Beiträge von Capriccio

    Färber-Strasser, Ernestine (1884 - ?). Sängerin


    Die Altistin Ernestine Färber-Strasser wurde am 15. Mai 1884 in Königsberg geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung folgte ein erstes Engagement an das Opernhaus in Leipzig. Danach wirkte sie von 1903 bis 1913 am Stadttheater Aachen, bevor sie ein Jahr vor dem ersten Weltkrieg an die Hofoper in München engagiert wurde. Dort sang und spielte sie bis 1921. Dann ging sie zurück zur ihrer Debütstätte nach Leipzig. Es folgten Gastspiele nach England (Covent Garden Opera House London), Spanien und in die Schweiz. Von 1927 bis 1933 war sie Ensemblemitglied an der Staatsoper in Stuttgart, gastierte jedoch weiterhin in München. Ernestine Färber-Strasser wurde mit Auftrittsverbot belegt und emigrierte in die USA, später übersiedelte sie in die Schweiz. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt. – Ernestine Färber-Strasser war mit dem Kunstmaler Benno Strasser verheiratet.

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    Fall, Richard (1882 – 1945). Komponist, Dirigent


    Richard Fall entstammte einer Musikerfamilie, der Vater ist der Operettenkomponist Moritz Fall. Richard Fall wurde am 03. April 1882 in Gewitsch/Jevíčko (Mähren/Tschechien) geboren. Seine Brüder sind die Komponisten Leo (gest. 16.09.1929) und Siegfried Fall. Nach der Ausbildung war er ab ca. 1908 Operettenkapellmeister, zunächst in Berlin, dann in Wien. 1916 wurde er erster Kapellmeister am Apollotheater in Wien. Er komponierte 13 Operetten, Singspiele und Revuen, darunter: „Die Dame von Welt“ (1917), „Großstadtmärchen“ (1920) und „Hallo! Herr Grünbaum“ (1927). Von 1930 bis 1932 war er Filmkomponist in Hollywood („Liliom“, „East Lynne“, „Merely Mary Ann“), kehrte danach in gleicher Tätigkeit nach Deutschland zurück („Sehnsucht 202“, „Une jeune fille et un million“). Größeren Bekanntheitsgrad erhielt er durch seine Schlager: „Was machst Du mit dem Knie, lieber Hans“ (1925) und „Wo sind Deine Haare, August“ (1926). 1938 emigrierte er über Frankreich in die USA. Warum er 1943 nach Frankreich zurückkehrte ist unbekannt. Am 17. Nov. 1943 wurde er in Nizza verhaftet und nach Auschwitz deportiert, wo er vermutlich Anfang 1945 ermordet wurde.

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    Fall, Siegfried (1877 – 1943). Komponist, Pianist


    Siegfried Fall entstammte einer Musikerfamilie, der Vater ist der Operettenkomponist Moritz Fall. Siegfried Fall wurde am 10. November 1877 in Olmütz/Olomouc (Mähren/Tschechien) geboren. Seine Brüder sind die Komponisten Richard und Leo (gest. 16.09.1929) Fall. Nach seiner musikalischen Ausbildung beim Vater, Heinrich von Herzogenberg und Max Bruch arbeitete er als freischaffender nicht allzu erfolgreicher Komponist. Für sein Klaviertrio op. 4 erhielt den Mendelssohn-Preis. Verlegt wurden darüber hinaus lediglich zwei Liederzyklen und die Streichquartette op. 9. Eine Zeit lang war er Korrepetitor an der Berliner Staatsoper. Über sein Ableben gibt es unterschiedlichen Versionen: Eine Version sieht die Deportation nach Theresienstadt im Januar 1943 und die Ermordung am 10. April 1943. Die andere Version gibt die Emigration nach Frankreich mit anschließender missglückter Flucht in die Schweiz an, der sich die Verhaftung und Ermordung im Konzentrationslager anschloss.

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    Feldin, Dodja. Cellist

    Zu Dodja Feldin sind kaum biographische Daten zu finden. Er war Solocellist bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG), bis er als Jude am 25.03.1933 entlassen wurde. 1936 finden sich Hinweise auf Auftritte in Spanien in einer Radioprogrammzeitschrift, ebenso 1939 in einer Zeitschrift von Radio Luxemburg. Danach verliert sich seine Spur.

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    Feuermann, Emanuel (1902 – 1942). Cellist

    Der weltberühmte Cellist Emanuel Feuermann wurde am 22. November 1902 in Kolomea in der damaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn geboren (heute: Kolomyja/Ukraine). Seine Ausbildung am Instrument übernahm sein Vater, ein Klezmer(-Musiker). Die Familie übersiedelte nach Wien. 1913 - als 11-jähriger - führte er gemeinsam mit seinem Bruder Siegmund (Violine) das Doppelkonzert von J. Brahms auf. 1914 erfolgte sein offizielles "Wiener Philharmoniker-Debüt" unter F. Weingartner. Nach seiner weiteren musikalischen Ausbildung 1917 bis 1918 u. a. bei Julius Klengel (ebenfalls Lehrer von G. Piatigorsky) in Leipzig, wurde Feuermann bereits mit 17 Jahren Lehrer an der Musikhochschule Köln, Solist des Gürzenich-Orchesters und Mitglied des Bram-Eldering-Quartetts (heute: Gürzenich-Quartett). 19-jährig wurde er Professor an der Musikhochschule in Berlin. Hier in Berlin wurde er mit Paul Hindemith bekannt, mit dem er gemeinsam kammermusikalisch musizierte (Goldberg-Streichtrio). Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Emanuel Feuermann von seiner Professur beurlaubt und emigrierte wie seine Trio-Partner zunächst nach London. Am 07. November 1935 war Feuermann der Solist bei der offiziellen Uraufführung des Cellokonzertes von A. Schönberg mit dem London Philharmonic Orchestra unter Th. Beecham in London. Einem vorübergehenden Aufenthalt in der Schweiz folgte 1938 die Emigration in die Vereinigten Staaten. Dort war er oft musikalischer Partner von J. Heifetz und A. Rubinstein. Nach einem Behandlungsfehler verstarb Emanuel Feuermann am 25. Mai 1942 in New York. Nach ihm ist der Emanuel-Feuermann-Wettbewerb in Berlin benannt.

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    Fleischer, Arthur (1884 – 1948). Sänger

    Der Bariton Arthur Fleischer wurde am 14. Dezember 1884 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er am Konservatorium in seiner Heimatstadt. Von 1906 bis 1909 war er an der Komischen Oper Berlin, 1909 am Raimund Theater Wien und von 1910 bis zum ersten Weltkrieg am Hoftheater in Hannover engagiert. Von 1914 bis 1921 trat er an der Wiener Volksoper auf. Es folgten Engagements in Dresden, Graz, Leipzig, darüber hinaus europaweite Gastspiele z. B. in der Tschechoslowakei, Spanien, Holland, Finnland und Italien. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er ab 1933 in Deutschland und ab 1938 in Österreich mit Auftrittsverbot belegt. Arthur Fleischer emigrierte in die Vereinigten Staaten von Amerika. Am 11. April 1948 verstarb er in seiner Heimatstadt Wien*. – Sein Sohn ist der Dirigent Thomas Martin (1910-1984).

    * Andere Quellen geben 1949 in San Francisco an.

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    Fröhlich, Alfred (1875 – 1942). Dirigent, Komponist


    Der Dirigent Alfred Fröhlich wurde am 25. Februar 1875 in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung an der Akademie der Tonkunst in Wien (Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde) u. a. bei Jakob Grün und Sigismund Bachrich gründete er ein Streichquartett und studierte währenddessen bei Franz Kenn und den Brüdern Johann Nepomuk und Robert Fuchs Komposition. Danach arbeitete er als Chordirektor, Solorepetitor, Konzertmeister und Operetten-Kapellmeister in Preßburg (Bratislava), Olmütz (Olomouc), Aachen und Salzburg. Ab 1900 war Fröhlich in Düsseldorf tätig, von 1904 bis 1920 als Oberkapellmeister. 1906 organisierte er in Düsseldorf ein zehntägiges Fest anlässlich des 150. Geburtstages von Wolfgang Amadeus Mozart. Nach seiner Düsseldorfer Kapellmeistertätigkeit gründete er in Bonn das „Collegium musicum", dessen Konzerte im Rundfunk übertragen wurden. Am 30. Januar 1942 ist Alfred Fröhlich an Herzversagen gestorben, kurz bevor er nach Auschwitz deportiert werden sollte. – Alfred Fröhlich war mit der Sängerin Hermine Förster-Fröhlich verheiratet.

    Der Nachlass von Alfred Fröhlich wurde von seiner Schülerin Elfriede Bauer zusammengestellt und befindet sich beim Stadtarchiv Düsseldorf. Ansonsten ist die Quellenlage extrem dürftig.

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    Einstein, Alfred (1880 – 1952). Musikwissenschaftler, Musikredakteur, Musikkritiker

    Alfred Einstein wurde am 30. Dezember 1880 in München geboren. Nach ersten Studien der Rechtswissenschaft wechselte er zur Musikwissenschaft (u. a. bei Adolf Sandberger) und Kompositionslehre. Nach seiner Promotion - einer Arbeit über die Musik der Viola da Gamba - arbeitete er für die Zeitschrift für Musikwissenschaft (1918-1933), Münchener Neueste Nachrichten (1909-1917), Münchener Post (1917-1927) und für das Berliner Tageblatt (1927-1933) sowie als Gast für weitere Zeitungen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigrierte Einstein über London und Florenz 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika. Hier wurde er Professor am berühmten Smith College in Northampton (Massachusetts). Alfred Einstein gilt als einer der berühmtesten und fachlich versiertesten Musikwissenschaftlern und -kritikern, der mit Arbeiten über Mozart, Gluck, Schubert und das Madrigal u. a. berühmt wurde. Am 13. Februar 1952 ist Alfred Einstein in El Cerrito (Kalifornien) verstorben. – Alfred Einstein ist ein Vetter Albert Einsteins.

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    Eisler, Hanns (1898 - 1962) Komponist


    Obwohl Hanns Eisler am 06.07.1898 in Leipzig geboren wurde, war er, familiär bedingt, Österreicher und wuchs auch in Wien auf. Dort begann Eisler schon als Autodidakt Musik zu komponieren, bevor er nach dem ersten Weltkrieg ein ordentliches Kompositionsstudium bei Arnold Schönberg aufnahm. Durch das Elternhaus war Eisler politisch vorgeprägt, Eisler stand links und engagierte sich in der Arbeiterbewegung genauso, wie für die Ziele der kommunistischen Partei. Zahlreiche seiner Kompositionen stehen mit dieser Weltanschauung in direktem Zusammenhang, z. B. seine zahlreichen Arbeiterlieder oder seine Vertonungen von Texten von Bert Brecht, mit dem ihm eine lange Freundschaft verbunden hat. So sehr Eisler sich für die Zwölftontechnik interessierte (und auch selbst verwendete), so stark waren doch auch seine Zwefel, dass sein Lehrer Schönberg nicht doch auf einem elitären, abgehobenen Weg war, der seinem eigenen Verständnis von Musik zuwider lief. Nach Wien folgte Berlin, 1933 dann die Emigration, die Eisler erst nach Paris, später nach London und schliesslich in die USA führen sollte. Dort komponierte Eisler u .a auch Filmmusiken, aber auch Kammermusik oder Lieder. Nach dem Krieg kehrte Eisler nach Europa zurück, zuerst nach Wien und Prag, dann in die DDR, wo er der Komponist der DDR-Nationalhymne wurde. Obwohl Eisler politisch dem zweiten deutschen Staat nahestand, war er auch in Ost-Berlin nie unumstritten, dazu war Eisler doch zu unbequem geblieben. In Ost-Berlin starb Eisler am 06.09.1962.

