Mendelssohn, Streichquartett op. 80
Endlich! Dann muss ich das ja nicht schreiben
Mendelssohn, Streichquartett op. 80
Endlich! Dann muss ich das ja nicht schreiben
Holländerouvertüre ist aber auch nicht von schlechten Eltern...
Aus dem Bereich der Kammermusik würde mir Brahms' dritte Violinsonate, dritter Satz einfallen. Das fetzt schon ordentlich. Ansonsten ebenfalls Brahms: Anfang 2. Streichquintett. Ebenfalls sehr fetzig.
Ganz klar die Fünfte Tür in Bartóks Blaubart.
Ich hatte erwägt, Praise the Lord ex aequo mit Elias zu nennen, aber dieser Chorsatz ist ja nicht das echte Ende. Gardiner lässt aber seine Aufnahme zurecht damit enden.
Für mich die Schlussfuge aus Mendelssohns Elias.
Jetzt bin ich doch noch dazu gekommen, Weberns op. 5 konzentriert zu hören und bin wirklich begeistert! Das hat enorme Suggestivkraft, da stellt sich bei mir fast Bartókfeeling ein.
Gehört habe ich eine Aufnahme des Julliard Quartets aus dieser fetten Box mit dem Gesamtwerk Weberns:
Toll gespielt aber mulmiger Klang. Neukauf steht an.
Im 1. Streichquartett finde ich zahlreiche harmonische Wendungen, die nicht mit der orthodoxen Harmonielehre zu vereinbaren sind. Ich glaube der Mann war wesentlich weniger konservativ als sein Ruf.
Auf jeden Fall! Saint-Saëns war "janusgesichtig" und zu jeder Zeit auch progressiv. Seinen schlechten Ruf hat er sich v.a. durch seinen Krieg mit Debussy und ein paar anderen eingehandelt, denn charakterlich war er ein sehr schwieriger Mensch.
Toll finde ich dieses Album, das auch das Moderne zeigt (und auch das schöne op. 103 enthält):
Man höre mal in die Etüde aus op. 111 ("Les Cloches de Las Palmas") hinein.
Und ja, Ravel hat später den Einfluss Saint-Saëns offen eingestanden. Debussy natürlich nicht, aber der war auch wie Saint-Saëns ein sehr schwieriger Mensch.
Aber während ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass Saint-Saens oft und prägend kühl distanziert war und dadurch das Etikett des Klassizismus wirklich verdient,
Das war bei Saint-Saëns erklärtes Programm: l'art pour l'art und clarté. Zweites hätte Mendelssohn eventuell auch für sich in Anspruch genommen, aber erstes hätte er sicher abgelehnt. Er war von der Grundhaltung definitiv Romantiker, weshalb er sich ja auch mit Schumann so gut verstand. Die beiden begeisterten sich über weite Strecken für dieselbe Literatur und dieselbe Musik.
Ich hatte Dich wohl einfach falsch interpretiert, denn tatsächlich bezogst Du Dich ja konkret auf das SQ. Aber selbst, wenn es anders wäre: man muss ja nicht jeden Komponisten mögen. Von meiner Seite gibt es da kein Problem.
Insbesondere wurde ich daran erinnert, was für eine schöne Stimme Agnes Giebel doch hatte
Ja, unglaublich. Einer der Schätze meiner Sammlung ist die große Sopranarie in BWV 105 mit Agnes Giebel unter Fritz Werner.
Ich würde sagen, gerade weil Saint-Saëns den ganz Grossen nacheifert, ist es so auffällig, dass diese Musik doch viel weniger "inspiriert" ist, als beispielsweise Schumann oder Brahms.
Das sind natürlich individuelle Zugänge, die jeder hat. Allerdings musste ich schon ein wenig schmunzeln bei der Erwähnung von Brahms im Zusammenhang mit Inspiration. Gerade der Mangel einer solchen war ja das am häufigsten gegen ihn vorgebrachte Argument seiner Kritiker. Ich halte den Vorwurf in beiden Fällen für ungerechtfertigt. Uninspirierte Komponisten überdauern nicht mehrere Generationen in der öffentlichen Wahrnehmung.
Jedenfalls denke ich nicht, dass Saint-Saëns Beethoven nacheifern wollte. Viel eher hat er sich in ekklektizistischer Manier auch des späten Beethovens bedient, aber der Satz ist ja keine beethovensche Stilkopie. Die Nähe zu Mendelssohn an anderen Stellen kommt sicher auch durch die virtuose Kompositionstechnik Saint-Saëns' zustande, die auch Mendelssohn zueigen war.
Meine Meinung zum Quartett: es ist keines der großen Werke der Gattung und bei weitem nicht Saint-Saëns bestes Werk, aber höchst interessant. Und einige Stellen, wie der von mir und anderen hervorgehobene Anfang, sind zum Niederknien.
Das erste Trio liebe ich ganz besonders!
Bei uns sagt man das jedenfalls auch und spricht es wieder ein bisschen anders aus ...
Wahrscheinlich wie "wurrscht", wie ich die Franken kenne...
Ich habe da jetzt in die Soundschnipsel des von mir eigentlich viel unattraktiver empfundenen zweiten SQ reingehört und war ziemlich begeistert. Könnte bestellt werden...
Faszinierend auch für mich gleich der mysteriöse, rätselhafte Licht-Beginn
Ja, den Anfang finde ich auch ganz besonders eindrucksvoll. Ansonsten beeindruckt mich am Quartett, dass Saint-Saëns, der ansonsten schlafend auf dem höchsten technischen Niveau komponieren konnte, hier doch auch geschwitzt zu haben sein. Auch dieses Quartett ist "die Frucht einer langen, mühsamen Arbeit".
Da stimme ich zu. Ich kaufe fast immer neu erscheinende Einspielungen dieser Werke, z.B. gerade erst vor Kurzem von Ivor Bolton und den Baslern, aber an Dutoit kommt keine ran - bei weitem nicht. Eine epochale Scheibe.
Ich vermeine, die Cavatina aus op. 130 herauszuhören.
Ich finde auch, dass das SQ eine eher untypische Komposition von Saint-Saëns ist. Der dritte Satz ist z.B. ungewöhnlich profund. Die klangliche Raffinesse ist aber schon das, was man von ihm kennt.
Meiner Meinung nach ist Saint-Saëns einfach in puncto Eleganz unschlagbar - dagegen wirkt selbst Mendelssohn grobschlächtig (na ja, fast..). Dabei hat er auch so eine traumwandlerische Sicherheit bei der Benutzung der Mittel und eine Klangraffinesse, dass ich immer wieder auf's Neue begeistert bin. Mein Lieblingswerk aus seiner Feder ist wohl die zweite Violinsonate*.
Ich muss auch mal eine Empfehlung für das SQdW aussprechen, und zwar wäre das die Aufnahme des Quartetto di Cremona. Diese ist spieltechnisch als auch klangtechnisch der mir bekannten Konkurrenz ein Stück voraus.
* da muss ich mich berichtigen: mein absolutes Lieblingswerk von ihm ist die späte Klarinettensonate.