Beiträge von Khampan

    Khampan wäre nicht Khampan, wenn er nicht noch eine Bemerkung zur Intonation loslassen würde...


    Zunächst bin ich erstaunt, wie engagiert so viele Ensembles sich auf das heikle Feld der Reger-Quartette begeben und fast durchgehend die Herausforderungen gut meistern.

    Zu den graduellen Unterschieden:


    Keller Quartett

    Die LP lief bei der Digitalisierung ca 2% zu schnell, was das Hören für mich sehr anstrengend macht. Hinzu kommt eine dominante 1. Violine und eine zwar für damalige Verhältnisse akzeptable Intonation, die aber heutigen Standards nicht genügen würde. Übrigens höre ich keinen einzigen Ton, der zu tief ist; wenn daneben, dann zu hoch (streichertypisch die manische Angst, zu tief zu spielen).

    Die kämpfen (für mich) wirklich um jeden Ton.

    Da ist sicher was dran. Für mich nicht unbedingt ein positives Kriterium.


    Drolc Quartet

    Intonation relativ gut, allerdings spielen hier alle höheren Stimmen mehr oder weniger durchgehend zu hoch, und zwar umso mehr, je höher die Töne sind. Ich pflege diese sehr verbreitete Methode "gespreizte Intonation" zu nennen, es erscheint mir manchmal fast wie ein Taschenspielertrick, um Zutiefspielen zu vermeiden. Auf den ersten Blick scheint die Intonation gut ausbalanciert, aber der Gesamtklang ist nie entspannt und mir zu anstrengend, um längeres Zuhören genießen zu können.


    Berner Steichquartett

    von den drei genannten Ensembles ist es mir am sympatischsten, obwohl es in den Unterstimmen gelegentliche Unsauberkeiten gibt (sogar zu tiefe Töne, fast beruhigend). Die beiden Violinen zeigen weder ausdrucksmäßig noch intonatorisch irgendwelche Dominanz-Allüren. Aufnahmetechnisch habe ich schon auf das Problem der seltsam überhöhten Bassfrequenzen hingewiesen, die einen technischen Eingriff mittels EQ nötig machen, aber wenn man das in den Griff bekommt, ist die Balance der Stimmen und auch die Durchhörbarkeit trotz etwas distanziertem Klang gut.

    Möglich dass die Berner manchen Hörern langweilig erscheinen. Für mich ist das genau richtig, denn Reger hören strengt mich ohnehin genug an, da brauche ich nicht noch irgendwelche Nervenkitzel dazu.


    Gute bis sehr gute Intonation findet man bei:

    - Philharmonia Quartett Berlin (leicht gespreizt, aber interessante Effekte durch non-vibrato-Passagen)

    - Melos Quartett

    - Mannheimer Streichquartett.

    (nicht durchgehend gehört, mein Reger-Soll ist für einige Zeit erfüllt... Wenn, dann lege ich lieber die von Rosamunde kürzlich genannte Solo-Viola-CD mit Tabea Zimmermann auf, wirklich traumhaft :love: ).


    :schnaps1: Khampan

    (der dazu verdonnert wurde, demnächst bei einer Gedenkveranstaltung ein Reger-Werk auf der Orgel zu spielen. Hoffentlich wird das kein Kampf um jeden Ton...)

    Die schon ziemlich alte Einspielung der Reger-Quartette durch das Berner SQ steht heute auf Platz 8 der meistverkauften Streichquartettaufnahmen. Offensichtlich zeigen unsere Diskussionen hier Wirkung.

    ...wenn sogar ich sie gerne angehört habe, obwohl ich um Reger meist einen Bogen mache.

    Der tranige, intransparente Klang der Aufnahme nervt aber gewaltig.

    Der Trick ist: Bässe rausdrehen, dann ist der Klang gar nicht mal schlecht.

    Lieber Alexander,

    ich greife deinen Rückbezug zu Britten 3 kurz auf -

    Mit der Aufnahme des Belcea Quartets, mit der ganzen CD, bin ich restlos glücklich...

    damit machst du nichts falsch. Auch wenn bei mir die ersten beiden Plätze schon mit Sorrel und Doric "belegt" sind - als ich anlässlich dieses Threads die Belcea Aufnahme wiedergehört habe, war ich davon auch wieder ganz begeistert, besonders der 3. Satz ist unglaublich schön gespielt, klingt geradezu abgehoben, transzendent.