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    Epstein, Ellen (1898 – 1942). Pianistin, Bildende Künstlerin, Musiklehrerin


    Die Pianistin und Bildende Künstlerin (Scherenschnitt u. a.) Ellen Epstein wurde am 28. September 1898 in Breslau (heute: Wrocław) geboren*. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie u. a. bei Artur Schnabel, Bruno Eisner, Egon Petri und Rudolf Maria Breithaupt; Erwin Lendvai und Heinz Tiessen unterrichteten sie in Komposition. Epstein setzte sich besonders für zeitgenössische Klassische Musik ein. Ab ca. 1926 unterrichtete sie am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium Berlin und konzertierte in Deutschland, Polen und England. Darüber hinaus war Epstein für ihre Scherenschnitt-Portrait-Schattenrisse bekannt. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erschwerte sich ihr Leben erheblich (Berufsverbot, Zwangsarbeit u. a.; aus einem Brief an H. Tiessen: "...Es geht mir reichlich dreckig..."), so dass sie nur noch im Rahmen des Jüdischen Kulturbundes gelegentlich konzertieren konnte. Am 19. Oktober 1942 wurde Ellen Epstein - zusammen mit ihrer Schwester Margot - deportiert und in einem Wald bei Riga (heute: Rīga) am 22. Oktober 1942 ermordet. – Tonaufnahmen sind unbekannt; seit 2009 ist eine Straße in Berlin-Moabit nach ihr benannt.

    * In einigen Quellen wird der 28.10.1898 sowie Kattowitz (Katowice) als Geburtsort angegeben.

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    Erl, Hans (1882–1944). Sänger

    Der Bass Hans Erl wurde am 08.10.1882 in Wien geboren und sang bereits 1904 in seiner Heimatstadt bei der Uraufführung der Operette „Die lustigen Nibelungen“ von Oscar Straus mit. In der Spielzeit 1908/1909 setzte er seine Karriere am Raimund-Theater in Wien fort. Es folgten Engagements in Augsburg (1911-1913) und Elberfeld (1913-1914). Danach wurde er Soldat im ersten Weltkrieg. Darauf folgte ein Vertrag in Chemnitz. Von 1918 an und den folgenden 15 Jahren bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten war Erl ein prägender Sänger der Frankfurter Oper. Er sang im Fach des basso profondo und im Wagner-Fach. Am 20.01.1920 wirkte er in der Uraufführung „Der Schatzgräber“ von Franz Schreker mit.

    1933 erfolgte seine Entlassung und später seine Verschleppung nach Auschwitz. Vor dem Abtransport musste Erl in der Frankfurter Festhalle für die zusammengetriebenen Juden die Arie des Sarastro aus Mozarts Zauberflöte singen („In diesen heil’gen Hallen“). Hans Erl wurde am 19.10.1944 in Auschwitz ermordet.

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    Ernster, Dezsö (1898 – 1981). Sänger

    Der Bass Dezsö Ernster wurde am * 23.11.1898 in Pécs (Ungarn) als Sohn eines Synagogenkantors geboren. Nach seinem Gesangsstudium in Budapest und Wien hatte er Engagements in Plauen, Elberfeld und Duisburg bevor er 1928 an die Berliner Staatsoper kam. Ernster wirkte am 8. Juni 1929 an der Kroll-Oper in der Uraufführung von Hindemiths „Neues vom Tage“ und am 05. Mai 1930 an der Berliner Staatsoper in „Christophe Colomb“ von Milhaud mit. 1931 trat Ernster ein Engagement in Düsseldorf an, er sang darüber hinaus u. a. in Wien und Bayreuth bis er 1933 Deutschland verlassen musste und nach Graz ging. Es folgten Auftritte u. a. in den USA. 1940 kehrte er nach Ungarn zurück, wurde jedoch verhaftet und nach Bergen-Belsen deportiert, bis er zum Ende des 2. Weltkrieges aus dem Konzentrationslager befreit wurde. Nach einer kurzen Station in Basel wanderte Ernster in die USA aus und wurde für fast 15 Jahre an die Metropolitan Opera New York engagiert. Währenddessen unternahm er weltweite Auftritte. Von 1958 bis 1964 gehörte er zum Ensemble der Oper Düsseldorf und von 1964 bis 1966 zum Ensemble der Oper in Zürich. 1966 beendete er seine Karriere als Opernsänger. Am 15. Februar 1981 verstarb Dezsö Ernster in Zürich.

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    Edmund Eysler [eigentlich Eisler] (1874-1949). Operettenkomponist


    wurde am 12.3.1874 in Wien geboren, seine Bekanntschadft mit Leo Fall bewog ihn zum Musikstudium, er sollte eigentlich den Ingenieurberuf ergreifen [wie es sein Bruder auch tat, der inder Neubaugasse 73, im 7.Wiener Gemeindebezirk, ein Unternehmen für Friseureinrichtungen besaß]. Er komponierte zuerst Kammermusik und Klavierstücke, um seine Familie und die zwei Töchter erhalten zu können. Für dieWiener Oper komponierte er das Balett "Schlaraffenland", welches aber nicht zur Aufführung kam. Dafür arbeitete er es für das Wiener Bürgertheater um, und so entstand seine erste Operette "Bruder Straubinger" wo das Lied "Sei nicht böse kann ja nicht sein", welches von Elisabeth Schwarzkopf und Hilde Güden auf den Sampler Operettenliedern gesungen wird. Der große Erfolg dieser Operette hatte zur Folge, das er der Hauskomponist des Wiener Bürgertheaters wurde. Im März 1913 kam die Operette "Der lachende Ehemann" dazu und 1923 dann "Die goldene Meisterin",welche in Wien besonderen Anklang fand, und sogar Hitlers Lieblingsoperette wurde. Da aber Edmund Eysler Jude war, konnte nichts mehr aufgeführt werden. Bei Bekannten, Verwandten und Freunden konnte er unterkommen und brauchte Wien nicht verlassen, was auch etwas unmöglich war denn er besaß den Titel Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Nach dem Krieg erzielte er noch mit der Operette "Wiener Musik", 1947 im Wiener Bürgertheater, großen Erfolg und zum 75. Geburtstag erhielt er den Ehrenring der Stadt Wien, und auch wurde die Gedenktafel an das Geburtshaus wieder angebracht. Edmund Eysler verstarb am 4.10.1949 an den Folgen eines Sturzes von der Bühne. Er bekam ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof.

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    Campagnano, Vasco (1909 – 1976). Sänger


    Der Tenor Vasco Campagnano wurde am 12. Februar 1909 in Alexandria (Ägypten) geboren. Seine musikalische Ausbildung machte er bei Olga Righi-Mieli, Mario Sammarco (ein früherer Bariton) und Elvino Ventura (ein früherer Tenor). Sein Operndebüt fand 1929 am Teatro Comunale Borgotaro (bei Bologna) als Bariton statt, und er setzte diese Bariton-Karriere an verschiedenen Opernhäusern in Italien fort. 1940 wurde er aufgrund seiner jüdischen Herkunft zunächst inhaftiert, dann freigelassen. Mit der Besetzung durch die Nationalsozialisten 1943 wurde Campagnano in ein Konzentrationslager deportiert, wo er schwer erkrankte und erst 1945 befreit wurde. Nach der gesanglichen Umschulung sang er ab 1946 als Tenor. Ab 1948 wirkte er an der Mailänder Scala u. a. mit dem ‚Kalaf’ in Puccinis „Turandot“. Es folgten Gastspiele an internationalen Opernhäusern z. B. Zürich, Barcelona, Lissabon und Tel Aviv. Am 16. Januar 1976 ist Vasco Campagnano in Mailand verstorben. - Seine Rolleninterpretation in der Aufnahme in Verdis Oper „Aroldo“ anlässlich des 50. Todestages des Komponisten wurde/wird besonders gelobt.

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    Carmeli, Boris (1930 – 2009). Sänger

    Der Bassist Boris Carmeli wurde 1930* in Polen geboren. In seinen Jugendjahren wurde er von den Nationalsozialisten verhaftet und in die Konzentrationslager Bergen-Belsen und danach Auschwitz deportiert, wo er gezwungen war bei der Leichenverbrennung in den Krematorien zu arbeiten („…nein, nein, der Gott kann doch nicht existieren, der das zulässt, was ich gesehen habe.“ **). Nach seiner Befreiung emigrierten seine Eltern und sein Bruder nach Palästina. Carmeli begab sich zur musikalischen Ausbildung nach Italien (Mailand bei Ubaldo Carrozzo und Giovanni Binetti, Pesaro und Rom bei Maria Cascioli). 1956 debütierte er bei den Festspielen in Bologna als ‚Colline’ in Puccinis „La Bohème“. Es folgte eine Karriere, die ihn mit seinen ca. 120 Opern- und Oratorienrollen an fast alle bedeutenden Opernhäuser der Welt führte. Ab den 1970er Jahren verstärkte er sein Engagement für zeitgenössische Musik besonders für den Sprechgesang und als Sprecher („Die Stimme Pendereckis“), so wirkte er in vielen Uraufführungen seines Freundes Krzystof Penderecki (z. B. „Seven Gates of Jerusalem“, „Paradise Lost“) und in der Uraufführung von „De temporum fine comoedia“ von Carl Orff mit. Noch im Juni 2009 war er beim Musikfestival Westfalen mit „Seven gates of Jerusalem“ unter der Leitung von Krysztof Penderecki zu hören. Am 31. Juli 2009 ist Boris Carmeli überraschend in Bern verstorben.

    * Das Geburtsdatum ist widersprüchlich angegeben.
    ** Zitiert nach K. Penderecki im Gespräch mit Guy Wagner in ‚Kulturissimo’.

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    Cerini, Hermann (1886 – 1944). Dirigent, Pianist, Organist


    Hermann Cerini wurde am 26. Januar 1886 als Hermann Steifmann in Zagórów (Polen) als Sohn des Tenors und Kantors Selmar Steifmann bzw. Cerini geboren. Nach seiner Ausbildung in Breslau machte er zunächst eine kaufmännische Ausbildung. Seit 1907 war er als Theaterkapellmeister tätig. Seine Stationen waren Hamburg, Paderborn, Lüdenscheidt, Essen, Luzern, Danzig und Kattowitz. Nach einer künstlerischen Pause zwischen 1920 und 1925 mit Wohnsitz Leipzig ging er wieder nach Hamburg, um als Kapellmeister für den Rundfunk zu arbeiten. Nach einer weiteren unsteten Lebensphase war Cerini wieder als Kapellmeister, Liedbegleiter (z. B. für Ilse Pola und Wilhelm Guttmann) und Organist in Hamburg tätig, so von 1933 bis 1939 als Kapellmeister des ersten jüdischen Orchesters in Hamburg sowie als Kapellmeister für den Jüdischen Kulturbund Hamburgs. Seit Sommer 1938 versuchte Cerini mit seiner Frau und den beiden Söhnen auszuwandern, jedoch erhielt seine zum jüdischen Glauben konvertierte Frau keine Erlaubnis. Nach der Verhaftung im Sommer 1939 wegen „Rassenschande“ folgte ein Martyrium: Untersuchungshaft, Schutzhaft, Zuchthaus, wieder Schutzhaft, Deportation nach Theresienstadt, Deportation nach Auschwitz, Ermordung. - Seine Frau und Kinder überlebten.

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    Chitz, Arthur (1882 – 1944). Komponist, Dirigent, Musikwissenschaftler, Pianist


    Der vielseitig hochbegabte Komponist und Dirigent Arthur Chitz wurde am 5. September 1882 in Prag (Praha) geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. von V. Novák, F. Špilka und I. Knorr. Nach seiner Promotion („Die Hofkapelle Kaiser Rudolfs II. [verschollen]) im Jahr 1905 war er am Prager Landestheater (L. Blech) und bei der Prager Zeitung „Bohemia“ beschäftigt. 1908 übersiedelte er nach Dresden und studierte an der dortigen Technischen Universität (Dipl-Ing. im Fach Chemie), beschäftigte sich aber darüber hinaus mit musikwissenschaftlichen Studien. Chitz gilt als Entdecker der Handschrift „Thema mit Variationen für Mandoline und Cembalo“ von L. v. Beethoven. Die erste öffentliche Aufführung dieses Werks fand zusammen mit dem Mandolinisten P. Wunderlich 1915 statt. 1914/1915 wurde Chitz Dozent für Musiktheorie und -geschichte an der Musikschule von E. v. Schuch und G. Minkowski. Während der Zeit des ersten Weltkriegs war er Korrepetitor an der Hofoper Dresden. Danach wirkte er als Kapellmeister, Musikdirektor und Musikwissenschaftler. Später wurde er Mitglied des Künstlerischen Beirats am Dresdner Schauspielhaus. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Chitz Berufsverbot. Während er seine Kinder noch ins Ausland bringen konnte, verblieb er mit seiner Frau in Dresden. 1938 (Pogromnacht) wurde er vorübergehend im KZ Buchenwald interniert. Am 20. auf 21. Januar 1942 wurde das Ehepaar Chitz verhaftet und in ein KZ bei Riga deportiert, wo Arthur Chitz vermutlich 1944 gestorben ist.* – Arthur Chitz komponierte u. a. eine Vielzahl von Bühnenmusiken sowie Klaviermusik und war eine herausragende Persönlichkeit im Dresdner Musikleben.

    * Die genauen Umstände sind nicht bekannt. Seine Frau Gertrud Helene Chitz (geb. Stern) ist, vmtl. auf dem Rückweg nach Dresden, ebenfalls gestorben. Die Familie Chitz war zahlreichen Drangsalierungen und Demütigungen ausgesetzt. So musste das Ehepaar 1940 in das sog. "Altersjudenhaus" ziehen. Auch beim Abtransport von Dresden-Neustadt wurde Arthur Chitz misshandelt.

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    Culp, Julia (1880 - 1970), Sängerin (Mezzosopran)

    Julia Culp wurde am 06.10.1880 in Groningen geboren. Sie stammte aus einer sehr musikalischen jüdischen Familie, begann mit 7 Jahren Violine zu spielen und hatte mit 11 Jahren ihren ersten öffentlichen Auftritt. 1896 kam sie an das Konservatorium von Amsterdam, wo sie bei Cornélie van Zanten Gesang studierte. Anschließend vollendete sie ihre Gesangsausbildung bei Etelka Gerster in Berlin und gab 1901 ihr erstes Konzert. Bald darauf trat sie in vielen Konzertsälen Europas und Amerikas auf und galt als eine der größten Interpretinnen von Kunstliedern.
    1905 heiratete sie Erich Mertens, einen persönlichen Attaché Kaiser Wilhelms II.; die Ehe wurde jedoch 1918 geschieden. Ein Jahr später schloss sie eine neue Ehe mit dem Wiener Industriellen Baron Wilhelm von Ginzkey und gab seitdem nur noch selten Konzerte. 1934 starb ihr Mann und sie sah angesichts des Aufstiegs der Nationalsozialisten in eine ungewisse Zukunft. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich floh sie 1938 zusammen mit ihrer Schwester in die Niederlande. Während der deutschen Besetzung der Niederlande mussten die beiden Schwestern sich versteckt halten; nach dem Ende des Krieges lebte Julia wieder in Amsterdam.
    Auf der Opernbühne ist sie nie aufgetreten; die große dramatische Geste war ihr fremd. Ihre Liedaufnahmen zeigen jedoch eine meisterhafte Atemkontrolle und Legatokunst, gepaart mit einer feinen Nuancierung und subtilen Behandlung von Wort und Ton. Julia Culp starb am 13.10.1970 in Amsterdam.

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    Dallapiccola, Luigi (1904- 1975)

    ..konnte einerseits in innerer Emigration unter der Diktatur Mussolinis komponieren, andererseits wurde jedoch seine Frau Laura arbeitslos und war als Jüdin in großer Gefahr von den Deutschen in einer Gaskammer vernichtet zu werden. Deshalb musste sie sich verstecken. Die Reichsmusikkammer verbot die Aufführung von Dallapiccolas Musik in Deutschland.

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    Dauber, Robert (1922 - 1945) Cellist, Komponist.


    Der Vater von Robert Dauber war der Cellist, Komponist, Arrangeur und Dirigent Adolf Dauber (1894-1950), der als Leiter des Dol Dauber Salonorchester in den zwanziger Jahren bekannt war, aber auch als Cellist im geachteten Ledec-Quartett spielte. Robert Dauber spielte Klavier und Cello. Zunächst widmete Robert Dauber sich der Unterhaltungsmusik. Während seine Eltern in Prag bleiben konnten, wurde er ins KZ Theresienstadt deportiert, wo er sich an Aufführungen der Oper Brundibár beteiligte, ein Streichquartett mit den Geigern Pavel Kling und Max Bloch und dem Bratschisten Parvus gründete und komponierte, Erhalten ist nur die Serenata Violine und Klavier (1942).

    Anfang 1945 wurde Dauber nach Dachau verbracht, wo er im März an Typhus starb.


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    David, Hanns Walter (1893 – 1942). Komponist, Dirigent, Musikschriftsteller

    Hanns Walter David wurde am 16. März 1893 in Mönchengladbach als Sohn der Sängerin Hedwig Devries geboren. Nach der musikalischen Ausbildung in München und Berlin (u. a. bei Franz Schreker) debütierte er als Dirigent in Berlin. Von 1921 bis 1922 war er erster Kapellmeister am Schauspielhaus Düsseldorf sowie am selben Ort musikjournalistisch tätig. 1924 nahm er die Stellung des ersten Kapellmeisters des Drei-Städte-Theaters Oberhausen-Hamborn-Gladbeck ein. David komponierte eine Vielzahl von Bühnenmusiken (u. a. zu Werfel den „Spiegelmensch“, zu Strindberg die „Gespenstersonate“, zu Büchners „Leonce und Lena“, zu Grabbe den „Don Juan“), eine Violinsonate, ein Streichquartett und Lieder. 1921 beteiligte er sich an der Auseinandersetzung bzgl. Schönberg zwischen Bekker, Pfitzner und Busoni (David: „Tatsächlich hat auch noch keines der neuen Tonsysteme am Wunder der Oktave…zu rütteln gewagt!“). 1933 emigrierte er zunächst nach Frankreich, dann über Italien in die UdSSR. Dort wurde er Leiter des deutschen Staatstheaters in Engels. 1938 wurde David vermutlich wegen einer zwölftönigen Geburtstagshymne für Stalin verhaftet und an die Gestapo ausgeliefert. Danach arbeitete er im Ghetto von Lublin, wurde wieder verhaftet und 1942 im Konzentrationslager Majdanek ermordet.

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    De Garmo, Tilly [Jansen, Mathilde Klara] (1888 – 1990). Sängerin, Gesangspädagogin

    Die Sopranistin de Garmo wurde am 3. April 1888 in Dresden geboren und erhielt ihre musikalische Ausbildung am Stern’schen Konservatorium in Berlin und danach bei C. Hoche in Wiesbaden. Von 1911 bis 1913 war sie am Stadttheater in Lübeck engagiert, wechselte für die Saison 1913/1914 an das Stadttheater in Hamburg und ging ab 1914 bis 1916 an das Hoftheater in Wiesbaden. Im Jahr des Kriegsbeginns heiratete sie den amerikanischen Bariton Harry de Garmo, der jedoch bereits 1919 verstarb. Weitere Stationen waren Essen, Elberfeld und Prag (hier von 1923-1926). Dort heiratete sie den Dirigenten Fritz Zweig. Ab 1926 wurde sie an die Staatsoper Berlin verpflichtet und gab Gastspiele an den anderen Opernhäusern Berlins sowie in Dresden, Frankfurt am Main u. a. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste sie emigrieren und ging mit ihrem Mann über Paris, Prag und wieder Paris in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie in Los Angeles ab 1940 als Gesangspädagogin arbeitete. Am 21. März 1990 ist Tilly de Garmo in Los Angeles verstorben. - De Garmo wirkte in der Uraufführung der „Sieben Lieder mit Kammerorchester“ von V. Ullmann in Prag und in der Uraufführung „Der singende Teufel“ von F. Schreker in Berlin mit. Karan Armstrong zählte zu ihren Schülerinnen.

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    Deman, Rudolf (1880 – 1960). Violinist, Musikpädagoge

    Der österreichische Violinist Rudolf Deman wurde 1880* in Wien geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung wurde er u. a. Konzertmeister in Karlsruhe und spielte ca. seit 1914 im Orchester der Bayreuther Festspiele mit. Danach wurde er 1. Konzertmeister der Berliner Staatskapelle bzw. des Orchesters der Berliner Staatsoper und Namensgeber des Deman-Quartetts. Später wurde er Professor an der Hochschule für Musik in Berlin (Schüler war u. a. Prinz Louis Ferdinand, Sohn des letzten deutschen Kronprinzen) und gab seine Konzerttätigkeit weitgehend auf, um seine nun weltweit gastierende Frau - den Weltstar Frieda Leider - auf ihren Reisen zu begleiten. Nach dem so genannten Anschluss Österreichs 1938 verlor er seine österreichische Staatsbürgerschaft und emigrierte nach der Pogromnacht in die Schweiz. Wenige Male blieben Deman und Leider, um sich bei Auslandsgastspielen zu treffen. Nach dem 2. Weltkrieg kam Deman zu seiner Frau nach Deutschland zurück und wurde wieder Professor an der Hochschule für Musik in Berlin. 1960 ist Rudolf Deman gestorben.

    * Die Quellenlage ist extrem bescheiden. Für weitere Informationen wäre ich dankbar und würde sie dementsprechend in den Beitrag einbauen. Die Biografie von Frieda Leider, Das war mein Teil – Erinnerungen einer Opersängerin, Berlin 1981 enthält nur rudimentäre Angaben über Rudolf Deman.

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    Dessau, Paul (1894-1979). Komponist


    Paul Dessau entstammt einer musikalischen Familie: Sein Urgroßvater und sein Großvater waren Kantoren der deutsch-israelitischen Gemeinde in Hamburg, sein Cousin Max Winterfeld tritt unter dem Namen Jean Gilbert als Operettenkomponist hervor. Als Solorepetitor und Kapellmeister arbeitet Dessau mit Klemperer und Walter zusammen. Als Komponist schreibt er zuerst primär Filmmusik.
    1933 emigriert Dessau nach Paris, wo er durch René Leibowitz in Schönbergs Zwölftontechnik eingeführt wird. 1939 emigriert er in die USA, wo er zum Kreis um Schönberg gehört. Nach dem Zerwürfnis zwischen Brecht und Weill nimmt Dessau die Stellung eines musikalischen Beraters Brechts ein, zu dessen Stücken er Schauspielmusiken komponiert. 1948 läßt sich Dessau in der DDR nieder, deren politischen Idealen er sich, ungeachtet zahlreicher Konflikte, verbunden fühlt.
    Dessau komponiert sowohl neoklassizistische als auch reihentechnische Werke, mitunter verbindet er Tonalität und Reihentechnik im selben Werk im Sinn einer musikalischen Dialektik. In späteren Werken kommen aleatorische Elemente sowie Zitate und Collagen hinzu.
    Hauptwerk der neoklassizistischen Phase ist die Oper "Die Verurteilung des Lukullus". Hauptwerke der späteren Phase sind die Opern "Puntila" und "Einstein" sowie das "Requiem für Lumumba" und das Orchesterwerk "Bach-Variationen".

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    Deutsch, Otto Erich (1883 – 1967). Musikwissenschaftler, Musikkritiker u. a.

    Otto Erich Deutsch wurde am 05. September 1883 in Wien geboren. Nach seinem Studium der Kunst- und Literaturgeschichte in Wien und Graz und einigen anderen Tätigkeiten (Bibliothekarwesen, Militärzeit während des 1. Weltkriegs, Buchhandlung, Verlagswesen) betreute er von 1926 bis 1935 als Musikhistoriker die Musiksammlung von Anthony van Hoboken. 1928 (Schubertjahr) wurde er zum Professor ernannt. Deutsch veröffentlichte das erste vollständige Verzeichnis der Werke Franz Schuberts, das Deutsch-Verzeichnis (Franz Schubert – Thematic Catalogue of all his works in chronological order, 1951, Neuausgabe 1978 in deutscher Sprache). 1939 musste Deutsch aufgrund seiner 'Herkunft` emigrieren und ging nach Cambridge (England), wo er sich bis 1952 als Privatgelehrter besonders mit Forschungen zu F. Schubert, G. F. Händel, L. v. Beethoven und W. A. Mozart einen Namen machte. 1952 kehrte er nach Wien zurück. Am 23. November 1967 ist Otto Erich Deutsch in Baden bei Wien gestorben.

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    Dunicz, Jan Jósef (1910 – 1945). Musikwissenschaftler

    Jan Jósef Dunicz wurde am 3. Mai 1910 in Lemberg (damals Polen; heute: Ukraine) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei A. Chybinski in seiner Heimatstadt, die er mit der Promotion abschloss, wurde er Assistent an der Universität in Lemberg. 1938 erfolgte seine Ernennung zum Referenten der Abteilung Musikschulwesen im Kultusministerium. Diese Tätigkeit konnte er jedoch nur bis zum Anfang des 2. Weltkrieges ausüben. Daneben war er ständiger Musikrezensent der Zeitschrift „Muzyka Polska“. Dunicz befasste sich bei seinen Forschungen besonders mit der polnischen Musik der Zeit des 16. bis 18 Jh. Im Jahr 1944 wurde Jan Jósef Dunicz von den Nationalsozialisten verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert, wo er am 3. April 1945 gestorben ist.

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    Brand, Max (1896 – 1980). Komponist


    Max Brand wurde am 26. April 1896 in Lwów (heute: Lwiw (Lemberg)) geborgen. 1907 zog die Familie nach Wien. Während des 1. Weltkriegs war Brand Kavallerieoffizier in der Armee Österreich-Ungarns. Nach dem Krieg studierte er als Privatschüler bei F. Schreker in Wien und ab 1920 in Berlin. 1926 wurde im Anbruch sein Aufsatz „’Mechanische’ Musik und das Problem der Oper“ veröffentlicht. 1929 wurde mit sehr großem Erfolg die Oper „Maschinist Hopkins“ in Duisburg aufgeführt. K. Böhm war als Uraufführungsdirigent seiner zweiten Oper „Requiem“ an der Deutschen Staatsoper vorgesehen. Dieses scheiterte jedoch durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten; die Oper gilt als verschollen. Brand ging nach Wien zurück und gründete eine Filmfirma. Nach dem sog. Anschluss folgte eine Odyssee über Prag, Lausanne, Paris, Rio de Janeiro, wo es zur Zusammenarbeit mit H. Villa-Lobos kam und endlich den Vereinigten Staaten von Amerika (1940). Er komponierte einige Werke, welche an der Metropolitan Opera u. a. von E. Ormandy aufgeführt wurden. 1956 baute er auf Long Island in Zusammenarbeit mit R. Moog (Moog-Synthesizer) ein Privatstudio auf, um sich ausschließlich mit elektroakustischer Musik - heißt: ohne Komponieren für Instrumente und Notenschreiben - zu befassen. 1975 kehrte er nach Wien zurück, wo er am 05. April 1980 verstarb (Langenzersdorf). – Durch die Emigration, Brand ließ sein Gesamtwerk in Prag einlagern, sind viele Kompositionen bis heute verschwunden. Krankheitsbedingt hat Brand seine Tondokumente/Tonbänder in den letzten Jahren teilweise selbst unbrauchbar gemacht. – Werke u. a.: Fünf Balladen nach Texten von Else Lasker-Schüler, eine Zwölftonstudie (1927); Maschinist Hopkins (1928); The Astronauts… (1962).

    Quellen:
    Neuwirth, Gösta und Scheib, Christian, Der Komponist Max Brand – Sein Weg von Berlin über Rio de Janeiro in die USA, 19.01.1995, in: Brand, Bettina (Hrsg.), Verdrängte Musik 18: Verfolgung und Wiederentdeckung, Protokolle der Gesprächskonzerte des Vereins „musica reanimata“ über die Komponisten Max Brand, Alfred Goodmann, Jósef Koffler und die Komponistin Ursula Mamlok, Saarbrücken 2001, S. 17-27.

    "http://de.wikipedia.org/wiki/Max_Brand_(Komponist"

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    Brandenburg, Inge (18. 2. 1929 - 23. 2. 1999) Jazzsängerin, Schauspielerin


    Ihre Eltern waren kommunistische Aktivisten einer antistalinistischen Oppositionsorganisation. Der Vater wird direkt 1933 interniert und 1941 im KZ Mauthausen ermordet. Die Mutter, im Widerstand aktiv, wird später denunziert und wegen "staatsfeindlicher Äußerungen" verurteilt und stirbt im KZ Ravensbrück. Inge Brandenburg ist dadurch noch im Mädchenalter allein auf sich gestellt, versucht sich den Nazischergen zu entziehen, wird aufgegriffen und muß spezielle Heime für Kinder von NS-"Staatsfeinden", eher grausame Kinderknäste, erdulden.

    Von 1945-49 jobt Inge Brandenburg orientierungslos in der SBZ, bekommt als Kind von oppositionellen Kommunisten keine Ausbildung, keine Unterstützung, keine erträgliche Arbeitsstelle.

    1949 geht sie in den Westen, 1950 beginnt sie, in US-Soldatenclubs Jazz und Blues zu singen. 1958 gelingt der Durchbruch mit einer Schweden-Tournee und Auftritten, auf internationalen Jazzfestivals. Sie wird zur "besten europäischen Jazzsängerin" gewählt und spielt u.a. mit Hans Koller, Albert Mangelsdorff und Wolfgang Dauner, in den sechziger Jahren wird sie jedoch weitgehend auf Schlager reduziert: Sie bekommt keine anderen Verträge, obwohl sie immer nur Jazz singen wollte. 1965 macht sie dennoch mit Gunter Hampel Aufnahmen und Auftritte und singt auch Ornette-Coleman-Stücke. Zieht sich schließlich, weil sie nicht weiter Schlager singen will, als Sängerin zurück. Verschiedene Comeback-Versuche scheitern trotz vereinzelter hochgelobter Auftritte.

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    Brecher, Gustav (1879 -1940) Dirigent, Komponist

    Nachdem eine Tondichtung von Brecher 1896 von Richard Strauss aufgeführt worden ist, debütierte Brecher 1897 an der Leipziger Oper, war ab 1901 neben Mahler an der Wiener Hofoper tätig und war von 1903 - 1911 Dirigent am Hamburgischen Stadttheater, wo er die Uraufführung von Busonis "Die Brautwahl" verantwortete. Über Stationen in Köln und Frankfurt wurde er schließlich ab 1914 Generalmusikdirektor an der Leipziger Oper. Dort war er einerseits mit zahlreichen Uraufführungen sehr erfolgreich, so mit Kreneks "Jonny spielt auf" und "Das Leben des Orest" und mit Weill/Brechts "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny", zog andererseits den Haß der musikalischen und politischen Reaktion auf sich. Die Uraufführung am 18. 2. 1933 und einige Vorstellungen von Kurt Weills/Georg Kaisers "Der Silbersee" können zwar noch stattfinden, werden aber zunehmend von SA-Trupps gestört. Bei der letzten Aufführung am 3.3. wird er vom Pult vertrieben, am 11.3. von Leipzigs Oberbürgermeister Goerdeler beurlaubt und bald darauf aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" entlassen. Brecher floh bald darauf mit seiner Frau in die Sowjetunion und wurde Leiter des Leningrader Rundfunkorchesters, war aber zu deprimiert, um Russisch zu lernen und dort Fuß zu fassen und ging nach Prag, von wo er 1938 erneut fliehen mußte. Bis dahin immer auf der Flucht, nimmt er sich zusammen mit seiner Frau Gertrud Deutsch im Mai 1940 angesichts der heranrückenden deutschen Truppen und keiner weiteren Fluchtmöglichkeit in Ostende das Leben. Mit ihnen nach Ostende geflohen, ist auch seine Schwiegermutter Lily Deutsch, die Frau des füheren AEG-Direktors Felix Deutsch, deren Spuren sich dort endgültig verlieren.

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    Breitenfeld, Richard (1869 – 1942). Sänger

    Der berühmte Bariton Richard Breitenfeld wurde am 13. Dezember 1869 in Reichenberg (Nordböhmen), dem heutigen Liberec geboren. Sein Debüt („Il Trovatore – Der Troubadour“) hatte er 1897 in Köln, wo er 1902 in seinem letzten Jahr an der Kölner Oper an der Uraufführung „Die Pompadour“ von Emanuel Moor teilnahm. Danach folgte eine fast dreißigjährige Tätigkeit an der Oper in Frankfurt am Main (1902-1932). Er gab Gastspiele u. a. in Zürich, Amsterdam, Wien, München, Karlsruhe, Stuttgart und Wiesbaden. Er sang in den Uraufführungen: „Oberst Chabert“ von Hermann Wolfgang von Waltershausen (18.01.1912), „Das Spielwerk und die Prinzessin“ von Franz Schreker (15.03.1913), „Die ersten Menschen“ von Rudi Stephan (01.06.1920). 1927 wurde im zu Ehren eine Festaufführung des "Rigoletto" gegeben. Richard Breitenfeld wurde darüber hinaus als Konzert-, Oratoriensänger und besondert als Liedinterpret Pfitzners bekannt. 1932 endete seine Gesangskarriere. Ein verzweifelter Appell an den Frankfurter Nazi-Bürgermeister Friedrich Krebs vom 21. August 1942 half ihm nicht (vgl. „Dokumente zur Geschichte der Frankfurter Juden 1933–1945“), er wurde nach Theresienstadt deportiert, wo er am 16. Dezember 1942 ermordet wurde.

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    Brod, Max (1884-1968). Schriftsteller, Übersetzer, Librettist, Komponist, Herausgeber.


    Bekannt ist der jüdische Schriftsteller Max Brod heute vor allem als Herausgeber und Freund von Franz Kafka. Der am 27. Mai 1884 in eine wohlsituierte Prager Familie hineingeborene Brod war aber auch als Komponist tätig und förderte früh den tschechischen Komponisten Leoš Janáček, in dem er die Libretti der Opern "Jenufa", "Katja Kabanowa", "Das schlaue Füchslein", "Die Sache Makropulos" und "Aus einem Totenhaus" ins Deutsche übersetzte und so eine Rezeption auf deutschsprachigen Opernbühnen ermöglichte. Brod schrieb auch das Libretto zur Oper "Nana" von Manfred Gurlitt. Als Komponist schrieb Brod hauptsächlich Kammermusik.
    Im März 1939 flüchtete Brod mit dem buchstäblich letzten Zug, der Prag verlassen konnte, vor den Deutschen über Rumänien nach Israel, wo er als Autor, Herausgeber der Werke Kafkas und Dramaturg des Theaters "Habimah" lebte.
    Der bis ins hohe Alter äußerst produktive Brod schuf ein umfangreiches literarisches Werk, das sich vielfach mit dem Judentum und Fragen der Ethik auseinandersetzt.
    Brod starb am 20. Dezember 1968 in Tel Aviv


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    Brün, Herbert (1918 – 2000) - Komponist und Musiktheoretiker.

