ich schon selber gesungen habe - also gewiss den schlichten und eher volkstümlichen - beurteilen kann, ist er noch einmal religiös ungebrochener als Poulenc in den zuletzt genannten Werken. [Grins1 Aber damit Ihr auch mal wieder lästern könnt, verkünde ich, dass ich weder den Paulus noch den Elias je komplett gehört habe, wobei die im Schrank stehen. So haben auch brave Menschen - also durchaus nicht brave people, sondern eher Banausen - wie ich ihre dunklen Seiten ... Nicht, dass ich stolz darauf wäre, aber vorher muss das Deutsche Requiem ran, das ich eigentlich zu Fasching machen wollte.]

    Außerdem ist Mendelssohn doch auch kein Gebrochener dahingehend, dass seine Musik je ironische Züge trüge? Aufklärung duch Felix oder wer möchte, gerne, hier oder an anderem Ort. :)

    :cincinbier: Wolfgang

    Gut, danke! Mich hat die Terminologie immer ein wenig verwirrt und ich habe mir zurechtgelegt, dass man Bügelhorn und Flügelhorn unbedingt trennen muss. Das wird wohl auch stimmen, aber Detailahnung hatte ich von dieser Thematik nie. Eine dieser sehr hübschen kleinen Nummern von Leroy Anderson heißt ja Bugler's Holiday. Das weiß ich.

    Und in DEM Stück spielen aber keine "Bugles" sondern Trompeten. E gibt im Jazz noch den "Bugle Call Rag" und "Bugle Boy March". Beides wird auch mit einer Trompete oder Kornett gespielt. Verwirrung pur, ich weiß. Im Film "Verdammt in aller Ewigkeit" wird übrigens bei dem Signal im Film ein Bugle gezeigt. Gespielt hat es der damals vielleicht beste Studio-Trompeter Mannie Klein (eine Legende in der Studiomusik der USA). Man munkelt, er habe es auf der Trompete gespielt. ;)

    :) Ja, ich habe die Nummer von Leroy Anderson auch schon filmisch vernommen und ganz normale Trompeten wiedererkannt. Grins1 Bugler wird halt besser klingen als Trumpeter im Titel!

    Vielleicht erwartest Du besser etwas Richtung Schönbergs Bläserquintett?

    Das mag ich sehr, dieses Bläserquintett. Meine Äußerung oben war ja auch gar nicht irgendwie negativ gemeint - auch nicht mir selber gegenüber - und wie ich jetzt sehe, liege ich gar nicht so ganz falsch. Tja ;) ... Zwölftöniges ist nicht immer gleich Zwölftöniges, aber fast nie ist Zwölftöniges gleich überhaupt nicht Zwölftöniges ... Ich dachte eher angesichts Deines Tja, dass dieses Quartett ganz konventionell klassizistisch sei (Spätromantik hätte ich hingegen ohnehin nicht erwartet).

    Originellerweise sollte ich es mir jetzt auch noch anhören, das Quartett. :huh: