Es gibt ja noch Ulrich Gaier, dessen dreibändiges Werk "Faust-Dichtungen" über 2000 Reclam-Seiten Kommentar beinhaltet. Darin widmet er sich u.a. acht unterschiedlichen Lesarten des Dramas (religiöse, naturphilosophische, magische, geschichtliche, soziologische, ökonomische, anthropologische und poetische). Ich habe die noch nicht alle durch, aber es ist ja klar, dass Gaier nicht einfach gewaltsam Ansätze über den Text stülpt. Reichtum und Komplexität der Dichtung sind einfach unfassbar.
Der Gaier ist aber nur bedingt eine Empfehlung, der ist ziemlich hart zu kauen. Einer meiner "Faust"-Lieblinge, den ich unbedingt noch empfehlen kann, ist aber sicherlich Peter Michelsens "Im Banne Fausts" mit zwölf Aufsätzen, die Michelsen über 35 Jahre hinweg verfasst hat und demnach auch unabhängig voneinander zu lesen sind. Michelsen bleibt darin jeweils sehr textbezogen, ohne sich die Fessel einer reinen Textimmanenz anzulegen. Aber der Vorteil ist hier, dass er den Text sehr direkt und unmittelbar abklopft - für mein Textverständnis war das äußerst erhellend. Große Teile gibt es auf books.google zu lesen, das reicht auf jeden Fall, um einen Eindruck zu gewinnen: Im Banne Fausts
Der erste Aufsatz widmet sich übrigens gänzlich der "Zueignung" und ist großartig! 