    Herbert Brün wurde in Berlin geboren. Er war seit seiner Jugend mit Walter Levin vom LaSalle Quartett befreundet. Brün emigrierte wegen der Nationalsoziaistischen Herrschaft aus Deuschtland. Er bewarb sich als Schüler bei Stefan Wolpe und erhielt durch den Umstand der Schülerschaft 1936 ein Visum für den Aufenthalt in Jerusalem. Diese Schülerzeit in Jerusalem war für Brün prägend. Und vermutlich bewahrte ihn ausschließlich der Aufenthalt in Jerusalem vor der Gaskammer in Deutschland.
    Später lebte, lehrte und komponierte er in den USA. Er erstellte aber auch für den BRD-Rundfunk einige Radiofeatures über Musik und Komponisten. Sein Kompositionsschreibweise ist der sog. „strengen Atonalität“ verpflichtet. Er blieb Zeit seines Lebens ein sehr politischer und gesellschaftskritischer Mensch. Als Komponist ist Herbert Brün noch heute weitestgehend unbekannt.

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    Busch, Adolf (1891 – 1952). Komponist und Violinist


    Adolf Busch wurde am 08. August 1891 in Siegen als Sohn des Instrumentenbauers Wilhelm Busch geboren. Bereits mit 4 Jahren trat er öffentlich auf. Nach seiner Ausbildung in Köln wurde er mit 21 Jahren Konzertmeister des Wiener Konzertverein-Orchesters (den heutigen Wiener Symphonikern). 1918 nahm er eine Professur an der Berliner Musikhochschule an. 1919 gründete er das weltberühmte Busch-Quartett, welches mit einigen Umbesetzungen wichtiger Angelpunkt seines Schaffens bis zu seinem Tod wurde. 1920 gründete er mit seinem Bruder Hermann sowie Rudolf Serkin das Busch-Serkin-Trio, welches über fast 30 Jahre bestand hatte. 1927 siedelte Adolf Busch nach Basel über, wo Yehudi Menuhin sein Schüler wurde. Ab 1933 sagte er alle Konzertverpflichtungen in Deutschland ab. 1938 war er Mitbegründer der Internationalen Musikalischen Festwochen in Luzern. Schließlich emigrierte er 1939 in die Vereinigten Staaten und mitbegründete dort die School of Music in Marlboro. Adolf Busch starb am 9. Juni 1952 in Guilford (Vermont). Adolf Busch gilt als der bedeutendste deutsche Geiger der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein kompositorisches Schaffen (u. a. 70 Werke mit Opuszahl) wird häufig in der Nähe von Reger, Brahms und z. T. Busoni gesehen.

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    Busch, Ernst (1900 - 1980). Schauspieler, Sänger

    Vom Werftarbeiter wird Ernst Busch in den 1920er Jahren zum Schauspieler, Kabarettisten und Sänger. 1917 schloss er sich der antimilitaristisch orientierten und USPD-nahen Sozialistischen Proletarierjugend an, beteiligte sich im November 1918 am Ausstand der Kieler Werftarbeiter und am Kieler Matrosenaufstand und trat schon bei ihrer Gründung 1919 der KPD bei. Als Protestliedersänger nach Texten von Brecht, Mühsam oder Kästner, meist vertont von Eisler, erwirbt er große Bekanntheit, was ihm den Spitznamen "Barrikaden-Tauber" einträgt. Als Schauspieler steht er in Piscators Theater am Nollendorfplatz auf der Bühne und übernimmt in der Uraufführung von Brechts "Dreigroschenoper" 1928 eine Rolle, später dann die des Moritatensängers im Film von G.W. Papst. 1933 muss er emigrieren, die Stationen sind Holland, Belgien, England und die Schweiz, dort spielt er seine einzige Theaterrolle in der Emigration, den Marc Anton in Shakespeares "Julius Caesar" im Zürcher Schauspielhaus unter Leopold Lindtberg. 1935 geht er in die Sowjetunion, 1937 nach Spanien, wo er sich im Bürgerkrieg engagiert. In Frankreich wird er in ein Internierungslager gesteckt und kommt 1942 in deutsche Haft, wo er wegen Verbreitung von kommunistischen Liedern zum Tode verurteilt wird. Nur die Entlastung durch Gustav Gründgens kann ihn retten und die Strafe wird in eine Zuchthausstrafe umgewandelt. Nach dem Krieg entlastet Busch Gründgens in einem Entnazifizierungsverfahren.
    Nach 1945 lebt Busch in Ostberlin und übernimmt nach der Rückkehr Brechts viele Rollen unter der Regie des Autors im Berliner Ensemble, am Deutschen Theater und an der Volksbühne. 1961 zieht er sich aus gesundheitlichen Gründen von der Bühne zurück. Von 1963 bis 1975 spielt er ca. 200 seiner Lieder auf Schallplatte ein.
    1980 stirbt Busch in Berlin.

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    Busch, Fritz (1890 – 1951). Dirigent


    Fritz Busch wurde am 13. März 1890 als Sohn des Instrumentenbauers Wilhelm Busch in Siegen geboren. Bereits mit 19 Jahren wurde er Kapellmeister in Riga, darauf folgten Dirigententätigkeiten in Bad Pyrmont und Gotha. Von 1912 bis 1918 wurde er Kapellmeister in Aachen. 1918 folgte er einem Ruf nach Stuttgart, wo er bis 1922 Generalmusikdirektor und Hofkapellmeister wurde. 1922 begann die berühmte Ära an der Dresdner Semperoper und der Sächsischen Staatskapelle. Am 7. März 1933 beendete die Machtergreifung der Nationalsozialisten diese Tätigkeit („die berüchtigte SA-Pultvertreibung“) und Fritz Busch emigrierte nach England. Hier war ein gefragter Dirigent und gründete zusammen mit Carl Ebert die weltbekannten Glyndebourne-Festspiele; die Mozart-Aufnahmen von 1934-1936 zeugen davon. Weitere Stationen waren Buenos Aires, Stockholm, Kopenhagen, Edinburgh sowie Zürich. Am 26. November 1945 dirigierte Busch zur Wiedereröffnung der Metropolitan Opera New York Wagners „Lohengrin“. 1951 kehrte er nach Deutschland und Österreich zurück; sein Tod am 14. Januar 1951 machte die vorgesehene Berufung an die Wiener Staatsoper zunichte.

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    Busch, Hermann (1897 – 1975). Cellist


    Hermann Busch wurde am 24. Juni 1897 in Siegen als Sohn des Instrumentenbauers Wilhelm Busch geboren. Nach seiner Ausbildung in Köln und Wien wurde er Musiker des Sinfonieorchesters Brüssel. Von 1919 bis 1923 war er zuerst Solocellist in Bochum, dann Solocellist beim Sinfonieorchester in Wien. 1927 wurde er Lehrer an der Essener Folkwangschule. Hermann Busch trat als Solist, sowie als Kammermusikpartner mit seinen Brüdern Fritz und Adolf auf. Außerdem spielte er das Cello in dem berühmten Busch-Serkin-Trio. 1930 wurde er Mitglied des weltberühmten Busch-Quartetts, das unter der Leitung seines Bruders Adolf stand. 1933 emigrierte er in die Schweiz, ging 1940 in die USA und wurde Mitglied im Kammerorchester Adolf Busch. 1954 trat Hermann Busch eine Professorenstelle in Miami an. Er starb am 03. Juni 1975 in Bryn Mawr (USA).

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    Bachrich, Ernst (1892 – 1942). Komponist, Dirigent, Pianist

    Der Komponist Ernst Bachrich wurde am 30. Mai 1892 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung fand am Konservatorium der Wiener Philharmonie Gesellschaft u. a. bei C. Prohaska und als Privatschüler bei A. Schönberg statt. In dessen „Verein für musikalische Privataufführungen“ war er Pianist und Sekretär. Seine beruflichen Anfänge absolvierte er als Pianist und Korrepetitor. Von 1920 bis 1925 dirigierte er an der Wiener Volksoper. Es folgten Engagements in Düsseldorf und Duisburg. Der Schwerpunkt seines kompositorischen Schaffens lag bei Klavier- und Kammermusik sowie Liedern. Am 11. Juli 1942 wurde Ernst Bachrich im Konzentrationslager Majdanek ermordet.

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    Bandler, Rudolf (1878 - ?). Sänger und Regisseur

    Der Bassist Rudolf Bandler wurde am 05. März 1878 in Rumburg/Böhmen (heute: Rumburk/Tschechien) geboren. Sein erstes Engagement hatte er von 1904 bis 1905 in Trier. Es folgten Engagements in Metz (1905 bis 1907), Essen (1907 bis 1912 und 1912 bis 1921) sowie Wien (Volksoper 1924 bis 1927), wo Bandler auch als Regisseur tätig war. Danach ging er nach Prag. Daneben unternahm er zahlreiche Gastspiele an deutschen, österreichischen und internationalen Opernhäusern, wie z. B. der Hamburgischen Staatsoper, der Wiener Staatsoper und dem Teatro Colón Buenos Aires. Anfangs sang er das seriöse, später das Buffo-Fach. Seine Rollen waren u. a. ‚Alberich’, ‚Osmin’, ‚Bartolo’, ‚Rocco’, Baculus’. Am 06. Dezember 1916 wirkte er bei der Uraufführung der musikalischen Komödie „Das Testament“ von Wilhelm Kienzl an der Wiener Volksoper mit. In den 1940er Jahren wurde Rudolf Bandler von seinem Wohnort Prag in das sog. „Ghetto Litzmannstadt“ (Łódź/Polen)* deportiert, wo er umgekommen ist; von einer Ermordung ist auszugehen.

    * = Litzmannstadt: Am 11.04.1940 wurde Łódź bis zur Befreiung von den Nazis nach dem General (1. Weltkrieg) und aktiven Nationalsozialisten Karl Litzmann († 1936) umbenannt.

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    Bartók, Béla (1881-1945), Komponist, Pianist, Musikethnologe

    Der Komponist und Pianist Béla Bartók wurde am 25. März 1881 in Nagyszentmiklós (deutsch: Groß St. Nikolaus, heute: Sânnicolau Mare, Rumänien) geboren. Er studierte Komposition und Klavier in Budapest. Er begeistert sich für den ungarischen Nationalismus und sucht nach einer genuin-ungarischen Musik, die er glaubt, bei der Landbevölkerung zu finden. Er zeichnet, in Zusammenarbeit mit dem ungarischen Komponisten Zoltán Kodály, die Lieder systematisch in Tonaufnahmen und Transkriptionen auf. Dabei entdeckt er, daß die sogenannte "Zigeunermusik" nicht die ungarische Volksmusik repräsentiert. Das führt einerseits zu einem grundlegenden Umdenken in der Volksmusikforschung, die übrigens bis heute in wesentlichen Bereichen auf die Methoden Bartóks zurückgreift; andererseits wendet sich Bartók in seinen eigenen Werken vom Liszt-beeinflußten Stil ab und beginnt, mit den Skalen und Intonationen der echten ungarischen Volksmusik zu arbeiten.
    In Bartóks Denken vollzieht sich allmählich ein Wandel: Er legt den Nationalismus ab, betrachtet alle Menschen als ebenbürtig und will expressis verbis einer "Verbrüderung der Völker dienen". Solche Ideen sind mit dem Nationalsozialismus nicht vereinbar. Bartók lehnt denn auch den Nationalsozialismus aus tiefstem Herzen ab. Als er erfährt, daß seine Musik in der Ausstellung "Entartete Musik" nicht vertreten ist, schreibt er Joseph Goebbels einen Brief, in dem er um eine entsprechende Korrektur bittet. 1937 verbietet er deutschen und italienischen Rundfunksendern, seine Musik zu senden, er will nicht im Dienst der Propaganda eines (wörtlich) "Räuber- und Mördersystems" stehen.
    1940 wandert Bartók mit seiner zweiten Frau in die USA aus, da er Angst hat, Ungarn könnte unter die Herrschaft seines (wörtlich) "verpesteten" Nachbarn fallen. Obwohl Bartók in Europa als einer der größten lebenden Komponisten und als erstklassiger Pianist gilt, ist er in den USA ein Unbekannter. Er kann nicht Fuß fassen, bleibt ein Außenseiter und fühlt sich zunehmend unwohl. Er muß von Vorträgen und privatem Klavierunterricht für Anfänger leben. Zu den psychischen Problemen in Folge der Emigration kommen physische: Bartók erkrankt er an Leukämie. Erst Serge Koussevitzkys Auftrag für ein Orchesterwerk, aus dem das "Konzert für Orchester" hervorgeht, bringt eine finanzielle Besserung, und Bartók beginnt wieder, an größeren Werken zu arbeiten, so am dritten Klavierkonzert. Das Bratschenkonzert kann er nicht mehr fertigstellen, er stirbt am 26. September 1945 in New York an Leukämie. 1988 wird sein Leichnam nach Ungarn überführt und im Rahmen eines Staatsbegräbnisses auf dem Farkasréti-Friedhof in Budapest beigesetzt.
    In Bartóks Schaffen lassen sich vier Abschnitte ausmachen:
    1) Frühwerk (bis etwa 1910): Nachromantisch, orientiert an Franz Liszt, Harmonik und Instrumentierung beeinflußt von Richard Strauss
    2) Mittlere Phase (bis etwa 1932): Expressionistisch geprägt, rhythmisch unter dem Einfluß von Strawinskis "Sacre du printemps", Erweiterung der Harmonik bis zur Atonalität.
    3) Neoklassizismus (bis etwa 1940): Harmonik von Zentraltönen geregelt, modal, oft klare Dur-Moll-Bezüge.
    4) Spätwerk (bis 1945): Synthese aller Möglichkeiten, Wiederaufnahme von Romantizismen.
    Die Pasen 2) bis 4) gehen nicht nur fließend ineinander über, sie befruchten einander auch gegenseitig. So ist Bartóks 3. Phase in der Wahl der Mittel neoklassizistisch, bleibt im Ausdruck aber emotional, während das deutlich romantisch geprägte Spätwerk die klaren Formenumrisse des Neoklassizismus beibehält.

