Beiträge von Local Hero

    Um diesen nunmehr acht Jahre alten Thread mal wiederzubeleben: Es gibt von dieser Operette/opéra comique, die man wirklich auch sehen, und nicht nur hören muss, endlich eine fabelhafte DVD, und zwar diese hier:



    Es handelt sich um die Aufzeichnung einer Aufführung aus Amsterdam aus dem Jahr 2014, hervorragend musiziert vom Orchester des DNO unter Patrick Fournillier und witzig-einfallsreich inszeniert von Laurent Pelly, der wie bei seinen wegweisenden Offenbach-Inszenierungen auch hier eine glückliche Hand für dieses Genre hat. Die Sänger stürzen sich mit Verve in ihre dankbaren Rollen, aber besonders ragt Stéphanie d'Oustrac heraus, die die Hosenrolle des Lazuli mit Bravour meistert und die große Arie an den titelgebenden Stern im 1. Akt betörend schön singt. :verbeugung1:
    Ich bin sicher, unser Threadstarter Rideamus wäre begeistert gewesen.

    Und hier meine Favoritenliste:



    1. Verdi: La Traviata
    2. Rossini: Barbiere di Seviglia
    3. Mozart: Don Giovanni
    4. Monteverdi: La coronazione di Poppea
    5. Verdi: Don Carlo
    6. Wagner: Lohengrin
    7. Wagner: Das Rheingold
    8. Gluck: Orfeo ed Euridice
    9. Monteverdi: Orfeo
    10. Weber: Der Freischütz
    11. Donizetti: L'elisir d'amore
    12. Puccini: Tosca
    13. Offenbach: Hoffmanns Erzählunngen
    14. Mozart: Die Zauberflöte
    15. Puccini: La Bohème

    Lieber Waldi,


    da bist du wohl ein bisschen zu streng. Sicher, Pier 'Alli ist kein Meister der Personenregie und mit dem Chor weiß er gar nichts anzufangen. Man könnte die Inszenierung stilisiert und reichlich statisch nennen. Aber "hasslich", "primitiv" und "trostlos" finde ich sie wirklich nicht. Jedenfalls spricht mich diese Produktionn viel mehr an als der staubige Pseudo-Historismus der MET-Aufführung mit Netrebko, die du weiter oben vorgestellt hast. Und die Sänger sind hier in Bologna einfach grandios, darin stimmen wir natürlich überein.


    Viele Grüße vom
    Local Hero

    Lieber Philbert, erneut gänzend geschrieben und überzeugend begründet :verbeugung1: Es ist ein Jammer, dass beide Armida-DVDs auf unterschiedliche Weise so unbefriedigend sind. Für mich persönlich ist bei Opern eine CD-Aufnahme keine wirkliche Alternative, ich brauche die szenische Darstellung. Immerhin bin ich froh, dass der Otello mit Cecilia Bartoli und John Osborn auf DVD so gut geraten ist. Den habe ich mir nach deiner Empfehlung gleich zugelegt und bin sehr angetan: das ist packendes, modernes Musiktheater, wie es sein soll!

    Lieber Philbert,


    vielen Dank für die gut geschriebenen, umfassenden und wirklich interessanten Beiträge. Eine bessere Einführung in die Opern Rossinis kann man sich gar nicht wünschen. :clap: :verbeugung1:
    Ich bin schon gespannt auf die Fortsetzungen!

    Du bestätigst damit meine Feststellung. Die Einspielungen des "Barbiere" sind gar nicht zu zählen, und allein im tagesaktuellen Angebot (weiter habe ich gar nicht recherchiert) von Amazon finden sich von der "Cenerentola" Aufnahmen mit: Bartoli, Donato, Larmore, Kasarova, Horne, Donose, Gabarain, Berganza, Valentini Terrani, Baltsa, Simionato, Casoni, Ganassi, Dolukhanowa, Stade, Kuhlmann.

    Klar gibt es eine Beliebtheitsrangfolge: Der "Barbiere" ist unangefochten die Nummer eins, dann folgt die "Cenerentola", aber auf Platz drei und damit doch in der Spitzengruppe kommt die "Italienerin" - sowohl bei der Zahl der Aufführungen als auch der Einspielungen, wennn ich nicht ganz falsch liege. Bei Rossinis anderen komischen Opern wie etwa dem "Turco in Italia", "Viaggio a Reims" " Le Comte Ory", "La gazza ladra" oder "La pietra del paragone" ist die Auswahl deutlich kleiner. Hier könnten die Labels tatsächlich noch zulegen.

