Die Botschaft ist größer als der Berichterstatter Matthäus, größer als der Komponist, größer als die Interpreten und größer als der Hörer. Jede Reduktion auf individuelle Befindlichkeiten, und seien sie noch so empathisch-sympathisch (sympathisch gelesen als "mit-leidend"), steht der Botschaft im Weg, macht den Filter Botschaft -> Werk -> Interpret -> Hörer enger. "Das geht meiner Seele nah" ist bei weitem nicht der wichtigste Satz des Karfreitagsgeschehens, auch wenn er eine individuelle Wahrheit tragen mag. "Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen" aus dem Munde eines römischen Hauptmanns kommt meiner Sicht auf Botschaft und Werk wesentlich näher. Und bei Herreweghe höre ich das, bilde es mir jedenfalls ein. Zumindest fällt es mir bei ihm deutlich leichter, als wenn mir jemand beim Singen und Spielen dauernd von seiner individuellen Anteilnahme erzählen will, anstelle die Botschaft so gut er kann zu vermitteln
Vielleicht mag es überraschend sein, dass man, ich, all das finden kann, was Du an Bachschen Interpretationen kritisierst, bei Herreweghe immer wieder höre- das, das Du wünschst aber bei Savall?
Mir erscheinen Herrewghes Aufnahmen in dem Sinne "klein", von dem Du schreibst- und die Savalls gehen an das, wovon Du schreibst und meine Gedanken besser formulierst als ichs könnte.
Dazu brauchst Du gar nicht so "giftig" formulieren.
Im Grundgedanken sind wir einander halbwenig einig, glaube ich.
Ein sehr lieber Freund, der oft unter Herrwege spielete meint dazu: "Schön ist es immer, aber nicht immer gut".
Aber wir sind befreundet! Da darf man. Deine Zeilen aber, beider Namen ausgetauscht, Savall gegen Herrweghe....und ich möchte Deine Reaktion nicht lesen.
Verzeih mir, dass ich eine andre Sicht vertrete als Du...wird zunehmend seltener.