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    Baum, Vicki (1888 – 1960). Harfenistin und Schriftstellerin

    Die Harfenistin Vicki (Hedwig) Baum - die weltberühmte Schriftstellerin („Menschen im Hotel“ u. a.) - wurde am 24. Januar 1888 in Wien geboren. Nach ihrer musikalischen Ausbildung in ihrer Heimatstadt gab sie ihr Debüt als Harfenistin im Concertverein Wien. Es folgten Solokonzerte und eine Einladung Bruno Walters bei der Uraufführung von Gustav Mahlers „Lied von der Erde“ in München mitzuwirken. Nach ihrer ersten Ehe mit dem Schriftsteller Max Prels entdeckte sie ihre schriftstellerischen Fähigkeiten. Sie lernte den Dirigenten Richard Johann Lert kennen, der ihr einen Vertrag für die Darmstädter Oper anbot. 1916 heiratete sie ihn, und die Musikerin folgte ihrem Mann nach Kiel, Hannover und Mannheim. Dabei verlagerte sie ihre Tätigkeit mehr und mehr auf das Schreiben. Nachdem sie bereits Anfang der 1930er Jahre in den Vereinigten Staaten von Amerika war, emigrierte sie - da Jüdin - mit ihrer Familie kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten dorthin. Am 29. August 1960 ist Vicki Baum in Los Angeles verstorben.

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    Beigelman, David (1887 – 1945). Violinist, Dirigent, Komponist


    David Beigelman wurde 1887 in Łódź (Polen) geboren*. Anfangs arbeitete er u. a. als Theaterkritiker in seiner Heimatstadt bevor er mit einem Theaterorchester in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika gastierte. Nach der Einrichtung des Ghettos Litzmannstadt am 08. Februar 1940 durch die Nationalsozialisten war Beigelman ein wichtiger Vertreter des kulturellen Lebens innerhalb des Ghettos, so weit dieses noch möglich war. Er komponierte und dirigierte das erste Symphoniekonzert im Ghetto am 01. März 1941. 1944 wurde David Beigelman nach Auschwitz deportiert und starb dort 1945 vermutlich an Auszehrung und Erschöpfung. – Bekannt ist von ihm besonders die im Ghetto komponierte Hommage „Tsigaynerlid“ (Zigeunerlied).

    * Die Quellenlage ist sehr dürftig.

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    Belinfante, Daniël (1893 – 1945). Komponist

    Der Komponist Daniël Belinfante wurde am 6. März 1893 in Amsterdam geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung (Violine und Klavier) wurde er 1915 Leiter der Musikschule in Watergraafsmeer und lebte später östlich von Amsterdam in Blaricum. Ab ca. 1942 gehörte er zum niederländischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten. Am 19. August 1943 wurde er verhaftet und über verschiedene Außenlager nach Auschwitz deportiert. Es ist davon auszugehen das Daniël Belinfante Anfang 1945 im KZ Fürstengrube, einem Außenlager des KZ Auschwitz, ermordet wurde (offizielles Todesdatum: 27.01.1945). - Belinfante komponierte ca. 90 Werke u. a. Konzerte, Streichquartette, Klavierwerke und Vokalwerke. Seine Werke zeigen Einflüsse* von Ravel, Debussy, Milhaud und Poulenc.

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    Belinfante, Frieda (1904 – 1995). Cellistin, Dirigentin


    Frieda Belinfante wurde am 10. Mai 1904 in Amsterdam (Niederlande) geboren. Da ihr Vater ein bekannter holländischer Pianist und Leiter einer Musikschule war, erlernte Belinfante das Cellospiel. Am 10. Oktober 1923 war sie Solistin und Widmungsträgerin des 2. Cellokonzerts von ihrer damaligen Lebensgefährtin der Pianistin und Komponistin Henriëtte Bosmans. Von ca. 1924 bis 1926 spielte sie in der Haarlemsche Orkester Vereeniging. Später war sie Partnerin im sporadisch auftretenden „Amsterdamsch Trio“ zusammen mit Henriëtte Bosmans und dem Flötisten Johan Feltkamp. Nach Leitung eines Kinderorchesters und eines Frauenchores gründete sie das „Kleine Orkest“ mit dem sie 1938 im Concertgebouw Amsterdam auftrat. Im selben Jahr gewann sie den 1. Preis in einem von H. Scherchen organisierten Dirigentenwettbewerb. Ein Gastdirigat beim Orchestre de la Suisse Romande kam durch den Ausbruch des 2. Weltkriegs nicht mehr zustande. Nach einem letzten Auftritt 1942 schloss sich Belinfante der Widerstandsbewegung an. 1943 floh sie, vermittelt durch H. Scherchen, nach Winterthur (Schweiz), wo sie mit H. Scherchen zusammenarbeitete. Da sie nach dem 2. Weltkrieg als Frau in den Niederlanden keine Anstellung als Dirigentin fand, wanderte sie 1947 in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Hier unterrichtete sie an der University of California und widmete sich der Filmmusik (Hollywood). Ab 1954 dirigierte sie das Orange County Philharmonic Orchestra; jedoch waren immer wieder Vorbehalte (Frau, lesbisch, ggf. ihre jüdische Herkunft) dafür verantwortlich, dass sie nach Santa Fe in New Mexico übersiedelte und nur noch Privatunterricht gab. Am 05. März 1995* ist Frieda Belinfante verstorben. – Nach ihr ist das „The Frieda Belinfante Class Act Program“ benannt.

    * Einige Quellen geben den 26.04.1995 an.

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    Ben-Haim, Paul (auch Ben-Chaim) (1897-1984). Komponist.


    Paul Ben-Haim wurde als Paul Frankenburger in München geboren. Er studierte Komposition an der Akademie der Tonkunst in München und arbeitete als Assistent und Korrepetitor für Bruno Walter. 1924 wurde er Kapellmeister am Stadttheater Augsburg. Die zunehmende antisemitische Bedrohung bewog ihn 1933 dazu nach Palästina zu emigrieren. Nach seiner Ankunft in Palästina änderte er seinen Namen in Ben-Haim. In Palästina (ab 1948 Israel) komponierte Ben-Haim weiter, er schrieb auch liturgische Musik und ließ orientalische Elemente in seine Kompositionen einfließen. Lange Jahre arbeitete er mit der jemenitischen Sängerin Braha Zefira zusammen.

    Ben-Haim gilt als einer der bedeutendsten israelischen Komponisten und Lehrer. Seine Werke wurden nicht nur in Israel, sondern auch in den USA von den New Yorker Philharmonikern unter Leonard Bernstein aufgeführt, und von Musikern wie Jascha Heifetz, Yehudi Menuhin, Zino Francescatti, Leopold Stokowski und vielen anderen. Anlässlich seines 75. Geburtstages besuchte Ben-Haim seine Geburtsstadt München, die ein Konzert zu seinen Ehren veranstaltete. Als er eine Straße überquerte, wurde er von einem Auto erfasst und blieb für den Rest seines Lebens halbseitig gelähmt. Doch auch mit dieser Behinderung komponierte und arbeitete er weiter. Paul Ben-Haim starb am 14. Januar 1984 in Jerusalem.

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    Berman, Karel (1919 - 1995) Sänger


    Der Bassist, der auch selbst komponierte, wurde am 14.04.1919 in Neuhaus (heute: Jindrichuv Hradec) geboren. Sein Studium am Prager Konservatorium musste Berman 1942 abbrechen, ein Jahr später, 1943, wird Berman nach Theresienstadt deportiert. In Theresienstadt nimmt Karel Berman stark am kulturellen Leben teil, als Sänger, Komponist und Regisseur. Sein Liederzyklus "Poupata" entsteht in dieser Zeit und der Komponist Pavel Haas komponiert für ihn seine "Vier Lieder nach chinesischer Poesie", in Viktor Ullmanns Oper "Der Kaiser von Atlantis"übernimmt Berman die Partie des Todes. 1944 wird Berman zuerst nach Auschwitz deportiert. Er wird dort nicht ins Gas geschickt, sondern kommt als Zwangsarbeiter in das KZ Dachau. 1945 ist Karel Berman einer der Beteiligten des "Todesmarsches von Dachau", wo die Häftlinge in Richtung Alpen getrieben wurden, was zahlreiche Häftlinge nicht überlebten. Nach der Befreiung beendete Karel Berman sein Musikstudium und wurde eine der Stützen des tschechischen Musiklebens, u. a. als Solist des Nationaltheaters in Prag. Karel Berman starb in Prag am 11. August 1995.

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    Elsa Bernstein (1866 - 1949)

    bekannt durch ihr Märchenstück „Königskinder“, das von Humperdinck vertont wurde.
    Zusammen mit ihrer Schwester Gabriele wurde Elsa Bernstein über Dachau ins Ghetto Theresienstadt deportiert.
    Ihre Schwester überlebte nicht die Nazi-Gräuel.
    1945 befreiten sowjetische Truppen sie aus dem Ghetto.
    Sie starb in Hamburg.

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    Bielecki, Andrzej (1907 – 1959). Sänger

    Der Tenor Andrzej (André) Bielecki wurde am 17. September 1907 in Kraków (Krakau) geboren. Nach einer rechtswissenschaftlichen Ausbildung in seiner Heimatstadt widmete er sich seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei Wallek-Walewski. Nach seinem Debüt 1938 an der Oper in Kraków setzte er seine musikalischen Studien fort. In der Zeit des 2. Weltkriegs studierte er in Rom bei Pesci bevor er verhaftet und 1942 in das Konzentrationslager bei Isernia verbracht wurde. Nach einem Bombenangriff nutzte er die Gelegenheit zur Flucht, blieb in Italien (eine Rückkehr nach Polen war wahrscheinlich ausgeschlossen) und wurde als erster Tenor an das Teatro San Carlo in Neapel engagiert. Kurz darauf schloss er sich jedoch den polnischen Exil-Streitkräften an, um bei Konzerten für die Alliierten zu singen. Danach folgte eine internationale Karriere u. a. in Barcelona und Paris. Eine Spielzeit (1956/1957) war er in Flensburg unter Vertrag. Bereits 1959 verstarb Andrzej Bielecki.

