Ich habe jetzt auch meine "Hausaufgaben" gemacht. Um die "drei neuen Wiener" mache ich meist einen ziemlich grossen Bogen, da hat bei mir nie ein Funke gezündet (mit ganz wenigen Ausnahmen). Das mag auch daran liegen, dass ich diese Musik nur selten höre. Braccios Wahl ist deshalb ein willkommener Anlass, von meinen Gewohnheiten abzuweichen. Ich war überrascht, dass mich dieses Werk viel weniger"abgestossen" hat, als ich erwartet habe, d.h. ich musste mich nicht zwingen zuzuhören. Ich war überrascht wie "effektvoll" diese Musik ist (Die echten Webernvereher werden diesen Ausdruck - zurecht - als unzureichend empfinden). Aber es ist Musik die ich nicht verstehe, wobei echtes Verstehen natürlich Vertrautheit voraussetzt. Und vertraut bin ich mit solcher Musik nicht (und werde es wohl auch nicht werden). Ich schätze allerdings bei Webern sehr, dass die Stücke kurz sind. Und das meine ich nicht sarkastisch. Oben wurde ja erwähnt, dass sie vom Hörer Konzentrations- und Merkfähigkeit verlangen. Und das geht halt leichter wenn's schnell vorüber geht. Aber emotional berührt haben mich diese Stücke nicht. Meine drei Aufnahmen (Juilliard 1950 & 1970 und LaSalle) habe ich möglicherweise zum ersten Mal gehört.
Beiträge von Abendroth
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The maestro who quit Seattle says he ‘felt threatened’ there - Slippedisc
Thomas Dausgaard dürfte mit der Seattle Symphony nun auch seinen Zyklus fertig haben. Bisher sind zwei CDs mit den Sinfonien Nr. 1-4 erschienen. Ich gehe davon aus, dass die beiden anderen Sinfonien auch bald veröffentlicht werden.
Von Thomas Dausgaard habe ich einige CDs hier, etwa die GA der Sinfonien von Hamerik, Langgaard und Schumann und die Carl Nielsen-Orchesterwerke. Er macht überall einen guten Eindruck, schauen wir mal. Er war in seiner Funktion als Dirigent relativ lange mit seinen Orchestern verbunden, etwa mit dem Schwedischen Kammerorchester von 1997-2019, dem Dänischen RSO (2001-2012), ist seit 2016 Chef des BBC Scottish SO und seit 2019 in Seattle tätig.
Ob der Nielsen komplett wird ist keineswegs sicher, werter Maurice.. Dausgaard hat nämlich mitten in der Saison "hingeschmissen" und wird seinen Vertrag, den er per e-mail kündigte, nicht erfüllen.
The maestro who quit Seattle says he ‘felt threatened’ there - Slippedisc
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Noch eine kurze Bemerkung zu Fauré: Werter Abendroth, ich bin mir nicht sicher, ob Du mich missverstanden hast
Ich glaube dich richtig vrstanden zu haben und fand deine Formulerung im gegebenen Kontext nicht missverständlich. Dass man das "auch" auch anders hätte (miss)verstehen können, war mir gar nicht aufgefallen.
ich meine aber, dass man seine Vorlieben und Abneigungen ein wenig begründen sollte
Deshalb habe ich ja mir selbst sozusagen vorgeworfen, ich habe ein negatives Vorurteil gegen die meiste frz. Kammermusik. Zum Vorurteil gehört ja das Begründungsdefizit. Aber ganz ohne Vorurteile können wir uns ohnehin nicht entscheiden, womit wir uns beschäftigen möchten. Wenn wir gut begründen müssten, warum wir ein Buch nicht lesen oder ein Musikstück nicht hören wollen, dann müssten wir uns ja eingehend damit beschäftigen.
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Ich will keineswegs Saint-Saëns generell schlecht machen. Ich will nicht einmal sein Quartett schlecht machen. Manches was er schrieb ist "unwiderstehlich". und hat zurecht Generationen überdauert (das 2. Klavierkonzert, Intro & Rondo Capriccio, Havanaise, u.a.). Aber in der "öffentlichen Wahrnehmung" rangiert vermutlich die Kammemusik (und die Musik für Soloklavier) hinter den Werken, denen Saint Saëns vor allem seine Bekanntheit verdankt.
Aber es ist vielleicht nicht uninteressant, dass gerade in diesem Jahr eine wenig bekannte Oper von ihm (Heinrich VIII) auf dem Programm der Brüsseler Oper stand. (Man kann die Aufführung integral auf Opera Vision sehen und hören:
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@ andrejo
Andrejo schrieb: "EDIT: Ach so, Faurés Kammermusik magst Du auch nicht? Zwing Dich mal ein bisschen - freundlich, aber keineswegs ironisch gemeint!"
Da ziehen wir am selben Strang, lieber Wolfgang! Wenn ich schreibe, dass ich Fauré widerwillig höre, dann meine ich ja damit gerade, dass ich mich ein bisschen zwingen muss. Und ich weiss aus Erfahrung, dass vieles, das ich heute sehr hoch schätze, keineswgs Liebe auf den ersten "Blick" war, sondern auch zunächst eher widerwillig zur Kenntnis genommen wurde.
".....und gerade Musik, die mir nicht sofort ins Ohr springt, will ich mir genauer anhören, wenn andere sie wertschätzen."
Dahinter stehe ich auch zu 100%, auch wenn es mir de facto aus unterschiedlichen Gründen nicht immer gelungen ist, alle vorgeschlagenen Stücke mir genauer (!) anzuhören.
Und über die oben erwähnten nie gehörten Franzosen wollte ich gar nicht negativ urteilen. Ich sage, offensichtlich habe ich ein negatives Vorurteil, da ich diese Komponisten so gut wie ganz ignoriert habe.
Und manche Saint-Saëns Werke liebe und schätze ich sehr: Das zweite Klavierkonzert und ganz gewiss auch diese beiden zurecht berühmten unglaublich charmanten Geigenstücke. Auch diesen berühmten Schmachtfetzen aus "Samson et Delila"....
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Ich will die Stimmung nicht verderben, liebe Quartettfreunde. Aber ich kann die Begeisterung für dieses Saint-Saëns Quartett nicht so recht teilen. Ich finde es gut, dass es vorgeschlagen worden ist, das schöne an diesem Faden ist ja auch, dass man sich mit Werken auseinandersetzt, die man anders vielleicht nie gehört hätte. Die Wahl ist gut, aber ist es auch das Quartett? Ich will gleich bekennen, dass ich um die meiste französische Kammer - und also auch Quartettmusik - meistens einen grossen Bogen mache. Ich habe da offensichtlich (negative) Vorurteile, denn wie ist es anders zu erklären, dass ich die Kammermusikwerke von Saint-Saens, d'Indy, Chausson, Lalo, Magnard nie gehört habe, und die von Fauré eher widerwillig (Der aufmerksame Leser bemerkt, dass der Name Franck fehlt.)
Nun wird man vielleicht sagen: "Aber dieses Saint-Saëns Quartett, das ist doch gar nicht so typisch französisch. Wurden in der Diskussion hier nicht Schumann, Mendelssohn, Beethoven als Geistesverwandte erwähnt?" (Ist das mit "Klassizismus" gemeint?) Wenn das mit Klassizismus gemeint ist, dann ist es gewiss nicht der Klassizismus der mich stört. Ich veruche mal so deutlich (und hart) wie möglich auszudrücken was ich meine.
Richtig, wenn man das "Molto Adagio" hört, dann denkt man sofort an den späten Beethoven. Und irgendwie hat man das Gefühl, dass Saint-Saëns sagt, hört mal zu, so was, was der Beethoven da in seinen späten Quartetten gemacht hat, das kann ich auch.
Nur, ....man merkt doch ziemlich schnell, dass er es gerade nicht kann. Man hat doch recht schnell das Gefühl (zumindest mir geht es so): das ist nur 2. Liga. Ich würde sagen, gerade weil Saint-Saëns den ganz Grossen nacheifert, ist es so auffällig, dass diese Musik doch viel weniger "inspiriert" ist, als beispielsweise Schumann oder Brahms.
Oder nehmen wir das Scherzo. Ist es für die musikalischen Gedanken, die es enthält, nicht etwas zu lange? Und dieses Fugato! Ist ihm denn nicht etwas Originelleres eingefallen? (Ah, der berühmte "Akademismus" Vorwurf!). Und der Schlusssatz ist von allem an schwächsten.
Am meisten sagt mir der Kopfsatz zu. Da steckt wirklich harte Arbeit dahinter (obwohl es nicht immer gut ist, wenn man das auch hört).
Vielleicht sind diese Bemerkungen nicht fair. Kurz bevor ich dieses Quartett der Woche zum ersten mal gehört habe, hatte ich gerade den Einfallsreichtum des 3. Quartetts von Schumann bewundert. Und seit zwei Tagen höre ich auf der vordersten Stuhlkante die Beethovenquartette mit Belcea. Das macht es vielleicht schwierig, Saint-Saëns gerecht zu werden.
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Zitat: "Jedes der vier Instrumente entfaltet in völliger Unabhängigkeit eine bestimmte ....":
Ich sag dazu mal was ganz gehässiges: Kein Wunder - wenn die eine Stimme nichts mit den anderen zu tun hat - dass der Mann so viele Werke komponieren konnte.
Ich habe vor Jahrzehnten einmal ein Milhaud Quartett im Konzert gehört (mit dem belgischen Arriaga Quartett, das vermutlich nicht mehr besteht.) Es wird nicht das Fünfte gewesen sein, denn ich habe in Erinnerung, dass es mir gefallen hatte. Die CD mit den beiden ersten Quartetten und denselben Interpreten habe ich wahrscheinlich damals gekauft.
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Ich habe 'Asrael' gestern mit K. Petrenko und den Berliner Philharmonikern gehört. Mir war's, als hätte ich mich in einer mir unbekannten Landschaft ohne Orientierungspunkte hoffnungslos verirrt.
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Suks Asrael Sinfonie wollte ich schon immer mal hören, aber hatte bis jetzt immer eine Ausrede, es hinauszuschieben. Jetzt gibt es einen guten Anlass. Ich habe auf CD die Aufnahme mit Talich und Radiomitschnitte mit K. Petrenko (Komische Oper Berlin), Flor (Malaysian), Hrusa (Bamberg?) und Mackerras (Tsch.Ph).
K. Petrenko gibt's auch mit "seinen" Berlinern in der Digital Concert Hall, für die ich gerade eine Wochenkarte habe.
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Bin zwar kein Fachmann. Aber auf ABruckner.com findest du den Fachmann, Algabal.. Und der sagt, dass Scrowaczewski die Nowak Ausgabe der 1877-er Fassung spielt. Das "rev." wird sich wohl dafrauf beziehen, dass Nowak in den 60-er Jahren die alten Haas Ausgaben aus den 30-ern überarbeitet hat.
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Bin zwar kein Fachmann. Aber auf ABruckner.com findest du den Fachmann, Algabal.. Und der sagt, dass Scrowaczewski die Nowak Ausgabe der 1877-er Fassung spielt. Das "rev." wird sich wohl dafrauf beziehen, dass Nowak in den 60-er Jahren die alten Haas Ausgaben aus den 30-ern überarbeitet hat.
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Was das Zielgerichtete betrifft: ich habe vor einiger Zeit gelesen, Bruckner habe immer mi Ideen zum Finale zu komponieren begonnen. (Natürlich weiss ich nicht mehr wo ich das gelesen habe.)
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Was das Zielgerichtete betrifft: ich habe vor einiger Zeit gelesen, Bruckner habe immer mi Ideen zum Finale zu komponieren begonnen. (Natürlich weiss ich nicht mehr wo ich das gelesen habe.)
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Es ist eigentlich bedauerlich, dass wir wissen, dass Smetanas geistige Fähigkeiten zum Zeitpunkt der Komposition schon stark vermindert waren. So soll er etwa gebeten haben, in den Opernlibretti Ensembleszenen zu vermeiden, da diese sehr viel Konzentration bei der Komposition verlangen. Und B. Fournier schreibt in seiner Geschichte des Steichquartetts, die Komposition des zweiten Quartetts habe Smetana enorm viel Mühe gekostet, er habe nie mehr als drei bis vier Takte in einem Zug schreiben können, und wenn er die Arbeit wieder aufgenommen habe, hätte er vergessen, was er bereits gechrieben hätte. Jedenfalls wissen wir, dass sich die Komposition sehr lange hingezogen hat. (Bd.II, S.65; ohne Quellenangabe).
Kann man das Quartett vorurteilsfrei hören, wenn man dies gelesen hat? Fournier vermeldet zwei Tendenzen in der Beurteilung: Man kann in dem Quartett, das auch nach Meinung seines Komponisten biographische Züge hat, ein Symptom der gravierenden gesundheitlichen Probleme Smetanas sehen, oder: die bewusste künstlerischen Darstellung der Schwierigkeiten. Die abrupten Stimmungswechsel und Tempowechsel könnte man dann entweder als kausal durch die Krankheit verursacht, oder als eine künstlerisch souveräne Darstellung der gesundheitlichen Probleme sehen. Fournier lässt keinen Zweifel, dass er selbst im 2. Quartett ein bedeutendes Kunstwerk sieht.
Als Studienobjekt käme beispielsweise der Einschub zwischen der Polka und der Dumka im 2. Satz in Frage, der ja jeden Bezug auf folkloristisches vermissen lässt (es reicht die ersten 2 Minuten zu hören).
Ich habe das Quartett, das für mich Neuland ist, jetzt auch mit dem Stamitz und dem Talich Qu. gehört und es gefällt mir von mal zu mal besser. Ich habe auch den Eindruck, dass die - im Vergleich zum Pavel Haas Qu. - weniger extravertiert-expressionistische Herangehensweise dem Quartett keineswegs schadet.
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Ansonsten nehme ich mal an, dass Du schon Recht hast mit der Krankheit, dass Abendroth vor allem oder vielleicht nur solches gemeint hat. Er kann noch bis Donnerstag widersprechen. Kleiner Scherz.
Ja, ich dachte an die Frage, ob und wie die Krankheit die Kompositionen beeinflusst hat.
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Andrejo schrieb:
"Insofern wäre der schwersthörige Smetana dann doch nicht mit Beethoven vergleichbar - oder sehr wohl ?!"
Nicht mit Beethoven .... aber (mit aller Vorsicht) vielleicht mit Schumann.
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Das Streichquartett der Woche war auch Musikstück der Woche beim SWR. Auf der website kann man eine Live-Aufnahme mit dem Pavel Haas Quartett herunterladen.:
Bedrich Smetana: Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 2 d-MollBedrich Smetana: Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello Nr. 2 d-Moll Satzbezeichnungen: Allegro, Allegro moderato-Andante cantabile, Allegro non più…www.swr.de -
Selbstverständlich suchen und (emp)finden nur Milchmädchen biographische Bezüge zwischen Komponisten und ihren Werken, deswegen halte ich mich von solchen Versuchen ein für alle mal fern. Also öffentlich auf jeden Fall.
Dann ist ja Smetanas erstes Quartett explizit für Milchmädchen geschrieben! Und ich erinnere mich an ein Zitat Smetanas (muss suchen wo), sein zweites Quartett knüpfe an das erste an, sei sozudagen dessen Fortsetzung. Dann müssten wir doch wohl auch einen Blick auf das Leben des alten Smetana werfen.
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Das Streichquartett der Woche wird, wie wohl schon hinreichend deutlich, Smetanas 2. Streichquartett, geschrieben 1883.
Das viersätzige Werk dauert ca. 18/19 Minuten.
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Die Aufnahme mit dem Smetana Quartett ist visuell besonders attraktiv aufgenommen.