Liederabend
Der Konkursverwalter beugt sich vor und sein Kruzifix
baumelt über
dem Loch in
den Leerstellen zwischen den Lücken, aus dem Keller
darunter gähnt ein Weintrinker ohne Mund, Schumann
ist dort und auch Schubert
im Klavier nur Gespenster
in der Halle kein Echo eines Atems, keinem früheren Husten
blieb auf dem Voice-Recorder Platz und die Landschaft fliegt
nicht vorbei, alle starren ohne Blinzeln
die Stimme an, die sich verhält wie ein
Messer an der Nahtstelle zwischen Lachen und Weinen
die Linie zwischen den Zähnen, auf der Landkarten
eine Strecke von 15 Kilometern abbilden können
der Abend enthält kein Brot, keinen Putin
und keine Psychiatrie, diese Brotlosigkeit
hält seit Jahrhunderten an und stört
den Sänger nicht, der sich das Blut
von der Lippe wischen lässt vom Wind
des Applauses, der durch die knochentrockene Halle
hindurchfährt, ohne Verspätung, ohne Gepäckwagen
als der Sänger mit dem Fahrstuhl
auf den Mond entkommt, ist alle Schuld
verdoppelt und das Lebenslicht flackert
weiter bis nach Mitternacht, das ist nicht fern von hier
(für Christian Gerhaher)