Beiträge von Wieland

    Das Quatuor Zaïde widmet sich auf ihrer neusten CD Invisible Robert Schumann und Mendelssohn-Bartholdy und "ihren kompositorisch unsichtbaren Frauen".


    Clara Schumann, Variationen über ein Thema von Robert Schumann
    Robert Schumann, Streichquartett F-Dur op. 41/2
    Felix Mendelssohn, Capriccio op. 81
    Fanny Mendelssohn, Streichquartett Nr. 1



    Garth Kox - ehemaliges Mitglied des Arditti Quartets - hat inzwischen mehrere Werke für Streichquartett (z.T. plus 2. Viola) geschrieben, die das Ragazze Quartet mit ihm herausbringt.



    Das Meccore Quartet bringt eine weitere CD mit den Penderecki Werken für SQ heraus. Davon gibt es aber schon einige sehr gute Aufnahmen.



    Und das Piatti Quartet widmet sich zweier neuer Werke von Mark-Anthony Turnage


    Gestern Abend war das Juilliard Quartet zu Gast in Stuttgart, das ja inzwischen auf eine über 75-jährige Geschichte zurückblickt. Natürlich ist niemand mehr von der ersten Garde dabei, das älteste Mitglied ist Ronald Copes (2. Violine), der seit 1997 dabei ist. Die Cellistin Astrid Schween ist seit 2016, die Primaria Areta Zhulla seit 2018 und die Violinistin Molly Carr seit letztem Jahr als Ersatz für den unerwartet früh verstorbenen Roger Tapping im Team. Und in dieser Zusammensetzung trat das JSQ auch gestern gar nicht auf, denn die Primaria ist kürzlich Mutter geworden und hatte anderes zu tun. Als Ersatz-Primaria fungierte die irakisch-amerikanische Geigerin und Komponistin Michelle Ross, die wohl schon häufiger mit den Juilliard zusammen gespielt hat und als viel gefragte Solistin und Kammermusikerin in den USA schon sehr etabliert ist. Kürzlich hat sie ihr erstes Streichquartett In Memoriam Roger Tapping vollendet. Und es spricht schon für die Qualität der Musiker, dass trotz der vielen Neu- und Umbesetzungen ein absolut konkurrenzfähiges Niveau geboten wurde.


    Das Programm begann ungewöhnlich mit Beethovens op. 135, ein Stück, das man sonst eher am Ende eines Konzertes antrifft. Der Höhepunkt für mich dann das 10. Streichquartett Cavatina von Jörg Widmann, das vom JSQ in Auftrag gegeben (Widmann hat u.a. an der Juilliard School studiert) und erst im Herbst letzten Jahres von diesem uraufgeführt wurde. Das 16-minütige Stück ist der letzte Teil von Widmanns Studien zu Beethoven und wie der Titel schon vermuten lässt, setzt sich das Werk mit Beethovens langsamen Satz aus op. 130 auseinander. Und zwar sehr konkret in einer Art Recomposing oder "Übermalung" des originalen Satzes. Das mag nicht jedermanns Sache sein, mir hat hat es sehr gefallen - definitiv viel besser als das kürzlich diskutierte SQdW des gleichen Komponisten. Und da ich immer schon fand, dass die Cavatina zu kurz ist, kamen mir auch die 16 min des Widmannschen Opus sehr entgegen.

    Nach der Pause dann Dvorak op. 105, auch sehr gut gespielt, nur halt nicht von einem tschechischen Ensemble, die IMO immer noch einen besonderen Zugang zu diesem Werk haben.

    Als Zugabe mal wieder Ravels 2. Satz Assez vif. Très rythmé.


    Schöner Abend, ausgiebiger Beifall.

    Heute abend seit langer Zeit mal wieder: Juilliard Quartet live in Stuttgart


    Beethoven - Streichquartett F-Dur op. 135
    Widmann - Streichquartett Nr. 10 „Cavatina“
    Dvořák - Streichquartett As-Dur op. 105


    Das Juilliard Quartet habe ich währen meiner New Yorker Zeit (1986-90) mehrfach gehört; ich erinnere noch ein Konzert mit Bachs kompletter Kunst der Fuge und eines mit einem der Carter-Quartette, bei dem ich beinahe 'rausgegangen wäre. Auch in Stuttgart habe ich sie vor ca 15 Jahren erlebt, damals u.a. mit einem einstündigen öden Werk von irgendeinem mir nie mehr begegneten Komponisten.

