Beiträge von Khampan

Am 12. Dezember wird eine neue Forensoftware installiert. Die Arbeiten dauern voraussichtlich etwa eine Stunde und werden zwischen 13:00 und 18:00 Uhr stattfinden. Für die Dauer der Installation wird das Forum nicht verfügbar sein!

    Auch eine Stereo-LP-Seite galt ab 15 Minuten schon als "voll". Je weiter innen die LP beschrieben wird, umso schlechter ist die Klangqualität (Höhenabfall wegen geringerer Geschwindigkeit). Längere Spielzeiten wurden also eher vermieden, mehr als 20 Minuten konnten eigentlich immer nur durch eine Reduzierung des Pegels erreicht werden. Dagegen galt es in der Schellackzeit als völlig normal, einen Satz auf mehrere Seiten zu verteilen, was ja auch im späteren LP-Zeitalter noch vereinzelt so gehandhabt wurde (obwohl auch pegelreduziertes bis-zur-letzten-Rille-vollpressen möglich gewesen wäre)


    Gerade habe ich nochmal die oben erwähnte Webseite "Eroica Project" durchforstet.
    "http://grunin.com/eroica/?page=durations.asp"


    Demnach war die erste - und lange Zeit einzige - Einspielung mit Wiederholung vom Januar 1930: Mengelberg, New York P-S
    Erster Satz 17:30 mit Wiederholung, das ist ein Tempo im Mittelfeld. Beides deutet eher auf keine äußerlichen Zwänge bezüglich der Spielzeit hin.


    Gruß,
    Khampan

    hm, ob die Schallplatte tatsächlich eine Mitschuld trägt, daüber wüßte gerne näheres. Gibt es irgendwelche Aufzeichnungen über die Wiederholungspraxis bei Aufführungen?


    Zu Beethovens Zeit hat der englische Dirigent (? Musikwissenschaftler ?) Nicholas Temperley penibel Spieldauern gestoppt und buchgeführt ob "all repeats played as marked" waren:
    Nicholas Temperley, "Tempo and repeats in the early nineteenth century"
    Habe ich vor langer Zeit gelesen, leider nicht griffbereit. Demnach begann der Schlendrian (vereinzelt!) schon damals, wäre also denkbar wenn er hundert Jahre später endgültig gesiegt hätte, noch bevor die Schallplatte den Rest erledigen konnte.


    Sicher ist allerdings, daß beispielsweise die Goldberg-Variationen regelmäßig so zurechtgestutzt wurden und noch werden, daß sie bequem auf das jeweilige Medium passen.


    Gruß,
    Khampan

    Ich wäre auch vorsichtig, Interpreten wie Walter oder Furtwängler ohne weiteres ein Weglassen der Wdh. aus bloßer Tradition zu unterstellen.

    warum sonst sollten sie beim Studium der Partitur zu einem anderen Ergebnis gekommen sein als Bernstein, Giulini etc.?
    Faulheit?
    "Tradition" allerdings in dem Sinne, als es damals eben modern war, Beethovens Werke aus dem romantischen Geist des Musikdramas heraus zu verstehen. Daß es absolut nicht auf philologische Korrektheit ankam, sieht man auch an den zahlreichen Instrumentationsretuschen, die ebenso erst in jüngster Zeit wieder (außerhalb HIP sehr zögernd) rückgängig gemacht werden.

    So hat meines Wissens Beethoven wohl zwischenzeitlich erwogen, auf die Wdh. im Kopfsatz der Eroica zu verzichten und eine Vermutung, warum er sie dann beibehalten hat, ist, dass durch die doppelte Wdh. die sehr umfangreiche Durchführung und massive Coda besser balanciert werden. (Angesichts des ungewöhnlich langen und komplexen Satzes ist freilich auch ein zweifaches Hören des exponierten Materials hier besonders naheliegend.)

    So ähnlich müssen Beethovens Erwägungen gewesen sein, als er sich nach den ersten Aufführungen nebst anderen Änderungen dazu entschloß, eine Expositionswiederholung einzufügen, die er - Achtung - zunächst gar nicht vorgesehen hatte. Durch seinen Bruder läßt er dem Verlag Härtel mitteilen:


    "Mein Bruder glaubte anfangs, ehe er die Simpfonie noch gehört hatte, sie würde zu lang seyn, wenn der erste Theil des ersten Stücks wiederholt würde, aber nach öfterer Aufführung derselben fand es sich, daß es sogar nachtheilig sey wenn der erste Theil nicht wiederholt würde."


    Daß die Wiederholung nachkomponiert ist, merkt man übrigens dadurch, daß die Übleitungen der entsprechenden Formteile (Expo - Whg / Expo -Dfg. / Reprise - Coda) hier lockerer aufeinander bezogen sind als sonst bei Beethoven, mithin in keines seiner sonstigen Schemen paßt. Das Streichen der Eroica-Wiederholung würde also nicht zu irgendwelchen (wie ich es nenne) Kollateralschäden führen, wie sonst eigentlich immer. Trotzdem wäre sie laut Beethoven "nachtheilig".


    Gruß,
    Khampan

    Zu Bernds Bemerkung möchte ich noch was ergänzen:

    Ich behaupte mal, dass inzwischen (und seit vielleicht 10-20 Jahren) viel mehr Wiederholungszeichen beachtet werden als noch in den 60ern oder 70ern. Das hängt m.E mit einer verstärkten Beschäftigung mit philologischen Problemen durch die Interpreten zusammen - oder, genauer gesagt: mit einer veränderten Gewichtung des Respekts vor philologischen Kriterien gegenüber der "Freiheit des Interpreten".

    Ich habe die Entwicklung aufmerksam verfolgt, das ist so richtig. Der letzte "große" Dirigent, der die Fahne "Wiederholung? Nur wenn ich gerade Lust habe" hochgehalten hat, war Karajan. Anhand einer Statistik aller Eroica-Aufnahmen kann man die Entwicklung schön verfolgen (Hilfe, neuerdings gibt es wieder Aufnahmen ohne Wiederholung): "http://grunin.com/eroica/?page=durations.asp"


    Das ist auch, aber nicht nur durch die HIP-Bewegung angestoßen worden und beschränkt sich natürlich nicht nur auf das Problem der Beachtung von Wiederholungszeichen.

    Überraschenderweise hatten die ersten Dirigenten, die zuerst bei Beethoven, dann mehr und mehr auch bei Brahms die Wiederholungen befolgten, mit HIP wenig bis gar nichts zu tun: Bernstein, Solti, Giulini, Muti, Abbado.
    Das zeigt, daß es genügt, sich mit den Partituren auseinanderzusetzen, um zur richtigen Erkenntnis zu kommen. Der historische Aspekt ist gar nicht nötig.


    Lieben Gruß,
    Khampan

    jau, das frage ich mich auch oft.
    Corelli, Vivaldi...
    nicht zu vergessen Tschaikowsky, der etwa in seinem Klaviertrio mindestens jede zweite Phrase einmal wiederholt, oder Janacek...


    "Nur" das Wiederholungszeichen auszustreichen ist eben so verdammt einfach, das kriegt jeder hin. Andere Binnenwiederholungen zu streichen, zumal wenn sie ausgeschrieben sind, erfordert schon mehr Gehirnschmalz bzw. Aufmerksamkeit, das läßt man besser zähneknirschend bleiben... Die Kollateralschäden einer gestrichenen Wiederholung beseitigen... ja wo kämen wir da hin, da müßte man ja in den Notentext eingreifen.


    Khampan

    César Franck ist mit seiner d-moll-Sinfonie einen experimentellen Weg gegangen: Die Exposition transponiert er (um eine Quinte vermute ich hier ohne Noten zur Hand zu haben, also nach a-moll, also nicht in der Dominanttonart A-Dur) und schreibt sie als transponierte Wiederholung voll aus.

    Die Wiederholung ist in f-Moll. Geniale Idee.
    Eine Vorahnung von diesem Verfahren bekommt man schon in Beethovens Appassionata: an Stelle der Wiederholung erscheint der Satzanfang in Fes-Dur (statt f-Moll), für damalige Hörgewohnheiten muß das ein Schlag ins Gesicht gewesen sein.


    Aber auch hier (Appassionata 1. Satz, ohne Whg.)) gilt: wenigstens wird das Anfangsthema am Beginn der Durchführung deutlich und komplett wiederaufgenommen, als Ersatz für die Wiederholung.
    Gestrichene Wiederholungen erkennt man häufig daran, daß diese Rückbesinnung fehlt, das Durchführungsgetümmel zu unmittelbar hereinbricht.


    Khampan

    Aber das spricht ja nur für die immer noch junge Künstlerin, nur die CD-Einspielung wäre wohl etwas später, nach noch mehr Konzertpraxis noch besser geworden, doch dem standen wohl Gesetzmäßigkeiten des Musikbetriebs im Wege.


    es gibt da eine ganz doofe Gesetzmäßigkeit:
    Eine CD-Aufnahme ist die beste Probe für die darauf folgenden Konzerte
    :troest:

    Zitat

    Und wenn ich eine Wiederholung nicht aus didaktischen Gründen brauche („Noch mal, bitte, ich hab´s nicht mitbekommen!“), dann dient sie vielleicht im weitesten Sinn einem anderen Zweck. Bei dieser Gelegenheit fällt mir der olle Heraklit mit seinem Spruch „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen“ ein. Die Frage wäre also: Ist die Exposition schon allein dadurch, dass ich sie ein zweites Mal höre, nicht mehr dieselbe?


    Danke Tharon, das ist ein ganz wesentlicher Punkt.
    Bei Heraklit heißt es ja weiter sinngemäß: beim zweiten Mal sind wir jemand anders, und das Wasser ist ein anderes.
    Auf die Wiederholung übertragen: der Hörer hört anders, und der Spieler spielt anders (sollte er jedenfalls...).
    Auch wenn der Notentext unverändert nochmal gespielt wird, reagiert ein (guter) Musiker ganz automatisch immer auf das was er vorher gespielt hat (ebenso was er nachher zu spielen beabsichtigt): eine Betonung, die beim erstenmal ein wenig zu sanft ausgefallen ist, wird er beim zweiten Mal extra deutlich spielen (und umgekehrt), eine leichte Verzögerung beim zweiten Mal entweder deutlich stärker oder schwächer machen, eine kleine Flüchtigkeit durch gesteigerte Aufmerksamkeit kompensieren etc. etc., jedenfalls wird es niemals das gleiche nochmal sein.
    Daher auch mein Entsetzen angesichts kopierter Wiederholungen.
    Bei meinen Untersuchungen mittels simplem Wellenformvergleich werden viele der Unterschiede sofort visualisierbar: unterschiedliches Tempo (überwiegend 2. Mal schneller, aber durchaus nicht immer; manchmal komplett unterschiedliche Tempodramaturgie, z.B. 1. Mal langsamer werdend, 2. mal beschleunigend), unterschiedliche Dynamik, völlig unterschiedliche Dauer von Fermaten oder kleineren Verzögerungen.


    Ich bin mir völlig im Klaren, daß die typischen Umstände einer modernen Musikproduktion hier ein großes Risiko bergen: Wo es den Musikern und dem Produzenten primär darauf ankommt, ein in jedem Takt perfekt zusammengeschnittenes Ergebnis zu erzielen, werden die beiden Versionen allzu leicht gegeneinander austauschbar, wenn nicht ohnehin sich so ähnlich, daß man gleich zum Kopieren übergehen kann. Für mich ist damit die Logik auf den Kopf gestellt.
    Auch wenn ich nach dem bisherigen Stand meiner Statistik versichern kann daß dieses perfektionistische Extrem (glücklicherweise) nicht der Normalfall ist, kann ich alle gut verstehen, die sich ein gesundes Mißtrauen gegenüber dem Kunstprodukt CD erhalten haben und soweit wie möglich nur Livemitschnitte hören.


    Bisher war das sozusagen die hörpsychologische Begründung, warum eine vorgeschriebene Wiederholung ausgeführt werden muß.


    Ich muß immer wieder auf die weiteren Gründe hinweisen:


    - Formaler Aufbau im historischen Kontext:
    es ist zwar richtig, daß die Wiederholung allmählich im Lauf von 100 Jahren außer Mode gekommen ist, aber die Schlußfolgerung, daß die Endform ohne Wiederholung nun die "richtige" Form ist und man rückwirkend auch Beethoven so interpretieren dürfe, finde ich ausgesprochen fragwürdig. Ich möchte eben hören, wie sich Beethoven auf ältere Vorbilder bezieht, wenn er z.B. die zweite Wiederholung beibehält. Und ich möchte hören, wie sich Brahms auf Beethoven bezieht, wenn er die Exposition wiederholt. Zumal er oft dann, wenn er dies nicht tut, wenigstens eine kleine "Entschuldigung" einfügt (schönstes Beispiel die Scheinwiederholung in der 4. Sinfonie) - wie soll man diese Entschuldigungen verstehen, wenn man sonst nur die verstümmelten Versionen ohne Wiederholung kennt?!


    - Motivische Zusammenhänge an den Übergängen der Formteile:
    die von Beethoven entwickelte Technik der variierten Überleitung arbeitet in den meisten Fällen nach dem immer gleichen Schema:
    a) Exposition -> Wiederholung = Grundform des Überleitungsmotivs
    b) Exposition -> Durchführung = 1. Variation des Überleitungsmotivs
    c) Reprise -> Coda = 2. Variation des Überleitungsmotivs
    die 2. Variation kann meist nicht logisch aus der 1. Variation hergeleitet werden, d.h. ohne die gespielte Wiederholung wird die Überleitung zur Coda unverständlich. Einfachstes Beispiel op. 130 habe ich bei Tamino mal eingestellt, ich könnte noch -zig weitere anführen.
    Es ist klar, daß ein Wiederholungshasser sich nicht um diese Zusammenhänge schert (scheren darf). Mir wird in diesem Zusammenhang unterschwellig gerne ein allzu großer Formalismus vorgeworfen (ich nehms dir nicht übel, Bernd, kenn das ja schon). Erhellend fand ich die Reaktion von unser aller geliebtem Tamino Loge: "vielleicht ein bisschen zu konstruiert" ...über ein "analytisch" hätte ich mich noch gefreut.
    Im übrigen, auch wenn ich vom Typ eher ein analytischer Hörer bin, heißt das nicht automatisch daß ich weniger emotional höre als andere. Ich finde es nur wesentlich einfacher, über logische Sachverhalte zu schreiben und zu diskutieren als über rein emotionale Aspekte.


    ...


    Wo bleiben die Gründe für das Streichen von Wiederholungen?
    Rein emotionale Aussagen wie "finde ich langeweilig" sind mir dann doch etwas zu dürftig. Auch genügt mir nicht der Hinweis auf viele noch so gute alte Aufnahmen mit fehlenden Wiederholungen. Für mich wären sie mit Wiederholung überzeugender (und manches zu langsame Tempo wäre vielleicht so nicht gewählt worden...).
    Das einzige stichhaltige Argument kam bisher von Christian Köhn: sinngemäß gesagt, muß man dem Interpreten soviel Freiheit zugestehen, daß er nur das spielt wozu er dramaturgisch zu überzeugen sich in der Lage sieht. Dies gilt vor allem im Bezug auf die Konzertsituation (Länge, Zuhörerschaft, Programmzusammenhang), unter Umständen auch für Aufnahmen.
    Gegen Christians Hinweis auf die manchmal problematische zweite Wiederholung im Sonatensatz habe ich zudem keine so starken Einwände, da der oben erwähnte motivische Zusammenhang der Überleitungen hier i.d.R. nicht gilt. Trotzdem - als Gradmesser für die dramaturgische Stringenz einer Interpretation freue ich mich immer über die zweite Wiederholung (niemand braucht sich zu schämen, wenn er Grigory Sokolov nicht ganz das Wasser reichen kann).


    :wink:
    Khampan

    Chinesische und japanische Schriftzeichen kann ich nicht lesen - vielleicht lässt sich über die .cn und .jp-Seiten noch mehr Differenz rausholen? Amazon Kanada bietet offenbar gar keine Downloads an.

    Amazon Japan bietet anscheinend auch keine Downloads an. Jedenfalls wird weder auf den Produktseiten noch bei der Suche nach "Format" etwas derartiges angezeigt.


    Von Asahina gibt es übrigens auch eine Aufnahme mit dem Osaka Philharmonic Orchestra, gesehen bei Amazon Jp.
    Zur Erleichterung der Suche nach "Asahina Takashi" auf japanisch: 朝比奈隆


    Gruß,
    Khampan

    Die Wiederholungsfrage lässt mich generell ziemlich kalt. Wenn ein Künstler besonders mitreißend spielt/dirigiert, kann ich es schade finden, keine Wiederholung zu hören, aber im Vordergrund stehen dann für mich andere Aspekte der Interpretation, die mich eben - - mitreißen! Und eine tendenziell langweilige Gestaltung wird durch erfolgte Wiederholung noch langweiliger! Insofern trägt die Diskussion über dieses Thema für mich als Hörer einen eher akademischen Charakter...


    Und als Bezirksliga-Interpret :schaem: richte ich mich in diesem Punkt eh immer wieder nach der Zeit, die je nach Situation geschunden oder eingespart werden soll :schaem: :schaem: .

    Das sicher ein wichtiges Argument.
    Mit Christian Köhn habe ich mich ja schonmal darauf verständigt, daß man auch in der Oberliga mal auf eine Wiederholung verzichten kann, aus Sorge, die Zuhörer zu überfordern.
    Das sollte aber nicht für CD-Aufnahmen gelten.
    Hier würde ich den Spieß geradezu umdrehen: Wer es nicht schafft so spannend zu spielen, daß ich die Wiederholung mit Genuß hören kann, :stumm:


    Khampan

    Irgendwann (Romantik) wird nur noch gespielt, was in den Noten steht (aber sicher weiß ich auch das nicht). Parallel dazu schreitet aber die Tendenz voran, die Wiederholung der Exposition in der Sonatenhauptsatzform ganz abzuschaffen. Das macht schon Beethoven ab einem bestimmten Moment. Brahms lässt in aller Regel noch wiederholen. Liszt (h-Moll-Sonate) nicht mehr.

    Da sind gleich mehrere Ungenauigkeiten aufgereiht, die einer Korrektur bedürfen:


    - Verzierung und Wiederholung haben weniger miteinander zu tun, als hier suggeriert wird. Auch ein nicht wiederholter Abschnitt wurde (zu Zeiten und Orten wo dies üblich war) verziert/variiert. Spätestens ab Beethoven gehört eine Auszierung nach heutigem Verständnis nicht mehr dazu, jedoch kann man sich gerade bei einem fürs freie Fantasieren berühmten Pianisten/Komponisten wie ihm schwer vorstellen, daß er bei seinen Wiederholungen nichts verändert hat (auch wenns nur die Intensität seiner Sforzati, Länge von Fermaten etc. ist - in dem Zusammenhang wäre auf den groben Unfug von kopierten Wiederholungen hinzuweisen)


    - Die Abschaffung der Expositionswiederholung ist ein ganz langsamer Prozess, der sich über mindestens ein Jahrhundert hinzieht:
    Schon vor Beethoven gibt es Sonatenhauptsätze ohne Wiederholung, und zwar regelmäßig bei Ouvertüren. Mozart hat darüberhinaus z.B. in der Haffner-Sinfonie die Wiederholung ausgestrichen.
    Beethoven hat fast von Anfang an mit der Form experimentiert. Ab der mittleren Schaffensperiode gibt es zunächst vereinzelt Sonatenhauptsätze ohne Wiederholung (Appassionata, Streichquartett op. 95), im Gegensatz dazu stehen noch beim späten Beethoven Wiederholungen selbst in Sätzen, in denen die Sonatenform stark aufgeweicht ist (Streichquartett op. 130). Noch in op. 135 gibt es im Finale eine erste und zweite Wiederholung, die zweite allerdings als einzige in Beethovens Oeuvre freigestellt, .
    Nebenbei: im Gegensatz zu den Sonatenhauptsätzen variiert Beethoven bei Menuett- und Scherzo-Sätzen sehr früh die Wiederholungen und/oder das Da capo - aber auch hierzu wieder das Gegenbeispiel 9. Sinfonie, wo die Variation einzig im Umfang der Wiederholungen besteht.


    Der ausgesprochene Revoluzzer Berlioz bringt in der Sinfonie fantastique eine Expositionswiederholung. Brahms behält zum allergrößten Teil die Wiederholung bei (in den Violinsonaten 1+2 nutzt Brahms die Möglichkeit des Stimmentausches zwischen den beiden Instrumenten, um eine Quasi-Wiederholung anzudeuten), in der 4. Sinfonie ist sie ersetzt durch eine 8taktige Scheinwiederholung - ein deutlicher Hinweis darauf, daß auf die echten Wiederholungen in Nr. 1-3 nicht verzichtet werden kann.
    Keine Wiederholungen bei Bruckner, aber - Überraschung - bei Mahler in der 1. Sinfonie (allerdings keine Sonatenauptsatzform) und in der 6. (Sonatenhauptsatzform).


    Danach hat die Expositionswiederholung anscheinend tatsächlich ausgedient. Konsequenterweise wurde die ältere Musik "modernisiert", indem z.B. die aufwendigeren Expositionswiederholung bei Beethoven gestrichen wurden... Erst in jüngster Zeit hat ein gewisser Khampan gezeigt, daß durch diese Striche in aller Regel motivische oder harmonische Ungereimtheiten entstehen, die eigentlich nicht hinnehmbar sind.


    :wink:

    bin gerade in herbstlicher Stimmung



    Toru Takemitsu:
    Autumn
    A Way A Lone II
    I Hear The Water Dreaming
    Twill By Twilight
    (nur wegen des Bildes hier die SACD-Version gewählt. Auch als CD/Download verfügbar)


    Ich bewundere Takemitsus Arbeitshaltung (gelegentlich gelingt es mir, sie nachzumachen)


    Khampan

    ... wird jetzt auch die bisher immer hochpreisige Gesamteinspielung der Beethoven-Streichquartette mit dem Emerson String Quartet für einen vertretbaren Preis angeboten (bei jpc für 36 €, bei Amazon für 47 € annonciert). Die Interpretationen haben überschwängliches Lob und auch einige Ablehnung erfahren. Ich finde sie mit gewissen Einschränkungen ziemlich gut. Wenn man sich wirklich eine Gesamteinspielung anschaffen will, würde ich sie in Erwägung ziehen. Die Juilliards sind nämlich gerade mal wieder vom Markt verschwunden, und die preislich ähnlich gelagerten oder etwas billigeren Boxen mit ABQ, Guarneri und Gewandhaus haben mindestens ebensoviele Macken wie die Emersons.

    Anmerkungen eines Wiederholungsfanatikers dazu:
    Die Expositionswiederholungen sind bei den Emersons grundsätzlich zu weit über 50% kopiert, häufig genau bis zum Doppelstrich - ist es für die Interpretation eines bestimmten Taktes wirklich egal, in welcher von zwei Richtungen es nachher weitergeht?
    Gewandhaus-Quartett - kurioser Sonderfall: nur die Wiederholung in op. 130, 1. Satz, wird nicht gespielt, sonst alle vorgeschriebenen, sogar die seltene zweite Wiederholung in op. 59/2, 1. Satz (ein Kaufgrund). Jedoch: in op. 18 sind die Wiederholungen zu fast 100% kopiert (ein Grund, diese preisgünstige Box zu boykottieren).
    ABQ stört sich grundsätzlich an Wiederholungen. Außer bei op. 130 weiß ich aber nichts genaueres.


    Das Guarneri Quartet kommt stellenweise etwas altväterlich daher, ist aber noch guter Durchschnitt und macht wenigstens keinen Blödsinn.


    Khampan

    Bestellt man über amazon bei MEDIMOPS eine CD so wird nach 1-2 Tagen der Versand mit der Post mitgeteilt, sodass man die CD dann spetestens nach 1-2Tagen erhalten sollte. Die POST-Laufzeit liegt in der Regel in Deutschland bei 1Tag; längstens 2 Tage !
    ?( Was nun nervt, das man etwas laut Ankündigung erwartet und die CD kommt gar nicht. MEDIMOPS scheint eine sehr langsame Logistik zu haben, den mehrfach wiederholt kommt die Ware dann erst 5-7 Tage nach der Versandnachricht. Die CD wurde auch laut poststempel erst 1Tag zuvor abgesendet. So nicht ! Das nervt !

    ein klarer Verstoß gegen die Amazon-Richtlinien.
    Neuerdings erhält der Marketplace-Verkäufer von Amazon sein Geld erst dann gutgeschrieben, wenn der Versand bestätigt ist. Wer sich dafür mehr als zwei Tage Zeit läßt, bekommt bereits eine "verspätet"-Warnung. Ziel war unter anderem, genau so ein Verhalten wie das von Medimops zu verhindern (und die Verkäufer loszuwerden, denen nach ein paar Wochen einfällt, daß sie gar nicht liefern können).
    Also in so einem Fall immer in der Bewertung auf die Schummelei hinweisen, oder direkt an Amazon melden.