    Aaber...

    bei unserem Haydn Quartett lässt du dir was entgehen, wenn du dich auf die beiden Aufnahmen beschränkst, wie altbewährt die auch sein mögen. Sowohl auf der "beseelten" Seite gibt es besseres (Auryn) als auch noch mehr auf der zupackenden Seite (allein schon die oben verlinkte Youtube-Wiedergabe). Ich wäre wirklich neugierig, was du zu anderen Aufnahmen sagst.


    Gruß,

    Khampan

    Jetzt müssen die Streicher sprechen - ich tippe als Nicht-Streicher: Der Auftakt (nur erste Violine) wird mit Aufstrich gespielt (ohne darüber nachzudenken), der erste Takt wird von allen mit Abstrich begonnen.

    in diesem Video kann man die Striche gut verfolgen, genau so wie Mauerblümchen schreibt. Man bekommt nebenbei eine Ahnung, wie viele klangliche Veränderungen durch unterschiedliche Bogengeschwindigkeit und Ansatzstelle möglich sind:

    Lydian String Quartet

    spielt übrigens super. Dass unter Corona-Bedingungen das Zusammenspiel besonders im letzten Satz nicht immer perfekt ist (und auch die 2. Wiederholung fehlt) sei ihnen verziehen.

    Eine Neuaufnahme von op. 76 erscheint leider zu spät für diesen Thread, am 31.3.

    Wenn nicht durchgehend die zweiten Wiederholungen fehlen würden, hätte sie nach den bisher verfügbaren Hörschnipseln das Zeug, meine Lieblingsaufnahme zu werden.

    Das junge Quatuor Akos spielt quasi HIP wie Doric, aber deutlich mehr launisch, draufgängerisch, ohne die rhythmischen Verzögerungsmätzchen und mit ebenso fabelhafter Intonation und Klangkultur:



    Fast tut es mir weh (wegen der fehlenden Wiederholungen), die empfehlen zu müssen.

    Darf ich einen Zusammenhang zu Darmsaiten herstellen?

    Bin kein Experte für Streichinstrumente, aber soweit ich weiß kann man Darmsaiten auf alle Instrumente aufziehen. Auch eine gemischte Besaitung ist erlaubt, wenn auch die klangliche Ausgewogenheit nicht ganz einfach sein dürfte.

    Außerdem gibt es noch umsponnene Darmsaiten, besonderes für die ganz tiefen Lagen, weiß nicht bis zu welcher Höhe die üblich sind. Für mich auch ein ziemliches Mysterium.

    Überhaupt gefällt mir die Einspielung des Quartetts von den Buchbergers sehr gut, wenn ich auch im Adagio beizeiten Unsauberkeiten herauszuhören glaube

    Buchberger sind, wenn denn typisch, nicht so sehr an perfekter Intonation interessiert, eher schon an ruchlosem Zugriff.

    Also hier muss ich Buchbergers mal in Schutz nehmen. Sie spielen so ohne Vibrato als wären sie HIP, und unter diesem Umstand geht die Intonation fast nicht besser.

    Eventuell müssen sich manche Hörer erst daran gewöhnen, dass die 1. Violine nicht ständig zu hoch spielt...

    Möglicherweise spielen sie auch teilweise auf Darmsaiten, dem (famosen) Klang nach könnte ich mir das vorstellen.


    Ich habe von dem Ensemble noch nicht viel gehört, kann daher nichts zur Gesamteinspielung sagen, traue ihnen aber einen absoluten Top-Platz zu.

    Wenn als 3. Satz der Tanzsatz gemeint ist, dann auf jeden Fall das Hexenmenuett aus dem 2. Quartett.

    Dass dieser "Einwand" kommt, habe ich mir gedacht. Irgendwie liegt mir das nicht, zu artifiziell. Auch die Quintenkonstruktion des Kopfsatzes... vielleicht hab ich diese Sätze einfach nur zu oft gehört.


    Als Gesamtwerk könnte ich mich nicht zwischen Nr. 1, 4 und 5 entscheiden.

    Jedenfalls ist das ganze Opus 76 ne ziemliche Luxus-Edition :)

    Ich hab nach wie vor ein Problem mit dem 4. Satz.

    Die meisten Aufnahmen bewegen sich bei der Spielzeit um 6:30 (bzw. 4:30 ohne die 2. Wiederholung), und da gefällt mir eigentlich keine so richtig. Auch nicht die etwas schnellere Version der Dorics (6:19).

    Wenn schon schneller, dann lieber etwas grundlegend aufregenderes, meinetwegen halsbrecherisches mit einem Tempo wie Chiaroscuro (6:02, wobei leider das halsbrecherische Element unterdrückt ist) oder Buchberger (6:05), wenn nicht gar Panocha (5:24).


    Seltsamerweise kann ich auch auf der langsameren Seite etwas mit extremen Positionen anfangen, vorausgesetzt es wird ein "spirituoso" durch geschärfte Artikulation o.ä. umgesetzt. Rudimentär beim Aeolian String Quartet zu hören (6:42, allerdings 2. Wiederholung böse kopiert; die Unsauberkeiten am Ende möchte ich eigentlich nicht zweimal hören müssen).


    Der freundlich-verbindliche Ansatz wie Auryn (6:40) ist jedenfalls nichts für mich.

    Serge Koussevitzky mit dem Erstling von Prokofiev . Die 1947 in der Carnegie Hall entstandene Einspielung mit den aberwitzigen Ecksätzen packt mich jedesmal

    wow. Ich hab mich immer gefragt, warum das so verniedlichend langsam gespielt wird.

    Ein paar Prozent müsste man bei der Abspielgeschwindigkeit noch abziehen, um auf eine realistische Tonhöhe zu kommen, wär dann aber immer noch extrem flott. Gibt's das irgendwo?


    Nikolai Malko mit dem Philharmonia Orchestra . 1955, kurz nach der 7.Sinfonie aufgenommen , zählt auch sie zu den frühesten Stereo -Veröffentlichungen der EMI

    Mit antiphonischen Violinen!! Is ja Hammer. Wegen des fast modernen Orchesterpanoramas kann ich nicht recht glauben, dass die Aufnahme von 1955 datiert.

    Das Trio (hier „Alternativo“ genannt, warum?) gibt sich selten simpel, unbegleitete Dur-Tonleitern aufwärts und abwärts.

    dazu ein paar Gedanken meinerseits:

    - mit einem unbegleiteten Hauptthema startet bereits das Set op. 76, und das tut auch nicht unbedingt so als sei es ein besonders raffiniertes Thema.

    - raffiniert ist auch bei dem Tonleiter-Trio, was daraus entsteht. Haydn lässt kaum einen Trick aus, von Offbeat bis zur gleichzeitigen Gegenbewegung.

    - die Fülle der Einfälle ist schon äußerlich daran zu erkennen, dass Haydn hier nicht wie sonst (fast?) immer mit zwei wiederholten Teilen (AABB) arbeitet, sondern immer weiter mit dem simplen Thema seinen Schabernack treibt.

    - ich bin absoluter Fan von Tonleiter-Themen, wüsste aber nichts vergleichbares. La Gamme von Marais geht in die Richtung, und meine Lieblingstonleiter ist die Schluss-Apotheose des Nussknacker von Tschaikowsky. Wollte ich nur mal loswerden...


    Zum Gesamtaufbau des Werks denke ich auch, dass der 1. Satz ein bewusstes Understatement darstellt. Zudem das einzige der 6 Quartette op. 76, das mit einem Variationssatz beginnt, was ja sonst eher für den 2. Satz typisch ist.

    Der 2. Satz hat natürlich auch Elemente eines Variationssatzes, aber die Gesamtanlage ist nun doch etwas ganz eigenes. Unter anderem keine einzige Wiederholung im ganzen Satz, es passiert unglaublich viel und auf dichtem Raum.

    Nur mit dem 4. Satz kann ich nicht so viel anfangen. Hab aber noch nicht alle Aufnahmen angehört, vielleicht kommt mir die Erleuchtung noch.

    Wenn ich heutzutage Haydn HIP höre, dann greife ich auf das Festetics Quartett zurück. Vielleicht höre ich aber auch mal in die Einspielung vom Chiaroscuro Quartett hinein.

    Ich finde die Festetics auch noch zu trocken (klanglich). Chiaroscuro ist meist eine Empfehlung wert, aber irgendwie sind die mir in diesem Stück zu vorsichtig. Teilweise wird auch ein bisschen geschlampt, so ist z.B. im 1. Satz im abschließenden Allegro ein wichtiger Ton am Anfang nicht zu hören, etc.


    Auch noch HIP wäre das Kuijken Quartet zu erwähnen. Gelegentliche Intonationsschwächen (natürlich im 2. Satz auffälliger), sorry, aber klanglich allen anderen HIPern vorzuziehen.

    Allerdings scheint es diese Denon-Aufnahme von op. 76 aus den Jahren 1995/1996 derzeit weder gestreamt noch physisch zu geben. Wer etwas Aufwand nicht scheut (wegen Emphasis nur per CD-Player richtig abspielbar) und unbedingt interessiert ist, möge sich bei mir melden.

    Tolles Quartett. Die Fantasie ist harmonisch ja wirklich erstaunlich. Warum schreibt er nicht gleich von Anfang an die Kreuzchen vor?

    In der ersten Hälfte des 2. Satzes erscheint das Anfangsthema relativ unvermittelt in immer neuen Tonarten:

    Takt 1 H-Dur, Ende des Themas in cis-Moll

    Takt 20 E-Dur, Ende in G-Dur

    Takt 31 B-Dur, Ende in H-Dur

    Takt 49 As-Dur, bleibt in As-Dur.

    Danach gibt es nur noch die typische einstimmige Überleitung im Cello, und ab Takt 60 ist H-Dur vorgezeichnet, und dabei bleibt es auch, im üblichen Rahmen. Was allerdings aus dem ersten Teil weiterhin übernommen wird, ist die harmonische Kühnheit im Kleinen. Ganz auffällig eine wiederholte Dissonanz gegen Ende: erstmalig in Takt 101 erscheint über einem Fis-Dur-Akkord (mit Ais im Cello) eine veritable "blue note", ein A in der Melodiestimme. Hier noch als Durchgangsnote halbwegs schulmäßig korrekt (CPE Bach macht so etwas ständig). Haydn treibt dieses Spiel aber noch auf die Spitze: In Takt 107 auf der 1. Zählzeit haben wir ein Orgelpunkt-H im Cello, darüber einen verkürzten Fis-Dur-Septakkord (Viola + 1. Violine), soweit noch in Ordnung. Aber dazu erscheinen als Vorhalt- bzw. Durchgangsnoten die Töne g, a, d - das ist einfach nur dreist.


    Die harmonischen Verrücktheiten liegen demnach im ersten Teil mehr in der horizontalen Ebene (zeitlich nacheinander), im zweiten Teil in der vertikalen Ebene (gleichbleibende Grundtonart, aber ebenso kühn).

    Ein bisschen ähnlich verhält es sich mit Mozarts Dissonanzenquartett: Die Dissonanzen treten alle "nur" in der langsamen Einleitung auf. Dennoch wären die gelegentlichen Kühnheiten im folgenden Hauptsatz dem Komponisten ohne die vorangehende kalte Dusche möglicherweise zu sehr außer Rand und Band erschienen.


    Soweit meine Einschätzung zu diesem genialen Satz.

    Ich finde übrigens dass das Auryn Quartett zwar sehr beseelt spielt, aber durch das langsame Tempo und den bewussten Schönklang die genannten Verrücktheiten für meinen Geschmack zu sehr übertüncht.

    Korngold Nr. 3 (Fortsetzung)

    Aron habe ich ewig nicht mehr gehört, war glaube ich meine erste Aufnahme mit Korngoldquartetten überhaupt. Das Scherzo von Nr. 3 habe ich kürzlich angespielt. Da es im Vergleich zu Doric wie im Übungstempo gespielt wirkt, kam es für mich letztlich nicht mehr in Frage.

    Jetzt noch ins Aron Quartett reingehört. Muss man nicht ganz hören um festzustellen dass du mit deiner Einschätzung richtig liegst. Trotz gemütlichem Tempo im Scherzo bremst immer wieder jemand zusätzlich, und das Trio klingt absolut nicht charmant wienerisch, trotz so vieler Steilvorlagen und obwohl die Aufnahme aus Wien stammt. Immerhin aus dem Jahr 2007, da konnte man die hohe Messlatte des Doric String Quartet noch nicht kennen.

    Auch der Finalsatz ist langweilig runtergespielt.

    Korngold 3, Tippett Quartet. Schade, keine ernstzunehmende Konkurrenz für Doric, finde ich

    hab mal ein paar Aufnahmen angehört. Eine ernstzunehmende Konkurrenz für das Doric String Quartet gibt es in der Tat schwerlich. Die gelegentlich zu hohe 1. Violine hat mich jetzt (nach den anderen Aufnahmen) zumindest im 2. Satz auch gar nicht mehr gestört. Bin halt von den Dorics sonst noch besseres gewohnt...


    Beim Tippett Quartet könnte die mäßige Klangqualität mit daran schuld sein, dass dir die Intonation so schlecht vorkommt. Ich finde sie eigentlich noch durchschnittlich anhörbar. Das hörbare Engagement ist auch anerkennenswert, allerdings die Aufnahme dennoch nicht wirklich konkurrenzfähig.


    Das Flesch Quartet fand ich im 1. bis 3. Satz sogar sehr gut. Das Scherzo ähnlich schnell wie bei Doric, nicht ganz so obsessiv rhythmusbetont, aber sehr gut gespielt.

