Ganz dumme Frage an Michael Schlechtriem - aber ernst gemeint:
Wie vergleichst Du unterschiedliche Quellen? Wenn ich zunächst die eine höre, dann umschalte, oder gar eine andere CD usw. einlegen muss, vergeht zwischen den beiden Hörerlebnissen einige Zeit. Und dann kommt mein Gedächtnis dazwischen. Ich bilde mir vielleicht ein, das erste sei anders gewesen, oder wenn ich etwas skeptisch bin, weiß ich es schlicht nicht. Sicherlich - ich könnte den Unterschied zwischen einer alten Schellack-Aufnahme und einer modernen Aufnahme aus dem Gedächtnis rekonstruieren. Vielleicht auch das Klangbild unterschiedlicher aber vergleichbarer Aufnahmen, allerdings mit hohem Irrtumsrisiko. Aber notwendigerweise sehr subtile Unterschiede zwischen verschiedenen Quellen derselben Aufnahme, bei denen mir Anhaltspunkte fehlen, die meinem Gedächtnis helfen, sie auseinander zu halten, könnte ich nicht aus der Erinnerung rekonstruieren. Das jeweils letzte Klangerlebnis überlagert dann das frühere, wobei die Wertung, ob das letzte nun besser oder auch nur anders sei, ganz zufällig ist. Denn man hört ja nicht gleichzeitig beide Versionen, sondern muss die aktuell gehörte mit einer vergleichen, die man nicht hört, sondern sich nur an sie erinnert.
Ich helfe mir bei unterschiedlichen Quellen, also z.B. CD und gestreamte Datei mit einem Trick. Ich lasse beide Quellen parallel laufen, allerdings eine um ca. einen Takt (je nach Tempo des Stücks) verzögert. Wenn ich dann mit der Fernbedienung umschalte, höre ich die verzögert laufende Passage unmittelbar, d.h. ohne Stopp oder Pause nach der ersten. Wenn ich das oft genug mache, ist das zwar grauenhaft, weil der muikalische Verlauf völlig zerstückelt, wird, mein lahmes Gedächtnis ist aber noch in der Lage, einen subtilen Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Beispiel wahrzunehmen. Und meine Erfahrung ist: bei Aufnahmen, deren Ursprungsmaterial identisch ist, höre ich - keine - Unterschiede. Nicht zwischen zwischen CD und gestreamter Datei, nicht mal zwischen unterschiedlich hoch auflösenden Formaten (solange es sich nocht um unterschiedliche Tranfers von der Ursprungsdatei handelt) und auch nicht zwischen ganz verschiedenen CD-Playern, wenn ich mir mal den Spaß erlaube, zwei an den Verstärker anzuschließen (das mache ich aber nur ganz selten, um mich nicht zu oft über den Preis, den ich bezahlt habe, zu ärgern...).
Nicht vergleichen auf diese Art kann ich allerdings unterschiedliche Dateiformate, weil ich keine zwei Streamer habe. Der unmittelbare Vergleich zwischen den Formaten einmal von der Festplatte und zum andren von einem USB-Speicher, den ich mit dem Player verbinde, klappt nicht, weil das Umschalten dann nicht so einfach, sondern nur mit Zwischenschritten, also Pause dazwischen geht - und dann traue ich meinem Gedächtnis nicht. Allenfalls ein mittelbarer Vergleich geht: erst CD mit Flac auf die oben beschriebene Weise, dann nochmal das Ganze: CD mit WAV vergleichen. Wenn ich dann im ersten Fall keinen Unterschied feststellen kann und im zweiten auch nicht, spricht alles dafür, dass ich auch den Unterschied zwischen FLAC und WAV nicht feststellen könnte. So jedenfalls meine bisherige Erfahrung.
Nach meiner bisherigen Erfahrung, dass mein Gedächtnis nicht ausreicht, um subtile Unterschiede festzustellen, wenn Pausen dazwischen liegen, bewundere ich die Leistung aller, die ohne meine Tricks eindeutig sagen können, dass sie solche Unterschiede aus der Erinnerung eindeutig identifizieren können