Hallo Eusebius,
Mal abgesehen davon dass ich nicht sehen kann hier auf nur irgendetwas in irgend einerWeise unangemessen reagiert zu haben und daher weniger einen "Teufelskreis" sehe, als vielmehr viel Verständnis dafür habe, dass die Moderation die letzten wenig sachbezogenen Beiträge in den Splitter geschoben hat, kann ich deine Vorbehalte gegenüber meinen Ergebnissen gerade im Bereich des Klavierliedes vollkommen nachvollziehen.
Ich sehe da selbst eine der größten Schwachstellen der mir verfügbaren Technik. Gerade beim Klavierlied bei dem die mesnchliche Stimme mit all ihrer Artiklations- und Nuancierfähigkeit so vollkommen "ungeschützt" im Mittelpunkt steht empfinde ich selbst auch die größte Unzufriedenheit mit den derzeit erreichbaren Resultaten.
Natürlich habe ich daher ich von Anfang an betont, dass "ich nun einmal nicht mehr und nicht weniger bieten kann als mir nach besten Wissen und Gewissen mit meinen Mitteln möglich ist," (Auch ist das ein Grund, weshalb ich mich bei den Opern dann doch vorerst zurück gehalten habe.)
Allerdings sein wir mal ehrlich: fast 10 Stunden also über 3/4 des Projektes sind überhaupt keine Klavierlieder, als Pars pro toto scheinen mir persönlich diese Einwände daher schon rein Quantitativ nicht so tragfähig. Ehrlich gesagt habe ich aus eben dem selben Unbehagen auch mit mir gerungen, ob ich mich überhapt mit den Klavierliedern befassen sollte. Ich will Dir sagen welche Aspekte mich dann doch dazu haben entschließen lassen: Ein nicht unwesentlicher Aspekt meines Projektes besteht ja darin eine Übersicht zu geben was überhaupt alles da ist. Das ist angesichts der geringen Anzahl späterbereits im Musikbetrieb kanonisierter Werke und der doch recht beträchtlichen Anzahl von Werken und Versuchen, die Berg mit nicht mindern großem Ernst auf dem Weg zu diesen Werken geschaffen hat zumindest in meine Augen ein durchaus spannender Moment an meinem Projekt. Ich denke daher dass dieses Projekt schon viel erreicht hat wenn es den einen oder anderen Interpreten anregen kann:
a) sich auch mit der Interpretation weniger bekannter Werke Bergs anzunehmen, von deren Existenz er möglicherweise noch gar nicht gewusst hat. So sind von den durchaus beliebten Jugendliedern Bergs seit Jahren immer nur jene Interpretiert worden, die in den 80ern in den beiden Bänden der UE herausgegeben worden waren, obwohl es noch gut 25 weitere teils noch bessere Jugendlieder im Manuskript gibt, von denen bislang offfenbar kaum jjemand ausserhalb der Alban Berg Stiftung nennenswert Notiz genommen hatte.
b) Es würde mich ausrücklich freuen, wenn meine ersten Versuchen diesen Liedern mit meinen Mitteln eine Stimme zu verleihen in deinem Sinne denn leidenschftlichen Wunsch nach versierteren Interpreten hervorrufen nach aber auch das wäre mir ehrlich gesagt doch weit lieber, als dass sie weiter in den Archiven der ÖNB versttauben, woran die bestenfalls pauschalen Hinweise auf etliche unveröffentliche Jugend und Studien Werke allein bislang offenbar nicht das geringste ändern konnte. Nicht viel besser sieht das aber selbst bei der tatsächlich überwiegend schon seit Jahrzehnten in der Gesamtausgabe vorgelegten Kammermusik und Klaviermusik des frühen Berg aus, die mal abgesehen von ersten Stippvisiten des LasalleQuartetts und J.J.Dünki kaum Berücksichtigung gefunden haben, obgleich Berg in meinen augen auch da immer wieder für ihn jeweils hohe kompositorische Ansprüche umsetzen konnte.
c) bei einigen tatsächlich bereits im Konzertbetrieb etablierten Werken, fand ich es dennoch spnnend zu sehen, was eine tatsächlich konsequente Interpretation des tatsächlichen Patiturtextes hervorbringt. z.B. das viele Werke doch deutlich langsamer genommen werden als dies von Beg vorgesehen ist, zum teil dadurch in meinen Augen überromantisiert werden. Teils ist es auch einmal interessant den Notentext präzise zu hören, wo auch die Grenzen versierter traditioneller Interpreten erreicht bzw, überschritten werden. Das soll keine Leistung anderer Interpreten herabwürdigen, die sicher alle ihr jeweils bestes geben, sondern lediglich vorstellen welche Möglichkeiten im tatssächlichen Partiturtext noch verborgen sein könnten. Wieso sollte auch dies nicht den einen oder anderen versierten Interpreten in der Entwicklung seiner Deutung eines Werkes Alabn Bergs anregen können.
Kurz: dieses Projekt stellt eine Bestandsaufnahme der mir zugänglchen Werke Bergs dar, die ich nicht wie andere (leider bislang wie mir scheint duch gängig eher unvollständige Werkverzeichnisse) mit mehr oder weniger treffenden Titeln auflistenn sondern mit meinen Mitteln bis in das Detail der klanglichen Möglichkeiten hinein soweit vorstellen möchte wie mir das eben möglich ist. Dass hinter diesem Projekt tatsächlich eine ganze Menge Arbeit steckt, die zumindest in meinen Augen nie geleistet worden wäre, wenn da nicht eine Seele dahinter stünde, die es für Wert schätz sich dieser Aufgabe in dem hier erforderlichen Maße hinzugeben, macht es mir schon manchmal schwer, Verständnis für die eine oder andere besonders in diesem Forum übliche mit Seelenterminologie argumentierende digitophobe Auslassung zu finden. In meinen Augen unterschätzt jemand die Möglichkeiten der mennschlichen Seele doch fundamental, der damit glaubt sie eigne sich nur dazu seine Angst vor neuem und sein Beharren auf Gewohntem zu legitimieren. Ich denke wer sich der Kommuniktion mit der Gegenwart und ihren Möglichkeiten nicht verschließt kann und wird auch erkennen, welche Hilfe und Anregung daraus für die Pflege unserer reichen Tradition ausgehen kann.
Ich hoffe Eusebius respektvoll ernsthaft und vielleicht sogar auch in einigen abweichenden Punkten nachvollziehbar reagiert zu haben. Auch ich will die leidigen Diskussionen darum ob wir im 19. oder 21. Jahrhundert leben hier nicht zum xten Mal aufkochen. Für mich zumindest war diese Befassung mit Alban Bergs tatsächlich Schaffen in vielen Punkten aufschlussreich und freue mich für jeden, dem ich damit vielleicht auch die eine oder andere Anregung zu geben vermag. Nicht mehr und nicht weniger. Ich denke in diesem Sinne sollte es eigentlich auch hier möglich einen einigermaßen zivilisierten, unemotionalisierten Austausch darüber zu führen, zu dem ich hoffentlich auch mit diesem Post etwas beitragen konnte.
Gruß
Steffen