    Damals waren noch vier ältere Herren unterwegs, heute ist das JSQ zu dreiviertel jung und weiblich.


    Juilliard String Quartet - Homepage
    Welcome to the Official Website of the Juilliard String Quartet. Concert schedule, biographies, music, video, gallery, contact, and more.
    www.juilliardstringquartet.org

    Manfred Trojahn

    Streichquartett Nr. 2



    Das 2. Streichquartett von Manfred Trojahn entstand 1979/80 als der Komponist ein Stipendium in der Villa Massimo in Rome absolvierte. Er wäre zu der Zeit wohl lieber in Paris gewesen und hat das Werk auch erst anschließend dort vollendet. Es war ein Auftragswerk des französischen Rundfunks.


    Das hoch expressive und „unökonomische“ Werk hat sieben Sätze und dauert fast eine Stunde. Der Kopfsatz alleine ist mit 17:23 länger als viele zeitgenössische Streichquartette insgesamt. Trojahns 2. Streichquartett ist die Suche des Komponisten nach einem Individualstil jenseits der Avantgarde wie sie z.B. der Lehrer Ligeti vertrat. Diese Suche umfasst zahlreiche Reminiszenzen an die Gattungstradition wie auch das Stocken und manchmal nicht Weiterwissen, die zu in sich kreisenden Repetitionen führen.


    Der Kopfsatz ist weitgehend ein wilder Ritt, der der Einordnung in die Kategorie "Neue Einfachheit" ad absurdum führt. Vermutlich ist es einfacher eines der Lachenmann Quartette einzustudieren als diesen Satz. Das Booklet spricht von Monaten der Vorbereitung bevor die Aufnahme unter Anleitung des Komponisten realisiert werden konnte.

    In den Sätzen 2, 4 und 5 wird das Streichquartett durch eine Mezzosopranstimme und eine Klarinette ergänzt, die Texte stammen von Georg Trakl. Trojahn bezieht sich hier also u.a. auf Schönbergs op. 10. Die Lieder Melancholie (Satz 2) und In Venedig (Satz 5) sind sehr ruhig und lyrisch gefasst, das Lied Der Schlaf (Satz 4) ist im Gegensatz dazu und zu seinem Titel ein hysterischer Aufschrei wie nach einem Albtraum. Als 3. Satz ein hochexpressiver Trauermarsch. Der 6. Satz Bagatelle, Scherzo Frammento bringt auf 32 sec Fetzen von Beethoven Quartetten bevor im abschliessende Abgesang die Musik in mahlerscher Manie und immer ausgedünnterer Instrumentierung im Nichts verklingt. Ein IMO starkes Werk, das zu den bemerkenswerteren der 20. Hälfte des 20. Jahrhundert gehört.


    Das Minguett Quartett - u.a. durch das "Stahlbad" der Rihm Quartette gegangen - ist für diesen Job natürlich das genau richtige Ensemble und ich bewundere mit welchem Einsatz diese Musiker seit Jahrzehnten sich der zeitgenössischen Musik ( und nicht nur der) widmen.

    Verstärkt durch die Mezzosopranistin Tanja Ariane Baumgartner und den Klarinettisten Thorsten Johanns wird hier die Referenzeinspielung eines Werkes vorgelegt, dem man höchstwahrscheinlich weder im Konzert noch auf einer alternativen CD-Einspielung jemals begegnen wird.

    Beim Werbepartner kann man ja die verschiedenen Genres abrufen und dann die Chartliste der meistverkauften CDs einsehen. Die schon ziemlich alte Einspielung der Reger-Quartette durch das Berner SQ steht heute auf Platz 8 der meistverkauften Streichquartettaufnahmen. Offensichtlich zeigen unsere Diskussionen hier Wirkung.