    Mein Eindruck bleibt bestehen, daß die Labels den "Barbiere" und "Cenerentola" mehr lieben als "L'italiana"

    Allein auf DVD sind nicht weniger als sieben verschiedene Aufnahmen bzw. Inszenierungen greifbar (darunter auch die frühen mit Teresa Berganza und mit Marilyne Horne). Ich will die hier jetzt nicht alle verlinken, aber ein ausgesprochenes Stiefkind der Labels ist die "L'Italiana" nun wirklich nicht.

    Es gibt jetzt ja eine neue Perlenfischer-Inszenierung aus der Met auf DVD, und ich muss sagen, sowohl die behutsam modernisierende Regie (inclusive mächtigem Tsunami!) als auch das erstklassige Sängertrio Diana Damrau, Matthew Polenzani und Mariusz Kwiecien haben mich echt beeindruckt. Das große Männerduett zwischen Zurga und Nadir und auch die berückende Tenorarie "Je crois entendre encore" fand ich hinreißend gesungen. Besonders französisch klang die "Sprachmelodie", wie Fairy schreibt, allerdings bei keinem der Interpreten, ich glaube ich hätte beim Blindhören Mühe gehabt, die Sprache zu identifizieren... :rolleyes: Trotzdem eine gelungene Aufführung!

    Ich habe ungefähr die Hälfte gesehen, dann wurde ich leider zu müde... :sleeping:


    Den kolonialismuskritischen Ansatz (die Handlung spielte während der 30erJahre im damals von Italien kolonisierten Äthiopien) fand ich grundsätzlich interessant, aber doch letztlich aufgesetzt und nicht wirklich schlüssig aus der Handlung heraus entwickelt. Die fortwährende herabwürdigend-rassistische Behandlung der schwarzen stummen Statisten auf der Bühne durch die weißen Protagonisten der Oper (eine Vergewaltigung schon während der Ouvertüre...) war natürlich kritisch gemeint, aber auf Dauer äußerst unangenehm anzuschauen.
    Gesanglich und musikalisch war es sehr gut, so weit ich das beurteilen kann.

    Bei der Zauberflöte und der Boheme kann ich dem verehrten Thread-Ersteller nicht folgen, da würde ich zu ganz anderen Aufführungen auf DVD greifen, aber die Elektra ist wirklich sehenswert.


    Hier nun vier meiner Favoriten, bei denen von Inszenierung über Sänger bis Bühnenbild (für mich) alles stimmt:



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    Viele Grüße, Local Hero

    Das Rheingold, sowie die Extras dazu (Interview mit Bryn Terfel, sowie Probenaufnahmen) ebenfalls: bisher gefällt mir alles sehr gut. Das Bühnenbild ist atemberaubend! :juhu: Da wäre ich liebend gern dabei gewesen. Die einzige Rolle, die mich bisher nicht so überzeugte, war Loge. Aber gut, das liegt womöglich daran, dass eh niemand dem wunderbaren Heinz Zednik das Wasser reichen kann, denke ich. Dieser Loge war mir einfach zu milde und nicht listig genug.

    Der überaus fade Loge des Richard Croft zieht die ganze Aufführung runter. Wo Loge Zentrum und Motor des Geschehens sein müsste, kommt hier gar nichts. Er singt brav seinen Text, aber man sieht quasi durch ihn hindurch, so blaß wirkt er. Dieser Totalausfall in einer der wichtigsten Rollen verleidet mir das Rheingold hier ziemlich. Auch die Kostüme sind für meinen Geschmack oft daneben. Aber dann reißt die Walküre alles wieder raus: das ist das unbestreitbare Glanzstück dieses New Yorker Ring. Vor allem die Szenen zwischen Siegmund (Jonas Kaufmann) und Sieglinde (Eva Maria Westbroek) sind atemberaubend. So packend habe ich das noch nie gesehen (zumal die beiden optisch tatsächlich als Geschwister durchgehen können). Besser geht's nicht. :juhu: