Seit nunmehr 45 Jahren liebe ich Brahms, insbesondere die Kammermusik; die Streichquartette empfand ich allerdings immer ein wenig als Fremdkörper in seinem Schaffen. Das erste mag ich nach wie vor gar nicht, mir zu sehr gewollt Beethoven-like. Zu Nr. 3 und besonders Nr. 2 konnte ich so etwas wie Liebe entwickeln, habe aber letzteres schon zu oft gehört um noch Interesse an neuen Aufnahmen zu entwickeln.
Jetzt kommt dieser Thread daher, der mir schon so manche neuen Erkenntnisse und Revidierungen meiner bisherigen Meinung eingebrockt hat... also ein paar Versuche:
Cuarteto Casals - technisch wie immer perfekt aber ziemlich trockene Angelegenheit.
Cuarteto Ciroga - ähnlicher Ansatz wie Casals, weniger intonationsgenau, was eigentlich egal ist, kann man auch mögen.
Vertavo Quartet - etwas übertrieben expressiv, doch durchaus sympathisch. Allerdings stören mich die vielen rhythmischen Verzerrungen, besonders im 3. Satz (nach aktueller Mode setzen neue Phrasen gerne mit Verzögerung von 1/8 bis 1/4 ein, so dass der mitzählende Hörer ständig mit 3½/4 Takten u.ä. zu kämpfen hat, danke nein).
[dass ich mir das Emerson Quartet gar nicht erst anhöre, muss ich glaubich nicht extra erwähnen...]
schließlich und endlich:
Auryn Quartet - zum ersten mal seit Jahrzehnten wieder Gänsehaut bei dem Stück, wow! Die Leute fühlen einfach brahmsisch. So will ich das haben.
Beim Artemis Quartet habe ich die Erfahrung gemacht, dass ihnen Brahms zwar liegt und Konzertmitschnitte sagenhaft gut waren, aber bei den CDs wieder der typische Durchstrukturierungsfimmel zuschlägt und Brahms' flow kaputtmacht. Für mich unerträglich, weil vermeidbar und jammerschade.
Khampan