    Hans Gàl

    Streichquartett Nr. 2

    &

    Streichquartett Nr. 3

    Edinburgh Quartet


    Das 2. Streichquartett von Hans Gàl entstand 1929 auf dem Höhepunkt seines Erfolgs und Ansehens. Es ist 5-sätzig und deutlich fortschrittlicher als das 1. ohne aber die Tonalität gänzlich hinter sich zu lassen. Es steht stilistisch durchaus dem SQdW (Reger op 109) nicht allzufern mit ebenfalls einem sehr schönen langsamen Satz.


    Das 3. Streichquartett ist erst 40 Jahre später entstanden als sich sowohl das Leben des Komponisten wie auch das musikalische Umfeld völlig verändert hatten. Auf dem Kontinent hatten Komponisten wie Lutoslawski, Ligeti und Nono das Sagen und das Quartett von Gàl wäre verglichen mit deren Werke als völlig überholt wahrgenommen worden. Tatsächlich ist Gàl seinem Stil einfach nur treu geblieben. Und auf der Insel fiel sein Werk auch gar nicht so aus dem Rahmen, denn auch Brittens 3. Quartett sowie die zeitnah entstandenen Quartette von Robert Simpson (4.-6.) sind einer erweiterten Tonalität verpflichtet geblieben. Dementsprechend wurde das Werk kurz nach Vollendung auch von einer früheren Inkarnation des Edinburgh Quartet uraufgeführt.


    Wie ich gerade entdeckt habe, hat das von mir geschätzte Esme Quartett 2020 den mit € 10.000 dotierten Hans-Gàl-Preis gewonnen und bei der Verleihung seine 5 Intermezzi op. 10 gespielt (ab 25:00).


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    Zeitnah zum SQdW entstand 1916 das 1. Streichquartett von Hans Gal (1890-1987), das das legendäre Busch Quartett aus der Taufe hob. Der österreichische Komponist war während der Weimarer Republik einer der meist gespielten zeitgenössischen Komponisten, 1933 war damit Schluss. Nach seiner Flucht nach England war er 1940 absurderweise für 5 Monate in England als Enemy Alien interniert. Darüber hat er Tagebuch geführt. In Schottland fristete er dann bis zum Lebensende ein auskömmliches Leben, eher als Musikerbiograph anerkannt denn als Komponist.

    Das 1. Streichquartett atmet noch ganz die Luft des 19. Jahrhunderts mit zahlreichen Reminiszenzen an Dvorak/Brahms und Mendelssohn. Gal sollte während seines langen Lebens einer Art Brahmsnachfolge auch treu bleiben. Er war damit einer der konservativsten jüdischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, aber seine Kompositionen zeichnen sich durch eine hohe Qualität aus. Dass es von den Streichquartetten nur eine - längst vergriffene - Aufnahme gibt, ist unverständlich. Das wäre doch was für cpo und die Minguets.


     

    Ich habe zwar alle Quartette mal (wohl auch mehrfach) gehört, könnte aber derzeit nicht mal sagen, welches mir gefällt und welches nicht.

    Also, hören wir mal, was op. 109 zu bieten hat. Neben den schon erwähnten Aufnahmen vom Drolc Quartett (auf Vinyl) und den Bernern auf CD, habe ich kürzlich noch eine GA mit dem Reger Quartett gefunden. Dies war laut website des Bratschisten ein Quartett, das von 1964-1975 international unterwegs war.


    Die Mitglieder:

    Raimund Fleischer

    Volker Sprang

    Eberhard Klemmstein

    Thomas Kanitz



    Außerdem müsste ich auch die Aufnahme auf Naxos mit dem Berliner Philharmonia Quartett haben.


    In memorian


    Hilary Tann (1947-2023)

    And the snow did lie

    Ten images for string quartet based on Andre Bergeron's lithographs

    Sirius Quartet


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    ber ich kannte damals kaum ein Streichquartett von Haydn - und jetzt kenne ich auch noch nicht gar so viele mehr als flüchtig - und wollte das ändern, systematisch ändern. Für die neuwertige Doppel-CD mit dem 76er Opus soll man jetzt beim einen Partner knapp 100 Euro hinlegen. Ziemlich absurd ...


    Der andere Partner bietet neben der Integrale noch eine dezente Auswahl an Einzelausgaben, die aber wiederum für kleines Geld.

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