    Nur der 4. Satz fällt ab, er wirkt wie unter Zeitdruck schnell noch angehängt, ohne Power, symptomatisch die beiden abschließenden D-Dur Akkorde unsauber und nicht zusammen. Das auf der CD noch enthaltene Streichsextett op. 10 lässt bei der Intonation etwas zu wünschen übrig. Zum Kennenlernen des Reperoires kann man die CD aber empfehlen.


    Alma Quartet

    klanglich sehr gut, Intonation durchschnittlich. Eine Marotte geht mir völlig gegen den Strich:

    Häufig werden in den schnellen Sätzen (hier Nr. 2 + 4) kleine Verzögerungen vor einem Taktstrich oder vor einem Auftakt eingefügt, wodurch viele Phrasen, Themen oder Entwicklungen zu plumpen, sinnlosen Einzelteilen zerstückelt werden. Gelegentlich stolpern die Musiker noch über ihre Angst vor zu großer Motorik. Nee Leute, auch wenn diese Verzögerungsmode gegenwärtig weit verbreitet ist, sollte man sich genau überlegen, wo sie eventuell passt und wo nicht.


    Aron Quartet habe ich nicht gehört. Kann ich mir vermutlich sparen?

    Ich habe unser Quartett der Woche jetzt ein paar mal gehört. War auch überrascht, wie modern das ist. Der Schlusssatz macht mir in dem Sinn zu schaffen, dass ich ihn ziemlich reizlos finde.

    Vielleicht liegt es auch an den Aufnahmen, die du gehört hast? Das Amadeus Quartett kannst du getrost ad acta legen. Der Cellist ist in der Passacaglia mit seinen vier Tönen überfordert, tut mir leid das so sagen zu müssen. Ansonsten erwähntest du noch das Philharmonia Quartet Berlin. Das ist o.k., aber noch nicht das Ende der Fahnenstange.

    Gerade der Schlusssatz hat mich in der Interpretation des Sorrel Quartet süchtig gemacht. Es kostet ja nichts, das mal bei Spotify anzuhören.


    Hier stimme ich dir ausdrücklich zu:

    Ich würde es aber als sehr merkwürdig empfinden, wenn man eine Oper hören muss, um ein Quartett mit Verständnis zu hören.

    Ich kenne die Oper auch nicht (bin kein Opernhörer, mit wenigen Ausnahmen, v.a. Janacek). Ob mir dadurch etwas zum Verständnis des Streichquartetts fehlt, weiß ich nicht und ist mir auch egal. Wenn mich ein Werk aus sich selbst heraus so in seinen Bann schlägt, nehme ich gern in Kauf dass mir möglicherweise irgendwas entgeht.

    Interessant. Die Schwächen der anderen (kannst Du evtl. gegenhören?) sind mir überwiegend im Scherzo aufgefallen.

    mach ich bei Gelegenheit. Ich könnte mir vorstellen, dass im Scherzo eher das Zusammenspiel und die rhythmische Prägnanz eine Herausforderung ist, was Doric frappierend gut im Griff hat.

    Gestern noch Korngolds tolles drittes Quartett mit dem Doric String Quartet:

    Wie schwer das Zeugs zu spielen ist, hört man im Vergleich der Doric-Aufnahme mit jener des Flesch Quartet und erst recht der des Aron Quartet

    Dann hörte ich heute noch diese Empfehlung von Braccio. Jau, auch ein tolles Werk.

    Zur Frage Intonation bzw. Schwierigkeitsgrad komme ich zu einer etwas anderen Schlussfolgerung:

    Am schwersten ist sicherlich nicht der 2. Satz (Scherzo) sondern der 3. und 4. Satz, und die bewältigt das Doric hervorragend.

    Der 3. Satz steht in es-Moll, das ist so ziemlich die übelste Tonart für Streicher, und im 4. Satz sind die zahlreichen Unisono-Passagen eine heftige Bewährungsprobe, die grandios gemeistert wird.


    Wo das Doric String Quartet offensichtlich unter seinem Niveau bleibt, ist der 1. und 2. Satz. Hauptsächlich ist es die 1. Violine, die gerne zu hoch intoniert, selbst in dem wienerischen Trio in E-Dur, was ja keine schwierige Tonart ist. Keine Ahnung, was da schief gelaufen ist. Die Korngold-Aufnahme (2010) war der Beginn der Zusammenarbeit mit Chandos. Irgendwer hat da eventuell nicht auf die Intonation aufgepasst. Sehr schade.