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    Binental, Leopold (1886 – 1944). Musikwissenschaftler, Kulturpolitiker


    Leopold Binental wurde am 10. Januar 1886 in Kielce geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. am Pariser Konservatorium und der Schola Cantorum Paris wurde Binental 1914 Professor an der Musikhochschule „Fryderyk Chopin“. Diese Tätigkeit übte er bis 1939 aus. Daneben war er 1915 zunächst stellvertretender Vorsitzender, ab 1916 bis 1919 Vorsitzender der Musikgesellschaft Warschau. In diese Zeit fällt ebenso der Anfang seiner kulturpolitischen Aufgaben, so war Binental z. B. 1927 Kommissar für verschiedene Musikausstellungen im In- und Ausland. Von 1934 bis 1939 war er Vorstandsmitglied des Fryderyk Chopin-Instituts. Herausragend aus seiner umfassenden musikwissenschaftlichen Tätigkeit sind seine Arbeiten über F. Chopin (seine Chopin-Monographie erhielt einen Preis der Académie Française). Leopold Binental wurde im April 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

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    Blech, Leo (1871 – 1958 ) Dirigent

    Leo Blech wurde am 21.04.1871 in Aachen geboren und machte zuerst eine kaufmännische Ausbildung, bevor er in Berlin Musik studierte. Schon mit Anfang 20 übernahm Blech in seiner Heimatstadt Aachen eine Kapellmeisterstelle, zuerst beim Sinfonieorchester, dann am Stadttheater in Aachen. Seine Studien vervollständigte Leo Blech in dieser Zeit bei Engelbert Humperdinck. Über Prag kam Leo Blech dann nach Berlin, wo er sowohl an der Städtischen, als auch an der Staatsoper dirigierte, an der letzteren arbeitete Blech auch als Generalmusikdirektor, unterbrochen von einer Zeit, wo Blech an der Wiener Volksoper engagiert war. Leo Blech konnte sich längere Zeit auf die Unterstützung von Hermann Göring verlassen, musste aber dann aufgrund seiner jüdischen Abstammung doch im Jahr 1937 Deutschland verlassen. Erste Station wurde für Blech Riga, es folgten Leningrad und Moskau, wieder Riga und schliesslich Stockholm. Nach dem Krieg kehrte Leo Blech nach Berlin zurück, er leitete ab 1949 als Generalmusikdirektor die Bismarckstrassenoper. Leo Blech starb am 25.08.1958 in Berlin.

    Links:
    "http://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Blech";"http://images.google.de/imgres?imgurl="
    "http://einestages.spiegel.de/hund-images/2008/06/02/"

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    Book, Rose (1907 – 1995). Sängerin, Gesangspädagogin *


    Die Koloratur-Sopranistin Rose Book wurde am 20. August 1907 in Wien geboren. In ihrer Heimatstadt absolvierte sie ihre musikalische Ausbildung am Neuen Wiener Konservatorium. Es folgten feste Engagements in Nürnberg, Mainz, Breslau sowie europaweite Gastauftritte. In der Saison 1932/1933 wurde sie an das Hamburger Stadttheater verpflichtet. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Book 1934 entlassen und verlegte ihre Tätigkeit an das Deutsche Theater in Prag. Daneben sang sie u. a. für den Jüdischen Kulturbund, am Deutschen Theater in Brünn und an der Wiener Staatsoper. 1938 wurde ihr auch in Prag gekündigt, und sie emigrierte 1939 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo sie u. a. an der Metropolitan Opera sang, jedoch zwang sie ein schwerer Bühnenunfall zu einer mehrjährigen Pause. Nach ihrer Bühnen- und Konzertkarriere arbeitete sie als Gesangslehrerin. 1995 ist Rose Book in New York gestorben.

    * in manchen Quellen steht: Rosa

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    Brainin, Norbert (1923-2005). Geiger


    Norbert Brainin wurde 1923 in Wien geboren. Mit 15 Jahren musste er wegen seiner jüdischen Herkunft Österreich verlassen. Er emigrierte nach London, wo er wie viele Flüchtlinge zunächst als "feindlicher Ausländer" in einem Lager interniert wurde. Dort lernte er seine Schicksalsgenossen Siegmund Nissel und Peter Schidlof kennen, ebenfalls aus Österreich geflohene junge Musiker. Nach ihrer Freilassung konnten alle drei ihre Studien in London fortsetzen. Im Jahre 1947 gründeten sie zusammen mit dem britischen Cellisten Martin Lovett das Brainin-Quartett, das sich 1948 umbenannte zu "Amadeus-Quartett".

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    Abraham, Paul (1892 - 1960) Komponist


    Geboren am 2.11. 1892 im ungarischen Apatin als Pàl Abraham. Mit Werken wie VIKTORIA UND IHR HUSAR und BLUME VON HAWAII sowie der Filmmusik zu DIE PRIVATSEKRETÄREN mit der ebenfalls verfolgten Renate Müller war er einer der populärsten deutschen Operettenkomponisten. 1933 reduzierte sich die Zahl der Aufführungen von DIE BLUME VON HAWAII schlagartig von 1.725 in der Spielzeit 1932 auf 8, denn seine Operetten wurden als „Niggermusik“ verboten. Als Jude musste er über Wien, Budapest, Paris und Kuba in die USA fliehen, wo er nicht mehr Fuß fassen konnte. 1946 wurde er wegen geistiger Umnachtung in eine Heilanstalt eingeliefert, zehn Jahre später auf Betreiben seiner Fans nach Hamburg gebracht, wo er am 6.5.1960 von seinem Leidern erlöst wurde.

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    Adler, Kurt (1907 – 1977). Dirigent, Chorleiter, Korrepetitor, Musiklehrer

    Der Dirigent Kurt Adler* wurde am 01. März 1907 in Jindřichův Hradec (auch bekannt unter: Neuhaus) geboren und wuchs in seiner Geburtsstadt, in Sušice (auch bekannt unter: Schüttenhofen) und seit 1918 in Atzgersdorf/Wien auf. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. bei J. Fürnberg (Oberkantor seiner Geburtsstadt), R. Robert (Klavier), K. Weigl (Musiktheorie) und F. Foll (Orchesterleitung). 1927 wurde er für zwei Spielzeiten Assistenzdirigent an der Staatsoper Berlin (H. Weigert, E. Kleiber) und ging 1929 bis 1932 an das Neue Deutsche Theater Prag, wo er auch als Leiter des studentischen Orchesters der Deutschen Musikakademie fungierte. Danach wechselte er zurück nach Berlin, diesmal jedoch an die Städtische Oper (C. Ebert). Veranlasst durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten ging Adler nach einem kürzeren Aufenthalt in Wien zunächst als Hauptdirigent an die Staatsoper Kiew. 1935 begründete er die Philharmonie Stalingrad. 1938 emigrierte Kurt Adler zusammen mit K. Weigl und E. Feuermann in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1943 wurde er Assistenzdirigent, ab 1945 Dirigent, Chorleiter und Korrepetitor („The art of accompanying and coaching“) an der Metropolitan Opera, der er bis 1973 verpflichtet blieb. Am 21. September 1977 ist Kurt Adler in/bei New York verstorben. – Kurt Adler ist der Herausgeber einer bemerkenswerten fünfbändigen Arien-Anthologie.

    * Der Dirigent Kurt Adler ist nicht zu verwechseln mit dem Dirigent Kurt Herbert Adler (1905-1988) sowie dem Dirigent Peter Herman Adler (1899-1990) und wird in der Literatur und auf CD-Covern oft verwechselt. Die oben abgebildete CD bzw. Aufführung sollte allerdings von K. Adler dirigiert sein, da sie in u. a. Quelle als Aufführung verzeichnet ist.
    Die Quellenlage zu Kurt Adler ist extrem spärlich (s. a. Internet, Lexika), lediglich eine Publikation über K. Adler ist erhältlich, welche hier als ausschließliche Quelle Verwendung findet: Urban, Václav, Kurt Adler – Ein Leben für die Musik, Regensburg 2009.

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    Adler, Kurt Herbert (1905 – 1988). Dirigent

    Der Dirigent Kurt Herbert Adler* wurde am 02. April 1905 in Wien geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er in seiner Geburtsstadt an der Musikakademie, dem Neuen Wiener Konservatorium sowie der Universität. Seit den späten 1920er Jahren wirkte er in verschiedenen deutschen und italienischen Städten. Von 1934-1936 arbeitete er an der Wiener Volksoper und war 1936 Assistent von A. Toscanini bei den Salzburger Festspielen. Seit 1936 in Prag emigrierte Adler 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er bis 1943 in Chicago (Lyric Opera) beschäftigt war. Danach wechselte er an die Oper in San Francisco, zunächst als Assistent und ab 1953** als Nachfolger von G. Merola bis 1981 als deren Künstlerischer Leiter bzw. Direktor. Am 09. Februar 1988 ist Kurt Herbert Adler in Ross (Kalifornien) verstorben.

    * Der Dirigent Kurt Herbert Adler ist nicht zu verwechseln mit dem Dirigent, Chordirigent und Korrepetitor Kurt Adler (1907-1977) sowie dem Dirigent Peter Herman Adler (1899-1990) und wird in der Literatur oft verwechselt.

    ** Einige Quellen geben 1956 an.

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    Adler, Peter Herman(n) (1899 – 1990). Dirigent

    Der Dirigent Peter Herman Adler* wurde am 2. Dezember 1899 in Gablonz (heute: Jablonec nad Nisou) geboren. Nach seiner musikalischen Ausbildung u. a. bei F. Finke, V. Novák und A. v. Zemlinsky ging an das Opernhaus in Brünn (Brno). Von 1929 bis 1932 war er am Staatstheater Bremen engagiert und wechselte 1932 an die Philharmonie in Kiew, wo er bis 1937 blieb. Nach einem kurzen Aufenthalt in Praha (Prag) emigrierte Adler nach der Besetzung durch die Nationalsozialisten in die Vereinigten Staaten von Amerika und dirigierte verschiedene Orchester. Von ca. 1949 bis 1959 war er verantwortlich für „NBC TV-Opera“. Von 1959 bis 1967** war er Musikdirektor des Baltimore Symphony Orchestra. Danach wurde Adler Direktor des American Opera Center. Peter Herman Adler ist am 02. Oktober 1990 in Ridgefield (New Jersey) verstorben. – Adler war mitverantwortlich für die Musik in dem Film „The Great Caruso“ von 1951.

    * Der Dirigent Peter Herman Adler ist nicht zu verwechseln mit dem Dirigent, Chordirigent und Korrepetitor Kurt Adler (1907-1977) sowie dem Dirigent Kurt Herbert Adler (1905-1988) und wird in der Literatur und auf CD-Covern oft verwechselt.

    ** Andere Quellen geben 1960 bis 1968 an.

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    Adorno, Theodor W. (1903 – 1969). Komponist, Musikwissenschaftler, Musikkritiker

    Der Philosoph (Kritische Theorie – Frankfurter Schule, Gesellschaftsphilosophie, Ästhetik), Soziologe, Kulturwissenschaftler sowie Komponist und Musikschriftsteller („Philosophie der neuen Musik“, „Komposition für den Film“ mit Hans Eisler) wurde am 11. September 1903 als Theodor Ludwig Wiesengrund in Frankfurt am Main geboren. Seine musikalische Ausbildung erhielt er u. a. von seiner Tante, der Sängerin und Pianistin Agathe Calvelli-Adorno sowie Bernhard Sekles, Eduard Steuermann, Alban Berg und Arnold Schönberg. Adorno wurde maßgeblich durch die Arbeiten von A. Berg, A. Schönberg und A. v. Webern beeinflusst. Adorno selbst komponierte Klavierliederzyklen, Orchesterstücke, Kammermusik für Streicher und A-cappella-Chöre u. a. Von 1928 bis 1931 war er leitender Redakteur der musikalischen Zeitschrift „Anbruch“. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Adorno mit Berufsverbot belegt und emigrierte 1934 nach England, 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1949 kam Adorno nach Deutschland zurück und lehrte wieder in Frankfurt am Main. Am 6. August 1969 ist Theodor W. Adorno in Visp* (Schweiz) gestorben.