    Khampan

    Afanassiev

    Afanassiev hat die Waldszenen m. E. regelrecht zerstört (so mein letzter Eindruck, müsste ich aber mal wieder hören)

    an dieser Beobachtung ist schon was dran. Afanassiev zerstört die Idylle, die gerne mit den Waldszenen assoziiert wird. Nicht umsonst sind sie bei ihm mit Kreisleriana verknüpft, die er auch literarisch bereits in der Irrenanstalt spielen läßt (sein Theaterstück ist im Booklet abgedruckt) - mein Lieblingsstück aus dieser CD ist der letzte Satz der Kreisleriana, wo bei extrem langsamem Grundtempo in den Zwischenabschnitten der Rhythmus regelrecht zu torkeln anfängt.


    Auch in den Waldszenen hört man einen ständig strauchelnden, ja existenziell bedrohten Waldgänger. Das gehört zum Konzept Afanassievs, man mag es künstlich inszeniert finden, aber konsequent umgesetzt ist es.


    Ich schlage vor, den angefangenen Thread zu den Konzerten (TWV 51-54) auf alle Konzerte zu erweitern.
    Allzuviele Aufnahmen dürfte es wohl nicht geben, zumindest würde ich keine größere Unübersichtlichkeit befürchten, als wenn mehrere parallele Threads zu den Konzerten gestartet werden, von denen einige nicht näher mit TWV-Nummern spezifiziert werden können.


    Dieses Problem stellt sich z.B. bei einer CD, die ich schon mal im Andrew-Manze-Thread empfohlen habe, mit folgenden Werken:


    Konzert für Flöte, Oboe d'amore, Viola d'amore, Streicher u. B.c. E-dur
    Konzert für Flöte, Violine, Streicher u. B.c. e-moll
    Konzert für Flöte, Streicher u. B.c. D-dur
    Konzert für Streicher u. B.c. Es-dur
    Konzert für Flöte, Chalumeau, Oboe, 2 Kontrabässe, Streicher u. B.c. G-dur


    (Man beachte besonders die Besetzung des letzten Konzerts - ebenso fantastisch wie drollig!)
    Im ansonsten sehr informativen Booklet finden sich keine Hinweise zu irgendwelchen Werknummern oder Jahreszahlen, heißt wohl, es gibt auch keine. Als Quellen sind diverse Bibliotheken von Dresden bis Stockholm genannt.
    Wo sollte man diese (wirklich tolle) CD besprechen, wenn nicht in dem genannten Thread?


    Gruß,
    Khampan

    Alexandre Tansman

    Sehr schön Herr Algabal! Der ganze Tansman-Zyklus bei Chandos ist wunderbar. Ich mag diese Werk wirklich sehr gerne.

    bei der Gelegenheit höre ich wieder mal die einzige Tansman-CD, die ich besitze:



    Sinfonietta 1+2, Sinfonia piccola, Divertimento - allesamt dezidiert kleinere Werke, gefallen mir trotzdem ganz gut..., allerdings, wenn ich eure Schwärmerei über die (späteren?) Sinfonien lese, werde ich doch etwas neidisch. Den Chandos-Zyklus gibt's wohl nicht gesammelt als Box?


    Könnt ihr Tansman-Experten vielleicht mal den Versuch einer Einordnung unternehmen? Strawinsky... :shake:
    aber wo könnte man ihn inmitten der mehr oder weniger tonalen Sinfoniker des 20. Jh. hinstellen?
    Die beste Entdeckung in dieser Beziehung war für mich bisher Eduard Tubin, bin aber immer auf der Suche nach möglichen Konkurrenten.


    Gruß,
    Khampan

    Sorrel Quartet

    Ich höre mich kreuz und quer durch diese Box:



    Ja, das gefällt mir!

    das nehme ich erfreut zur Kenntnis. Hat sich mein seit T-Zeiten unermüdliches Werbetrommeln doch ein wenig gelohnt.
    In dem Zusammenhang muß ich wieder mal auf die drei Streichquartette von Britten hinweisen:


     


    Beide zählen zu meinen am häufigsten gehörten CDs.


    Khampan