    * Einige Quellen geben Brig an.

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    Alexander, Leni (1924 - 2005). Komponistin.

    Helene, genannt Leni, Alexander wurde am 8. 6. 1924 in Breslau, heute Wroclaw/Polen geboren. Ihre Kindheit verbrachte sie in Hamburg, bis sie 1939 mit ihrer jüdischen Familie über die Niederlande nach Chile flüchten mußte. In Chile konnte Leni Alexander ihren Klavierunterricht fortsetzen und erhielt darüber hinaus Unterricht in Kontrapunkt und Harmonielehre. Nach einer Ausbildung zur Montessori-Pädagogin, Studien in Psychologie und Arbeit mit behinderten Jugendlichen studierte sie von 1949 -1953 bei Fré Focke, einem niederländischen Pianisten und Komponisten, der ihr Mahler, Webern, Berg und Schönberg nahebrachte. 1954 erhielt sie ein französisches Stipendium, das ihr ermöglichte, in Paris bei Messiaen zu studieren und Lektionen bei René Leibowitz zu nehmen. Bei diesem 10monatigem Studienaufenthalt lernte sie viele Komponisten ihrer Generation kennen, so Maderna, Nono, Boulez, Cage, entwickelte aber einen ganz persönlichen Stil.
    Zurückgekehrt nach Chile unterrichtete sie neben der eigenen Kompositionstätigkeit und engagierte sich für die Verbreitung der Neuen Musik. Zu Studienaufenthalten kam sie immer wieder zurück nach Europa. 1969 erhielt sie ein Gugenheim-Stipendium und zog nach Paris. Als Linke und Allende-Anhängerin konnte sie nach dem Militärputsch Pinochets nicht mehr nach Chile zurückkehren. Sie lebte nun zum zweiten Manl im Exil. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie v.a. durch Klavierunterricht.
    Ihre politischen und Exilerfahrungen verarbeitete sie auch in ihren Kompositionen, die oft einen autobiographischen Hintergrund haben. In den 1970er Jahren wurden viele Werke in Frankreich uraufgeführt. Später arbeitete sie auch für französische und deutsche Rundfunkanstalten. In den 1980er Jahren begann eine rege Zusammenarbeit mit dem WDR, die zu einer Reihe von Hörspielen führte. Nachdem sie 1986 wieder nach Chile zurückkehren konnte, kam sie noch regelmäßig zu Besuchen nach Paris und Köln. Am 7. 8. 2005 ist Leni Alexander in Santiago de Chile verstorben.

    Link: "]http://www.mugi.hfmt-hamburg.de/grundseite/gru…php?id=alex1924"

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    Allers, Franz (1905 - 1995) Geiger und Dirigent

    Geboren in Karlsbad, dem Karlovy Vary der heutigen Tschechei, nahm Allers schon mit sieben Jahren das Violinstudium auf, in dem er es bald zu so großer Fertigkeit brachte, dass er 1920 nach Berlin wechseln konnte, wo er Violinist der Berliner Philharmoniker wurde. Nach einigen Jahren unter Dirigenten wie Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler und Bruno Walter tauschte er den Violinbogen gegen den Taktstock aus und wurde ein in führenden Opern- und Konzerthäusern Europas und der USA gern gesehener Dirigent. Daneben war er auch pädagogisch tätig. Einer seiner Schüler war Günther Wand, der bis zuletzt sein Andenken hoch hielt, als er bei uns schon lange als Dirigent der "seichten Muse" gering geschätzt wurde. Mitte der 30er Jahre musste er als Jude nach Prag emigrieren, wo er als Intendant und Chefdirigent des Aussiger Stadttheaters dieses zu seiner größten Blüte führte, bevor er wegen der wachsenden Judenfeindlichkeit in die USA emigrierte. Dank seiner Freundschaft mit dem Frühemigranten Frederick Loewe gelang es ihm, bereits bei dessen Broadwaydebüt THE DAY BEFORE SPRING (1945) die musikalische Leitung anvertraut zu bekommen. Dieses Team hielt bis zu Loewes Rückzug von der Bühne mit CAMELOT (1960), und so war es Allers beschieden, dem größten Musicalerfolg aller Zeiten bis dato, MY FAIR LADY (1956) als Dirigent ans Licht der Welt zu verhelfen. Später leitete er auch die deutsche Erstaufführung am Berliner Theater des Westens und trug so ganz wesentlich dazu bei, die Gattung Musical auch in Deutschland zu etablieren. Danach pendelte er zwischen den USA, wo er an der MET u.a. DIE FLEDERMAUS, HÄNSEL UND GRETEL und den ROSENKAVALIER dirigierte und eine Weile als musikalischer Leiter des Music Theater des New York State Theater fungierte, und Europa, wo er zeitweise der musikalische Leiter des Tonkünstler Orchesters Wien und später des Münchener Gärtnerplatztheaters war. Er starb im Alter von 89 Jahren in Las Vegas an einer Lungenentzündung. Der berühmte Kritiker der New York Times, Harold C. Schonberg, feierte ihn als den Dirigenten, der gemeinsam mit Maurice Abravanel dafür sorgte, die Orchester des Broadway von Grund auf zu erneuern, so dass sie seither die zunehmend anspruchsvollen Partituren meistern konnten, die Leute wie Bernstein oder Sondheim ihnen vorlegten.

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    Alpar, Gitta (1900 - 1991) Sängerin


    Auch wenn sie als Koloratursopran in vielen Opernpartien auftrat und angeblich von Erich Kleiber entdeckt wurde, bis 1930 sogar zum Ensemble der Berliner Staatsoper gehörte, zu ihrer eigentlichen Stärke fand Gitta Alpar erst in der Operette. Mit der Budapester Uraufführung und der Leipziger Deutschlandpremiere von Paul Abrahams VIKTORIA UND IHR HUSAR wurde sie 1930 zum Star, und in den folgenden drei Jahren die deutsche Operettendiva schlechthin. Schon kurz nach Göbbels' Verkündung im Jahr 1933, dass Juden fortan in der deutschen Kulturlandschaft unerwünscht seien, floh sie nach Wien, wo sie 1935 von ihrem Ehemann, dem Schauspieler und Regisseur Gustav Froehlich, der sich nicht mit einer Jüdin belasten wollte, geschieden wurde, und später nach England, wo sie aber nur bedingt an ihre alten Erfolge anknüpfen konnte. 1937 musste sie eine Welttournee mangels Erfolg in den USA abbrechen und sich zeitweise in Hollywood als Gesangslehrerin verdingen. Nach dem Krieg blieb sie in den USA und kehrte nur noch einmal nach Deutschland zurück um 1987 das Filmband in Gold entgegen zu nehmen. Sie starb am 17. Februar 1991 im kalifornischen Palm Springs.

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    Ančerl, Karel (1908 - 1973). Dirigent


    Karel Ančerl (geboren als Karel Antscherl) wurde in Tučapy, Südböhmen, geboren. Am Prager Konservatorium studierte er Dirigieren und Komposition. Er war Assistent von Hermann Scherchen und leitete das Orchester des Freien Theater in Prag. 1933-1939 leitete er das Orchester des Radio Prag. Am 12. November 1942 wurde er mit seiner Familie in das Konzentrationslager Terezín deportiert. Dort nahm er wesentlichen Anteil am musikalischen Leben. Er war Leiter des Theresienstädter Streichorchesters. Nach der Uraufführung der Etüde für Streicher von Pavel Haas wurde er am 15. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. In Auschwitz verlor er Frau und Sohn. Nach seiner Befreiung kehrte er zum Radio Prag zurück. 1950 wurde er musikalischer Direktor des Tschechischen Philharmonischen Orchesters. 1969 bis zu seinem Tod am 03. Juli 1973 leitete er das Sinfonieorchester Toronto.

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    Anday, Rosette (1903-1977) Sängerin, Gesangslehrerin, Geigerin


    Rosette oder eigentlich Piroska Anday wurde am 22. Dezember 1903 in Budapest geboren. Nach einem philologischen Studium an der Uni Budapest folgte sie ihren musikalischen Neigungen und belegte an der Königlich-Ungarischen Franz Liszt Landesmusikhochschule Violine bei Jenö Hubay und später Gesang bei Georg Anthes, Mme Charles Cahier und Gino Tessari. 1920 bekam sie ihr Diplom und debutierte an der Nationaloper Budapest. Bereits ein Jahr später engagierte Franz Schalk die erst 18jährige Sängerin für die Wiener Hofoper, wo sie sich als Carmen dem Publikum vorstellte. Ein Jahr später trat sie zum ersten Mal in Salzburg auf, dem sie lange Jahre hindurch die Treue hielt. Wichtige Stationen in der Karriere Rosette Andays waren die Pariser Grand Opéra, Covent Garden, die Scala, München, Amsterdam, Berlin, Gastspielereisen führten sie nach Nord- und Südamerika und nach Afrika.
    Rosette Andays Repertoire war breit gefächert: Sie sang Alt- und Mezzo-Partien aus den Opern von Mozart (Cherubino, Dorabella), Gluck (Orpheus), Weber (Fatima), Thomas (Mignon), Saint-Saens (Dalila), Verdi (Amneris, Azucena) und Wagner (Erda, Fricka, Brangäne), um die wichtigsten zu nennen.
    Im März 1938 erhielt Rosette Anday wegen ihrer jüdischen Herkunft Auftrittsverbot in Wien, ihr Vertrag wurde storniert und die Gagen eingefroren. 1940 erfolgte die offizielle Kündigung, nachdem ihr Mann Karl Bündsdorf vergeblich versucht hatte, ihre Weiterbeschäftigung und Aufnahme in die RMK zu erwirken.
    Nach dem 2.WK kehrte Rosette Anday an die Wiener Staatsoper zurück. Auch bei den Salzburger Festspielen trat sie wieder auf, so 1947 in der Uraufführung von Gottfried von Einems "Dantons Tod". 1961 verabschiedete sich Rosette Anday mit der Klytemnästra von ihrem Wiener Publikum. Sie starb am 18. September 1977 in Wien.

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    Aramesco, Leonardo (1898 - 1946). Sänger

    Leonardo Aramesco wird am 27.01.1898 in Temeswar/Rumänien geboren. Er studiert von 1920 - 1923 in Wien bei Otto Iro und Käthe Naether-Osten. In Wien findet er auch sein erstes Engagement. Von 1926 - 1933 ist er als 1. Tenor (Solist) bei der WERAG (Westdeutsche Rundfunk AG) angestellt. Als Jude wird er am 31.03.1933 entlassen. Danach lebt er von gelegentlichen Auftritten und musikpädagogischer Tätigkeit, zuletzt in Amsterdam, bis er in die USA emigrieren konnte. Im Dezember 1946 ist er in New York verstorben.

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    Schade, rideamus, dass man nicht ins Forum ein YouTube verlinken kann! -

    Liebe Hemiole,

    zu dieser Problematik ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Rideamus handelte im Sinne einer anstehenden Klärung.
    Wenn Du allerdings den Link (vorerst) risikolos einstellen möchtest, so deaktiviere unter dem Textfeld einfach bei "Einstellungen" für den entsprechenden Beitrag das "URLs automatisch erkennen".
    Sobald eine offizielle Linie feststeht, wird diese laut verkündet werden.

    Die Crew